Beschreibung des Oberamts Oehringen/Kapitel A 7

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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.


1. Politischer Zustand.

Unsern Bezirk erweist der durchziehende römische Wall als römische Grenzgegend dem freien Deutschland gegenüber. Nach der Mitte des 3. Jahrhunderts mußten hier die Römer den Alemannen weichen, welche im 5. unter die Herrschaft der Franken kamen. Sofort gehörte der Landstrich zu Deutschfranken (Francia teutonica).

Bei der Eintheilung des Landes in Gaue, welche in der ersten Hälfte des Mittelalters bestund, gehörten unsere Gegenden zum Kochergau; der Buchhof, Pfahlbach, Sindeldorf (abgegangen bei Sindringen), Sindringen, Wächlingen (abgegangen bei Ohrnberg), Wulfingen (abgegangen bei Forchtenberg) werden ausdrücklich diesem Gau zugezählt. Einen Untergau des Kochergaus bildete der Brettachgau; Baumerlenbach und Möglingen erscheinen als Orte desselben.

Bedeutend für diesen Bezirk ist die Grafen-Familie, welcher Hermann, Siegfrid, Eberhard, und der unbekannte Gemahl der Gräfin Adelheid und deren Sohn Bischof Gebhard von Regensburg angehörten, und welche einen großen Theil des jetzigen Oberamts besaß. Freilich ist ihr Stamm, Familiennamen und Wohnort sicher nicht bekannt. Ein Theil der Besitzungen dieser Familie kam an das von Bischof Gebhard gegründete Chorherrenstift Oehringen (s. d.), ein anderer größerer Theil scheint von Gebhard an das Bisthum Regensburg vermacht worden zu sein, wie Oehringen selbst und seine Umgebung, Waldenburg und Neuenstein, der Ohrnwald nebst einem großen Theil des übrigen Bezirkes, der von Regensburg später zu Lehen ertheilt wurde, theils an die edlen Herren von Hohenlohe und von Dürne, theils an ritterliche Vasallen, wie die Herren von Neuenstein, Gabelstein, Neudeck, Pfedelbach, Berlichingen, Ohrn.

Regensburger Lehen waren:

Oehringen, Adolzfurth, Büttelbronn, Cappel, Eckartsweiler, Eschelbach, Eschenthal, Feßbach, Goggenbach, Harsberg, Kesselfeld, Klein-Hirschbach, Kupferzell, Meinhardssall, Mangoldsall, Neuenstein, Oberohrn, Ober-Steinbach, Ohrnberg, Verrenberg, Waldenburg,| Wohlmuthhausen, Windischenbach u. a. O. übrigens in mehreren dieser Orte nur einzelne Güter.

Ein anderer Theil des Bezirks wie Schwöllbronn, Sindringen, Tiefensall und einige andere Orte gehörten zur Herrschaft der Herren von Weinsberg und kam von diesen an Hohenlohe oder an Kloster Lichtenstern, von wo sie aber später ebenfalls an Hohenlohe fielen.

Die Grafen von Komburg-Rotenburg hatten ebenfalls Theil an dem O.A.-Bezirk und zwar bei Etzlinsweiler, Gaisbach, Haag, Kubach, schenkten aber ihre Besitzungen an Kloster Komburg, von wo sie erst im 15. Jahrhundert an Hohenlohe kamen.

Im späteren Verlauf, im 13. Jahrhundert hatten die edlen Herren von Krautheim Besitzungen bei Bühl, Gnadenthal, Kirchensall etc., die an das in demselben Jahrhundert, von einem Gliede dieser Familie gestiftete Kloster Gnadenthal fielen.

Zu dem Reiche gehörte die Herrschaft Gleichen, wozu außer Burg und Weiler Gleichen, Frohnfalls, Schönhardt, Steinbrück gehörten, welche König Rudolph I. seinem natürlichen Sohne Albrecht, dem zweiten Stifter der Grafen-Familie von Löwenstein verlieh; sie kam im 15. Jahrhundert an Hohenlohe. Auch gehörten Bauern auf dem Ohrnwald und am Kocher zu den Eigenleuten des Reiches noch im 14. Jahrh., wo sie Carl IV. im Jahr 1347 an Kraft III. von Hohenlohe übergab. „Alle die eigenen Gebüren (Bauern), die uns und dem Reiche angehören, die gesessen sind auf dem Ohrnwald und an dem Kocher.“ Durch die Reformation fiel das Stift Oehringen, die Klöster Goldbach und Gnadenthal an Hohenlohe.

