BLKÖ:Gigola, Johann Baptist

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
fertig
<<<Vorheriger
Gigler, Joseph
Nächster>>>
Gillarduzzi, Alois
Band: 5 (1859), ab Seite: 184. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Giambattista Gigola in Wikidata
GND-Eintrag: 123856000, SeeAlso
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Gigola, Johann Baptist|5|184|}}

Gigola, Johann Baptist (Miniaturmaler, geb. in Brescia 1769, gest. zu Mailand 7. August 1841). Verlor früh seinen Vater, und um sich und seine Mutter zu erhalten, malte er Porträte auf Elfenbein, ohne vorher einen gründlichen Zeichnenunterricht erhalten zu haben. Später übersiedelte er nach Bergamo, dann nach Mailand und zuletzt nach Rom, wo er sich oft von trockenem Brode nährte, da er aller Hilfsmittel beraubt war. Fünf Jahre studirte er in Rom und gewann zwei Preise. Nun kehrte er nach Brescia und nach Mailand [185] zurück und malte mit solchem Glück Porträte, daß es Mode ward, sich von ihm malen zu lassen. Eine Pause in der Gunst des Publicums benützend, begab er sich nach Paris, wo er die Vlämischen Meister und die berühmtesten Pariser Miniaturmaler mit solchem Erfolge studirte, daß er, als er heimkehrte, mit Aufträgen überhäuft wurde. Der Vicekönig Eugen u. seine Gemalin wendeten ihm ihre Gunst zu. Als er bei Hofe einige franz. Emailgemälde sah, wollte er sich darin versuchen und übte, der Erste in Italien, die bis dahin im Lande unbekannte Kunst der Emailmalerei aus, in welcher seine erste Arbeit mit dem Preise ausgezeichnet wurde. Dann malte er Miniaturen auf Pergamente ganz nach dem Muster der herrlichen Malereien des Mittelalters, und schmückte damit damals beliebte Werke. Das erste war „Gli amori di Dafne e Cloe“; dann folgten 7 Exemplare von Da Porto‘s „Giuletta e Romeo“ und 3 Exemplare des Gedichtes „der Corsar“ von Byron, welche er zuvor auf eigene Kosten auf Pergament drucken ließ und nun mit seinen Miniaturen um fabelhafte Preise an Reiche und Kunstfreunde verkaufte. Vier unübertrefflich schöne Miniaturen (jede 4″ lang u. 3″ breit) ehemals in der Sammlung des Don Giovanni Pecis befinden sich nun in der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand. Sie stellen vor: die „Melissa und Bradamante in der Grotte Merlins“; – „Pampinea, Dioneo und die 7 Mädchen“, aus der Einleitung des Decameron; – „Barnabo Visconti wird auf Galeazzo‘s Befehl von Gasparo Visconti in’s Castell von Trezza geführt“; – „Ludwig Moro vor seiner Abreise nach Deutschland“: er besucht das Grab seiner Gattin, ihn umgeben der Herzog, Leonardo da Vinci, Luino, Bramante, Mönche u. Moro‘s Sohn. Zu den Verdiensten in Italien, der Wiederhersteller der Miniaturmalerei und der Begründer der Emailmalerei zu sein, gesellte G. noch ein drittes: in seinem Testamente setzte er das Athenäum seiner Vaterstadt zum Erben des nicht unbedeutenden Vermögens ein, mit der Verpflichtung, daß die Interessen desselben zur Errichtung von marmornen Monumenten auf dem Friedhofe von Brescia zu Ehren solcher in Brescia gebürtigen Personen verwendet werden, welche sich in Künsten, Wissenschaften, oder sonst durch eine hochherzige That ausgezeichnet haben. Diese Verfügung sollte mit dem Tode der Witwe, welche, so lange sie lebte, den Fruchtgenuß des Vermögens hatte, in Wirkung treten.

Commentari dell‘Ateneo di Brescia per l‘anno accademico 1844 (Brescia 1845, tip. della Minerva, 8°.) S. 174. – Biblioteca italiana (Mailand, gr. 8°.) LI. Bd. S. 105.