BLKÖ:Kandler, Wilhelm

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kandler, Peter
Band: 10 (1863), ab Seite: 429. (Quelle)
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Kandler, Wilhelm (Historienmaler, geb. zu Kratzau in Böhmen 28. Februar 1816). Sein Vater Michael war Goldstaffirer, den seine Beschäftigung frühzeitig auf die Bahn der Kunst führte und der zu den Rahmen, die er vergoldete, selbst Bilder malte. Der Sohn Wilhelm zeigte ebenfalls bald Talent für die Kunst und erst 3 Jahre alt, zeichnete und colorirte er, daß es eine Freude war. Da der Vater eine zahlreiche Familie besaß und das Städtchen, in welchem er wohnte, zu wenig Arbeit gab, um seine Familie zu erhalten, richtete er seine Blicke auf die Fremde und unternahm, um sich vorerst zu orientiren, 1823 eine Reise nach Polen. Die Verhältnisse dort sagten ihm zu, die günstige Aufnahme, welche er bei dem Großfürsten Constantin in Warschau gefunden, bestach ihn vollends, und nachdem er gar einen Vorschuß von 700 Rubeln erhalten, war sein Entschluß, die Heimat zu verlassen, gefestigt und Kalisch als der Ort gewählt, wo er seine zweite Heimat finden sollte. Das Schicksal hatte es anders beschlossen. Von den Beschwerlichkeiten der Reise und dem rauhen Klima hatte sich der alte Kandler den Todeskeim geholt, an dem er mehrere Jahre hinsiechte, und da Kratzau denn doch für die große Familie keine Subsistenzmittel darbot, wurde 1824 nach Komotau übersiedelt. Nach drei Jahren wurde Komotau mit Saaz vertauscht, wo der Vater zeitweilig als Zeichnenlehrer an der eben errichteten Stadtschule angestellt wurde. Wilhelm entwickelte sich indessen zur Freude des Vaters immer mehr, betrieb fleißig das Zeichnen und als ihm einige Blätter Führich’s zu Gesichte kamen, war der Knabe voll Bewunderung für seinen Landsmann und auf alle Fälle entschlossen, auch ein Künstler zu werden. Als der Vater überdieß einsah, daß er selbst nicht mehr für den Unterricht seines Sohnes ausreichte, beschloß er, mit dem Reste seiner [430] Habe nach Prag zu ziehen und diese für die Ausbildung seines Sohnes zu verwenden. Im Jahre 1830 begab sich der alte Kandler mit seinem Sohne nach Prag, stellte diesen Führich vor, auf dessen Verwendung Wilhelm auch in die Prager Kunstakademie aufgenommen wurde. Nachdem er vier Jahre die Akademie besucht, häuften sich die Drangsale in der Familie, der Vater wurde immer kränklicher, der Verdienst immer spärlicher und die Sorgen immer größer. In dieser Noth gerieth der Vater auf den verzweifelten Gedanken, die Laufbahn des Sohnes, die nicht sobald eine Ernte versprach, gegen eine andere, die schneller ein Brot schaffen sollte, umzutauschen und schon wurden Verhandlungen angeknüpft, um Wilhelm als Musterzeichner in einer Kattunfabrik zu unterbringen. Der Fabriksherr aber, nachdem er eine Arbeit des talentvollen Jünglings gesehen, nahm selbst Anstand, den Pegasus in’s traurige Joch des täglichen Erwerbes zu spannen. Dieß half aber der Sorge im Hause nicht ab, die Noth stieg immer höher und erst als sie am Höchsten war, stellte sich die Hilfe ein. Pater Franz Hocke, der durch einen glücklichen Zufall von der traurigen Lage der Familie Kenntniß bekam, besuchte dieselbe, lernte die Arbeiten des talentvollen Jünglings kennen, bestellte bei ihm ein Bild, welches, wenn es gelungen ausfiele, in der Kirche zu Kozel aufgestellt werden sollte, wie es auch geschah, und beschenkte die Familie, die für eine Zeit wieder vor Noth geborgen war. Nachdem das Bild vollendet, fand sich bald neue Beschäftigung für den jungen Künstler, auf den die Kunsthändler eben durch dieses Bild aufmerksam geworden waren. Er erhielt nun Bestellungen