Vor der Mediatisirung:

Der Neuensteinischen Hauptlinie gehörte: Oehringen, Baum-Erlenbach 7/12, Cappel, Büttelbronn, Eckartsweiler, Ernsbach, Forchtenberg, Gaisbach, Gnadenthal, Goggenbach, Kirchensall, Klein-Hirschbach, Langenbeutingen, Mangoldsall, Michelbach, Neuenstein, Neudeck, Ober-Eppach, Ohrnberg (ohne Buchhof), Westernbach, Wohlmuthhausen, Zweiflingen.

Goggenbach gehörte Hohenlohe-Kirchberg. Die übrigen genannten Orte Hohenlohe-Oehringen.

Der Waldenburger Hauptlinie gehörten und zwar:

a) Hohenlohe-Bartenstein, Geißelhardt, Oberohrn, Pfedelbach, Schwöllbronn, Sindringen, Verrenberg, Windischenbach.

b) Schillingsfürst: Adolzfurth, Eschelbach, Eschenthal, Feßbach, Harsberg, Kesselfeld, Kupferzell, Ober-Söllbach, Ober-Steinbach, Unter-Steinbach, Waldenburg, Westernach.

| Die Neuensteinischen Häuser zahlten an Reichsabgaben 87 fl., an Kreisabgaben 88 fl., die Waldenburgischen 75 und 80 fl.

Das hoh. Haus gehörte zum fränkischen Reichsgrafen-Collegium mit dem Vorsitz und 6 Stimmen auf den Grafentagen und mit 2 Stimmen auf den Kreistagen.

Im 18. Jahrhundert, war das Oberamt getheilt unter Hohenlohe-Neuenstein-Oehringen, Hohenlohe-Bartenstein, Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst und Hohenlohe Kirchberg (Goggenbach), dem Kloster Schönthal (Buchhof und Orendelsall), den Herr v. Berlichingen (Möglingen und ein Theil von Baumerlenbach). Alt-Württembergische Orte befinden sich nicht in dem Bezirk.

Durch den Reichsdeputations-Hauptschluß 1802–1803 erhielt Württemberg die Schönthalischen Besitzungen, die zuerst zur Landvogtei Heilbronn (O.-A. Schönthal) und 1806 zum Kreis Heilbronn kamen; im Jahr 1805 fielen die Besitzungen der v. Berlichingen und durch die Rheinbundsacte (12. Julius 1806) die Hohenlohischen Besitzungen an Württemberg. Aus ihnen wurde der Kreis Oehringen gebildet, mit den Oberämtern Neuenstein und Nitzenhausen und seit 1807 O.-A. Schönthal. Zum O.-A. Neuenstein gehörten die meisten Orte des jetzigen Oberamts, außerdem aber auch Künzelsau, Ingelfingen, Mainhard etc.

Im Jahr 1810 wurde das Oberamt Oehringen mit den Unterämtern Sindringen und Waldenburg gegründet, wozu von dem aufgelösten Oberamte Schönthal, Berlichingen und Schönthal etc. kamen, die aber 1811 an’s O.-A. Künzelsau fielen, wofür dieses Gaisbach, Neureuth und Neufels abtreten mußte. Mainhard dagegen kam an das O.-A. Weinsberg. Im Jahr 1817 kam das Oberamt an den Jagstkreis und erhielt 1842 vom O.-A. Weinsberg Geißelhard mit Parzellen.

Die Declarationen der standesherrlichen Häuser sind datirt für:

Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein den 27. Oct. 1823.
Hohenlohe-Oehringen den 27. Sept. 1825.
Ebenso Hohenlohe-Kirchberg den 27. Sept. 1825.
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst den 1. Nov. 1829.

Die Verzichtleistung von Hohenlohe-Oehringen auf die Patrimonial-Gerichtsbarkeit und Polizei-Verwaltung ist vom Jahr 1829, ebenso die von Hohenlohe-Waldenburg. Dagegen verzichtete Hohenlohe-Bartenstein erst 1846 auf die Patrimonial-Gerichtsbarkeit und Polizei.

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2. Kirchliche Verhältnisse.

Vor der Reformation gehörte der Bezirk zu dem Bisthum Würzburg und zwar nach einer im 15. Jahrhundert erfolgten neuen kirchlichen Eintheilung zu dem 6. Archidiakonat, Land-Kapitel Ingelfingen; die Orte: Ernsbach, Forchtenberg, Orendelsall, Sindringen; und zum 7. Archidiaconat, Landkapitel Weinsberg: Baum-Erlenbach, Eschelbach, Kirchensall, Langenbeutingen, Neuenstein, Oehringen, Waldenburg.

Nach der Reformation 1577 wurde zu Oehringen eine General-Superintendur, zu Neuenstein, Pfedelbach, Waldenburg Superintenduren errichtet.

