BLKÖ:Dessewffy von Czernek und Tárkö, Joseph Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 261. (Quelle)
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Dessewffy von Czernek und Tárkö, Joseph Graf (Schriftsteller und Mitglied des Directoriums der ungar. Akademie der Wissenschaften, geb. zu Krevián im Sároser Comitat 13. Februar 1771, gest. 2. Mai 1843). Sohn des Grafen Stephan (gest. 1. April 1785) aus dessen erster Ehe mit Anna Freiin Vecsey von Hainácskeö und Vater der vorigen Aurel, Emil und Marcell. Erhielt im väterlichen Hause eine sorgfältige Erziehung, studirte in Kaschau, später unter Aufsicht des Karl Koppi in Klausenburg und in Pesth, trieb besonders altclassische Literatur und hörte die [262] Vorträge des Dugonics, Mitterpacher, Cornides und Schönwisner. Die Rechte hörte er zwei Jahre hindurch auf der Kaschauer Akademie, dann begleitete er den Szabolcser Obergespan Grafen Michael Sztáray auf den Landtag von 1790, wo sich vor dem 19jährigen Jünglinge ein neues Leben aufschloß; das bisher als Geschäftssprache in Uebung bestandene Latein wurde durch die ung. Sprache verdrängt, doch nur auf kurze Zeit; aber die in dieser kurzen Frist entstandene Begeisterung für eine nationale Literatur blieb nicht ohne Einfluß auf den jungen Grafen und gab seinem Leben eine bestimmte Richtung. Frühzeitig zu literarischer Thätigkeit hingezogen, machte D. den ersten Versuch durch die ungarische Uebersetzung der Abhandlung Cicero’s: „De Senectute“ und unbemerkt, ohne Beifall und Würdigung, arbeitete D. rastlos an der Ausbildung seiner Muttersprache. Er hatte sich anfänglich dem Staatsdienste gewidmet und trat in Fiume in denselben; als er später jedoch fruchtlos um Uebersetzung zur ung. Kanzlei bat, entsagte er seinem Amte, machte eine Reise durch Italien und kehrte dann in die ländliche Einsamkeit zu seinen Brüdern zurück. Als zur Zeit der Unruhen im J. 1795 die adelige Insurrection zusammentrat, wurde der Graf von dem Szabolcser Comitat zum Hauptmann des adeligen Corps erwählt. Nach Auflösung der Insurrection zog er sich wieder in die Einsamkeit zurück und beschäftigte sich mit der Verwaltung seines Vermögens und mit literarischen Arbeiten. Im J. 1802 vertrat er das Sároser, 1805 und 1807 das Zempliner, 1811 und 1825 das Szabolcser Comitat auf den Landtagen und auf denselben die nationale Entwicklung seines Vaterlandes. Zu gleicher Zeit unterstützte er aus eigenen Mitteln viele Schriftsteller, welche die damals noch sehr dornenvolle Bahn der Wissenschaft betraten. Für solche Verdienste wurde er, als die Gründer der ungar. gelehrten Gesellschaft im J. 1830 ein Directorium ernannten, zum Mitgliede desselben gewählt. An der Begründung der „Felső magyar-országi Minerva“, d. i. Oberungarische Minerva, im J. 1825 war D. hauptsächlich thätig. Außer vielen in verschiedenen periodischen Blättern u. z. in „Hazai Tudósitások“, d. i. Vaterländische Nachrichten, „Hasznos Mulatságok“, d. i. Nützliche Unterhaltungen, Pethe’s, „Nemzeti gazda“, d. i. Volkswirth, in mehreren Almanachen erschienenen Gedichten, wissenschaftlichen und politischen Artikeln und seinen in den Jahrbüchern der ungar. gelehrten Gesellschaft abgedruckten Reden gab er im Druck heraus: „Bártfai levelek“, d. i. Briefe aus Bartfeld (S. Patak 1828); – „Hitel taglalatja“, d. i. Analyse des Credites (Kaschau 1820); – „Hazánk egyik igen jeles főispánjának nyilván tett politikai hilvallása, gr. D. J. jegyzéseivel bővitve“, d. i. Offen an den Tag gelegtes politisches Bekenntniß eines vortrefflichen Obergespans in unserem Vaterlande, vermehrt mit den Anmerkungen des Gf. J. D. (Ofen 1843, Verlag von Johann Fekete). Ungedruckt geblieben ist seine Abhandlung über die ungar. Sprache. Am 19. April 1830 reichte er als Mitglied der Landes-Deputation über die Presse sein Separatgutachten über diesen Gegenstand ein. Der edle Geschmack und Schönheitssinn, welche seine Werke charakterisiren, übte auf die ungar. Literatur einen Einfluß, der sich zunächst und am treffendsten nur mit dem eines Kazinczy vergleichen läßt. Der Graf starb nach schmerzvoller Krankheit im Alter von 72 Jahren.

Hormayrs Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. IX. Jahrg. 1828, S. 422. – X. Jahrg. 1829, S. 422. – Ujabb kori ismeretek [263] tára, d. i. Ungar. Conversations-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) II. Bd. S. 373. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungr. Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jakob Ferenczy u. Joseph Danielik (Pesth 1856, Gust. Emich) S. 106 [nach dieser gest. 1. Mai 1843]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 700 [nach dieser geb. 13. Febr. 1772]. – [Kneschke (Ernst Heinrich Dr. Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1854, Weigel, gr. 8°.) III. Bd. [gibt S. 82 den 13. März 1772 als Geburts-, den 2. Mai 1843 als Todesdatum an]. – Porträt. Unterschrift: Joseph Graf Desewffy. P. Fendi del. I. Krepp sc. (auch in Hormayrs Taschenbuch).