BLKÖ:Széchenyi, Georg (I.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Széchenyi, Gedeon
Band: 41 (1880), ab Seite: 229. (Quelle)
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11. Georg (I.) Széchenyi (geb. zu Széchen in der Neograder Gespanschaft im Jahre 1592, nach Anderen 1598, gest. zu Preßburg am 18. Februar 1695). Georg ist ein Sohn Martin Széchenyi’s und der Sara Bán. Peter Pázmán war sein väterlicher Lehrer, seine akademische Ausbildung erhielt der Jüngling zunächst an der hohen Schule zu Tyrnau, dann an dem zu jener Zeit eben in Wien errichteten Pázmáneum, wo er auch die Priesterweihe empfing. In seine Heimat zurückgekehrt, kam er als Seelsorger nach Sellye, aber schon drei Monate später in die Priesterschaft des Grauer Erzsprengels aufgenommen, erhielt er die Propstei Neustadl an der Waag. 1632 wurde er Domherr in Gran, sodann Lector Capituli daselbst. 1644, bereits 52 Jahre alt, bestieg er den Bischofstuhl von Fünfkirchen, 1653 vertauschte er denselben mit dem von Veszprim, 1657 diesen mit jenem von Raab. In dem letzteren Sitze wirkte er über ein Vierteljahrhundert, denn 1674 zum Erzbischof von Kalocsa erhoben, verblieb er zugleich Administrator des [230] Raaber Bisthums. 1681 beging er zu Wien in der akademischen Kirche der Jesuiten, wo er fünf Decennien früher seine erste Messe gelesen hatte, sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum, welchem Kaiser Leopold I. beiwohnte. Dieser erhob ihn vier Jahre später, am 21. März 1685, zum Erzbischof von Gran und Primas von Ungarn. In dieser höchsten kirchlichen Würde des Reiches bestätigte ihn im folgenden Jahre Papst Innocenz XI. unter Uebersendung des erzbischöflichen Mantels. Als Primas vollzog Széchenyi 1687 zu Preßburg die Krönung des Kronprinzen Joseph zum König von Ungarn. Nachdem er ein Decennium auf dem Erzbischofstuhle von Gran gewirkt hatte, starb er im hohen Alter von 103 Jahren, unvergeßlich durch seine zahlreichen und großartigen Stiftungen, von denen wir hier eine Uebersicht nach den Orten, in welchen er sie machte, folgen lassen. In Ofen: zur Herstellung der Festungswerke 48.000 fl.; – zur Stiftung des Jesuiten-Collegiums im J. 1687 100.000 fl.; – zu jener des Seminars im nämlichen Jahre 100.000 fl.; – zur Errichtung des Convictes 30.000 fl.; – zu der des Capucinerklosters 20.000 fl., – und zu jener des Carmeliterklosters 30.000 fl. – In Gran: zur Herstellung des Schlosses und der Schloßkirche 15.000 fl.; zur Stiftung des Jesuiten-Collegiums im Jahre 1657 50.000 fl.; – zu jener des Franciscanerklosters im Jahre 1687 20.000 fl. – In Erlau: zur Stiftung des Servitenklosters 30.000 fl.; – zu jener des Jesuiten-Collegiums 1689 60.000 fl. – In Pesth: zum Invalidenhaus 1692 157.000 fl.; – demselben im Testamente 172.000 fl.; – zur Herstellung der Grenzfestungen 100.000 fl.; – zur Krönungsfeier Josephs I. 1688 20.000 fl. – In Wimpassing: für das Minoritenkloster 10.000 fl. – In Eisenstadt: den Augustinerinen 10.000 fl. – In Preßburg: zur Stiftung des Waisenhauses 18.000 fl.; – den barmherzigen Brüdern 20.000 fl.; – den Clarissinen 12.000 fl.; – den Ursulinerinen 20.000 fl.; – den Franciscanern 20.000 fl. – In Tyrnau: den Clarissinen 15.000 fl.; – zur Herstellung geistlicher Gebäude 7.000 fl.; – zum Drucke des Pázmány’schen Werkes „Kalauz“ 3.000 fl. – In Neuhäusel: zur Erbauung einer Kirche 120.000 fl.; – zur Herstellung verschiedener Kirchen und Schulen um Neuhäusel 33.000 fl.; – den Unterthanen zur Beisteuer 3.000 fl. – In Szécseny: den Franciscanern 10.000 fl. – In Sümegh: zur Aufbauung der Ringmauer 10.000 fl.; – zur Stiftung des Franciscanerklosters 1684 20.000 fl. – In Trencsin: zur Stiftung des Convictes 1684 42.000 fl. – In Leutschau: zur Stiftung eines Convictes für adelige Jünglinge 1694 51.000 fl. – In Fünfkirchen: zur Stiftung des Jesuiten-Collegiums 1694 50.000 fl. – In Raab: zur Herstellung der Festung 16.000 fl.; – zu jener der Kathedrale 25.000 fl.; – zur Stiftung der Chorsänger 1684 25.000 fl.; – für die Matkovich’sche Stiftung 5.000 fl.; – für ewige Messen 2.000 fl.; – für das Seminarium 1684 25.000 fl.; – für das Armen- und Krankenhaus 10.000 fl.; – zur Stiftung des Jesuiten-Collegiums 1684 70.000 fl.; – zu jener des Convictes 1684 37.000 fl.; – für ein Seelsorger-Deficientenhaus 1684 30.000 fl. – Der Raaber