BLKÖ:Cappellari, Bartholomäus Albert

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 275. (Quelle)
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Cappellari, Bartholomäus Albert mit dem Klosternamen Maurus (Papst Gregor XVI., geb. zu Belluno 18. Sept. 1765, gest. zu Rom 1. Juni 1846). Er ist von adeliger Abkunft und trat 1783 in S. Michele auf der gleichnamigen Lagunen-Insel bei Venedig in den Camaldulenser-Orden, wo er den Namen Mauro annahm. 1787 las er die erste Messe. Im J. 1795 ging er als Begleiter des Procuratore generale nach Rom und blieb seitdem daselbst. Im J. 1799 erschien von ihm das später wieder aufgelegte und auch übersetzte Werk: „Il Trionfo della Santa Sede e della Chiesa contro gli assalti de’ novatori, ribattuti e combattuti colle stesse lor’ armi“ (Rom 1799, letzte Aufl. Venedig 1836), deutsch übers. (Augsburg 1833, Kollmann, gr. 8°., mit Portr. u. 2 Bild.). Im J. 1805 wurde C. zu San Gregorio auf dem Coelius Abt seines Ordens, später Generalprocurator desselben. Am 21. März 1825 verlieh ihm Papst Leo XII. den Cardinalspurpur, am 2. Febr. 1831 [nach Dandolo irrig 1836) bestieg er den päpstlichen Stuhl. Der Aufstand in den Legationen brach um diese Zeit aus. Bald war er gedämpft und mehrere administr. Maßregeln folgten rasch. Im J. 1834 wurde mit der Herausgabe der Gesetze und Verordnungen des Kirchenstaats der Anfang gemacht, die römische Bank eingerichtet, dem Johanniterorden das an der Sixtusbrücke in Rom gelegene große Gebäude der Centopreti eingeräumt, wo derselbe nachmals sein Militärspital errichtete; auch wurden im genannten Jahre Lamennais„Paroles d’un Croyant“ verdammt. Das Decimalsystem bei den Münzen wurde durchgängig in Anwendung gebracht. – Im Jahre 1836 wurden für die Handwerker Abendschulen eröffnet; mit Mexiko und Neugranada diplomatische Verbindungen angeknüpft; die Differenzen mit der preußischen Regierung in Betreff der gemischten Ehen, denen im Sept. 1835 die Verwerfung der Hermes’schen Sätze vorausgegangen war, fanden im Jahre 1841 ihre befriedigende Lösung. – Größere Thätigkeit entwickelte das Jahr 1838, in welchem die vollständige Reorganisation des päpstlichen Heerwesens stattfand. Mit der Aequatorrepublik trat man in diplom. Verkehr. Während im Mai 1839, unter großem Zulauf aus der Nähe und Ferne, die feierliche Canonisation des Bischofs Alfonso de Liguori und Anderer stattfand, verdammte im December ein apostolisches Sendschreiben auf’s Neue den schon von früheren Päpsten verdammten Sclavenhandel. Im November hielt der Papst die Allocution über die Verhältnisse der Kirche in Lithauen und Weiß-Rußland. – Im J. 1841 setzte sich der h. Stuhl mit Chili Behufs der Ordnung der dortigen Kirchen in Verbindung. Im Herbst erkannte der Papst Dona Maria als Königin von Portugal an, welcher er im folgenden Jahre die goldene Rose sandte, während er Taufpathe ihres Sohnes [276] wurde. Mit Sardinien und Modena schloß er Verträge hinsichtlich der geistlichen Immunitäten und Gerichtsbarkeit. Während Frankreich wegen der Aufhebung der Jesuiten-Congregationen mit dem h. Stuhl unterhandelte, gewann dieser in Spanien allmälig besseres Terrain zur Stipulirung günstigerer Bedingungen für die Kirche.– Werfen wir nun auf die geistigen Geschäfte noch einen Blick, so hielt Papst Gregor 54 Consistorien ohne die öffentlichen, ernannte 82 Cardinäle und 755 Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe, während die Congregation der Propaganda, welcher die Besetzung der Missionen zusteht, 195 Erzbischöfe und Bischöfe ernannte. Der Zustand Roms hat sich, sowohl was Aeußeres als was Verwaltung und Polizei betrifft, unter ihm mit jedem Jahr verbessert; auf öffentliche Anstalten, Bauten, Ausgrabungen u. s. w. sind ansehnliche Summen verausgabt, für die Wiederbelebung des Ackerbaues in der Umgebung manche Anstalten getroffen worden; durch die Dampfschifffahrt auf der Tiber ward die Verbindung für den Handel erleichtert, wie denn überhaupt nach allen Seiten hin die Verbindungsmittel sich gemehrt und gebessert haben. In der Literatur ist namentlich das Antiquarische, Philologische und Kirchliche gefördert worden. Die Regierung Gregors XVI. gehört zu den segensvollsten Epochen des Kirchenstaates. Der h. Vater war höchst einfach in seinem Wesen und in der Lebensweise; er nahm von Allem selbst Einsicht, und bezeichnend für seinen Charakter ist die Antwort, die er gab, als man ihm eröffnete, eine seiner Verwandten wolle sich die Gnade erbitten, von ihm getraut zu werden: „Der Ortspfarrer macht es ebenso gut wie ich“, war sein Bescheid.

Aus dem Leben Gregors XVI. Mit Anmerkungen von A... P... Wien 1831, 4°.). – M.... (G...), Cenni necrologici sul sommo pontefice Gregorio XVI (Venedig 1837, 8°., mit Porträt). – [Mortemart de] Notice historique sur le souverain pontife Grégoire XVI (Paris 1843, 8°.). – Greith (Karl), Gregor XVI., sein Leben und sein Wirken etc. (Sanct Gallen 1846, 8°.). – Manavit (A.), Notice historique sur Grégoire XVI (Paris 1846, 8°.). – Wagner (Bernhard), Papst Gregor XVI., sein Leben und sein Pontificat (Sulzbach 1846, 8°., mit Porträt). – Vida de Gregorio XVI y anales de su pontificado especialmente en sus relaciones con la iglesia espanola (Madrid 1846 u. 1847, 8°., mit Porträt). – Wanderer (Wien, 4°.) XXVII. Jhrg. 1840, Nr. 233: „Der Papst.“ Aus der Reisebeschreibung von La Trappe. XXVIII. Jhrg. 1841, Nr. 235–238: „Welt und Zeit. Anwesenheit Sr. Heiligkeit Papst Gregor XVI. in Loreto und Ancona am 13.–16. Sept. 1841“, von Edm. Bauer. – Außerdem mehrere Leichen- und Trauerreden von Filippo Artico, Jacopo Bernardi, Friedrich Berg, Joh. Bapt. Zarbl, Broix, Johann Bapt. Palma u. A.