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Benutzer:Maasikaru/InArbeit01

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Textdaten
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Autor: Anton Freiherr von Perfall
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Titel: Ein verhängnißvolles Blatt
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 5–12, S. 80–82,
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[80]

Ein verhängnißvolles Blatt.

Erzählung aus den bayerischen Bergen von Anton Freiherrn v. Perfall.
1.

Durch den im glühenden Sonnenlicht ruhenden Buchenwald am Bergabhang schallt Axthieb, das Kreischen einer Säge, und hier und da weckt ein rauschender Fall, von dem Krachen zersplitterten Holzes begleitet, das Echo in den gegenüberliegenden schroffen Wänden. Der längst überständige Buchenwald am Grünberg ist heuer vom Oberförster in S… zum Abtriebe bestimmt. Bis der erste Schnee fällt, muß die ganze Arbeit gethan sein; jetzt ist schon Ende Juli, und noch wogt überall das grüne Laubdach, den nahen Tod nicht ahnend.

Auf dem Schlagplatz sieht es aus wie auf einem Schlachtfelde! Uralte Buchen liegen gefällt kreuz und quer, von den einen nur noch der Rumpf, der nackte Stamm, andere ächzen eben unter den wuchtigen Axthieben zweier kräftiger Bursche, die das Geäst abhacken. Bereits in gleich lange Stücke zerschnittene sind die steile Berglehne hinabgerollt und sammeln sich unten in wirrem Haufen; die gelbbraunen Schnittflächen blitzen wie polirt herauf – das Brennholz! Stämme von besonders edlem, geradem Wuchse sind der Rinde beraubt und glänzen hell im Sonnenlichte – das Bauholz!

Die zwei Burschen hieben mit einer wahren Wuth, daß die kleinen Aeste oft weit davon sprangen. Aus dem groben Hemde blickte die braune behaarte Brust, man sah jede Muskel anschwellen beim Heben der Axt. Kurze Lederhosen, unzählige Male mit grobem Zwirn geflickt, in allen möglichen Farben spielend, in denen das ursprüngliche Schwarz kaum mehr zu erkennen war, bedeckten das Bein bis an die Kniee, die dunkelbraun aus den grobwollenen Strümpfen hervorsahen.

Von unten herauf, wo die geschnittenen Blöcke sich angesammelt, ertönte der Axtschlag des Kliebers, der mit dem Keil die Blöcke spaltete, von oben das Gekreisch der Säge, welche zwei Holzknechte automatisch hin und her bewegten. Aus dem Einschnitt spritzten die Sägespähne links und rechts, immer tiefer fraßen die gierigen Zähne in das saftige Fleisch.

„Obacht, Mathias,“ ruft jetzt einer der Männer, „sonst druckt’s uns ’s Blatt ab. Die Keil’ her und trau dem Tropf’n net!“ Dabei sah er prüfend in die Wipfel der Buche, „wenn er über ’n Stock einirennt, kann’s an Fuß kost’n.“

Der Angesprochene, ein junger hochgebauter Mann mit üppigem blonden Vollbarte, folgte dem Rath und holte die eisenbeschlagenen Keile. Mit wuchtigen Hieben, deren Echo die Wände drüben scharf wiederhallten, trieb sie der Alte in den Schnitt ein.

„Obacht, Tony, er kimmt!“ rief der Jüngere; der Alte sprang auf die Seite – der Baum neigte sich zuerst langsam; dann stürzte er, die Luft durchschneidend, mit einem dumpfen Krach zu Boden! Im den Bergen antwortete es, von Schlucht zu Schlucht vergrollemd – wie Ehrensalven für den zweihundertjährigen tapferen Kämpen in Sturm und Ungewitter!

Die Beiden wischten sich den Schweiß, der von der Stirn, von dem durchnäßten Haar, von dem Nasenrücken herabträufelte, mit den unförmlichen Händen ab. Auch die Andern rasteten einen Augenblick; nur der Klieber unten hieb noch wacker drauf los, als gälte es, Franzosenköpfe zu spalten.

