BLKÖ:Penzel, Abraham Jacob

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 457. (Quelle)
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Penzel, Abraham Jacob (Schriftsteller, geb. zu Törten im Dessau’schen 17. November 1749, gest. zu Jena 17. März 1819). Sein Vater war erster Prediger an der Stadtkirche zu Jeßnitz im Anhalt-Dessau’schen. Der Sohn erhielt eine gute Erziehung, wurde Magister der Philosophie und begann das Studium der Theologie, darauf begab er sich nach Berlin und später nach Halle. In den Jahren 1772 und 1773 privatisirte P. zu Jeßnitz im Hause seines Vaters, und ging dann nach Würzburg, wo er das Jahr 1774 am Hofe des dortigen Fürstbischofs verlebte, zugleich aber bei einer größeren wissenschaftlichen Arbeit – wie es scheint, bei Gilson’s Pomona franconica – verwendet wurde. Im J. 1775 wurde er Musketier des Alt-Stutterheimischen Regiments zu Königsberg, als Freiwächter, ohne jemals Dienste zu thun. Im Jahre 1778 übernahm er eine Erzieherstelle im Hause einer polnischen Edelfrau unweit Krakau, wurde dann englischer Sprachmeister in Krakau selbst und 1780 Director der akademischen Buchdruckerei, zweiter Bibliothekar und Lehrer der deutschen Sprache in Seminario St. Petri daselbst. Im Jahre 1787 übernahm er eine Erzieherstelle im Hause des Grafen Stanislaw Soltyk zu Dabrowa, dann im Hause eines jungen Herrn von Gusnar zu Pawlowicz in Oberschlesien. Im Jahre 1792 lebte er als französischer Sprachmeister zu Teschen, wo er aber nur ein paar Jahre verweilte, da er schon 1794 zu Klagenfurt die allgemeine gelehrte Zeitung [458] „Teutschland“ für die österreichischen Staaten herausgab. Im Jahre 1795 erhielt er die Professur der zweiten Humanitätsclasse in Laibach und behielt dieselbe bis 1798, in welchem P., wie es schien, seiner Trunkenheit wegen, ohne Pension entlassen wurde. Während seines Aufenthaltes in Laibach war Sigmund Freiherr von Zois, ein reicher, von den Gelehrten seiner Zeit rühmlichst genannter Cavalier, sein Mäcen, aber eben durch seine unverbesserliche Trunkenheit, wie Kopitar in seiner „Selbstbiographie“ erzählt, verlor er dessen Wohlwollen. Nach seiner Entlassung vom Lehramte begab sich Penzel nach Triest und von dort nach Jena, wo er im Jahre 1819 starb. Penzel hat folgende Schriften im Drucke herausgegeben: „Sieben kleine Gedichte an die Venus Erycina“ (Berlin 1769, Mylius, 8°.), erschien ohne Angabe seines Namens; – „Dissertatio de Barangis in aula Byzantina militantibus“ (Halae 1771, 4°.); – „Vocis Cominatae origo Slavica“ (ibid. cod. an.); – „Programm über die Hyperboreer“ (ebd. 1772, 4°.); – „Strabo’s allgemeine Erdbeschreibung. Aus dem Griechischen mit Anmerkungen und Zusätzen von A. J. Penzel“, 4 Bde. (Lemgo 1775–1777, Meyer, gr. 8°.), an dieser Arbeit betheiligte sich auch – aber ohne sich zu nennen – G. S. Forbiger; – „Triga observationum numismaticarum“ (Cracoviae 1780, 8°.); – „Vernünftiger Versuch über die Grundwahrheiten des katholischen Glaubens“ (ebd. 1782, 8°.); – „De arte historica; ad Stanislaum comitem de Soltyk libellus“ (ibid. 1782, auch Leipzig 1784, 8°.); – „De litterarum in Polonia vetustate“ (Krakau 1786), eine von P. mit gelehrten Anmerkungen versehene Bearbeitung des Werkes von Broscius, – „Sammlung merkwürdiger und wichtiger Briefe, die von angesehenen Standespersonen an ihn geschrieben sind; nach alphabetischer Ordnung“. 1. Band (Leipzig 1798, gr. 8°.); – „Des Titus Dio Kassius Kokkejanus, ehemaligen Bürgermeisters zu Rom, Jahrbücher Komischer Geschichte; aus dem Griechischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen“. 1. und 2. Band, 1. und 2. Abtheilung (Leipzig 1786 bis 1818, Schwickert, gr. 8°.); die Uebersetzung dieses Werkes hatte P. schon in Krakau begonnen, konnte aber darin nicht fortfahren. weil er das Manuscript der Uebersetzung sammt dem mit Randanmerkungen bedeckten Exemplare des Reimarus’schen Dio Cassius um 300 fl. in Krakau versetzt hatte. Der oberwähnte Baron Zois löste ihm Alles aus, damit er seine Arbeiten fortsetzen konnte. Viele Jahre später brachte P. seinem Mäcen durch die an ihn gerichtete Widmung dieser Uebersetzung den Dank für die ihm erwiesene Güte dar; – „Schiltberger’s Reise in den Orient in den Jahren 1395–1427 und wunderbare Begebenheiten, von ihm selbst beschrieben, aus einer alten Handschrift übersetzt und herausgegeben“ (München 1814, Fleischmann, gr. 8°.). Im Murr’schen-Journal, Theil 10 (1782), stehen von ihm einige Briefe und die Beschreibungen einiger Handschriften in Krakau; – in Stosch’s „Museum criticum“ (vol. I, fasc. 2): „Explicatio versiculorum XXX priorum Claudiani in libro de raptu Proserpinae primo“; – in Wieland’s „Neuem teutschen Merkur“ 1797 (Stück 4, S. 330 u. f.): „Versuch einer Uebersetzung der Pucelle d’Orleans“; überdieß schrieb er Recensionen in der „Leipziger gelehrten Zeitung“ 1770 und 1771, in der „Halle’schen gelehrten Zeitung“ 1771 und 1772, in der Klotz’schen „Bibliothek der schönen Wissenschaften“ und in der gelehrten Zeitung zu Frankfurt a. d. O., [459] 1773, in den Königsberger politischen und gelehrten Zeitungen; auch bearbeitete er, wie oben bemerkt wurde, zu Würzburg unter der Direction des Hofrathes Gilson den größten Theil der „Pomona franconica“.

Barth. Kopitar’s kleinere Schriften sprachwissenschaftlichen, geschichtlichen, ethnographischen und rechtshistorischen Inhalts. Herausgegeben von [BLKÖ:Miklosich, Franz Ritter von|Fr. Miklosich]] (Wien 1857, Friedrich Beck, 8°.) S. 5 u. 6, in „Kopitar’s Selbstbiographie“. – Encyklopedija powszechna, d. i. Allgemeine (polnische) Encyklopädie (Warschau 1865, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XX, S. 525.