Beschreibung des Oberamts Mergentheim/Kapitel B 20

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20. Herrenzimmern,
Dorf III. Klasse, mit Unterer Mühle, Haus, 250 Einw., worunter 6 Kath., die nach Apfelbach eingepfarrt sind. Evang. Filial von Pfitzingen.


Am Ort, der an der Vereinigung des Aspaches mit dem Pfitzinger Bächlein liegt, sind noch Grundmauern und Gräben der ehemaligen Burg, seine freundlichen Bauernhäuser ruhen in Obstgärten versteckt, Weinberge und Felder umher, hinten im engen friedlichen Thale der Wald. Ein Rathhaus wurde vor 30 Jahren in dem früheren fürstlichen Jägerhaus eingerichtet. Ein Armenhaus und ein Schafhaus bestehen. In Kirche und Schule gehört der Ort nach Pfitzingen. Gutes Trinkwasser liefern im Überfluß ein starker laufender Brunnen und 15 Schöpf- oder Ziehbrunnen. Auch die Markung ist, besonders im Aspachthal, reich an Quellen, davon ist die bedeutendste jene Quelle, die gegen Adolzhausen entspringt und den Aspach bildet. Von der alten Burg ist noch der Rest eines Thurmes, der im Jahr 1682 noch aufrecht stand, vorhanden, umher lief ein doppelter Graben, der mit Wasser gefüllt werden konnte; derselbe ist jetzt trocken gelegt und theilweise eingeebnet. Die Vizinalstraße von Niederstetten nach Mergentheim berührt den Ort. Einige kleine Brücken und Stege führen über die Bäche.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut; der größte Grundbesitzer hat 70 Morgen Feld und 10 Morgen Wald, der Mittelmann 20 Morgen Feld und 2 Morgen Wald, die ärmere Klasse 2–4 Morgen Feld und bis zu einem Morgen Wald. Auf angrenzenden Markungen besitzen hiesige Bürger 50 Morgen. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Viehzucht, Feld- und Weinbau; die Gewerbe gehen nebenher; ein Wagner und ein Bäcker setzen auch nach außen ab. Außerhalb des Orts sind zwei Mühlen, jede mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang; mit der oberen Mühle ist eine Hanfreibe verbunden.

Der Boden der ziemlich großen Markung ist mittelfruchtbar, nicht zu leicht und nicht zu schwer und eignet sich besonders für Dinkel, Gerste, Haber; auch Gurken und Bohnen gedeihen gut, denn das Klima ist mild, doch kommen häufig im Frühling und im Herbst Nachtfröste vor, die den Weinreben sehr gefährlich werden. Gewitter sind häufig, doch höchst selten von | Hagel begleitet; in der Nähe der Markung ist eine Wetterscheide, der Wald gegen Süden „das Hochholz“, wo sich die Gewitter vertheilen und rechts und links abziehen. – Kalksteinbrüche und Lehmgruben sind vorhanden.

Die Landwirthschaft wird gut und zum Theil mit verbesserten Ackergeräthen betrieben; über den eigenen Bedarf können noch 100 Schffl. Roggen, 300 Schffl. Dinkel, 1000 Schffl. Gerste und 50 Schffl. Haber nach außen verkauft werden. Der Futterkräuterbau wird hier ausgedehnt betrieben, namentlich mit den verschiedenen Kleearten und Angersen.

Der Wiesenbau ist auf die schmalen Thalsohlen beschränkt, trägt aber viel und gutes Futter; die Wiesen sind alle dreimähdig und 80 Morgen können bewässert werden. Futter wird noch zugekauft.

Der Weinbau ist ziemlich ausgedehnt, man pflanzt 3000 Stöcke (Östreicher, Gutedel, Süßrothe oder die sog. Vorbachtraube, Elblinge) auf den Morgen und bezieht sie den Winter über. Die oberen Lagen sind die geschätztesten; der Wein ist gut, höchster Ertrag eines Morgens 6 Eimer; die Preise gehen von 20–50 Gulden.