„Hast noch a Bisl an Schnaps?“ rief der Eine zu Mathias herauf, ein kleiner magerer Kerl, dem man die Kraft nicht zutraute, mit der er die Axt eben schwang.

„Nix mehr, David,“ dabei winkte Mathias mit der leeren Flasche. „Im Kob’l[1] is no eppas, trink a Wasser, das giebt Kraft! Bei dem Verdienst leid’s so kan Schnaps mehr! Bei dem schiach’n Holz vierundfünfzig Pfennig für’n Kubikmeter – da kannst’ D’r d’ Seel aus’n Leib außa hak’n und derhakst da no nix! – No – wenn heut’ der Forstner kimmt, sag i’s ihm frisch weg!“

„Und wann er da ist,“ erwiederte David, „sagst do nix! Immer die alte G’schicht; ös habt’s d’ Schneid net dazua!“

Der Alte mit der Säge hatte sich unterdeß auf einen Stumpf niedergesetzt und stopfte seine Pfeife, mit zwei Fingern in einer riesigen vergilbten Schweinsblase herumgrabend. Er lachte still vor sich hin bei dem Gespräch der Jungen.

„Für enk langt’s nacher a net,“ begann er, „ös versauft’s do am Sunnta all’s und verthuat’s es mit die Madeln. I bi an alt’r Loda[2] und arbeit dreißig Jahr auf dem Revier, es war ender schlechter wia jetz’ und daspart hab’ i’ mir dengerscht a bisei was fur die alt’n Tag. Hab a koa Bier g’sehn den ganz’n Summa –“

„Und wohl a koa Madl,“ fiel der Mathias lachend ein, „da bin i net dabei, Toni, i net!“

„Und i a net,“ rief der Kleine herauf, „freu’ mi jetz scho am Sunnta.“

„Und was willst am Sunnta?“ fragte Mathias.

„Tanz’n, Mathias, tanz’n, daß d’ alte Post unt’n wacklat wird!“ dabei schlug er auf die Schenkel und schnackelte mit der Zunge.

„Und mit wem willst denn gehn?“ führ Mathias lachend fort, „mit der Anna a mal net!“

„Und Du a net!“ fiel David ein, „dafür werd der Rupert sorg’n, Dei guater Freund! Er is grad ob’n bei ihr!“ Er deutete auf die Höhe, wo ein grüner Almenfleck sich saftig an das dunkle Himmelsblau anfügte. Der Giebel einer Almenhütte ragte fast schwarz daraus hervor. „Und bitt’s zum Tanz für nächst’n Sunnta, i hab’n g’seh’n wia i Butt’r g’holt hab’!“

„Oben is er?!“ Das Gesicht des Mathias verlor den früheren gutmüthigen Ausdruck, und unwillkürlich sah er auch hinauf. „Na! weg’n meina gnua! Und am Sunnta geht er mit der Anna zum Tanz nach S…?“

„Freili,“ erwiederte David, „hab’s ja selber g’hört, wia sie’s mit anand ausg’macht hab’n!“

„A netta Jaga! Am Sunnta zum Tanz gehn! I hab’ nix dageg’n,“ fügte er hinzu, „mir is glei liab’r so, nacher bleib’ i da!“

„Gieb Obacht, Mathias!“ David winkte mit dem Finger, „dem Rupert is net z’traun, der hat lange Füaß, in oaner Stund geht er auffi von S…!“

Der Alte erhob sich kopfschüttelnd und ging wieder an die Arbeit, dem nächsten Buchenstamme zu, der jetzt fallen sollte.

Mathias kerbte ihn auf der Seite, nach der er stürzen sollte, mit einigen Beilhieben ein. David und der Andere hieben wieder mit neuem Eifer drauf los. Ein Schwarzspecht ließ seinen klagenden Ruf vernehmen, Witterungswechsel verkündend. Die Säge knarrte wieder, sonst regte sich kein Leben in der Mittagshitze.

