BLKÖ:Ungnad, David (I.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ungnad, Conrad
Band: 54 (1886), ab Seite: 180. (Quelle)
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6. David (I.) Ungnad (gest. 22. November 1600). Ein Sohn des Andreas, genoß er [181] eine gelehrte Bildung und wurde wiederholt zu Missionen bei der Pforte verwendet, das erste Mal vom 16. April bis 23. September 1572, das zweite Mal von 1574 bis 1578. Man rühmte ihn als großen Sprachkundigen und Beförderer des Evangeliums, und seiner geistlichen Dichtungen wegen hieß er „der fromme Sänger“. Auch wurde er auf Melanchthon’s Empfehlung, mit dem er befreundet war, zum Rector der Universität Wittenberg ernannt. Aus den Tagen seiner Stellung als kaiserlicher Botschafter bei der Pforte wird Folgendes von ihm erzählt: Die Gebräuche beim Empfange der Botschafter durch den Padischah waren ganz absonderliche. So mußten dieselben sich vor dem Padischah entweder niederwerfen oder niederknien und dann aufrecht stehen. Später durften sie sich auf einem hölzernen Bänkchen, das Sopha hieß, niederlassen. Wollte nun der Großherr der Macht eines Abgesandten seine Ungnade fühlen lassen, so ließ er einfach demselben mittheilen, daß kein Sopha für ihn bereit sei. Dies war nun auch mit David Ungnad der Fall. Als er in den Audienzsaal trat und wirklich besagten Schemel nicht vorfand, nahm er seinen Mantel von den Schultern, rollte ihn zusammen und ließ darauf mit untergeschlagenen Beinen sich nieder. Der Padischah sah dem Allen stillschweigend zu. Als nach beendeter Audienz David Ungnad ohne seinen Mantel sich entfernte, rief ihm der Großvezier zu: daß er Etwas vergessen habe. „Ich habe nie gehört“, erwiderte Ungnad darauf mit erhobener Stimme, „daß es der Gebrauch der römisch-kaiserlichen Ambassadeurs sei, sich ihr Sopha selber nachzutragen.“ Sprach’s und verließ den Saal. Nach der Rückkehr von seiner Gesandtschaft im Jahre 1578 wurde er von Kaiser Rudolf I. zum Kriegspräsidenten ernannt. Von dieser Stelle zog er sich 1597 zur Ruhe zurück. Ueber seinen Familienstand siehe die Stammtafel. [Porträts. 1) in kl. Fol.; 2) in 4°., letzteres, viel kleiner als ersteres, scheint eine Copie desselben zu sein und stellt Ungnad im Pelz dar; beide selten]. –