BLKÖ:Liesganig, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Liehm, Anton
Band: 15 (1866), ab Seite: 179. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Joseph Liesganig in der Wikipedia
Joseph Liesganig in Wikidata
GND-Eintrag: 118998153, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Liesganig, Joseph|15|179|}}

Liesganig, Joseph (Mathematiker, geb. zu Gratz 13. Februar 1719, gest. zu Lemberg 4. März 1799). Trat im Alter von 15 Jahren in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er die philosophischen Studien am Ordens-Collegium zu Wien beendete, dann 1742 Repetens der Mathematik zu Gratz, 1744 Professor der Rhetorik zu Linz wurde und nun am Wiener Collegium durch vier Jahre die Theologie hörte. Im Jahre 1749 wurde er als deutscher Prediger und Katechet bei St. Johann Chrysostomus nach Komorn geschickt, wo er zugleich Aufseher über die deutschen Schulen war. Im Jahre 1751 wurde er Professor der Mathematik zu Kaschau, kam aber schon im folgenden Jahre in gleicher Eigenschaft an das Wiener Collegium, wurde zugleich dem Präfecten der Sternwarte zur Aushilfe beigegeben und zum Historiographen des Ordenshauses ernannt. Bis zum Jahre 1756 blieb L. im Wiener Kollegium, im genannten Jahre wurde er Präfect der Sternwarte und blieb es bis zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1773. Im letztgenannten Jahre wurde er bei der Ausmessung in Ostgalizien angestellt, dann k. k. Gubernialrath und ostgalizischer Baudirector, als welcher er, nachdem er noch ein Jahr vor seinem Tode, 1798, sein 50jähriges Priesterjubiläum feierte, im Alter von 80 Jahren starb. Im Jahre 1763 übertrug ihm die Kaiserin Maria Theresia die Ausmessung der Grade des Wiener und später auch des ungarischen Meridians; durch die Aufnahme Ostgaliziens, welche er in 42 Blättern vollendete, hat er sich selbst ein bleibendes Denkmal errichtet. In Betreff seiner geographischen Arbeiten wird von Einzelnen, wie z. B. von J. K. Kindermann [Bd. XI, S. 267] und Anderen seine Pünctlichkeit und Genauigkeit gerühmt, während namhafte Gelehrte, wie z. B. Freiherr von Zach, den obigen Stimmen entgegen, ihm eigenmächtige Fälschungen bei seinen Vermessungen vorwerfen. Als Ursache dieses gehässigen Vorwurfes bezeichnet man Zach’s Widerwillen gegen die Jesuiten. L. hat mehrere Fachschriften herausgegeben, und zwar: „Tabulae memoriales praecipue Arithmeticae tum numericae tum literalis cum tabulis tribus figurarum“ (Viennae [180] 1746, 12°.); – „Prolusio ad Auditores Matheseos“ (ibid. 1753, 4°.); – „Tabulae memoriales praecipue Arithmeticae tum numericae tum literalis, Geometriae etiam Curvarum et Trigonometriae atque utriusque Architecturae elementa complexae“ (ibid. 1754, 4°.); – „Dimensio Meridiani Viennensis et Hungarici etc. etc.“ (ibid. 1770, 4°.); – in Zach’s „monatlicher Correspondenz“ 1803: „Dimensio geographica quorundam locorum Hungariae ex ejus Dimensione Graduum cum Indice omnium in Hungaria astronomice et geometrice determinatorum locorum“ und in den Londoner Philosophical transactions 1768: „A short account of the measurement of three degrees of latitude under the meridian of Vienna“. L. war arm gestorben, denn schon bei Lebzeiten hatte er Alles, was er besaß, an Dürftige und Hilflose vertheilt.

Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Doll, 8°.) Jahrgang 1810, Bd. IV, S. 141. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Sp. 1461. – Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Viennae 1855, Lex. 8°.) p. 207. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bandes 1. Stück, S. 293 [nach diesem geb. 12. Februar 1719]. – Leidenfrost (Karl Florentin Dr.), Historisch-biographisches Handwörterbuch der denkwürdigsten, berühmtesten und berüchtigtsten Menschen aller Stände, Zeiten und Nationen (Ilmenau 1825, Voigt. 8°.) Bd. III, S. 445 [nennt seinen Geburtsort irrig Graitz statt Gratz]. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1806, Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. VIII, S. 253 [auch nach diesem geboren 12. Februar 1719]. – Allgemeiner literarischer Anzeiger. Jahrgang 1798, S. 1726; Jahrg. 1800, S. 719. – Winklern (Joh. Bapt. von), Biographische und literarische Nachrichten von den Schriftstellern und Künstlern, welche in dem Herzogthume Steyermark geboren sind u. s. w. (Grätz 1810, Ferstl, kl. 8°.) S. 120. – Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Alb. von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, A. Schrötter (Gratz, 8°.) Neue Folge, VI. Jahrg. (1840), 1. Heft, S. 98. – Megerle von Mühlfeld (Joh. Georg), Memorabilien des österreichischen Kaiserstaates (Wien 1825, J. P. Sollinger, gr. 8°.) S. 296. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXXI, p. 188. – Zach’s monatliche Correspondenz, IV, VI–IX u. XXIII.