Im Jahre 1807 kamen zur General-Superintendur Heilbronn die Dekanate Oehringen und Ingelfingen, zu welchem letzteren im Oberamte gehörten: Ernsbach, Eschenthal, Forchtenberg, Kupferzell und Sindringen.

Im Jahr 1810 wurde die General-Superintendur Oehringen errichtet (Sitz in Schönthal), deren Sitz aber 1820 nach Hall verlegt. Das Dekanat Oehringen gab 1822 an das Dekanat Weinsberg ab Mainhard und Unterheimbach und erhielt dafür die fünf ebengenannten Orte Ingelfinger Dekanats.

Gegenwärtig besteht das Dekanat für sämtliche O.-A.-Orte mit Ausnahme von Gaisbach und Künsbach, Gem. Feßbach, welche zum Dekanat Künzelsau, für Schwöllbronn und Verrenberg, welche als Filial von Bitzfeld nach Weinsberg gehören.

Was die katholischen Orte betrifft, so waren dem Kapitel Krautheim zugetheilt Kupferzell um 1726, Waldenburg 1750, Pfedelbach 1794.

Im Jahr 1808 wurde Pfedelbach zu Neckarsulm eingetheilt; Kupferzell und Waldenburg kamen mit anderen Orten unter einen Dekanats-Commissär. Die förmliche Auflösung des Land-Kapitels Krautheim trat aber erst 1817–1828 ein, wo diese Orte unter das Land-Kapitel und Dekanat Amrichshausen kamen.

Die israelitische Kirchengemeinde Ernsbach gehört zum Rabbinat Braunsbach.

Juden.

Daß schon im 13. Jahrhundert Juden in Oehringen waren, zeigt die Urkunde von 1253: „Der Voit sol auch haben allein die Juden.“

| Doch brach auch, vielleicht während der Juden-Verfolgung von 1348–49, über die Oehringer Juden die Verfolgung los, wie denn der Spital 1353 auf dem Platze, wo die Synagoge gestanden hatte, errichtet wurde. Im 15. Jahrhundert finden sich aber wieder Juden in Oehringen, denn 1475 heißt es von einem Hause bei dem unteren Thor „Darin vormals Mose der Jude seine Wohnung gehabt hat, das wir (die Grafen) umb sein Verschulden an uns und den unsern begangen, zu unseren Handen genommen han.“ Die Grafen von Hohenlohe scheinen aber der Juden in ihren Besitzungen überdrüssig geworden zu sein, denn in der Erbeinigung von 1455, zwischen den Grafen Kraft und Albrecht, wurde festgesetzt, daß keiner ohne des andern Willen Juden annehmen solle, was in den folgenden Erbeinigungen von 1475–76 und 1511 bestätigt wurde.

Im 17. Jahrh. wurden 1644, 1649, 1655 drei gründliche Bedenken abgefaßt, ob Juden in der Grafschaft Hohenlohe in Schutz zu nehmen und zu dulden seien. Graf Wolfgang Julius nahm 1680 nach Ernsbach einige Juden auf; über die Handelschaft derselben an Feiertagen erging 1692 ein Dekret. Graf Johann Friedrich II. benützte die Juden zu Jagd und anderen Frohnen, und das Hohenlohe’sche Landrecht sprach ihnen das Klagrecht auf wucherische Zinsen ab.

In dem einzigen Orte Ernsbach, wo Juden sind, leben deren 218.

3. Besondere Schicksale.

Was die Schlachten zwischen Römern und Germanen betrifft, so hat man die Schlacht des Maximin, 236 n. Chr., gewiss ohne allen Grund in die Gegend von Oehringen verlegt: denn der dem Kaiser daselbst errichtete Denkstein beweist nicht im mindesten, daß gerade hier die Schlacht Statt gefunden habe.

Ebensowenig ist der Ort Palas oder Capellatium, bis wohin Kaiser Julian 359 n. Chr. kam, bei Cappel zu suchen, wie man früher gerne annahm. Im Mittelalter geschah, soweit man weiß, nichts von Bedeutung innerhalb des Bezirkes. In dem Bauernkriege war der Oberamtsbezirk der Schauplatz kriegerischer Züge vom April 1525 bis Ende Mai dieses Jahres, wo auf das Bauernheer die Schaaren des Truchseßen folgten.