Die Obstzucht (Tafel- und Mostobst) hat in neuerer Zeit bedeutend zugenommen; ein besonderer Baumwart ist aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt einige Morgen Wald, der jährlich 20–25 Gulden einträgt; außer der Brach- und Stoppelweide hat die Gemeinde noch 15–20 Morgen, auch als Weide benützte Allmanden, und bezieht aus der Weide jährlich 625, aus dem Pferch 600 Gulden Pacht. Auch einige Güterstücke besitzt die Gemeinde, die theils dem Farrenpächter theils dem Schafweidepächter zugewiesen sind.

Hohenlohe-Bartenstein besitzt auf der Markung 268 Morgen Laubholz.

Die Rindviehzucht (meist Neckarschlag) ist gut, der Handel mit Vieh ziemlich ausgedehnt. Ein Pachtschäfer im Ort läßt im Sommer 200, im Winter 100–150 Stück deutsche Schafe auf der Markung laufen.

Nach einer alten Sage stand auf der Flur „im Greifenbronnen“ ein Weiler; Überreste von Gewölben sind vorhanden. Auf der Grenze zwischen hier und Apfelbach zieht nordwärts eine alte Straße, die weiterhin vor Markelsheim „Rheingasse“ heißt und nach Frankfurt führte.


| Herrenzimmern, eines der vielen Zimmern (= zu den gezimmerten Häusern) wird zum Unterschied von den nicht weit entfernten Vorbachzimmern und Grünsfeldzimmern (BA. Tauberbischofsheim) seit dem 14. Jahrhundert zuweilen Weiprechtzimmern und seit dem 15. meist von dem dort sitzenden Herrengeschlecht Herrenzimmern genannt. Ob die in Urkunden von 1219 bis 1245 genannten Hohenlohischen Dienstmannen Gernod und Hoichger von Zimmern hieher gehören, läßt sich nicht entscheiden. Die sichere Reihe derer von Wiprechts- oder Herrenzimmern dürfte mit Wipertus de Z. 1288–1316 beginnen. Die „Veste“ oder „Burg“ Zimmern wird erstmals 1347 als streitig zwischen Hohenlohe und Rosenberg, sodann 1355 als Hohenlohisches Lehen genannt. Mit dem Anfang des 15. Jahrhunderts sehen sich die Herren von Zimmern genöthigt, ihr Besitzthum zuerst an Rothenburg (1402) darauf an den Deutschorden (1407) zu verpfänden. Auch den später abgegangenen Hof Greifenbrunn erwarb der Orden (1413). Er verkaufte aber nach wenigen Jahren (1423) wieder alles an die v. Ussigheim (BA. Tauberbischofsheim), welche Herrenzimmern und Rüsselhausen, unter Hohenlohischer Lehensherrlichkeit, bis ins 16. Jahrhundert besaßen. Seitdem bildeten die Orte mit Pfitzingen ein Hohenlohe-Pfedelbachisches „Ämtlein“, welches 1728 nach dem Aussterben der Pfedelbacher Linie mit dem Amt Bartenstein vereinigt wurde.


[1219. Gernodus de Zimberen Zeuge in 2 Würzburg-Hohenlohischen Urkunden. U.B. 3, 96. 99.

1220. Gern. de Zimbern unter den meliores homines der Herren v. Hohenlohe. U.B. 3, 116.

1223. Gern. Cimmere Z. in 2 Hohenlohischen Urkunden. U.B. 3, 146. 147.

1228. Gern. de Cimberen Z. in einer Hohenl. Urk. U.B. 3, 219.

1230. Gern. de Zimmeren ebenso. U.B. 3, 272.

1236. Gern. de Cymmern Hohenlohischer homo. Hanß. 1, 402.

1239. Gern. de Zimmeren Z. in einer Hohenl. Urk. U.B. 3, 431.

1245. Gern. und Hoichgerus de C. in einer Hohenl. Urk. Hanß. 1, 406.

1288. Wipertus de Zimmern miles verkauft einen Hof zu Bödigheim (bad. BA. Buchen) dem Kloster St. Marx in Würzburg. O.R. 18, 304.

