BLKÖ:Zichy-Vásonykeő, Karl I. Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 28. (Quelle)
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Zichy-Vásonykeő, Karl I. Graf (Staatsmann und Ritter des goldenen Vließes, geb. zu Preßburg am 4. März 1753, gest. zu Wien am 26., n. A. 28. September 1826). Ein Sohn des Grafen Stephan – und nicht, wie E. M. Oettinger im „Moniteur des Dates“ 31me livr. Jul. 1868, pag. 32 schreibt, des Grafen Franz – aus dessen Ehe mit Marie Cäcilie geborenen Gräfin Stubenberg, bezog er [29] im Alter von 6 Jahren (1759) die theresianische Ritterakademie und blieb in derselben durch 12 Jahre, bis 1771. Daselbst vollendete er mit großer Auszeichnung die Studien und vertheidigte vor seinem Austritte vor einer zahlreichen und ansehnlichen Versammlung eine Reihe von Sätzen aus den politischen Wissenschaften mit glänzendem Erfolge. Nun kam er zur Erlernung der praktischen Staatsgeschäfte an die Seite des Hofrathes und damaligen Gouverneurs von Fiume Joseph Grafen Majláth [Bd. XVI, S. 305], und wurde schon 1775, erst 22 Jahre alt, wirklicher illyrischer Hofcommissionsrath bei der Hofkammer in Wien und am 7. März 1777 wirklicher Hofrath. 1786 erfolgte seine Ernennung zum Administrator des Békéser, 1787 zum Obergespan des Raaber Comitates und Präsidenten der ungarischen Hofkammer, 1788 zum Judex curiae, damals die höchste Stelle in Ungarns, da seit 1765 die Würde des Palatins nicht besetzt worden war. Als es nach Kaiser Josephs II. 1790 erfolgtem Tode auf dem Landtage dieses Jahres über den Krönungseid zu lebhaften Verhandlungen gekommen war, gelang es allein dem beredten Grafen Karl, die aufgeregten Gemüther zu beschwichtigen, sowie er sich denn überhaupt immer als gewandter Redner und als kenntnißreicher und umsichtiger Staatsmann auf den ungarischen Landtagen auszeichnete. Er war es auch, der die einstimmige Wahl des Erzherzogs Alexander Leopold zum Palatin und die Krönung des Kaisers Leopold zum König von Ungarn am 15. November 1790 vermittelte. Nun übernahm er den Posten des Präsidenten der allgemeinen Hofkammer, und gelang es seiner Umsicht und seinem klugen Gebaren, Ordnung in die sehr zerrütteten Finanzen zu bringen, freilich gingen durch den Krieg des Jahres 1805 die von ihm gewonnenen günstigen Ergebnisse wieder verloren. 1808 wurde er Staats- und Conferenzminister, 1809 Kriegsminister, 1813 und 1814 führte er die Leitung des Innern und nahm bis kurz vor seinem 1826 erfolgten Hinscheiden an allen wichtigen Staatsgeschäften den thätigsten Antheil. Das Gebaren des Grafen findet verschiedene, mitunter sehr gehässige Beurtheilung, insbesondere weil er zwischen den durch die Haltung Kaiser Josephs II. gegen Ungarn erbitterten Gemüthern immer zu vermitteln suchte, was aber doch bei den damaligen durch die Kriegswirren auf die Spitze getriebenen Verhältnissen das Klügste war, um den Staat in seiner Einheit zu erhalten. Wie immer man den Grafen beurtheile, ob man seine Maßnahmen billige oder verwerfe, unerschütterliche Königstreue kann man ihm nicht absprechen; er kann in den Mitteln, das Wohl seines Volkes zu fördern, geirrt haben, Eines ist sicher, im Festhalten an dieser Treue erkannte er die zuverlässigste Bürgschaft für das Fortbestehen seines Volkes, das, wie eine Oase mitten unter die anderen Völker des Continents hineingestellt und ringsherum von den ihm feindlich gesinnten slavischen Volksstämmen bedroht, nur in einem starken Königsthum eine sichere Gewähr für seine Erhaltung findet. In seinen jungen Jahren hatte der Graf schöngeistigen Anwandlungen gehuldigt, und erschien von ihm das Buch: „Verwandlung Ungarns. Ein prosaisches Gedicht aus dem Lateinischen“ Wien 1768, 138 S., 8°.) und sollen auch in der Sammelschrift „Jugendfrüchte des k. k. Theresianums“ einige Gedichte des Grafen enthalten sein. Karl Graf Zichy [30] war Ritter des goldenen Vließes und Großkreuz des St. Stephansordens. Er hatte sich am 12. Februar 1776 mit Anna Maria Gräfin Khevenhüller-Metsch (geb. 10. April 1759, gest. 18. Jänner 1809) vermält, und stammen aus dieser Ehe neun Kinder: vier Söhne und fünf Töchter. Von Ersteren ist der älteste, Franz, der Stifter der Linie Zichy-Ferraris; Karl II. setzte den zweiten Zweig der Karlsburger Linie fort. Ferdinand ist aber der tapfere Huszarenoberst, der als General und Commandant von Venedig das Mißgeschick hatte, für die Uebergabe dieser Stadt sich vor dem Kriegsgerichte verantworten zu müssen und schuldig befunden zu werden. Von den fünf Töchtern, die sich alle verheirateten mit Ausnahme der jüngsten, Karoline, welche Nonne zu Brüssel wurde, ist Eleonore die Gattin geworden des Geschichtsschreibers des Hauses Habsburg, Eduard Fürsten Lichnowsky, und Mutter des Fürsten Felix, der im Jahre 1848 in Frankfurt a. M. zugleich mit General Auerswald ein entsetzliches Ende fand.

Horányi (Alexius). Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Posonii 1777, A. Loewe, 8°.) pars III, p. 587. – (De Luca). Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch, l. Bandes 2 Theil. S. 281. – Hock (Karl Freiherr von). Der österreichische Staatsrath (1760–1848).... (Wien 1879, Braumüller, gr. 8°.) S. 664, 665, 667, 670, 672, 673, 674 [daselbst heißt es, Karl Graf Zichy sei drei Tage vor der am 29. October 1826 erfolgten Ernennung des Grafen Franz Anton Kolowrat zum dirigirenden Staats- und Conferenzminister, also am 26. October 1826, gestorben). – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau, Voigt, 8°.) V. Jahrg. (1827), Theil I, S. 45–51. – Wiener Zeitung, 1827, Nr. 139: „Nekrolog“. – Vehse (Ed. Dr.). Geschichte des österreichischen Hofes und Adels und der österreichischen Diplomatie (Hamburg 1852, Hofmann und Campe, kl. 8°.) Th. IX, S. 135 und 239; X, S. 88. – Meyer (J.). Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia (Bibliographisches Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung. Bd. XV (1852) S. 739 [mit der falschen Angabe, daß der Graf zu Petersburg 1773 statt zu Preßburg 1753 geboren sei.] – Nagy (Iván). Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1865, M. Ráth, gr. 8°.) Bd. XII, S. 392.
Porträts. 1) Lieder del. Lithogr. Inst. in Wien (Fol.). – 2) G. Mark sc., Gürtelbild (8°.), im Gürtel Name und Rang in lateinischer Sprache, darunter eine Platte mit Wappen und der Aufschrift: „Bonum virum facile crederes, magnum libenter, Tacit. Agric.“.