Im schmalkaldischen Kriege 1546 lagen die Truppen Kaiser Karls V. am 18. Dec. in Oehringen und Neuenstein. Im 30jährigen Kriege kamen nach der Nördlinger Schlacht 27. August 1634| die Kaiserlichen im September in die Gegend; Durchmärsche und Einquartierungen folgten aufeinander, 1642 kam die französisch-weimarische Armee, 1643 die Kaiserlichen und Bayern unter General Mercy und Johann von Werth, wobei es bei Hohensall zwischen den Grafen Johann Friedrich und Wolfgang Julius und ihren Leuten und feindlichen Streifpartheien einen Zusammenstoß gegeben haben soll. Auch 1644 waren die Kaiserlichen und Bayern in der Umgegend, worauf die Franzosen und Weimaraner unter Türenne sie vertrieben 1645. Nach der Schlacht bei Herbsthausen (25. April 1645) stieß der bayrische Oberst Kreuz bei Sindringen auf eine feindliche Abtheilung von 200 zu Pferd und 200 zu Fuß und 2 halben Karthaunen, hieb einen Theil davon nieder und nahm die Übrigen gefangen. Bei den darauf folgenden Kämpfen zwischen den Franzosen und Schweden unter dem Herzog von Enghien und dem schwedischen General Taupadell und den Bayern unter Mercy im Junius und Julius 1645 blieb die Gegend nicht unberührt, im September dieses Jahrs rückte das ganze bayrische Heer von Hall vor Heilbronn. Im October lagen die Kaiserlichen vor Oehringen, wo das Hauptquartier des General Gallas war. Im Jahr 1646 kamen die schwedischen Generale Wrangel und Duglas wieder in die Nähe, sowie auch Turenne. 1648 lag die französische Reiterei im Hohenlohe’schen und noch im Julius 1649 stand der schwedische Kapitän Güntersberg vom Axellilischen Regiment des General Duglas zu großem Schaden der Einwohner in der Gegend von Oehringen.

Auch der spanische Erbfolgekrieg brachte eine Heeresschaar unter dem Markgrafen von Baireuth, welche gegen den Marschall Villars zog (Junius 1707). Im östreichischen Erbfolgekrieg von 1743 am 6. Junius stand der französische Graf Ségur mit seiner Armee bei Oehringen. Im September 1744 kam derselbe Ségur wieder und hielt am 13. Sept. in Westernach Rasttag, wo sich auch kleine Abtheilungen östreichische Husaren zeigten.

Die französische Revolution und das Kaiserreich brachten vielfache Truppenzüge in die Gegend. 1792 kamen die französischen Emigrirten nach Pfedelbach und Waldenburg und sammelten sich zu einem Corps, das nach und nach zu 4000 Mann anwuchs. Der Vicomte von Mirabeau, Bruder des bekannten Grafen, war ihr Führer und wohnte in Pfedelbach. Nach 8 Monaten marschirte sie an den Rhein. Der Fürst von H. Bartenstein selbst sammelte zwei Regimenter, eines unter Prinz Karl von Hohenlohe-Bartenstein, das| andere unter dem Marquis von Monteaux, genannt Royal Hohenlohe, zum Feldzug gegen die republikanischen Franzosen.

Im April und Mai 1795 lagerten Truppen von dem Holsteinischen Kontingent der Reichsarmee, des Herzogs von Sachsen-Teschen, Jäger zu Pferde, von dem Corps des General Lilien unter dem Grafen von Bouzet in Sindringen, Ernsbach, Forchtenberg, und begingen großen Unfug; der Fürst von Hohenlohe-Oehringen remonstrirte gegen ihre Anwesenheit, aber ohne großen Erfolg; sie blieben bis 2. Juni 1795.

Im November 1795 lagen viele französische kriegsgefangene Offiziere in Waldenburg, 1796 kamen die ersten republikanischen Truppen. Den 25. März 1799 stellte der französische Gesandte am Congreß von Rastatt Roberjot, eine Sauve-Garde aus für den Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen und seine Familie, in Folge der angelegentlichen Empfehlung des Königs von Preußen, und im folgenden Jahre wurden aus demselben Grunde die gesamten Hohenlohe’schen Landestheile in die preußische Neutralität eingeschlossen.

Im Jahre 1805 rückten der Marschall Soult, General Suchet, der Marschall Oudinot mit den Grenadieren im September hier ein; dann kam die batavische Armee unter General Bourdesoult im Ganzen 60.000 Mann, die in der Umgegend längs der Heerstraße ihr Bivuak bezogen. Das Gymnasium in Oehringen wurde in ein Spital verwandelt; bald kamen auch viele Verwundete von Ulm her. Das badische Armeecorps rückte nach, und 1806 kam das erste Armeecorps unter Davoust wieder zurück, wobei speziell die Division Gudin nach Oehringen kam. Nach Ostern war eine Revue der Divisionen Gudin und Friant in Neuenstein, welcher der Fürst von Hohenlohe-Ingelfingen beiwohnte. Aber schon in demselben Jahre wurde dieser Fürst durch einen preußischen Feldjäger zum Commando der preußischen Armee abberufen; er kam 1807 als französischer Gefangener zurück, wobei eine württembergische Garnisons-Compagnie den Dienst zu versehen hatte.