Die Männer merkten es in ihrem Eifer gar nicht, daß unterdeß ein junger untersetzter Mann in Jägertracht auf die Lichtung hinausgetreten war. Die graue Joppe mit dem gestickten Eichenzweig auf dem grünen Kragen, das Emblem mit der Krone am verwitterten Hut, den die Spielhahnfeder zierte, ließen in ihm den Forstmann erkennen. Es war der Gehilfe Reiser aus S… Das männliche Braun seines Antlitzes, der kohlschwarze mächtige Vollbart gaben ihm etwas Martialisches, aber eine gewisse Koketterie, mit welcher er das flotte Hütchen auf dem schwarzen wolligen Haar trug, stimmte nicht gut dazu. Auf einen mächtigen Bergstock sich stützend, den linken Arm auf die Büchse gelehnt, schaute er lange unbeobachtet der Arbeit zu. Sein schwarzer „Dachsel“ mit braunen Läufen war auf einen Stamm gesprungen und betrachtete von da aus bald die Arbeiter, bald fragend seinen Herrn, was er denn eigentlich wolle.

Plötzlich zog dieser einen gelben Maßstab hervor und legte denselben prüfend an einen abgeschnittenen Block, der eben abgerutscht und vor ihm an einem alten Stock hängen geblieben war.

„Mathias,“ rief er. „Was soll das heiß’n? Da sind schon wieder einige zu kurz abg’schnitt’n. Könnt Ihr denn net aufpass’n? Ihr wißt, daß der Förster es g’nau damit nimmt! Habt Ihr denn keine Aug’n im Kopf? Ich glaub’, Du hast Deine Gedank’n wieder wo anders, Mathias! Nimm Dich in Acht, es kost Dir sonst Dei Brot!“

Dieser sägte ruhig weiter und entgegnete kein Wort; Toni hörte so weit überhaupt nichts.

Der Forstgehilfe ging zu David, der ihm eine Prise aus der Birkendose bot.

[82] „Heiß macht’s, Herr Reiser! Und das Holz hat ’n Fluch. Der Peter unt’n klibt g’wiß fleißi’! Er bringt keine fünf Ster z’samm im Tag! Des macht zwei Mark! Des is do a Bisl z’ hart!“

„Wird schon wieder besser hergeh’n,“ entgegnete Reiser, „und dann thut Ihr’s auch net billiger! Das gleicht sich alles aus! Ihr habt’s so doch all’weil Geld im Sack! Woher kommt’s denn nachher, he? Heut früh hab’ i ein angeschoss’nes Reh g’fund’n, der Rupert hat ’s net g’schoss’n!“ Er schaute zu Mathias hinauf, mächtige Rauchwolken aus seiner Pfeife stoßend. „Der Mathias is net sauber! Warn’ ihn, David! Holzarbeiten und Wildern thut kein Gut in d’ Läng’, und leben muß er doch von der Arbeit!“

David lachte verschmitzt.

„Halt a Bisl a Tanzgeld’l tragt’s und ’s Renommiren, das is ja d’ Hauptsach! Sonst gilt’st ja nix mehr bei den Dirndel’n! Glaubt’s es wirkli, daß der Mathias –?“

Er zwinkerte mit den Augen nach oben.

„Thust wohl, als ob’st nix davon wiss’n thät’st und steckt’s do all’weil die Köpf z’samm! I glaub, Du bist no der Schlimmere, so klein D’ bist. Wenn der Rupert Euch derwischt, seid Ihr g’liefert. Thut mir leid, seid sonst tüchtige Arbeiter. War der Rupert denn heut’ schon da?“

„Na Herr, ob’n auf der Alm is er, weiß net, auf was er da paßt den ganz’n Namittag!“

„Aha!“ Reiser lachte; „er laßt net aus, er laßt net aus!“

„Wenn er’s hinbringt, hat er Recht!“ fügte David bei, „’s is bessa der Langbauer sein als a Jaga!“

Reiser zuckte die Achseln. „S’ is Geschmacksach’, i möcht net tausch’n!“

„Ja! Ihr –“ erwiederte David, „Ihr seid a Herr! Werdet a mal Först’r! Aber der Rupert bleibt halt der Rupert!“

Der Gehilfe ging aufwärts zu den Sägern. In den nackten Kniekehlen spielten gewaltige Muskeln, und trotz der Schwere des breiten Körpers war der Gang elastisch. Eben war wieder ein Baum gestürzt, und Mathias und der alte Toni warteten auf den Gehilfen.

