BLKÖ:Sternberg, Zdeněk (gest. 1476)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 38 (1879), ab Seite: 283. (Quelle)
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44. Zdeněk (gest. 4. Dec. 1476), vom Aste Sternberg-Konopist. Allem Anscheine nach ein Sohn Peter Sternberg’s auf Konopist und dessen erster dem Namen nach nicht bekannter Frau. Andere vermuthen in ihm einen Sohn Smils von Sternberg-Holicky. Zdeněk ist als Staatsmann und Feldherr gleich berühmt. Bei der Eroberung Prags durch den Statthalter Georg von Podiebrad am 3. September 1448 war er vorzüglich thätig gewesen und hatte dafür die Oberst-Burggrafenwürde erlangt. Als man darauf Georg von Podiebrad zum Reichsverweser ernannt hatte, nahm er ihn in seinem aus dem Herrenstande gebildeten Beirath auf. Im Jahre 1450 eroberte er die dem Landfriedenbrecher Kuneš Rozkoš von Dubě gehörige Burg Kostelec an der Sazawa und zerstörte ihre Befestigungswerke. Hielt ihn schon Friedrich IV., mit dem er den Römerzug zur Krönung mitgemacht, sehr werth, so bewahrte ihm auch Friedrichs Mündel Ladislaw seine ganze Zuneigung. So erkor er ihn als Botschafter, der seine Schwester Elsbeth dem Könige Kasimir von Polen zuführte, und schickte ihn 1447 als Gesandten nach Frankreich, um [284] die Prinzessin Magdalena als Braut Ladislaws nach Prag zu geleiten. Es war von der Vorsehung anders beschlossen. Am 23. November 1457 gab Ladislaw seinen Geist auf, und Zdeněk vernahm diese Trauerpost den Tag zuvor, als er mit seinem 700 Personen zählenden Gefolge von Paris nach der Heimat zurückkehren wollte. Nach dem Ableben Ladislaws unterstützte er die Königswahl Georgs von Podiebrad, den Einige für seinen unmittelbaren Schwager, Andere nur für ihm verschwägert – Letzteres ist das Wahrscheinlichere – halten. Er nahm für Georg die Lausitz in Besitz; bemühte sich, die Schlesier, namentlich das hartnäckige Breslau zur Anerkennung Georgs zu bewegen; erzielte das Bündniß mit Polen: führte Georgs Tochter Katharina ihrem königlichen Bräutigam Mathias Corvinus nach Trentschin zu; zog mit dem Heere Georgs gegen den Brandenburger Kurfürsten Friedrich mit dem eisernen Zahn, den Bruder des Helden Albrecht Achilles; vermittelte – leider nicht auf die Dauer – den Bruderzwist zwischen Kaiser Friedrich IV. und Albrecht VI. dem Verschwender; bestimmte auch seinen König, daß er dem 1462 in der Wiener Burg hartbedrängten Friedrich Hilfe und Entsatz schickte; an welchem Zuge er sich persönlich betheiligte und mit den Mannen bis an die Thore Wiens, in die Vorstadt St. Ulrich rückte. Friedrich schenkte ihm 1464 als verdienten Lohn das alte Erbe der berühmten Kuenringer, Schloß und Herrschaft Weitra, worauf sich Sternberg einen Freiherrn von Weitra schrieb. Bis dahin Georgs Anhänger, wandle sich nun Zdeněk alsbald von ihm ab. Zuerst trat er im Jahre 1465 zu Grünberg dem Herrenbunde bei, der zum Schutze der Landesfreiheiten sich gebildet hatte, und an dessen Zustandekommen Zdeněk den wesentlichsten Antheil hatte. 