Im Jahre 1806 kam eine württembergische Abtheilung Chevauxlegers und leichte Infanterie unter General Seckendorf mit dem Civil-Gouverneur Graf Winzingerode zur Besitzergreifung Oehringens; 2 Kanonen wurden mit der Mündung gegen das Schloß aufgestellt.

Dieser württembergischen Besitzergreifung war 1805 der sog. hohenlohe’sche Erbfolgekrieg vorausgegangen, der aber unblutig endete.

| 1809 kam die württemb. Armee auf dem Marsch nach Östreich und auf dem Rückweg durch den Bezirk.

1812 zog die württemb. Armee wiederum durch, wobei sie von dem König Friedrich auf dem Felde bei Zuckmantel gemustert wurde.

Bei ihrer Rückkehr 1813 wurden die Reste dieser Armee in 3–4 umliegenden Dörfern einquartiert; ein Lazareth für Typhus-Kranke wurde in der Kirchhofskirche errichtet.

1813 kam die nach Sachsen ziehende württembergische Armee durch, und 1814 ritten die ersten Kosacken in der Friedrichsruher Straße herein, darauf folgte das russische Armeecorps des Prinzen Eugen von Württemberg und des Großfürsten Nicolaus, eine österreichische Armee von 40.000 Mann mit Kaiser Franz und 60.000 Bayern unter Wrede kamen durch den Oberamtsbezirk. Zum Wiener Kongreß reisten die Notabilitäten: Talleyrand, Chateaubriand, Cathcart, 1818 Kaiser Alexander, der den Fürsten von H. Oehringen besuchte, durch die Stadt.

1848 war ein Observations-Corps württemb. Truppen in Oehringen einquartiert.

4. Alterthümer.
A. Römische.

Die Reste aus der römischen Periode des 2ten und 3ten Jahrhunderts sind sehr bedeutend, und schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden auf den Äckern östlich von Oehringen römische Münzen gefunden, die der Rector Gymnasii, Joh. Lauterbach, in lateinischen Distichen an die Grafen L. Casimir und Eberhard feierte

quae latuere duces per secula plurima terris
quos bello celebres, maxima Roma tulit
........... in lucem redeunt.

Aber erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden systematische Nachgrabungen nach römischen Überresten angestellt und die Resultate derselben in zwei Folianten von dem fürstlichen Archivar C. E. Hanselmann „Beweis wie weit der Römer Macht in die hohenlohischen Lande eingedrungen“, dargestellt aus den … Monumenten, Hall 1768, und „Fortsetzung des Beweises“ Hall 1773, dem Publikum mitgetheilt. Im Frühjahr 1741 wurde auf einem Acker, ungefähr 600 Schritt vor dem oberen Thor in Oehringen, am sogenannten Orendelstein, ein Fragment eines Monuments aufgefunden, nebst einem steinernen Frauenkopf und der Inschrift an dem Steine:

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MAXIMINVS.

X TRIB. POT III
ƆS. ET

B CAES.

Dieses Fragment zeigt an, daß hier ein zu Ehren des Kaiser Maximinus (Thrax) und seines Sohnes C. Julius Verus Maximus (235–238) errichtetes Denkmal war. Maximinus fiel über den Rhein in Deutschland ein und lieferte den Germanen ein siegreiches Gefecht, worauf er nach Pannonien zog. Daraus folgt aber noch nicht, daß Maximinus in Oehringen war, noch weniger daß das oben genannte Treffen in der Nähe von Oehringen Statt fand, wie Hanselmann haben wollte. Nur etwa 60 Schritte von dem soeben geschilderten Steine wurde ein zweiter ausgegraben:

PED’ IVL SILVA

NI. SVB CVRA
VATERCVLI PRO
CVLI LEGIO

VIII AVG OPVS PER.

Peditum centuria Jul. Silvani sub cura Vaterculi Proculi, Praefecti Legionis VIII. Augustae opus perfecit.