Mathias machte sich am Boden zu schaffen. Im Dickicht scheute ein Reh; der rauhe Ton, der dem zarten Geschöpf nicht zuzutrauen ist, klang ganz nahe! Mathias gab es unwillkürlich einen Riß, die Jagdleidenschaft blitzte aus seinen Augen.

Reiser lachte. „No Mathias! Warum reißt’s Di denn so? Denkst wohl an frühre Zeit’n in Tirol drinn! Schlag’ Dir do die G’schicht’n aus den Kopf; es taugt nix! Schau, wir wiss’n, daß D’ net sauber bist! Wennst amal erwischt wirst – und der Rupert hat Dir’s geschwor’n – nachher verlierst Dei Arbeit, und drunt im Landgericht versteh’n ’s kein G’spaß mehr, seit der Leonhard erschossen word’n is!“

Mathias wurde dunkelroth.

„Der Rupert soll mehr thuan und wen’ger schrein! Am Tanzbod’n fangt ma die Wilderer net, Herr Reiser, und ’s Fluchen in die Wirthshäuser umanand fürchten s’ a net!“

„Hast net so unrecht, Mathias! Die Anna hat’n halt ganz verdreht!“ entgegnete Reiser. „Ja! die kann einen a verdreht mach’n, weiß Gott! a sakrisch Mad’l! Also Mathias –“ er drohte gutmüthig lächelnd mit dem Finger – „sei g’scheid!“

Dann ging er bergauf über den Schlag der Almenfläche zu.

„I glaub, den hat ’s a scho eing’fad’lt! Ja auf d’ Jaga is’s wia narrisch!“ murmelte Mathias, „und bin i denn net a oaner, wann a nur die Sonntag! Ja, wann der Rupert net wär!“

Der alte Toni hielt ihn zur Arbeit an, und von neuem griff er zur Säge, um einen gefällten entästeten Baum in einundeinhalb Meter lange Blöcke zu zerschneiden.

Die einförmige wiegende Bewegung des Sägens, die drückende Hitze machten ihn fast schläfrig – er nickte ein und nur mechanisch bewegten sich die Arme hin und her. Als er wieder aufblickte, sah er oben auf der Almfläche die Gestalt des Jägers, in der strahlenden Luft sich abhebend – der Gewehrlauf blitzte in der Sonne, die eben ihre letzten Strahlen über den Berg herüberwarf.

Eine finstere Wolke legte sich über sein Gesicht – er dachte gewiß nichts Gutes.

Reiser hatte sich unterdeß der Almhütte genähert; ein rother hochbeiniger Dachshund, wie man sie im Gebirge zu verwenden pflegt, sprang ihm bellend entgegen.

„Ah, der ‚Gams‘, no do is der Rupert freili net weit!“

Gams und Reiser’s Hund „Dierndel“ begrüßten sich als alte Bekannte; dann sprangen sie beide, sich balgend und überkugelnd, vor dem Kommenden her.

Ein Juhschrei, so klar und rein wie Quellwasser, tönte von der Hütte her, die niedrig, aus starken schwarzbraunen Balken gefügt, in einer kleinen Einsenkung lag. Vor der Thür stand die Almerin Anna, die Langbauerntochter von S…, eine prächtige, kraftstrotzende Gestalt! Ihr Gesicht war nicht schön, die Züge etwas zu derb, aber die braunen kräftigen und doch fein modellirten Arme, der wohlgeformte Nacken, der schneeweiß aus dem rothkarrirten Janker sich heraushob, die ganze Haltung des Körpers, das energische frische, schwarze Auge: das Alles ließ sie als ein echtes Bergkind erscheinen.

Im Kaser (Küche) brannte ein Feuer, dessen Schein ihre kräftigen Kontouren mit röthlicher Gluth einsäumte.