von Landschaftsbildern und Architekturen, namentlich für das von Gottl. Haase herausgegebene „Panorama des Universums“, von Zeichnungen für religiöse Bilder, die dann gestochen wurden; für Haase arbeitete er auch das von Hyrtl [Bd. IX, S. 462] gestochene Panorama von Prag; in Gemeinschaft mit Karl Würbs mehrere Ansichten von Prag und einige Gedenkblätter an die böhmische Krönungsfeier II. Majestäten des Kaisers Ferdinand und der Kaiserin Maria Anna. Indessen besuchte K. fleißig die Akademie, welche nach Waldherr’s Tode (1834)[WS 1] zeitweilig unter die Leitung des Historienmalers Wenzel Manes (gest. 1858) kam, bis der Maler Kadlik [S. 346] ihr Director wurde. In dieser Zwischenzeit erhielt K. mehrere Preise für Compositionen und Modellstudien. Als aber nun der alte Kandler dem Leiden, an dem er schon seit Jahren hinsiechte, endlich (1. März 1837) erlag, überging auf Wilhelm, der damals 21 Jahre zählte, die ganze fernere Sorge für die verwaiste Familie. Sein Talent und seine Geschwisterliebe halfen ihm die schwere Aufgabe lösen. Schon früher war der Maler Gurk [Bd. VI, S. 37] auf den jungen talentvollen Künstler aufmerksam geworden, Bei Gelegenheit der böhmischen Königskrönung hatte sich die Aufmerksamkeit auf die merkwürdige Kronburg Karlstein gelenkt, und die von Gurk beantragte Copie der Kunstschätze wie die umfassende Restauration der Burg wurden angeordnet. Zur Copirung der aus der karolinischen Zeit stammenden Temperabilder im Treppenhause des großen Thurmes, welche die Legenden der Landespatrone H. Wenzel und H. Ludmilla illustriren, wurden Kandler und Lhota von der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde auf den Rath Gurk’s entsendet. Auch wurden unter Gurk’s [431] Leitung die Mosaikbilder der Domkirche St. Veit restaurirt und die zerstörten Stellen al fresco von Kandler und Lhota ergänzt. Als in den neu hergestellten Stations-Capellen am Laurenzer Berge zu Prag die großartigen Führich’schen Kreuzwegcartons durch aus München berufene Maler hergestellt wurden und der Sinn für Frescomalerei in Prag wieder lebendig wurde, galt es tüchtige Künstler in diesem Kunstzweige, welcher daselbst seit Jahrzehnden nicht gepflegt worden, ausbilden zu lassen. Wieder wurde Kandler als der geeignetste ausgewählt, und nachdem er mehrere Monate den Unterricht genossen, ihm die Ausführung der Frescobilder in der St. Raphaelscapelle der von P. A. Klar gegründeten Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde anvertraut. Zwei Jahre hatte K. daran gearbeitet. Nun bewarb er sich um die Klar’sche, Künstlerstiftung, mußte aber dießmal einem anderen Bewerber, dem als Bildhauer später so tüchtigen Emanuel Max weichen. Mittlerweile traten nach Kadlik’s (1840) erfolgtem Tode nicht geringe Veränderungen an der Prager Akademie ein. Ruben aus Trier wurde als Leiter der Anstalt berufen und ein regeres künstlerisches Treiben begann, dem sich auch K. anschloß. Wieder bewarb er sich um die zum zweiten Male erledigt gewordene Klar’sche Künstlerstiftung und war dießmal so glücklich, sie zu erhalten. Familienrücksichten zwangen ihn zwar, die Römerfahrt noch zu verschieben, endlich aber, nachdem die häuslichen Angelegenheiten geordnet waren, trat er im August 1843 seine Reise an. Nach einem kurzen Aufenthalte in Wien begab er sich nach Venedig und lernte dort den geistvollen Düsseldorfer Scheuren kennen. Nach längerem Aufenthalte in der alten Dogenstadt ging K. über Padua, Bologna, Florenz, auf der Reise verschiedene Künstlerbekanntschaften, darunter mit Stohl aus Wien, dem Schweizer Daverio, dem Architekten Krüger aus Dresden, dem Landschafter Herrmann und dem Historienmaler Schubak aus