1296. Wipertus de Zymern Leistungsbürge für Konrad Lesch v. Ussigheim. W. F. 1848 II. S. 9.

1297. Derselbe Zeuge in einer Kl. Schönthalschen Urk. Wib. 3, 46.

1298. Ebenderselbe Bürge in einer Urkunde Kraffts v. Hohenlohe. W. F. 1848 II. S. 10.

| 1299. Herr Wipprecht v. Zimmern, Ritter, Zeuge in einer Lesch-Deutschordischen Urk. Ebend. S. 11.

c. 1303. Wipertus de Z. Würzburgischer Lehensträger. Arch. d. h. V. v. U. Fr. XXIV, 1, 79.

1313. Wiprecht v. Z. Zeuge in einer Hohenlohe-DO.schen Urk. Ebend. 12.

1316. Ebenso in einer Hohenlohischen Urk. W. F. 4, 222.

1318. Wortwin und Dietrich v. Z. s. Neunkirchen.

1322. Herr Dietherich v. Z. Zeuge in einer Hohenl. Urk. W. F. 1848 II. S. 13.

1324. Herr Wortwin Zymmern und Herr Dyetrich sein Bruder in einer Hohenl. Urk. Wib. 3, 75.

1325. Wertwin v. Cymmern Hohenlohischer Richter. Reg. bo. 6, 150.

1325. Berchtolt v. Z. gibt die Lehen, welche er vom Reich inne gehabt, auf, und K. Ludwig verleiht dieselben Kraft v. Hohenlohe. Hanß. 1, 438.

1332. Wortwin und Dietrich v. Z. Zeugen in einer Hohenlohischen Urk. W. F. 7, 330.

1335. Dietricus de Z. miles in einer Hohenlohischen Urk. Wib. 3, 50.

1339. Anna, Herrn Wortwins v. Z. Hausfrau, ist Witwe. O.R. 18, 305.

1339. Dieterich v. Zimmeren in einer Kl. Schäftersheimschen Urk. Wib. 2, 231.

1339. Derselbe kauft etwas in Belsenberg. Wib. 4, 85.

1340. Dietricus de Zymern miles. W. F. 5, 464.

1340. Eberhard v. Rosenberg genannt von Zimmern. W. F. 4, 222.

1345. Anna Herrn Dietrichs sel. Tochter v. Zymmern Klosterfrau zu Schäftersheim. Wib. 2, 233.

1347. Kraft v. Hohenlohe wird verglichen mit Eberhard von Rosenberg wegen etlicher Gelder und der Veste Zimmern, darum sie einander befehdet hatten. W. F. 4, 223.

1347. Kraft Stickel genannt v. Wipprechtzimmern und Gut seine Hausfrau verkaufen eine Gilt in Laudenbach. Reg. bo. 8, 98.

1354. Wipertus v. Z. W. F. 5, 464.

1355. Weyprecht v. Z. wird von Hohenlohe mit der Burg Zimmern belehnt. W. F. 5, 481.

1367. Dietrich v. Z. Edelknecht urkundet. W. F. 5, 464.

1395. Wartwin de Z. Hanß. 1, 602.

1402. Hertwin (soll heißen: Wortwin) v. Z. hat Herrenzimmern an die Stadt Rothenburg verpfändet. Wib. 1, 13.

1407. Wortwin v. Z. verpfändet mit Zustimmung des Lehensherrn, Ulrichs v. Hohenlohe, Herrenzimmern an die DO.s-Kommende Mergentheim. W. F. 4, 223.

1410. Albrecht v. Hohenlohe sagt, dem DO. zu Lieb, das Schloß Herrenzimmern, das Weiler dabei gelegen, genannt Rüsselhausen, und den Kirchsatz daselbst, alles an der Aspach gelegen, vom Lehensverband los, mit aller Herrlichkeit, Vogtei, Gütern und Gilten, sowohl zu Herrenzimmern dem Weiler als zu Rüsselhausen, wie DO. das von | Wortwin v. Z. erkauft hat. Doch soll das Schloß Herrenzimmern ewiglich nie wider die Herrschaft Hohenlohe gebraucht werden, diese aber dasselbe mit allen genannten Gütern schützen und schirmen. W. F. 4, 223.

1413. DO. kauft zu Zimmern den Hof Griffenbrunnen um 28 fl. rhein. von Sitz Seyder, dessen Leibherr siegelt, Ritter Albrecht von Finsterloch der elter. W. F. 4, 223.

