BLKÖ:Petrović, Demeter (I.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 124. (Quelle)
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Petrović, Demeter (I.) (Bildhauer, geb. zu Baja im Bácser Comitate 18. Februar 1799, gest. zu Wien, nach Kukuljević-Sakcinki bereits im Jahre 1850, nach dem „Slovník“ im Jahre 1852). Sein Vater, vormals ein wohlhabender Kaufmann in Vukovár, übersiedelte in der Folge nach Klein-Körös in der Pesther Gespanschaft, wo er im Jahre 1814 starb, so daß sein Sohn Demeter, damals 15 Jahre alt, verwaist zurückblieb, denn die Mutter, eine geborne Gjurković, war schon früher, im Jahre 1809, gestorben. Ein Bankerott hatte auch der Wohlhabenheit der Familie einen schweren Stoß gegeben. Demeter war damals Gymnasiast, gab aber, da die Mittel für einen mehrere Jahre anhaltenden Schulbesuch fehlten, denselben auf und trat bei einem Kaufmann in die Lehre, in einen Mußestunden mit plastischen Arbeiten sich beschäftigend, in denen er sich schon seit Jahren übte und eine nicht gewöhnliche Fertigkeit erlangt hatte. Einige dieser Arbeiten geriethen in die Hände eines k. k. Officiers (Constantin Branovacki), der darin ein seltenes Talent erkannte und sich für den jungen Künstler so enthusiasmirte, daß er ihn sofort aus der Lehre nahm und auf seine [125] Kosten nach Wien schickte, wo er im November 1819 ankam und zuerst bei dem berühmten Klieber [Bd. XII, S. 92] einen systematischen künstlerischen Unterricht erhielt. Im Jahre 1821 zum Besuche der Akademie der bildenden Künste zugelassen, that er sich daselbst durch seine Leistungen bald in ausgezeichneter Weise hervor, erhielt im Jahre 1823 einen Schulpreis und bald darauf den großen Reichel’schen Preis. Als Schaller für die Akademie gewonnen wurde, arbeitete P. unter seiner Leitung, copirte mit großer Geschicklichkeit alte Schnitzwerke, Medaillen, Cameen, Pasten u. dgl. m. für das kais. Münz- und Antikencabinet und lieferte deren auch mehrere für das Berliner Museum. Im Jahre 1815 verließ er Wien und begab sich zunächst nach Temesvár, von dort nach Vukovár und bald darauf nach Ivánkov, im Broder Grenz-Regimentsbezirke, wo er seinen Onkel, den Capitän Basil Petrović, und den 96jährigen Großvater besuchte. Später brachte er einige Zeit bei seinem Oheim mütterlicher Seits, Paul Gjurković, der Maler war, zu und kehrte von dort nach Temesvár zurück, wo er mehrere Arbeiten ausführte. Nun kehrte er nach Wien zurück, wo er zuerst eine große Vase für den Grafen Festetics vollendete, aber früher noch hatte er daselbst eine Gruppe aus Gyps vorstellend: „Venus und Amor“ und eine Statue aus Gyps: „Perseus mit dem Medusenhaupte“ ausgestellt. In Wien arbeitete er im Atelier des Bildhauers Schaller und seine erste größere Arbeit war „Die Kolossalbüste des Grafen Franz Kinsky, welche am 4. October 1830 im kais. Militär-Akademie-Gebäude zu Wiener-Neustadt, dem Orte der unvergeßlichen Thätigkeit dieses berühmten Generals, feierlich enthüllt wurde. Im Jahre 1831 trat er aus Schaller’s Diensten und übte nun selbstständig seine Kunst aus; die Büste Kinsky’s und mehrere andere mit großer Kunstfertigkeit ausgeführte Arbeiten hatten seinen Künstlerruf begründet und die Bestellungen häuften sich immer mehr und mehr. Unter den nach dieser Zeit ausgeführten Arbeiten sind zu nennen: ein großer, im Bronzeguß ausgeführter Christus; dann zwei Altäre, ein großer und ein kleinerer für die fürstlich Schwarzenberg’sche Gruftcapelle zu Wittingau in Böhmen; im Auftrage des Fürsten Milos zwei Christusstatuen und mehrere andere kleinere Arbeiten; im Jahre 1839 eine stark vergoldete Broncestatue für den damaligen Metropoliten von Karlowitz; im Jahre 1840 begann er auf Bestellung der Stadt Belgrad für die dortige Hauptkirche einen Altar von riesigen Dimensionen (42 Schuh Höhe und 48 Schuh Breite) mit reicher architectonischer Ausschmückung, welcher im Jahre 1842 aufgestellt wurde; im Jahre 1843 arbeitete er wieder im Auftrage des Fürsten Schwarzenberg drei Altäre, zwei für die Kirche zu Gilovec und den Hochaltar für die Kirche zu Neusattel bei Wittingau in Böhmen; im folgenden Jahre vollendete er die Marmorbüste des Bankiers Freiherrn von Rothschild, eine andere des Balletmeisters am k. k. Hof-Operntheater, Anton Guerra, und dann mehrere Bildhauerarbeiten für die Pfarrkirche der Wiener Vorstadt St. Margarethen; die letzte größere Arbeit, welche P. ausführte, war die Bronzestatue des ungarischen Dichters Alexander Kisfaludy für das Pesther National-Museum, welche er im Jahre 1848 vollendet hatte, deren Aufstellung aber der damaligen Unruhen wegen erst im Jahre 1850 erfolgte. Außerdem führte er in letzterer Zeit [126] mehrere Medaillen aus, unter anderen eine auf den Feldmarschall Radetzky. P. war ein gebildeter und mannigfach unterrichteter Künstler, Proben seiner Fachkenntniß gab er in seiner Schrift: „Andeutungen über Bildergiesserei nach der Methode der Alten, in ihrem Verhältnisse zur Galvanoplastik und der Bildgiesserei-Methode unserer Zeit“ (Wien 1845, 8°.). Er war sein ganzes Leben bis wenige Stunden vor seinem Tode ununterbrochen thätig, und zählte, als der Tod plötzlich ihn dahingerafft, erst 53 Jahre. Mit seiner aus Bayern gebürtigen Gattin hatte er sechs Kinder, von denen ihn zwei Töchter überlebten. Von letzteren war Emilie, die älteste, im Jahre 1849 bei dem Ballete der Wiener Hofoper angestellt und später Solotänzerin.

Slovník naučný, Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 316, Nr. 2. – Kukuljevíć-Sakcinski (Iván), Slovnik umjetnikah jugoslavenskih, d. i. Lexikon der südslavischen Künstler (Agram 1859, Ljud. Gaj, Lex. 8°.) S. 340. – In Kunst-Katalogen erscheint er gewöhnlich Petrovits geschrieben.