BLKÖ:Hager, Joseph (II.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hager, Joseph (I.)
Band: 7 (1861), ab Seite: 195. (Quelle)
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Hager, Joseph (II.) (Tiroler Schützenhauptmann, geb. 1766, gest. 8. Juni 1808). Entstammt einer geachteten Tiroler Familie; ein Philipp Hager hatte am 14. Mai 1637 für seine im damaligen Religionskriege erworbenen Verdienste von Kaiser Ferdinand III. einen Lehenbrief erhalten, der unter anderen Vorrechten ihm auch das, ein Wappen zu führen, einräumt. Der obige Joseph H. war Gastwirth in Oberndorf und ein fester Scheibenschütze. Dieß und seine Frömmigkeit, Rechtlichkeit und Einsicht erwarben ihm das Vertrauen der Gemeinde, die ihn zum Schützenmeister und Gemeindevorsteher erwählte. Im Jahre 1798 wurde er zum Hauptmann einer Schützencompagnie des Viertels St. Johann ernannt, die er zum Theil selbst mit Stutzen versah und in kurzer Zeit aufs Trefflichste einexercirt hatte. Am 26. November 1800 rückte H. auf Befehl an den Inn nächst Kufstein vor. Von dieser Zeit bis zum Abschlusse des Waffenstillstandes gab H. mehrfache Proben von Tapferkeit und Umsicht, u. z. am 17. December, als das gut gezielte Feuer seiner Schützen das Vordringen der französischen Cavallerie auf der Hauptstraße von Unken vereitelte; am 19. December, als er die das Dorf Frohnau plündernden Franzosen umging, angriff und mit seinem Häufchen Schützen dem sechsmal stärkeren Feinde großen Verlust beibrachte und ihn in schimpfliche Flucht trieb; am 21. December, als er am Kienberg den Feind umging und ihn, [196] nachdem er sechs feindliche Vorposten aufgehoben[WS 1] hatte, mit starkem Verluste aus seiner vortheilhaften Stellung drängte, und am 24. December bei Hayderbichl, wo er die Franzosen mit einem Verluste von 200 Todten und Verwundeten in die Flucht schlug. Hager wurde für seine Waffenthaten mit der großen landschaftlichen silbernen Ehrenmedaille ausgezeichnet, welche Auszeichnung auch der Fahne seiner Compagnie, wie auch noch mehreren Officieren derselben zu Theil wurde. Im Jahre 1805 befehligte H. wieder seine Schützen und als Anfangs November die Bayern in’s Land fielen, da war es H., der beim Salzburger Passe und am Strubbache ihnen mit seinen Schützen ernstlichen Widerstand entgegensetzte; von den kaiserlichen Truppen kräftig unterstützt, zwang er den Feind mit starkem Verluste – an 1500 Todten, 600 Verwundeten und 100 Gefangenen – zum Rückzuge. Aber all’ dieser Heldenmuth hatte nichts genützt, in wenigen Tagen schon wurde Innsbruck an die Franzosen übergeben und Hager erhielt Befehl, seine Compagnie aufzulösen. Als später Tirol gar Bayern zufiel, war es um Hager geschehen, man sah ihn seitdem nicht wieder lachen, er versank nach und nach in tiefen Trübsinn und endlich starb er, 42 Jahre alt, am gebrochenen Herzen. Noch am Todtenbette sprach er von der Vertreibung der Fremden aus Tirol und wünschte nichts so sehr, als nur noch Einen Tag unter Oesterreichs Herrschaft zu leben.

Peternader (Anton), Tirols Landes-Vertheidigung nebst interessanten Biographien und Skizzen merkwürdiger Tiroler Landesvertheidiger (Innsbruck 1853, A. Witting, 8°.) Theil I, S. 73–88. – Oesterreich. Militär-Konversations-Lexikon, herausg. von Hirtenfeld und Meynert (Wien 1850, gr. 8°.) Bd. III. S. 21.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: aufhoben.