BLKÖ:Anich, Peter

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Anker, Mathias
Band: 1 (1856), ab Seite: 41. (Quelle)
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Anich, Peter (Bauer und Kartograph, geb. zu Oberperfus bei Innsbruck, 22. Febr. 1723, gest. zu Innsbruck 1. Sept. 1766). A.’s Vater war Bauer und Drechsler. Peter hütete als Knabe das Vieh, und drechselte. Auf dem Dache der Sennhütte liegend, betrachtete er Nachts den gestirnten Himmel, beschäftigte sich ohne Jemands Anleitung mit Mathematik und Geometrie und galt darin als so erfahren, daß er von den Nachbarn bei Theilung der Felder und Wälder stets als Schiedsrichter gewählt wurde. 1742 verlor Anich seinen Vater. Damals 19 Jahre alt, besaß er schon einen Schatz eigenthümlich erworbener, ungewöhnlicher Kenntnisse. 1751, als er 28 J. alt war, ging er ins Jesuitenkloster nach Innsbruck und fragte, ob er nicht zum Pater kommen könne, der das „Sterngucken“ über sich habe. Man führte A. zu Pater Weinhart und mit dieser Begegnung beginnt Anichs Wirksamkeit, die ihn dann berühmt gemacht. A. las besonders eifrig Nic. Bion’s mathematische Werkschule, verfertigte für die philos. Facultät Innsbrucks einen Himmels-Globus, wozu er sonst kein Hilfsmittel besaß, als Doppelmeyer’s sechs Tafeln. Dieser Globus, aus Holz, 3 Schuh Durchmesser, 100 Pfund schwer, war ein Meisterstück, er hatte daran eine selbst construirte Uhr angebracht, durch welche der Globus genau nach der scheinbaren Bewegung des Himmelsgewölbes in einem messingenen Meridian gedreht wird. Auf der Kugel waren 76 Sternbilder und 1862 Sterne mit der größten Reinheit gezeichnet. Eine Zeichnung dieses Meisterwerkes ward der großen Kaiserin Maria Theresia vorgelegt, welche ihr a. h. Wohlgefallen darüber aussprach. Sein zweites Werk war eine Karte des Kriegsschauplatzes zwischen Oestreich und Preußen, 5 Sch. lang, 3 Sch. breit, welche er in 17 Tagen vollendete. Nun arbeitete er ein Seitenstück zum Himmels-Globus, einen Erdglobus, von eben derselben Vollendung wie jenen. Endlich ward ihm die Vermessung Tyrols und die Anfertigung einer Karte übertragen. Er vollendete das Riesenwerk, bei dessen Arbeit ihm seine abergläubigen Landsleute nicht kleine Hindernisse in den Weg gelegt und dasselbe ward dann auf neun Blätter reducirt. Maria Theresia ließ ihm darüber am 22. Aug. 1766 feierlich mit einem eigenen Handbillet die goldene Medaille mit ihrem holden Bilde überreichen; außerdem wurde ihm ein jährlicher Gehalt von 300 fl. angewiesen. Doch nicht lange sollte A. sich dieses Glückes freuen. Einen Monat später war er das Opfer eines plötzlichen Todes, der ihn im schönsten Mannesalter – 43 Jahre zählte er – dahingerafft. Das schlichte Begräbniß, welches anfangs statt gehabt, wurde zum feierlichen Leichengepränge, [42] als Pater Weinhart sich die Erlaubniß erbat, Anich in der Pfarrkirche beerdigen lassen zu dürfen. Das Gubernium setzte ihm ein Monument mit folgenden 2 Inschriften: 1) „Hic jacet Petrus Anich Oberperfusiensis | Sui temporis, conditionis ac gentis prodigium, | Rusticus idem ac Tornator, Cosmographus, Astronomus, | Geographus, Geometra, Chalcographus, Mechanicus etc. | per omnia excellens | Quas non tam didicit, quam suo Marte invenit | De patria optime meritus | Quam jubente et remunerante Augma. prope totam dimensus | In mappis distinxit, delineavit, descripsit, | Benefactor hujus aedis. | Vir singulari animi modestia caeterisque christiani virtutibus conspicuus. | Cujus memoriae monumentum hoc posuit | Excellentissimum Austriae sup. Gubernium.“

2) „Das Wunder dieser Zeit, der Schatz so vieler Gaben, Die Zierd’ des Bauernstands ist leider hier begraben; Gedenk’ an seine Mühe, von ihm gemessnes Land. Der Himmel war sein Werk, er lohne seiner Hand.“

Im physikalischen Kabinet der Universität zu Innsbruck befindet sich Anichs Porträt.

Sternberg (Daniel), Lebensgeschichte des berühmten Künstlers u. Mathematikers P. Anich, eines Tyroler Bauers (München 1764, 4°. Portr.).[BN 1]Hell (Maximilian), Elogium rustici Tyrolensis celebris P. Anichii (Vindebonae 1767). 8°. – Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst VII. Jahrg. (Wien 1816, 4°.) Nr. 55, 56, 59, 60. „In der Lebensgeschichte Huebers“ von A. A. de Pauli. – Oestr. Zeitschrift für Geschichts- und Staatskunde, herausgeg. von J. P. Kaltenbäck II. Jhrg. (Wien 1836) Nr. 89. – „Wiener Zeitschrift“ für Kunst, Liter., Theater und Mode 1834, Nr. 125 u. 126: „Peter Anich“ von Ign. Alois Dietrich. – Der östreichische Volksbote „Kalender für 1855“ (Wien, Pichler) „Biographie.“ – Morawsky narodnj list (d. i. Mährisches Volksblatt, Brünn 1855) Nr. 23. – Lalande, Bibliographie astronomique. (Paris an XI. 1803. 4°.) – A.’s Porträt ist von Weiß gestochen.[BN 2]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Anich, Peter [Bd. I, S. 41].
    Lebensgeschichte des berühmten Mathematikers und Künstlers Peter Anich, eines Tirolerbauers. Verfasset von einer patriotischen Feder (München 1767, im Verlage bei Joseph Aloisius Crätz, 4°., Titelblatt, 4 Bl. Vorrede, 64 S. Biographie, 2 Bl. das Register über einige Kunstwörter), womit der Titel dieses Buches im I. Bande meines Lexikons berichtigt wird. [Band 24, S. 374]
  2. E Anich, Peter [Bd. I, S. 41].
    Gartenlaube (Leipzig, Ernst Keil, 4°.) Jahrgang 1862, S. 693: „Ein Tyroler Bäuerlein“ [mit Bildniß im Holzschnitt]. [Band 22, S. 465]