Diöcese: im Testamente 33.000 fl. – In Steinamanger: zur Herstellung der Kirche und des Schlosses 10.000 fl.; – dem Domcapitel 12.000 fl. – In Vasvár: den Dominicanern 1684 10.000 fl. – In Trasbach (Rákos): zur Herstellung der Kirche und bischöflichen Residenz 12.000 fl.; – zu jener des Castells von Keszö 7.000 fl. – In Güns: zur Stiftung des Jesuiten-Collegiums 1684 70.000 fl. – Zu St. Gotthard: zur Erbauung der Kirche und des Klosters 12.000 fl. – Zu Sumerein: zur Stiftung des Paulanerklosters 30.000 fl. – Zu Neustadt an der Waag: zur Auslösung verpfändeter Propsteigüter 2.000 fl.; – zur Erbauung der Kirche 4.000 fl. – In Maria Nostra: den Paulanern 17.000 fl.; – zur Unterstützung der Franciscaner 6000 fl. Die angeführten Summen in der Höhe von nahezu zwei Millionen erreichen mit den hier nicht angegebenen einen Betrag von über drei Millionen. Primas Georg errichtete diese Stiftungen zu einer Zeit, in welcher theils durch die türkischen Raubhorden, theils durch die Malcontenten viel Land verwüstet und Kirchen und Schulen zerstört wurden, so daß ringsum Noth und Elend sozusagen ständige Gäste waren. Die Errichtung der zahlreichen Klöster erklärt sich aus den damaligen religiösen Wirren, die in unheimlicher Weise den Zwiespalt in den menschlichen Gemüthern großzogen und einen fast erschreckenden Charakter annahmen. Es blieb [231] nicht bei der Verschiedenheit in der Lehre von der Transsubstantiation und von den prägnanten Zeichen, von den Sacramenten und dem römischen Primat. Immer weiter und weiter führten die Klagen und Verwünschungen über das papistische Unwesen, die vermeintliche Abgötterei mit den Bildern und den sinnlosen Kalenderstreit. Die Zustände nahmen, da sich jede Partei durch Waffengewalt zu behaupten suchte, einen immer bedenklicheren Charakter an. Bei der anarchischen Oligarchie im Staate wie in der Kirche gab es, wie ein Historiker schreibt, bald fast ebensoviele Kirchen als Köpfe. In solchen Tagen der Noth, allgemeiner Rathlosigkeit und frevelhafter Umsturzsucht erscheint ein Mann wie Széchenyi wie ein rettender Engel, wie ein Leuchtthurm emporragend inmitten der Sturmfluth politischer und religiöser Kämpfe, in welcher das Staatsschiff, vom Untergange bedroht, hin- und herschwankt. Da kam Széchenyi, dieser Mann mönchischer Entsagung und königlicher Großmuth, im rechten Augenblicke mit seinen Spenden und Stiftungen von Collegien, Seminarien, Convicten, Klöstern und Schulen. Höchst einfach in seinem Aeußern, strenge gegen sich selbst, war er zeitlebens ein Vater der Armuth, der, wie einer seiner Biographen treffend bemerkt, die Eigenschaft der Széchenyi besaß: königlich zu geben und dadurch immer reicher zu werden. [Matusek (András), Arbor tangens coelum, az az: Legfőbb Tisztre emeltetett Méltós és Nagyságos Fejedelem Széchenyi György Esztergomi Érsek etc. etc. a több halotti tisztességek között Magyar élő nyelvvel praedikálotta Posonyban 18. Mart. 1695 (Nagyszombat, 4°., 16 Bl.). – Ehrentempel der katholischen Geistlichen (Wien 1845, Dirnböck, 8°.) S. 95. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, fortgesetzt von Mühlfeld (Wien, 4°.) 1823, S. 768. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 247. – Ungarischer Plutarch oder Biographien merkwürdiger Personen des Königreiches Ungarn und der dazu gehörigen Provinzen. Aus authentischen Quellen geschöpft u. s. w. von Karl Vincenz Kölesy und Jacob Melzer (Pesth 1816, Jos. Eggenberger, 8°.) Bd. II, S. 125; Bd. IV, S. 376. – (Cseles Martinus Rosindolensis Hungarus), Decennium Georgii Szécsenyi (Tyrnaviae 1721, 12°.). – Memoria Basilicae Strigoniensis anno 1856 die 31. Augusti consecratae (Pestini 1856, J. Beimel et Kozma, schm. 4°.) p. 95 et 155. – Peterffy (Carolus S. J.), Sacra Concilia Ecclesiae Romano-Catholicae in Regno Hungariae celebrata ab a. Ch. MXVI usque MDCCXV (Viennae 1742, Fol.) Pars II, p. 440. – Schmitt (Nicolaus (J. S.), Archi-episcopi Strigonienses Compendio dati (Tyrnaviae 1758, typ. Acad. Soc. Jesu, kl. 8°.) Pars II, p. 163 et s.Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) 1856, Nr. 35. – Porträt. Unterschrift: „Széchenyi György (dazwischen das Wappen) Esztergomi érsek Magyarország Primasa“. Pest, Lauffer és Stolp. Nyomt. Rohn Pest. 1859. Lithographie ohne Angabe des Zeichners und Lithographen. Medaillonbild.] –