An der Nordseite der Stadt, wo das Feld seit ältesten Zeiten „die Bürg“ heißt und zwar die obere östlich, die untere westlich, dazwischen die alte Straße, hatten sich schon früher Münzen gefunden; 1766 und 67 aber wurden die Nachgrabungen systematisch betrieben und man fand allenthalben Reste von Gebäuden und gepflasterten Straßen mit Spuren großer Verheerung durch Feuer, nebst Gebeinen, Urnen; sodann ein ausgemauertes Grab mit einem Dach, 6′ lang 3′ 6″ breit, dabei Eisenwerk, Urnen, Glasfragmente, Gefäße aus Siegelerde mit Jagdstücken, und 1767 die Grundmauern eines Kastells auf der unteren Bürg die Seite je gegen 35′ lang, innen mit Grundmauern und Wohnungen, gepflasterten Wegen und vielen Brandresten, und unter Anderem einen Schreibgriffel, Münzen aus dem 4ten Jahrhundert und von früher.

Von 1768–70 wurde in der Nähe des obigen Kastells ein Grabmal eröffnet, 61/2′ lang 4′ breit aus Backsteinen. Das Skelett, das darin lag, hatte einen Siegelring zwischen den Zähnen, und am Kopf ein in Gold gefaßtes Angehänge. Der Siegelring ist sehr eng, von vermischtem Metall, außen mit einem goldenen Streifen| und einer goldgefaßten Gemme, einem Rubin, worauf ein Mercur und die Lettern V – S auf beiden Seiten desselben.
T – I

Ferner fand man auf der unteren Bürg die Grundreste eines Gebäudes mit der Heizeinrichtung (Hypocaustum), die Hanselmann für ein Schweißbad hielt; die Backsteine enthielten die Lettern:

COH. I. HEL.
(cohors I. Helvetorum)

Weitere Gebäudereste mit Heizeinrichtung (Hypocaustum) und einem Badgelaß, das von der alten Oehringer Quelle „dem Ströller“ gespeist wurde, ist 1768 auf dem Felde am Orendelstein blosgelegt worden. Die Mauern, welche den Hofraum umfriedigten, waren 450′ lang und 300′ breit; Hanselmann hielt irriger Weise die Umfassungsmauer für ein Kastell und die innerhalb aufgefundenen Gebäudereste für ein Schweißbad. Man fand dabei Platten von demselben Stempel und dem weiteren N. BR†. CAL (numerus Britonum Caledoniorum), außerdem ein Fragment mit AVR., was damals nicht gedeutet werden konnte, später aber willkührlich als Auriana (an Ohrn erinnernd) gedeutet wurde. Dabei fand sich das Fragment einer Statue, eine Münze, Haarnadeln, eine Nähnadel, eine bronzene Knabenfigur und weiteres mehr.

Die Münzen, die damals gefunden wurden, reichen herab bis Julian in 108 Nummern. Nach dieser Zeit wurde 1783 in der oberen Vorstadt beim Ausgraben eines Kellers ein Stein mit der Inschrift gefunden:

. . . . . .

. . . . . .
. . RI COLLE
M IVVENT
I DEVOTISSI
I NVMINI EIV
SACRANT K
L NOV. IMP S
EVERO ALEXA

NDRO AVG. COS.

Im abgeschlagenen Anfang muß der Name einer Person aus der kaiserlichen Familie gestanden haben wegen der Formel „devotissimi numini ejus.

Ein collegium juventutis stiftete diesen Stein unter Alexander Severus KAL NOV. (im November 222).

| Die zweite Periode wichtiger Funde war das Jahr 1861, bei Gelegenheit des Eisenbahnbaus. Die obere Bürg wurde bei den Erdarbeiten zur Herstellung des Bahnhofs, die untere durch einen Abzugsgraben zum Theil blosgelegt. Außer einer Masse Urnen, einigen Lämpchen, Geschirren, Waffen, Geräthen jeder Art, Griffeln, Münzen, die an vielen Orten unter Zeichen großer Verwüstung aufgefunden wurden, fanden sich zwischen der Vorstadt und dem Bahnhof, da wo der Bahnhof gegen Osten aufhört, neben architektonischen Bruchstücken einer Hand, einem Pferdehuf, einem Hautrelief einer sitzenden Epona, mit je 2 Pferden rechts und links schreitend, 2′ 3″ 5‴ hoch, 2′ breit, dem Torso eines Genius, 2 Minerven-Statuen, in der gewöhnlichen Darstellung mit dem Medusenhaupt auf der Brust, die eine 3′ 4″ hoch, ohne Kopf und Arme, trägt auf dem Sockel nur die Inschrift H. D. (in honorem domus divinae); die andere 2′ 7″ 7‴, auch ohne Kopf und Arme in gutem Style und wie die vorige aus Sandstein, trägt die Sockel-Inschrift:
IN H. D. D. VICANIS AVREL. SI

GNVM. MINERVAE . SVO .
IMPENDIO RESTITVIT. FAVS
TIVS. FAVENTINVS. QVAESTOR

LVPO ET MAXIMO COS.

