BLKÖ:Weiß, Laurenz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 54 (1886), ab Seite: 136. (Quelle)
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Weiß, Laurenz (Compositeur, geb. in Wien am 10. Mai 1810). Der Lebenslauf dieses ebenso als Gesangslehrer, wie als Lieder- und Kirchencompositeur gleich geschätzten Tonkünstlers, dessen Namen wir in den älteren, neueren und neuesten Musikwerken gleich vergeblich suchen, ist ein sehr einfacher. Weiß kam im Alter von 13 Jahren (1823) in die Knabengesangschule des Conservatoriums in Wien, besuchte aber gleichzeitig auch die Violinschule und machte später den dreijährigen Curs der Harmonie- und Compositionslehre durch. Bei seinem Austritte 1830 erhielt er infolge seiner ausgezeichneten Verwendbarkeit die silberne Medaille. In der Zwischenzeit aber, 1826/27, während der Saison der italienischen Oper, war ihm die ehrenvolle Aufgabe geworden, bei Gelegenheit der Aufführung von Mozart’s „Requiem“ den Alt-Solopart neben Frau Schechner (Sopran), Herrn Ciccimara (Tenor) und Lablache (Baß) zu singen. 1831 wurde er supplirender Professor der Männergesangschule des Conservatoriums, welche er dann durch 30 Jahre leitete. 1832 übertrug man ihm auch noch die zweiclassige Knabengesangschule, deren Leitung er bis Juli 1880, also nahezu ein halbes Jahrhundert, mit glänzendem Erfolge führte, denn die Leistungen dieser Knabenschule waren so hervorragend, daß bei allen Concerten des Conservatoriums ein Knabenchor nicht fehlen durfte, wie derselbe denn auch öfter bei außerordentlichen Gelegenheiten zugezogen wurde; so z. B. sangen in Mozart’s „Zauberflöte“ die Partie der drei Genien Schüler aus der Knabengesangclasse des Professors Laurenz Weiß. Auf diese Classe verwendete er auch alle Sorgfalt seines gediegenen Unterrichtes, und sie wurde die eigentliche Pflanzschule für alle übrigen Fächer der Musik, wie sich denn auch die Sängerknaben der k. k. Hofcapelle zum großen Theile aus ihr ergänzten. Viele hundert seiner einstigen Schüler sind zur Zeit hervorragende Künstler in der Oper, Kirche und Schule, mehrere derselben wirken heute als Professoren am Musikconservatorium in Wien. Im Februar 1871 erhielt Weiß für sein verdienstliches Wirken das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, und im September 1880 trat er nach fünfzigjähriger Dienstzeit am genannten Institute in den Ruhestand. Seit 1845 wirkte er übrigens auch als Chordirector an der griechisch-nichtunirten Kirche in Wien. Als Compositeur entfaltete er eine vielseitige von glücklichen Erfolgen begleitete Thätigkeit. Nicht nur, daß er für seine Knabengesangschule, sowie für den Gottesdienst in der griechisch-nichtunirten Kirche zahlreiche Chöre und Vocalchöre componirte, so that er sich auch nebenbei als Lieder- und Kirchencomponist, sowie als Theoretiker in seinem Fache vielfach hervor. Wir haben S. 137 eine Uebersicht seiner Compositionen gegeben, soweit sie aus den musicalisch-bibliographischen Hilfsmitteln, die aber leider sehr unzureichend sind, sich zusammenstellen lassen. Das fachmännische Urtheil über Laurenz Weiß einigt sich dahin, daß er als Liedercomponist sehr sangbare und melodische Stücke geliefert; daß er in seinen Kirchencompositionen, in welchen besonders seine Graduale und Offertorien [137] rühmenswerth sind, stylvolle Werke und für die Sänger besonders dankbare Tonstücke geschrieben; dieselben erfreuen sich auch solcher Beliebtheit, daß sie auf den wöchentlichen Repertorien der in den Kirchen Wiens zur Aufführung gelangenden Tonwerke sehr häufig verzeichnet stehen. Was endlich seine Unterrichtsbücher des Gesanges betrifft, so tragen alle das Gepräge des geübten Praktikers von guter Schule, der mit einiger Befriedigung auf die große Anzahl trefflicher Sänger, ebenso im Kreise der Dilettanten als der ausübenden Künstler, welche von ihm gebildet wurde, hinweisen kann.

