BLKÖ:Corda, August Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 442. (Quelle)
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Corda, August Joseph (Naturforscher, geb. zu Reichenberg in Böhmen 10. Sept. 1811, gest. auf dem Bremer Schiffe Victoria, welches im Sept. 1849 auf dem atlantischen Meere seinen Untergang fand). War für den Kaufmannsstand bestimmt und kam nach Prag in einen Specereiladen. Von Kindheit an für die Naturgeschichte sehr eingenommen, setzte er auch während seiner neuen Bestimmung diese Studien fort. Sein Genius half ihm den Mangel eines geregelten Unterrichtes ersetzen. Autodidactisch erwarb er sich ein vielseitiges Wissen, worin ihn rastloser Fleiß, ungewöhnliches Gedächtniß und scharfe Beobachtungsgabe unterstützten. Im Alter von 20 Jahren trat er mit seiner „Monographia Rhizospermarum et Hepaticorum. Die Wurzelfarren und Lebermoose nach ihren Gattungen und Arten organographisch-phytotomisch bearbeitet“, 1. Hft. (Prag 1830, Kronberger, 4°., mit 6 Tafeln) in die Oeffentlichkeit. Nachdem Humboldt diese Arbeit kennen gelernt, beredete er C. nach Berlin zu übersiedeln, wo er sich bis zum Jahre 1834 mit botanischen, insbesondere mikroskopischen Forschungen befaßte und im genannten Jahre einem Rufe des Grafen v. Sternberg folgte, um die Custosstelle der zoologischen Abtheilung des böhmischen Museums zu übernehmen. Seitdem war er beständig wissenschaftlich thätig und er gab heraus: „Ueber Spiralfaserzellen in dem Haargeflechte der Trichien. Ein Sendschreiben an Freiherrn Alex. von Humboldt“ (Prag 1837, Calve, gr. 4°.); – „Icones fungorum hucusque cognitorum“, 5 Bde. (Prag 1837–42, Calve, Roy. Fol.), welches für die Kunde von Kryptogamen so wichtige Prachtwerk mit den vortrefflichsten Abbildungen ausgestattet ist; – „Prachtflora europäischer Schimmelbildungen“ (Leipzig 1839, Fleischer, Roy. Fol.), auch unter französ. Titel: „Flore illustré de Mucédinées d’Europe“ (Ebenda 1640, mit 25 color. Tafeln, Roy. Fol.); – „Anleitung zum Studium der Mykologie, nebst kritischer Beschreibung aller bekannten [443] Gattungen und einer kurzen Geschichte der Systematik“ (Prag 1842, Ehrlich, gr. 8°., mit 8 Tafeln); – „Beiträge zur Flora der Vorwelt“ (Prag 1845, Calve, Imp. 4°., mit 60 Tafeln Abbildungen); – „Prodrom einer Monographie der böhm. Trilobiten“ (Prag 1846). – Auch bearbeitete C. in Sturms „Deutschlands Flora“ in 6 Heften „Deutschlands Jungermannien“ [eine nach Ludw. Jungermann (gest. 1853) benannte Pflanzengattung aus der natürlichen Familie der Lebermoose], und in Vereinigung mit F. W. Theophr. Rostkonius die „Pilze“; ferner im 2. Bde. von Sternbergs „Flora der Vorwelt“ die Skizzen zur vergleichenden Anatomie der vor- u. jetztweltlichen Pflanzenstämme, und im ersten Theile des XVII. Bdes. der Nova Acta physico medica Acad. Caes. Leop. Carolinae naturae curiosorum befindet sich die Schrift: „Anatome Hydrae fuscae. Exposuit A. J. Corda.“ Im Jahre 1842 begann sich C., in Folge eines Antrags der Regierung, zu einer Reise um die Welt vorzubereiten, welche jedoch nicht zu Stande kam. Die getäuschte Hoffnung und manche durch die kostspieligen Vorbereitungen entstandenen Verlegenheiten blieben nicht ohne Einfluß auf sein Gemüth und darin ist der Grund jener Bitterkeit zu suchen, die sich in seinen Schriften öfter kund gibt. Endlich im J. 1847 erhielt er durch den Fürsten Colloredo Gelegenheit, eine Reise nach Texas zu unternehmen, von welcher er sich mit reichen Sammlungen auf dem Bremer Schiffe Victoria nach der Heimat einschiffte. Aber er und seine Gefährten, im atlantischen Meere die Beute eines vernichtenden Sturmes, sahen die Heimat nicht wieder. Weitenweber, der dem in vollster Manneskraft Entrissenen in vieljähriger Freundschaft nahe stand, schreibt über ihn: „So viel können wir sagen, daß in seinem kleinen und schwächlichen Körper ein starker Geist wirkte, der z. B. als Autoritäten in der Naturforschung unter den Zeitgenossen beinahe ausschließlich nur den berühmten Alex. v. Humboldt in Berlin und Prof. St. Endlicher in Wien anerkennen wollte. Demzufolge trat C. gegen manchen verdienten Naturforscher polemisch auf und mußte sich gegenseitig gefallen lassen, daß auch wieder seine Entdeckungen von Seiten seiner literarischen Rivalen mitunter einer allzu strengen, animosen Kritik unterworfen wurden. Leider war sein übrigens zartes, gegen seine Freunde so wohlwollendes u. offenes Gemüth durch öftere körperliche Leiden bei einer seinen Hoffnungen und Ansprüchen nicht genügenden äußeren Stellung nicht selten krankhaft reizbar und mit der Welt unzufrieden geworden.“ Daß er aber eine bittere Schule der Erfahrung mitmachen gemußt, und vielleicht auch mit Noth zu kämpfen gehabt, möchte sich aus der Vorrede zum V. Bde. seiner „Icones fungorum“, nicht schwer herauslesen lassen.

Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Fünfte Folge, 1852, VII. Bd. – Weitenweber (Wilhelm Rudolph), Denkschrift über A. J. Corda’s Leben und literarisches Wirken (Prag 1852, 4°.). – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) IV. Bd. S. 404 [läßt C. irrig bereits im Jahre 1819, also im Alter von 9 Jahren, mit seinem ersten Werke, welches 1829 erschien, auftreten]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) II. Suppl. Bd. S. 1119.