In honorem domus divinae. Vicanis Aureliis signum Minervae suo impendio restituit Faustius Faventinus quaestor Lupo et Maximo consulibus.

Hier ist der Name der Niederlassung (Vicani Aurelii von Vicus Aurelius) unzweifelhaft, die Zeit ist 232 p. Chr. Der Name Aurelius ist wohl zu Ehren des Kaisers Caracalla, von dem Dio Cassius sagt, daß er in seinem Alemannenfeldzug Burgen bauen und nach seinem Namen M. Aurelius Antoninus benennen ließ. Dabei wurden noch 3 Steine zum Theil in Bruchstücken und sämtlich verstümmelt ausgegraben mit folgenden Inschriften:

NVS

NVS. TEDD
CITVS. PEDV. ME
NVARIN. ATTICVS. MAX
MINVS. DVTTI. SENE
CIANVS. SENECIO. CVPIT
VS. CELSI. V. S. L. L. M. D. S. P.
K. SEP. PRIS. ET. APO. COS.

(Höhe 1′ 3″ 5‴, Breite 1′ 5″ 4‴.)
| . . nus . . . nus. Tedd . . . [Ta]citus Pedu(caei?), Me . . [Ja]nuarin (ius) Atticus, Max[i]minus Dutti, Senecianus Senecio, Cupitus Celsi v(otum) s(olverunt) l(ubentes) l(aeti) m(erito) d(e) s(ua) p(ecunia) k(alendis) Sep)tembribus) Pris(co) et Apo(llinare) eos [169 p. Ch.].

Nach Buchstabenspuren dürfte das erste NVS als Venustus, das zweite als Paternus zu ergänzen sein.

Es ist ein Verzeichnisß von Peregrinen, vielleicht Sklaven, (wegen Maximinus Dutti und Cupitus Celsi, nämlich Sklave nach Stälin). Die Inschrift ist eine der ältesten römischen in Württemberg, welche eine Zeitbestimmung angibt.

QVE

EIV
P. CORN
O. LEG. AVG. PR
COH. I. HELVE. ET. BRI
AVRE. SVB. CVR. C.
TITI. S. LEG. EX. COR.

(Höhe 1′ 2″, Breite 1′ 4″.)

Dies ist das Bruchstück von der Inschrift eines Denkmals, welches einer Gottheit, deren Name in dem Bruchstücke fehlt, unter P. Cornelius.. legatus Augusti propraetore, von der ersten Cohorte der Helvetier und der Britones Aurelianenses nach ihrem Standquartier, vicus Aurelius genannt, unter dem Befehl des C....Titus Centurios der Legion ex corniculario (ehemaligen Adjutanten) gestiftet wurde,

M Q. E

DE. P. CORNE
O. LEG. AVG. P.
HELVE. ET. BRI
CVR. C
EX. COR

(Höhe 1′ 4″, Breite 1′.)

besagt dasselbe.

Die Zeit der Zerstörung der römischen Niederlassung Vicus Aurelius fällt wohl in die 2te Hälfte des dritten Jahrhunderts. Endlich ist noch des sogen. Orendelsteines, der an der Straße nach Cappel steht, zu erwähnen; er besteht aus einer runden, aus grobkörnigem Stubensandstein gefertigten Säule, die ursprünglich an irgend einem römischen Bauwesen gedient haben mag, und der erst später ein Bildstock vom Jahr 1519 aufgesetzt wurde; hiefür spricht die ganz| verschiedene Arbeit, wie auch die Verschiedenheit des Materials der beiden Gegenstände.

[1] Was nun die Bedeutung und die Anlage der römischen Niederlassung bei Oehringen betrifft, so war dieselbe eine von den vielen, an dem römischen Grenzwall etwa 3–31/2 Stunden von einander entfernt gelegenen Grenzgarnisonsstädten, die nur etwa 500 Schritte im Rücken (westlich) des Grenzwalls lag. Nach den bis jetzt aufgefundenen Spuren gehörte sie zu den bedeutenderen Grenzstädten und erstreckte sich über die nördlich der Stadt gelegene obere und untere Bürg, über die östlich und südöstlich der Stadt gelegenen Fluren „oberen und unteren Orendelstein“ und vermuthlich auch über einen Theil der Stadt selbst, so daß ihre ganze Ausdehnung einen Flächenraum von etwa 400 Morgen beanspruchte. Übrigens dürfen wir nicht annehmen, daß diese Fläche ganz mit Wohnungen überbaut war, indem ein großer Theil zu Verschanzungen benützt wurde und, wie die aufgefundenen Mauerreste nachweisen, die Gebäude nicht zusammenhängend, sondern mehr vereinzelt standen. Das eigentliche Castrum bestand auf der obern und untern Bürg, ein nördlich der Stadt hinziehender Flachrücken, der sich gegen die Stadt sanft abdacht, gegen das Ohrnthal (Westen) und gegen das Maßholderbachthal (Norden) aber in ziemlich steiler Terrasse abfällt, so daß die obere und untere Bürg von der westlichen und nördlichen Seite natürlich fest war; an der Südseite schützte einigermaßen die Ohrn und an der Ostseite der nahe vorbeiführende Grenzwall.