Altona anknüpfend, nach Rom, wo er am 30. September einfuhr. Architekt Stache und der kais. Pensionär Karl Mayer kamen dem Fremdlinge liebevoll entgegen und nun begann ein Studiren und Schaffen, welches nur zeitweise durch die düsteren politischen Begebenheiten unterbrochen wurde. Daß sich die edle und empfängliche Künstlerseele des strebenden Jünglings bald mit verwandten Naturen befreundete, versteht sich von selbst, aber auch die hervorragenden Meister, wie Overbeck, der Altmeister der deutschen Maler, der geniale Bildhauer Achtermann, der gemüthvolle Tiroler Flatz [Bd. IV, S. 264], die Landschafter Ahlborn und der gemüthliche bayerische Künstler Martin Wagner nahmen ihn auf das Freundlichste auf und förderten ihn nicht wenig in seiner künstlerischen Entwickelung. Der kais. Botschafter Graf von Lützow empfing den jungen Künstler auf das Liebevollste und sicherte ihm kostenfreies Studium und Logis im Gesandtschaftshotel. Durch den Düsseldorfer Künstler Kupferstecher Professor Keller wurde K. mit Emil Braun, dem zu früh (1856) verstorbenen Secretär des königl. preuß. archäologischen Institutes bekannt, welcher K. vielfach künstlerische Aufträge ertheilte. Um das jüngste Gericht von Michael Angelo für den Stich zu zeichnen, begab sich K. nach Neapel, wo er ein Bild Venusti’s in der Bourbonischen Gallerie vorfand, welches ihm zu seiner Arbeit unentbehrlich war. So arbeitete [432] und bildete sich K. in Rom, und verlebte daselbst die denkwürdigsten Zeitereignisse, die Revolution im Jahre 1848, die Schändung des österreichischen Gesandtschaftshotels, die Ermordung Rossi’s, die Flucht Pius’ IX., die Belagerung und Eroberung Roms durch die Franzosen, die ehrenvolle Aufrichtung des österreichischen Wappens (am 21. März 1850), welches wie jenes des Papstes Pius IX., nebenbei gesagt, aus patriotischer Hingebung von Kandler gemalt wurde, die Rückkehr des Papstes u. dgl. m., was K. in sehr anziehender Weise in einem nach der Hand in Auszügen in Klar’s „Libussa“ 1859 und 1860 veröffentlichten Tagebuche beschrieben hat. Endlich nach 7jährigem Aufenthalte in der Metropole der Kunst kehrte K. Ende Mai 1850 nach seinem Vaterlande zurück, und kam am 10. Juni in Wien an. Dort erhielt er die Erlaubniß, seine Gemälde im kleinen Redoutensaale der kais. Hofburg aufstellen zu dürfen. Nach mehrmonatlichem Aufenthalte in Wien, wo sich theils frühere Freunde und Kunstgenossen wieder fanden, theils neue Verbindungen angeknüpft wurden, begab sich K. nach Prag, wo er gleichfalls eine Ausstellung aber eine ungleich vollständigere seiner Arbeiten, die er in Rom vollendet, im Palaste des Grafen Waldstein veranstaltete. Der Ertrag dieser Ausstellung war dem Militär-Spitale in Karlsbad gewidmet, dessen Begründung bereits eine Thatsache war. So sehr nun diese Arbeiten sich des allgemeinen Beifalls erfreuten, so zeigten sich doch für des Künstlers Zukunft wenig verlockende Aussichten. Schon stand er nahe daran, nach Rom zurückzukehren, wo er seit Jahren so viel beschäftigt war und vorsichtshalber seine Möbel nicht verkauft hatte, als sein Schicksal eine günstigere Wendung nahm und der Künstler seiner Heimat erhalten werden sollte. Se. Majestät Kaiser Ferdinand besichtigte die Ausstellung der Bilder Kandler’s und kaufte die zwei großen historischen Bilder „Gregor IX.