„Grüß’ Gott, Reiser!“ rief sie, „suchst den Rupert? Grad is er kema!“

„Grad?“ erwiederte lachend der Gehilfe, „ich will Di ja net ausfrag’n, deßweg’n bin i net kommen! I muß nur Dei Vieh aufschreiben, das is Alles, und wennst a Schal’n Kaffee für mi hast, hab i auch nix dageg’n, i riech’ so was!“

Er stellte Bergstock und Büchse in die Ecke und trat in den Kaser. Dort saß Rupert, der Jäger, vor einer Schüssel mit Kaffee, dessen angenehmer Geruch den Raum erfüllte.

„Grüß’ Gott, Reiser! Grad hab i geh’n woll’n!“ sagte Rupert.

„Aber was habt’s denn?“ erwiederte Reiser, „habt’s a schlecht’s G’wiss’n, weil Ihr Euch so vertheidigt, oder halt’s mich für an Spion vom Förster? Weg’n meiner kommst oder gehst, was kümmert’s mi!“

Anna setzte ihm eine schön geblumte Tasse mit dem duftenden Trank vor; sie hatte sie eigens aus ihrer Kammer nebenan geholt, für den Herrn Forstgehilfen. „Viel Glück!“ stand darauf, rosenumschlungen. Dann setzte sie sich an das blau angestrichene Butterfaß und begann zu rühren. Die Zwei löffelten schweigend den Kaffee aus.

„Hab’ eben wieder ein ang’schossnes Reh g’fund’n, Rupert, ganz frisch! Jetzt treiben si’s wieder stark, die Lump’n! Mußt ihnen einmal wieder tüchtig auf die Näht geh’n! Der Förster is ganz auseinand drüb’r!“

„Der Först’r? Der is selbst schuld dran! Hab’ i ihm net hundertmal g’sagt, er soll den Mathias entlass’n und den David? Es is koan Andrer als der Mathias; begegn’ i ihm im Revier, so geht er auf’n Arbeitsplatz; grad so der David, der Schlingenleger – aber wenn i eimal oan derwisch, mach’ i kurze Rechnung!“

„Wie nur d’ Mensch’n weg’n so an Stuck Wild einander so feind sein mög’n?“ warf Anna ein, „nix dümmer’s woas i meiner Seel net, und da will der Bua, daß i ihn heirath als Jag’r! Daß ma’n amal derschoss’n heimbringt und i in ew’ger Angst leb’n muaß!“

„No wann ’s wirkli so weit kommt und Du die Tochter vom Langbauern heirath’st, wirst wohl auf d’ Jagerei verzicht’n!“ sagte Reiser zu Rupert.

„Net gern,“ erwiederte dieser, „wann des amal im Bluat steckt, kann ma’s net so schnell ausreiß’n! Wenn’s d’ Anna net anders thuat, in Gott’s Nama! Aber sie braucht si a net z’schama, an ordentlich’n Jaga zum Mann z’hab’n!“

„No, Ihr werd’s Euch schon einig’n, denk i, net, Anna?“ Diese lächelte mit einem verliebten Blick gegen Rupert –

„I hoff’s, Herr Reiser!“

Rupert war aufgestanden und zu Anna hingetreten, er lehnte sich auf das Butterfaß und sah ihr in die Augen. Sein schwarzer Schnurrbart war in kecke Spitzen gedreht, sein ganzer Körper strotzte von Gesundheit und Kraft.

„Und doch hast die Jagerei so gern, Anna! Wann i so mit an Gamsbock heraufkomn’ zu Dir, da juchzest ganz anders als wann i leer komm’! Mei’ Lebtag war’n d’ Almerinna und d’ Jag’ guat Freund, und werdn’s a bleib’n!“ Dabei packte er sie bei den vollen Armen, daß das Butterrad stehen blieb, zog sie an sich und drückte einen herzhaften Kuß auf ihre vollen Lippen. In demselben Augenblick stand Mathias unter der Thür mit einem irdenen Krug und betrachtete spöttisch die verliebte Gruppe.


  1. Kob’l gleich Rindenhütte.
  2. Loder gleich Geselle.