BLKÖ:Załuski, Joseph Andreas

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 126. (Quelle)
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Załuski, Joseph Andreas (Domherr von Krakau und Bischof von Kiew, geb. 12. August 1702, gest. 9. Jänner 1774). Ein Sohn des Wojwoden von Rawa Alexander Joseph aus dessen zweiter Ehe mit Therese Potkańska, zeigte er schon frühzeitig große Liebe zu den Wissenschaften und sammelte Bücher, so daß er mit 15 Jahren deren dreitausend besaß, die mit seinem Namen bezeichnet waren. Mit seinem älteren Bruder Andreas Stanislaus Kostka ging er auf Reisen, kam nach Rom und wollte dort in den Orden der Gesellschaft Jesu eintreten, doch wurde er vom Ordensgeneral nicht aufgenommen, weil er noch zu jung war. Nach Polen zurückgekehrt, erhielt er ungeachtet seiner Jugend, das Erzdiaconat von Pultusk. Dann ging er wieder auf Reisen, um seine Studien fortzusetzen und Bibliotheken zu besuchen. Nun erhielt er folgeweise Propsteien von Warschau, Koden, Jaworów, die Abtei Hebdów und endlich das Canonicat in Krakau. 1728 wurde er Referendar der Krone, und erst jetzt empfing er die Priesterweihe. Er war ein eifriger Parteigänger des Königs Stanislaus Łeszcziński und spielte in den damaligen politischen Händeln eine große und einflußreiche Rolle. 31 Jahre, wohl länger als bisher einer seiner Vorgänger in dieser Stelle, hatte er dieselbe bekleidet, als er 1758 zum Nachfolger Cajetan Soltyk’s auf den Bischofsstuhl von Kiew berufen wurde, worauf er am 4. November 1759 die Weihe erhielt. Das ganze Leben dieses Kirchenfürsten ist ein ununterbrochenes Forschen und Studiren, verbunden mit Sammeln der wichtigsten und seltensten Werke, vornehmlich solcher, die sich auf die Geschichte seines Vaterlandes beziehen. In Verbindung mit seinem gleichgestimmten Bruder Andreas Stanislaus Kostka ist er der Begründer der berühmten Załuski’schen Bibliothek, welche er in Gemeinschaft mit ihm dem Vaterland schenkte, worauf sie in Warschau aufgestellt wurde und dort blieb, bis Rußland sie gegen alles Recht als Staatseigenthum Polens, in Beschlag nahm und nach Petersburg brachte. Politischerseits hielt er treu zu seinem Vaterlande, und da er auf dem Reichstage 1766 gegen die von Rußland geschützten Dissidenten heftig auftrat, so wurde er auf Betrieb des russischen Gesandten Repnin bis 1773 zu Kaluga festgehalten. Im folgenden Jahre starb er. Von seinen im Druck erschienenen Schriften nennen wir: „Analecta historica de a romanis Pontificibus quotannis [127] usitata ceremonia Ensem et Pileum benedicendi“(Warschau 1726, 4°., 16½ Bogen); – „Programma literarium ad bibliophilos, typothetas et bibliopegas tum et quosvis liberalium artium amatores“ (Warschau 1732, 4°.), dieses Buch ist ungeachtet seines lateinischen Titels in polnischer Sprache geschrieben; – „Specimen historiae polonae criticae etc. etc.“ (ebd. 1733); – „Conspectus novae collectionis legum ecclesiasticarum Poloniae etc.“ (ebd. 1744, 4°.); – „Bibliotheca poetarum polonorum qui patrio sermone scripserunt“ (ebd. 1752); – „Anecdota singularia celsissimae Jablonoviorum domus“ (ebd. 1755, 4°.); – „Manuale juris publici Poloniae in statu Reipublicae acephalo etc.“ (ebd. 1764, 8°.); – „Przypadki niektore Joz. Załuskiego, ktore mu sie w niewoli moskiewskiej puł 6 letniej trafily“, d. i. Einige Vorfälle, welche der Kiewer Bischof Jos. Załuski während seiner sechseinhalbjährigen moskowitischen Gefangenschaft in Kaluga erlebte (o. Ang. des Ortes 1773, 8°.) – „Zebranie rytmów przez wierszopiszow zyjących“, d. i. Sammlung von Gedichten jetzt lebender Poeten, 5 Bände (ebd. 1752 bis 1856, 4°.). Andere polnisch geschriebene Werke zählt Chodynicki auf. In Handschrift hinterließ Załuski eine „Biblioteka historików, polityków, prawników i innych autorów polskich lub v Polsce piszących“, d. i. Eine Bibliothek der Geschichtsschreiber, Politiker, Rechtsgelehrten und anderer polnischen und solchen Autoren, die über Polen geschrieben; eine Beschreibung des Lebens und der Schicksale Starovolski’s, eine „Magna bibliotheka polona universalis“ eine nach Lelong’s „Bibliothèque française“ eingerichtete Sammlung. Joseph Andreas Załuski gehört wie sein Bruder Andreas Stanislaw Kostka nicht nur zu den Zierden der polnischen Kirchenfürsten, sondern zu denen des polnischen Volkes überhaupt. Janocki nennt ihn sogar: „lucidissimum totius septemtrionis sidus summumque rei apud nos (i. e. Polonos) literatae caput, cui similem Polonia neque vidit hactenus, neque unquam, ut ego arbitror, iterum est visura“.

Chodynicki (Ign.), Dykcyonarz uczonych polaków i. t. d., d. i. Lexikon der polnischen Gelehrten u. s. w. (Lemberg 1833, Milikowski, 8°.) Bd. III, S. 378–388. – Encyklopedyja powszechna, d. i. Allgemeine (polnische) Real-Encyklopädie (Warschau 1868, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XXVIII, S. 244 u. f. – Korczyński (Kassian), Katedra Kijowska, d. i. Die Kiewer Kathedrale (Teschen 1861, Prochaska, 4°.) S. 17. – Łętowski (Ludwik), Katalog biskupów, prałatów i kanoników krakowskich, d. i. Katalog der Krakauer Bischöfe, Prälaten und Domherren (Krakau 1853, 8°.) Bd. IV, S. 278–294. – Rycharski (Ł. T.). Literatura polska w historyczno-krytycznym zarysie, d. i. Die polnische Literatur im historisch kritischen Grundriß (Krakau 1868, Himmelblau, gr. 8°.) Bd. I, S. 75, 240, 276, 306, 314, 315; Bd. II, S. 2, 315, 317. – (Zedler’s) Großes Universal-Lexikon u. s. w. 60. Bd., Sp. 1458 u. f.
Porträt. Schleuen fec. Berolin. Gürtelbild mit Wappen (gr. 8°.).