“ und „Jacob Molai“. Zugleich wurde, nachdem die Restauration der Schloßcapelle zu Reichstadt beschlossen worden, Kandler beauftragt, die Pläne zu entwerfen, worauf er auch mit der Ausführung betraut wurde, und von nun häuften sich die Aufträge zu großartigen Frescomalereien und Gemälden in solcher Art, daß K. den Plan zur Rückkehr nach Rom aufgab und seit seinem Aufenthalte in der Heimat in Prag ausschließlich der Kunst lebt, zu deren edelsten und befähigtesten Jüngern er zählt. Eine Uebersicht seiner Werke folgt weiter unten. Hier sei nur noch einiger Arbeiten K.’s auf anderem Gebiete als dem der Malerei gedacht. Sein Tagebuch, welches er über sein Leben und Schaffen und über die Ereignisse in Rom führte, ist schon erwähnt worden. Die „Libussa“, das von Alois Klar 1842 begründete und 1860 zum letzten Male ausgegebene Taschenbuch enthält folgende Aufsätze aus K.’s Feder, in welcher sich der unterrichtete, geistvolle, beobachtende und ebenso mit Worten wie mit Farben darstellende Künstler beurkundet. Der Jahrgang 1853 enthält von K.: „Aeneas Sylvius und die Piccolomini in Böhmen mit der gestochenen Ansicht des Altarbildes der Neuhauser Propsteikirche Sta. Katharina von Siena“; 1854: „Die antiken Wasserleitungen der Campagna von Rom“; – 1855: „Der Carneval in Rom“ (mit einem Stahlstich C. Mayer’s nach Kandler’s Bild); – 1857: „Die Octoberfeste und Raffael’s Landhaus in der Villa Borghese zu Rom“; – 1858: „Die alte Marienstatue in der Stadt Neuhaus“; – 1859 und 1860: „Die Briefe [433] Kandler’s aus Rom aus den Jahren 1844–1850, reich an Personalien und historischen höchst interessanten Details“. K. zählt zu den bedeutendsten Künstlern seines Vaterlandes, sein Hauptziel ist zwar die kirchliche Kunst, aber er verabsäumt darüber weder die Profangeschichtsmalerei noch das Genre; selbst die Landschaft und Architektur pflegt er, wie seine Mappe den besten Beweis gibt, mit Geschmack und Geist. Er ist einer der wenigen Künstler, welche die verschiedenen Arten, als in Aquarell und Gouache, in Fresco und in Oel, mit gleicher Vollkommenheit üben. Seine Compositionen verrathen den denkenden, gebildeten, kenntnißreichen Künstler; den Stoff, den er einmal gewählt, durchstudirt er und erst wenn er sich mit ihm geistig verwachsen, beginnt er die Umrisse des Bildes zu zeichnen. Seine Zeichnung, sein Colorit und seine Composition sind treffliche Belege, daß er sich Jahre lang an den großen Mustern der Kunst in ihrer Heimat mit Fleiß und Beharrlichkeit gebildet.

I. Kandler’s Oelgemälde, Frescobilder, Entwürfe, Cartons u. dgl. m. Von 1834–1837. „Loth’s Flucht aus Sodoma“. – „Die Predigt des h. Prokop“, für die Kirche des Dorfes Kozel. – „Die h. Familie“, mit fast lebensgroßen Figuren. – „Auffindung des h. Ivan durch den böhmischen Herzog Udalrich“. – „Gott Vater im Momente der Schöpfung des Lichts von Engeln umgeben“. Kuppelbild in Fresco. – „Christus nebst einigen Heiligen“. Hauptbild al fresco auf Goldgrund in der Chornische. – „Die drei Evangelisten Lucas, Marcus und Johannes“ (der vierte: „Matthäus“, ist von Lhota). – „Die vier Engel, die Elemente im Dienste der Kirche symbolisirend“. Diese sämmtlich in Fresco, in der St. Raphaelscapelle der Klar’schen Versorgungs- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde in Prag. – „Herzog Spitignew hält vor dem Stadtthore Prags Gericht“, angekauft von dem Grafen Desfours-Wallsee. – „Vier Darstellungen aus dem Leben Jesu“. Skizzen (1840 in Rom). – „Der Drachentödter St. Georg“, in zwei verschieden gehaltenen Auffassungen (1840 ebd.). – „Das jüngste Gericht“, Copie nach Michael Angelo (Neapel 1844). – „Die h. Katharina von Siena“. Altarbild für die Stadt Neuhaus (Rom 1844, 1848 vollendet). – „Die h. Dreifaltigkeit“, Altarbild für die Pfarrkirche in Nadegkau bei Tabor (ebd. 1844, beendet 1847). – „Der Prophet Jonas hält in Ninive vor König und Volk die Strafpredigt“ (ebd. 1844). – „Christus in Emaus“, gek. von Dr. med. Hlawaček aus Karlsbad. – Die Wandcartons: „Die h. Dreifaltigkeit mit