Uebersicht der im Druck erschienenen Compositionen von Laurenz Weiß. a) mit Angabe der Opuszahl. „Der Liebe Erkennen“. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte. Op. 5. – „Vorübungen zur Bildung der Stimme und Kehlenfertigkeit“. Für Alt und Baß. Op. 8. – „18 Solfeggien für Sopran und Tenor“. Op. 9. – „An die Natur“. Vocalquartett für Sopran, Alt, Tenor und Baß. Op. 17. – „Singübungen für Sopran mit Begleitung des Pianoforte“. 2 Hefte. Op. 18. – „Wiener Conservatoriums-Gesangschule“. l. bis 5. Heft nebst Nachtrag. Op. 19. – „Offertorium. (Doшine, Dominus noster. Duett für Sopran und Baß mit 2 Violinen, Viola, 2 Oboen, 2 Fagott, 2 Trompeten, Pauke, Violoncell und Contrabaß. Op. 20. – „Vocalchor. Alpenscene. Gedicht von Janitschka“. Für 2 Sopran- und 2 Altstimmen. Op. 26. – Theoretisch-praktischer Gesangschule für die Altstimme“. Op. 28. – „Vöglein im Walde. Gedicht von F. Löwe“. Für 1 Singstimme mit Pianobegleitung Op. 30. – „Die Thräne der Liebe“. Für 1 Singstimme. Op. 31. – „Fürst Ypsilanti’s Hochzeitsmarsch“. Op. 37 (Wien 1863). – „Das Mondlicht. Gedicht von Lenau“. Für 1 Singstimme mit Begleitung des Piano. Op. 39 (Wien 1860). – „Gesangschule für das Conservatorium für Musik in Wien“. 1. Theil: Elementarunterricht. 2. Theil: Höhere Gesangsbildung (Wien 1861) Op. 40. – „Gesänge für die Jugend“ Heft 1, Op. 41; Heft 2, Op. 42; Heft 3. Op. 43; Heft 4, Op. 44. Jedes Heft mit acht Nummern. – „Ave Maria“. Für Alt und Bariton mit Horn oder Violoncellosolo und Orgel (Wien 1872) Op. 45. – „Graduale (In te Domino speravi)“. Für Alt- und Bariton-Solo mit Pianoforte (Wien 1872) Op. 46. – „Es muß was Wunderbares sein“. Für 1 Singstimme mir Pianoforte. Op. 47 (ebd. 1872). – „Wie im Tode so im Leben“. Für 1 Singstimme mit Pianoforte. Op. 48. – „Trennung (O kehre zurück)“. Für 1 Singstimme mit Pianoforte. Op. 49. – „Goldfischleins Stillleben. (Wie kühl ist das Wasser)“. Für 1 Singstimme mit Piano. Op. 50. – „Wellenspiel. (Leise zieh’n die Wellen)“. Für Sopran mit Pianoforte. Op. 51 (Wien 1872). – „Die Sterne. (Wie die Sterne blinken)“. Für 1 Singstimme mit Pianoforte. Op. 52 (1873). – „Erinnerung an Gmunden. Auf der Ruhebank. An der Traun“. Für 1 Alt- oder Baßstimme mit Begleitung des Pianoforte. Op. 53 (Wien 1873). – „Offertorium (In Deo speravit)“. Solo-Quartett für Sopran, Alt, Tenor und Baß. Op. 54 (Wien 1874). – „Offertorium (Esto mihi in Deum)“. Für Sopransolo und Violoncello-Solo mit Orgel oder Harmon. Op. 55. – „Graduale (Confide mini Domino)“. Für Alt-Solo mit Orgel oder Harmon. Op. 56. – „Offertorium (O Deus ego amo te)“. Für eine Singstimme mit Orgel. Op. 57. – „O salutaris hostia!“ Für Sopran. Alt mit Harmon. Op. 58 (Wien 1884). Compositionen, deren Opuszahl mir nicht bekannt ist. „Kirchencompositionen“ (Wien 1860, Wessely), Nr. 1: „Graduale (Voce mea)“. Für Alt oder Baß, mit Orgel, Nr. 2: „Offertorium (Ave Maria)“. Für Sopran oder Tenor mit Orgel, Nr. 3: „Graduale (Domine ne in furore tuo)“. Für Alt oder Baß mit Orgel. Sämmtliche drei Stücke auch mit Instrumentalbegleitung. – „Ave Maria“. Offertorium für Sopran-Solo mit Begleitung von 2 Violinen, Viola, Violoncello und Baß, 2 Oboen, 2 Fagot, 2 Hörnern (Wien, Spina). – „Nationalgardistenlied. Von J. N. Vogl“ (1848). – „Tägliche Schule für Clavierspieler. Sämmtliche Tonleitern und gebrochene Accorde in Form einer Etude“ (Wien 1868, Wessely). – „Duette für Sopran und Alt mit Pianoforte“ (Wien 1871, Spina). Die Verwirrung in den bibliographischen [138] Musikverzeichnissen, seien es Verlags- oder Leihkataloge, oder Verzeichnisse nach einzelnen Instrumenten u. s. w., ist geradezu eine heillose; in einem Katalog erscheint ein Musikstück mit Angabe der Opuszahl, in einem anderen ohne dieselbe. Dann wieder tragen verschiedene Tonstücke desselben Compositeurs ein und dieselbe Opuszahl; sich da herauszufinden, ist eine Unmöglichkeit, und wie die Dinge stehen, ist die Durchführung eines allgemeinen Musikkatalogs, der namentlich mit Rücksicht auf ältere Tonstücke wünschenswerth und wichtig wäre, kaum denkbar.
Pohl (C. F). Die Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates und ihr Conservatorium. Auf Grundlage der Gesellschaftsacten bearbeitet (Wien 1871, Braumüller, gr. 8°.) S. 67, 90, 122, 129, 140 und 158.
Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Laur. Weiß“. Darunter: „Professor am Conservatorium in Wien. Von seinen dankbaren Schülern“. E. Kaiser 1845 (lith.) kl. Fol.