BLKÖ:Perényi, Emerich (III.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 478. (Quelle)
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2. Emerich (III.) (gest. 5. Februar 1519), ein Sohn des kampflustigen Stephan (III.) [S. 486, Nr. 19], der sich durch seine Staatsklugheit und Tapferkeit zur höchsten Würde im Lande, zu jener des Palatins, emporgeschwungen hatte. Er trat alsbald als Gegner des Hauses Zapolya auf, dessen Absichten, sich an die Spitze Ungarns zu stellen, er bald durchgeblickt. Dadurch empfahl er sich der österreichischen Partei, und dem Einflusse des Großwardeiner Bischofs Georg Szakmári war es gelungen, auf dem Reichstage [479] vom 4. April 1504 Emerich’s Wahl zum Palatin durchzusetzen. In dieser Stellung versah er zweimal die Reichsverweserschaft, zuerst im Jahre 1508, als der erst kurz vorher gekrönte König Wladislaw eine Reise nach Böhmen unternahm, während welcher Zeit er den königlichen Schatzmeister Benedict de Bathyán und seinen Stellvertreter wegen ungetreuer Verwaltung der königlichen Einkünfte verhaften und an die Spitze der Schatzverwaltung den Bischof von Waitzen, Franz Berislavich, treten ließ; zum andern Male im Jahre 1510/11, als sich der König in dringenden Geschäften nach Schlesien begab, bei welcher Gelegenheit er jedoch an dem Graner Erzbischof Thomas Bakacs einen Collegen in der Reichsverweserschaft erhielt. Ueber das Verhalten Emerich’s als Palatin erhält man aus einem Schreiben des Erzbischofs von Kalocsa, Gregor Frangipan – der übrigens ein entschiedener Anhänger Zapolya’s war – an den polnischen Gesandten Christoph von Szydlowicz, ddo. Juli 1512, ausführliche Nachricht. Wenn man dieses Schreiben liest, stutzt man unwillkürlich über die Wiederholung ganz gleichartiger Erscheinungen in der Gegenwart. Die Nachfolge in Ungarn beruhte damals auf einem einzigen Prinzen Ludwig. Der österreichische Hof beabsichtigte eine Wechselheirath: Maria, die Schwester Karl’s, als Kaiser der V., wurde zur Braut Ludwig’s II. von Ungarn und Böhmen, der nachmals sein trauriges Ende bei Mohács gefunden, und Ludwig’s Schwester Anna zur Braut Ferdinand’s I., nachmaligen Kaisers und Bruders der vorgenannten Maria, bestimmt, und dadurch die Krone Ungarns dem Hause Oesterreich erhalten. Die Verhandlungen darüber begannen zu Preßburg im März 1515 und damals befand sich der Palatin Emerich Perényi im Gefolge des kaiserlichen Hofes, nicht mehr aber, als die Verhandlungen in Wien fortgesetzt wurden. Als nun die Nachricht von dieser Doppelheirath und den damit verbundenen ferneren Stipulationen aus Wien in Preßburg eintraf, da erhob der Palatin Emerich im Namen des Reiches Protest dagegen, fuhr durch alle Straßen und Plätze der Stadt, ließ an geeigneten Stellen halten und rief mit erhobener Stimme, kraft seines Amtes und im Namen der Stände, daß die Uebertragung der Krone Ungarns an einen Ausländer unstatthaft sei. Erst nachdem der König von Wien nach Ungarn zurückgekehrt war. wurde P. durch dessen Vorstellungen, daß die über die Erbfolge getroffenen Verabredungen zur Wohlfahrt Ungarns gereichten, und durch großartige Anerbietungen beschwichtigt. Emerich war im Anbeginn kaum zu überreden und wollte auf dem nächsten Reichstage seinen Protest erneuern. Der König bot ihm aber die Herrschaft Sáros, welche schon früher die Perényi besaßen, aber durch des Stephan Perényi Verhalten gegen den König Mathias verloren hatten, zum Eigenthume, und Kaiser Max, die Vernichtung seines Lieblingsprojectes der obigen Doppelheirath besorgend, ein Diplom als Fürst des h. röm. Reiches und Herzogs von Siklós an. Solchen Vorstellungen gab Perényi insoweit nach, daß er die Wiener Ehepacten – zwar nicht als Palatin, aber doch als Emerich Perényi – unterzeichnete. Er nahm nun bald darauf das Schloß Sáros in Besitz und erhielt von dem Kaiser ein vom 27. December 1517 unterzeichnetes Diplom mit dem Titel eines Fürsten des h. röm. Reiches und Fürsten von Siklós, nebst einer Wappenbesserung, die unter anderem in einem Greif bestand, in dessen Schnabel eine Rolle mit der Inschrift: „Maximi Caesaris Maximiliani munus“ prangte. Diese Inschrift aber verletzte den stolzen Ungar, und da er sich mit dem zeitherigen Besitzer von Siklós, dem Herzoge von Ujlak, auch nicht verfeinden wollte, legte er das Diplom bei Seite und weder er noch seine Erben machten davon Gebrauch. Wenn er sich auch von dieser Zeit der Partei Zapolya’s zuzuwenden schien, so war er denn doch schon zu alt geworden, um diese Parteinahme äußerlich zu bethätigen. Zwei Jahre später starb er im hohen Alter, zwei Söhne, Peter (V.) [Nr. 17] und Franz (I.) [Nr. 4], hinterlassend. [Allergnädigst privilegirte Anzeigen aus sämmtlichen k. k. Erbländern, herausgegeben von einer Gesellschaft (Wien 1771 u. f.) III. Jahrg, S. 364, 370 u. 411: „Von dem ersten Fürsten des h. röm. Reichs in Ungarn und von dem gräflich Perényi’schen Hause“. Dieser Aufsatz ist von dem Hofrathe Trsztyansky, der diese Anzeigen herausgab und die Ungarn betreffenden Artikel bearbeitete. – Palatini Regni Hungariae bello paceque clarissimi e diversis scriptoribus patriis, exteris etc. etc. eruti (Tyrnaviae 1752, typ. acad. Soc. Jesu, kl. Fol.) p. 118 et s.] –