Engelchören“ (im Hinblicke auf die Taufformel: ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des h. Geistes); unterhalb: „Bořwoj wird von den Slavenaposteln Cyrill und Methud getauft“; – „Die Gnadenmutter von den böhmischen Landespatronen und Engeln umgeben“; unterhalb: „Der Märtyrertod des h. Wenzel“, in der umschließenden Architektur sind die zwölf Apostel als die Grundpfeiler des Evangeliums in Nischen und unter den historischen Darstellungen einzelne Momente aus dem Leben der Landespatrone in kleinen Darstellungen angebracht. Diese zwei großen Wandcartons sind Entwürfe zu Frescobildern, für die Taufcapelle in der Prager Theinkirche (Rom 1841). – „Papst Gregor IX. an der Spitze seiner Cardinäle tritt (1240) den Empörern entgegen und bewältigt durch seine Erscheinung die aufrührerischen Volksmassen“. – „Geburt“, „Kreuzigung“, „Auferstehung“- und „Himmelfahrt Christi“, sämmtlich in Goldgrund, in Gouache gemalt, Entwürfe zu Fresken für die Capelle der Prager Blinden-Versorgungsanstalt (ebd. 1846 und 1847). – „Jacob Molai, umgeben von seinen gefesselten Ordensdignitären, vertheidigt sich vor den kön. Richtern und Cardinälen“, Seitenstück zu Gregor IX. (Rom 1847). – „Der h. Joseph mit dem Christuskinde“, Altarbild für die Kirche zu Kratzau, ein Votivbild des Künstlers für das erlangte Stipendium (Rom 1847). – „Der h. Adalbert“, für die Kirche zu Skolsko, im Auftrage der Fürstin Isabella von Thurn und Taxis (ebd. 1847, 1848 voll.). – „Salomon’s Urtheil“, Carton für ein Oelgemälde (ebd. 1848). – „Der h. Petrus dem Paulus vor Rom begegnend“. – „Kaiser Rudolph von Habsburg zu seinem Grabe nach Speyer reitend“. Dieses und das Vorige Entwürfe zu großen Oelgemälden. – „Karl IV. von Böhmen entdeckt den nach ihm benannten Karlsbader Sprudel“, in colossaler [434] Größe mit lebensgroßen Figuren (Rom 1849). – „Panorama der Belagerung von Rom“, von dem Puncte des Angriffes durch die Franzosen (Rom 1849), im Auftrage des Buchhändlers Spithöver, Zeichnung und Radirung in Kupfer; ferner mehrere Pläne der Belagerungsarbeiten nach der Natur gezeichnet. – „Der h. Aegydius“, „Der h. Johannes der Täufer“ und eine „Madonna“, drei Altarbilder für die Kirche zu Tremles, im Auftrage der kais. Regierung (vollendet in Prag 1852). – Von 1852 bis auf die neueste Zeit in Prag: „Die Restauration der Schloßcapelle zu Reichsstadt“, wozu er nicht nur sämmtliche Pläne entwarf und alle Arbeiten persönlich leitete, sondern auch den reich ornamentirten Plafond mit Bildern aus dem Leben Maria’s und die übrigen Wandgemälde selbst ausführte. – „Der h. Johannes Evangelist“ und „Die h. Maria“, Altarflügelbilder im Goldgrunde für die protestantische St. Johanneskirche in Stralsund. – „Das plastische Bild des Erlösers am Kreuze“, für dieselbe. – „Die Himmelfahrt Mariä“, Seitenaltarbild für die neuerbaute katholische Kirche in Moskau. – Die Frescomalereien in der Kirche zu Franzensbad; sie stellen dar in der Kuppel: „Gott Vater mit dem heiligen Geiste und verehrenden Engeln“, in Beziehung zu dem auf dem Hochaltarbilde dargestellten sterbenden Erlöser am Kreuze; an den Seitenwänden: „Die h. Helena“ und „Der h. Constantin“, in Beziehung zu dem Kreuzfeste der Kirche. – Die Frescomalereien in der Capelle des Militärhospitals in Karlsbad; sie stellen dar in der Kuppelfreske: „Gott Vater mit dem heiligen Geist und den anbetenden Engeln“, und an den Seitenwänden: „Die vier Evangelisten“, im Goldgrunde. – Der Mittelschild am Plafond des Speisesaales im Militärspitale zu Karlsbad, darstellend „Die Austria“, die eine Hand mit Scepter und lorberbekränztem Schwerte auf den Kopf des Löwen stützend, mit der andern Hand den Lorberkranz