BLKÖ:Weis, Johann Nepomuk

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 54 (1886), ab Seite: 121. (Quelle)
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Weis, Johann Nep. (Geschichtsforscher und Numismatiker, geb. zu Richterhof in Böhmen am 25. November 1796, gest. im Stifte Heiligenkreuz nächst Baden bei Wien am 1. December 1858). Zu Budweis in Böhmen beendete er die Gymnasial- und philosophischen Studien und trat aus Neigung für das Mönchsleben in das Cistercienserstift Heiligenkreuz, in welchem er im October 1816 eingekleidet wurde und am 17. September 1820 die Ordensgelübde ablegte. Zum Priester geweiht, trat er am 30. September 1821 in die Seelsorge, erhielt aber wegen seiner Befähigung zum Lehramte 1824 die Präfectenstelle im Knabenconvicte, in welcher er Muße fand, die historischen Studien mit Eifer zu betreiben. Durch einen Freund, den k. k. Postbeamten Krones in Wien, der eine kleine Münzsammlung besaß, wurde die Neigung zur Numismatik in ihm geweckt, und er begann nun eifrig zu sammeln. In diesem Streben ward er von dem Abte unterstützt, welcher ihm nicht nur die Münzsammlung des Stiftes anvertraute, sondern auch nach Kräften ihm die Mittel zum Ankaufe bot. Dabei setzte er selbst aufs eifrigste seine numismatischen Studien fort, las die besten darauf Bezug habenden [122] Werke, besuchte fleißig Münzsammlungen, insbesondere die des k. k. Cabinets in Wien und eignete sich bald eine sehr große Fertigkeit im Kennen der Münzen an. Als der Custos am k. k. Münz- und Antikencabinete in Wien Franz Fidelis Wachter [Bd. LII, S. 44] starb, bewarb sich Weis um die erledigte Stelle, erhielt sie jedoch nicht. Indessen setzte er seine Münzstudien fort und vermehrte durch günstige Ankäufe bei den zahlreichen Versteigerungen von Münzsammlungen in Wien seine eigene, vorzüglich in Münzen des Mittelalters und in Münzen und Medaillen der neueren Zeit von allen Ländern Europas. Im Jahre 1841 wurde er als Stiftshofmeister und Archivar nach Wien versetzt, und da der neue Abt Edmund Komaromy gleich seinem Vorgänger auf die Pflege der Münzsammlung des Stiftes Bedacht nahm, so trat nun Weis in lebhaften Verkehr mit zahlreichen Sammlern und Gelehrten Wiens, wozu sich ihm, da er seinen bleibenden Aufenthalt im Heiligenkreuzerhofe genommen, die günstigste Gelegenheit darbot, und so befreundete er sich mit Chmel, v. Meiller, Bergmann, Karajan, Camesina, Feil und Anderen und pflegte fleißig auch mit berühmten Münzsammlern, die außerhalb Wiens lebten, brieflichen Verkehr. Ueber seine Sammlung verfaßte er dann einen musterhaften, im kaligraphischen Gleichmaße eigenhändig geschriebenen Katalog, der sich durch große Nettigkeit und Zierlichkeit besonders auszeichnet. Aber auch als Forscher auf dem Felde der Geschichte blieb er nicht unthätig und wurde sozusagen der Historiograph seines Stiftes, dessen Urkunden er sorgfältig sammelte. Diese Schriften bilden unter dem Titel: „Urkunden des Cistercienserstiftes Heiligenkreuz im Wiener Wald“ in dem von der historischen Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Sammelwerke „Fontes rerum austriacarum“ den XI. und XVI. Band. Auch verdankt J. Bergmann für sein Werk „Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhundert“ die Mittheilungen über Ulrich II. Molitor (Müller) aus Uberlihner, welche im zweiten Bande S. 24 u. f. dieses Werkes abgedruckt sind, unserem Numismatiker.

Pražskě noviny, d. i. Prager Zeitung, 1858, Nr. 289. – Bergmann (Jos.). Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom sechzehnten bis zum neunzehnten Jahrhunderte. In treuen Abbildungen mit biographisch-historischen Notizen (Wien 1844–1857, Tendler, 4°.) Bd. II, S. 29. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. XI, S. 294. [Während ihn der „Slovník“ und die „Pražskě noviny“ mit zwei s Weiss schreibt, finden wir ihn bei Bergmann – der uns in dieser Hinsicht als der Verläßlichere erscheint – immer nur mit einem s geschrieben.]