1467 fiel er ganz offen von ihm ab. Die Ursache dieses Abfalls sucht man schon im Jahre 1462 in dem Vorgehen Georgs von Podiebrad gegen den päpstliche Legaten Fantin, den Georg wegen Beleidigung seiner Majestät, in den Kerker hatte werfen lassen. Eine um so wahrscheinlichere Vermuthung, als Zdeněk eben das Haupt der katholischen, Georg aber jenes der utraquistischen Partei war. Als dann im Februar 1465 die große öffentliche Disputation Rokyczan’s mit dem Prager Domdechant Hilarius stattgefunden, kam es zwischen Georg und Zdeněk zu offenem Bruche. Zdeněk schlug sich zur Partei der Mißvergnügten, an deren Spitze obgenannter Hilarius und der Bologneser Doctor der Theologie Wenzel Krzyznowský standen, und wurde der vom Papste gepriesene Oberfeldherr wider den utraquistischen König und Usurpator Georg. Nun kam es zum offenen Bürgerkrieg unter Zdeněk’s Führung, der jedoch im Anbeginn wenig vom Glücke begünstigt war, aber trotzdem den Muth nicht sinken ließ. Da Kasimir von Polen die ihm vom Papste und Zdeněk angebotene Krone Böhmens nicht anzunehmen willens war, richtete sich Zdeněks Blick auf Mathias Corvinus, der in diesem Punkte keine Bedenklichkeiten erhob, wofür aber Zdeněk auch schwer mit dem Verluste seiner Burgen, die ihm Georg wegnahm, büßen mußte. Als dann Georg (1471) starb, hielt Zdeněk wie vor, fest zu Mathias gegen den Polenkönig Wladislaw Jagiello, blieb sein erster Oberfeldherr und Statthalter, behauptete für ihn Mähren und Schlesien und bewies auch seine Anhänglichkeit an Kaiser Friedrich, als er zwischen diesem und Mathias 1476 vermittelte. Aber mitten im Zuge der mit dem günstigsten Erfolge eingeleiteten Verhandlungen starb Zdeněk am 4. December 1476 zu Wiener-Neustadt. Seine Leiche wurde nach Budweis überführt und dort in der Dominicaner- heutigen Piaristen-Kirche beigesetzt. Was sein Haus betrifft, so ist es Zdeněk, der seinem Geschlechte die Lehensherrlichkeit in der Lausitz erworben hatte. König Ladislaus hatte nämlich für die der königlichen Kammer von Aleš Holicky-Sternberg abgetretene Burg Pürglitz demselben und seinem Vetter Zdeněk seine Gerechtsame auf die Burg, Stadt und den Kreis Chotěbuz (Kotbus) in der Niederlausitz überlassen. Da aber weder Aleš noch Zdeněk jemals in den wirklichen Besitz des Kotbuser Kreises gelangten, so wurde später die Lehensherrlichkeit für das Sternberg’sche Geschlecht auf die Niederlausitzischen Güter Luboraz (Lieberose), Starkov (Sarko) und Bezkov (Lesko) übertragen. Zdeněk war zweimal verheiratet, zuerst mit Agnes von Janovic, und nachdem diese 1463 mit Tode abging, zum anderen Male mit Agnes von Hasenberg. Nur die erste Frau gebar sechs Söhne und [285] eine Tochter Kunigunde. Diese vermälte sich mit Hynek von Schwamberg. Von den Söhnen starben Zdeněk und Ladislaus, welch letzteren König Ladislaus 1457 aus der Taufe gehoben, in Kindesjahren; Georg, der sich 1461 mit Katharina von Rosenberg verlobt und dessen Vermählung 1472 erfolgen sollte, gerieth im Jahre 1469 nach dem siegreichen Kampfe des Prinzen Heinrich von Münsterberg gegen Mathias, nächst Hradišt in Mähren in Gefangenschaft; er war seither verschollen und seine verlobte Braut vermälte sich 1476 mit einem Vetter Georgs, mit Peter Holicky-Sternberg; – Johann starb kurz vor seinem Vater im Jahre 1476, auf der Reise nach Neapel zur Abholung der königlichen Prinzessin Beatrix, Braut König Mathias’ von Ungarn; – nur Jaroslaw [S. 276, Nr. 17] pflanzte den Stamm fort. –