über Oesterreichs Wappenschild haltend. – Die Frescomalereien in der neuen Karoluscapelle der barmherzigen Schwestern zu Prag; sie stellen dar in der Kuppelfreske: „Die Madonna mit dem Jesuskinde und einem Engelchor“. – „Der h. Karolus Borromäus vor dem Kreuze eine Predigt zur Pestzeit in Mailand haltend“, Hochaltarbild für die vorgenannte Capelle. – „Die Himmelfahrt Mariä“, Hochaltarbild für die Propsteikirche der Stadt Neuhaus. – Die Frescobilder im Schulsaale des k. k. Gensd’armeriegebäudes in Prag; sie stellen vor: „Die vier Momente aus der Thätigkeit des Gensd’armen in seinem aufopfernden Berufe“, nämlich die „Rettung aus Feuers- und Wassergefahr“, „Rettung einer armen Frau im Winter“, einen „Kampf mit Straßenräubern“, ferner die Porträts des „Fürsten Felix von Schwarzenberg“, des „Freiherrn von Kempen“ und des „Freiherrn von Kronenberg“ als Gründer der Gensd’armerie. – Die Restauration des Innern der Hofburgcapelle in Prag. Es ist ein Bildercyclus in Beziehung zum Hochaltarbilde, welches den am Kreuze sterbenden Erlöser darstellt. Der Plafond, in drei große Felder getheilt, zeigt: „Die Sündfluth“, „Das Opfer Noah’s“ und die „Gesetzgebung Moses auf dem Sinai“. Unter dem Plafond auf den Pilastern der Capelle in Nischen sitzend: „Zehn alttestamentarische Gestalten“, in Bezug auf die Weissagungen des kommenden Messias; an den Logen in den Füllungen, grau in grau gemalt: „Fünf Darstellungen aus dem Leben des Heilands“ von der Geburt bis zur Auferstehung, dann die „Apostelfürsten Petrus und Paulus“, die „Vier Evangelisten“ nebst den „Vier Kirchenlehrern“, in deren Mitte die allegorische Gestalt der „Mutterkirche“ thront. Ueber der kais. Loge „Die h. Anna und der h. Joachim“; zunächst der Kanzel „Moses und Elias“, sämmtlich chiaroscuro gemalt; überdieß hatte K. die übrigen Decorationsarbeiten zu entwerfen und zu leiten. Die Restauration der Capelle währte drei Jahre. – „Christus am Kreuze“, Votivbild des Künstlers für den Schulsaal der Komotauer Musterhauptschule. – „Der h. Jacob“, „Der Erlöser den Segen ertheilend“, für die Friedhofskirche zu St. Jacob in Saaz. – Die „Entwürfe zu den Frescogemälden für die Seitencapellen der Stiftskirche zu Tepl“. – Der „Entwurf des reich ornamentirten gothischen Kanzelhutes“, der von Schmidt und Heidelberger in Prag ausgeführt worden. – Außerdem besitzt K. eine sehr reiche Mappe von Skizzen, Entwürfen, Studien, von denen nur erwähnt seien: „75 Studien nach der Natur“ in Oel gemalt, aus den Alterthümern von Rom mit mehreren Costümen der römischen Bevölkerung, zahlreiche historische Compositionen, Ansichten werthvoller Kunstdenkmäler und Alterthümer in Böhmen, welche er auf seinen Reisen im Vaterlande gesammelt, u. dgl. m., und die jetzt im Vereine mit Hellich’s „Kunstalterthümern Böhmens“ durch den Stahlstich vervielfältigt werden.
[435] II. Biographien und Biographisches über Kandler. Libussa. Jahrbuch, herausgegeben von Paul Alois Klar (Prag, 8°.) Jahrg. 1859, S. 291–374; Jahrg. 1860, S. 297–348: Biographische Skizze. – Reichenberger Anzeiger 1858, Nr. 43: „Wilhelm Kandler“ (im Feuilleton). – Theater-Zeitung von Adolph Bäuerle 1850, S. 654: „Kandler’s Gemälde“. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1846, S. 123. – Deutsches Kunstblatt 1850, S. 248. – Památky archeologické a místopisné. Redaktor K. Vl. Zap (Prag, Pospíšil, 4°.) Díl I, p. 42, 47, 190. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 467.
III. Porträt. Mit dem Facsimile der Unterschrift: Wilh. Kandler. Kordyk pinx., C. F. Merckel sc. Leipzig (auch als Beilage zu Klar’s „Libussa“).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Todesjahr nach Anderen 1835.