1420. Lupold v. Seldeneck verkauft seine Zinsen und Gilten zu Herrenzimmern und anderen Orten an Agnes Schreiberin v. Mergentheim. W. F. 10, 173.

1423. Reinhard v. Ussigheim (bad. BA. Tauberbischofsheim) kauft vom DO. um 2080 fl. das Schloß Herrenzimmern, doch so, daß der O. sich das Öffnungsrecht vorbehält. Auch behält sich der O. das Fischwasser in der Aschbach, das bis zur Tauber ins Schloß Herrenzimmern gehört hatte, auf Markelsheimer Markung vor sammt einigen eigenen Leuten, welche zu Markelsheim und Igersheim sitzen. W. F. 4, 224.

1423. Hohenlohe belehnt Reinhard v. Ussigheim mit dem Schloß Weyprechtzimmern sammt den Weilern Zimmern und Rüsselhausen etc. so er vom DO. gekauft. W. F. 5, 481.

1426. Derselbe wird v. Hohenlohe belehnt mit den Kirchsätzen zu Rüsselhausen und Zimmern. W. F. 4, 224.

1427. Hans Pfal empfängt die genannten Orte als Träger Martins v. Ussigheim, hinterlassenen Sohnes des Reinhard v. Ussigheim. W. F. 5, 481.

1430. Ebenso Wilhelm v. Dürrwangen als Träger. Ebend.

1444. Martin v. Ussigheim wird selber belehnt. Ebend.

1450. An St. Erhards Tag (8. Jan.) ziehen die Rothenburger gen Herrenzimmern, da Martin v. Ussigheim saß, verbrennen den Vorhof sammt dem Dorf, ingleichen Rüsselhausen, das demselben auch zuständig war. Wib. 1, 175.

1473. Martin v. Ussigheim wird aufs neue belehnt. W. F. 5, 481.

1484. Philipp v. Ussigheim empfängt Herrenzimmern und Rüsselhausen als Träger seiner Mutter Margareta geb. v. Dottenheim. Ebend.

1490–92. Sigmund, Arnold und Philipp v. Ussigheim erhalten je 1 Drittel. Ebend. 4, 225.

1490. Graf Albrecht v. Hohenlohe erlaubt seinem lieben Getreuen Sigmund v. Ussigheim, seiner Hausfrau Elisabeth v. Thüngen 1200 fl. ihrer Heimsteuer-Widerlegung und Morgengabe auf seinem Drittel von Weyprechtzimmern und Rüsselhausen zu versichern. W. F. 4, 224.

1496 April 20. Andreas Vetter zu Rüsselhausen, C. Müller, A. Ott, F. Manham und M. Mast v. Herrenzimmern, P. Fries zu Sichertshausen, H. Herschner zu Helmpach (wo?), C. Volckher zu Althausen, C. und K. Heyden zu Igersheim und V. Frieß zu Elpersheim – alle Gerichtsmänner zu Herrenzimmern, sprechen in einer Klagsache des Spitals zu Hall gegen Peter Strauß in Cröffelbach. Weil das Gericht ein eigenes Siegel nicht hat, siegelt auf Bitten Junker Sigmund v. Ussigheim. W. F. 5, 480.

1505. Sigmund v. Ussigheim für sich und im Namen seiner Brüder wird mit dem Ganzen,

| 1515 Philipp zugleich mit dem von seinem Bruder Arnold vererbten Theil belehnt. W. F. 5, 481.

1533. Im Hagenauischen Vertrag der Grafen v. Hohenlohe wird bestimmt: Herrenzimmern und Rüsselhausen, so durch Graf Görgen v. H. von Sigmund v. Ussigheim um 6300 Gulden verkauft worden, soll dem Weikersheimschen und Schillingsfürstschen Theil zugeordnet werden. W. F. 4, 225.

1555. Graf Ludwig Kasimir v. Hohenlohe überlaßt seinem Bruder Graf Eberhard Herrenzimmern und Rüsselhausen sammt aller Zugehörde. Ebend.

1728. Nachdem das Ämtlein Herrenzimmern an Hohenlohe-Bartenstein gefallen, wird es, „weil’s nur aus einem Schlößlein und wenigen Unterthanen sammt dem Dorfe Pfützingen bestand“, mit dem Amt Bartenstein vereinigt. W. F. 5, 464.

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