BLKÖ:Schlik, Leopold Anton Joseph Graf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Schlögl, Friedrich
Band: 30 (1875), ab Seite: 126. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Leopold Schlik zu Bassano und Weißkirchen in der Wikipedia
Leopold Schlik zu Bassano und Weißkirchen in Wikidata
GND-Eintrag: 101453089X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schlik, Leopold Anton Joseph Graf|30|126|}}

Schlik, Leopold Anton Joseph Graf (k. k. Feldmarschall und oberster böhmischer Kanzler, geb. 10. Juli 1663, gest. 10. April 1723). Nach einer sorgfältigen Erziehung machte er Reisen, und nach der Rückkehr von denselben trat er als Freiwilliger in das Regiment seines Stiefvaters, Graf Taafe von Carlingsfort, und wohnte der Belagerung von Neuhäusel und der Schlacht von Gran bei. Im folgenden Jahre wurde er Hauptmann im Regimente des Herzogs von Lothringen und als solcher im Hauptsturme vor Ofen verwundet. Nun rückte er zum Oberstlieutenant bei Sachsen-Lauenburg-Kürassieren und im Jahre 1689 – im Alter von erst 26 Jahren – bereits zum Obersten eines Dragoner-Regiments vor. Er wohnte in dieser Zeit allen Schlachten, welche in Ungarn vorfielen, bei und commandirte nach Abzug des Obersten Corbelli die letzte Blockade der Festung Großwardein. Im Jahre 1692 ernannte ihn der Kaiser zum General-Wachtmeister, er machte nun die Belagerung von Belgrad mit, commandirte bei dem Abzuge der kaiserlichen Truppen die Arrièregarde und [127] wurde bei einem Ausfalle, den die Türken aus der Festung unternahmen, in der Achsel verwundet. Nun verlieh ihm der Kaiser auf Lebensdauer das Grenzgeneralat zwischen der Donau und Siebenbürgen. Er wurde nun zu mehreren diplomatischen Geschäften, besonders in Angelegenheit der spanischen Erbfolge, dann 1697 bei den Verhandlungen des Karlowitzer Friedenstractates verwendet. Im Jahre 1701 wurde er kaiserlicher geheimer Rath und im Jahre 1703 zog er für seinen kaiserlichen Herrn gegen den Churfürsten von Bayern, drang über Salzburg in die bayerischen Lande ein, machte die darin liegende Landmiliz nieder und besetzte in Niederbayern die Orte Ried, St. Martin, Aroldsmünster und Zell. Bald darauf erlitt er aber bei Eisenbirn von dem Churfürsten eine Niederlage. Zum General der Cavallerie befördert, erhielt er nun den Oberbefehl über die in Oberungarn gegen Rakóczy und die ungarischen Malcontenten operirenden Truppen. Nachdem er über Dukla in’s Ungarland eingedrungen war und sich im Preßburger und Neutraer Comitate mit dem Palatin Paul Eßterházy und einigen treugesinnten Magnaten vereinigt hatte, überschritt er mit seinem 30.000 Mann starken Armeecorps die Neutra und überfiel am 1. November 1703 den Rebellenhaufen von Ladislaus Ocskay bei Lewenz, tödtete ihrer 500, nahm 600 gefangen und jagte die Uebrigen in die Flucht. Durch diesen Sieg hatte er Leva, Karpfen, die ungarischen Bergstädte Kremnitz und Schemnitz, Alt- und Neusohl von den Malcontenten befreit. Im Jahre 1707 wurde der Graf zur Organisirung des neuerworbenen Herzogthums Mailand verwendet. Im Jahre 1708 zum General-Kriegscommissär ernannt, ging er mit dem Prinzen Eugen von Savoyen in die Niederlande, wohnte der Eroberung von Ryssel bei, wurde dann kais. geheimer Rath, 1712 General-Feldmarschall und nach dem Tode seines Schwagers Johann Wenzel Grafen Wratislaw im Jahre 1713 oberster Kanzler des Königreichs Böhmen. Als solcher beendete er im Jahre 1714 den von seinem Vorgänger begonnenen Bau des Palais der böhmischen Hofkanzlei in Wien (jetzt Ministerium des Innern in der Wipplingerstraße gegenüber dem Magistrate). Der Graf starb im Alter von 60 Jahren und wurde seine Leiche nach Prag gebracht und in der Metropolitankirche bei St. Veit begraben. Der Graf war zweimal vermält, zuerst (seit 1687) mit Clara Rosalie, Gräfin Kaunitz, verwitweten Jaroslaw Graf Kaunitz; dann (seit 1711) mit Maria Josepha Gräfin Wratislaw. Aus beiden Ehen hatte er aus jeder eine Tochter und aus der zweiten einen Sohn Franz Heinrich [S. 116][WS 1], dem er mit Testament vom 4. April 1723 seine Güter Radim und Žabonos, dann seine Bibliothek und Rüstkammer vermachte.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1826, S. 459. – Meynert (Herm. Dr.). Geschichte Oesterreichs (Wien, 8°.) Bd. V, Abtheilg. 2, S. 238. – Porträt. Unterschrift: Leopoldus Josephus | S. R. J. Comes à Schlick | S. C. Maj. Consil. int. Gener. Camp. Maresch. | Supr. Bohem. Cancellarius etc. (Kupferstich ohne Angabe des Stechers, 8°). – Medaille. Avers: Brustbild. Am Arme: R. Umschrift: LEOP.(oldus) JOS. (ephus) S.(acri) R.(omani) I(mperii) CO.(mes) A. SCHLICK S.(uae) C.(aesareae) M.(ajestatis) CONS.(iliarius) INT.(imus) GEN.(eralis) CAMP.(i) MAR.(eschallus) SUP.(remus) BO.(hemiae) CAN.(cellarius). Revers: Ein sitzender Löwe hält in der rechten Pranke das Schwert, in der linken einen Abdruck des böhmischen Landessiegels mit den Schnüren. Umschrift: BELLI. [128] ET. FACIS. DECORI. Im Abschnitt: MDCCXVIII | D. D.(edicat) C. G. H. Aus welcher Veranlassung diese von Reich geschnittene Medaille erschien, ist nicht bekannt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [S. 101]