Zwischen der obern und untern Bürg läuft ein doppelt terrassirter Hohlweg, den wir ohne Bedenken als eine ursprünglich römische Anlage zu betrachten haben, die als Weg und Schanze zugleich diente; in ihrer Verlängerung gegen Süden wurde in neuester Zeit noch das ehemalige Pflaster gefunden und in ihrer Verlängerung gegen Norden zieht sie über das Maßholderbachthal und nach dessen Überschreitung als tiefer Hohlweg an den Grenzwall (s. hier. unten). An der Stelle, wo diese verschanzte Straße den obern Rand des Abhanges gegen das Maßholderbachthal erreicht, hören die Terrassen auf, dagegen bricht eine Terrasse unter einem beinahe rechten Winkel gegen Osten ab und lauft noch eine namhafte Strecke an der Südseite der sogen. alten Straße fort, bis sie unter einem rechten Winkel ablenkt und als ein gegenwärtig nur noch unbedeutender Graben parallel mit dem Grenzwall gegen Süden zieht, so| daß man noch deutlich wahrnehmen kann, wie ursprünglich die obere Bürg ein umfriedigtes Viereck bildete. Außerhalb der Ostseite dieses Vierecks, zwischen diesem und dem Grenzwall, finden sich noch schwache Spuren eines ehemaligen Grabens, der parallel mit dem Grenzwall lief; es mußten demnach 3 Verschanzungen, der Grenzwall, der Graben zwischen demselben und der Umfriedigung der obern Bürg, überschritten werden, um von der feindlichen Seite zu der obern Bürg zu gelangen; um aber zur untern Bürg vorzudringen, war überdieß noch eine vierte befestigte Linie, die oben angeführte verschanzte Straße, zu überschreiten.

Außerhalb der oberen Bürg und ihrem Vorgraben entdeckte man im Jahr 1861, nicht ferne von dem Grenzwall, regelmäßig angelegte röm. Begräbnißstätten, welche Gefäße, Grablampen etc. enthielten, was nachweist, daß sich die römische Niederlassung bei Oehringen bis gegen den Grenzwall erstreckte. Auch bei den Ausgrabungen Hanselmanns wurden Gräber auf der untern Bürg aufgefunden, die jedoch anders construirt waren als die in neuerer Zeit entdeckten, indem daselbst die menschlichen Skelette mit ihren Beigaben in Behältern beigesetzt sich fanden, die aus schön zusammengesetzten Ziegelplatten aufgeführt waren.

Außer dieser bedeutenden römischen Niederlassung bei Oehringen entdeckte man bis jetzt in dem Oberamtsbezirk noch folgende Überreste von kleineren römischen Wohnplätzen:

1. Etwa 1/2 Stunde nordwestlich von Möglingen in dem Walde Kreuzholz (s. hier. die Ortsbeschreibung von Möglingen).

2. Auf der 1/4 Stunde unterhalb Möglingen gelegenen Flur „Burgau“ findet man noch Spuren von Verschanzungen und Gebäudereste, die ohne Zweifel römischen Ursprungs sind.

3. Etwa 1/2 Stunde unterhalb Sindringen auf der linken Kocherseite (s. die Ortsbeschr. von Sindringen).

4. Die Reste einer Umwallung bei Pfedelbach scheinen nach Lage und Form ebenfalls römischen Ursprungs zu sein.

5. Die Schanze bei Hornberg (s. die Ortsbeschr. von Cappel).

Ohne allen Zweifel waren noch mehrere römische Wohnplätze in dem innerhalb des Grenzwalls liegenden Theil des Bezirks vorhanden, namentlich bei Langenbeutingen, Schwöllbronn, Baumerlenbach etc., wo verschiedene darauf hindeutende Flurnamen, wie Römerle, Remling, Kalkofen etc. vorkommen, allein die emsige Kultur hat die Spuren dieser Ansiedlungen längst so sehr getilgt, daß ihre ehemalige Existenz nicht mehr gründlich nachgewiesen werden kann.

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Straßen.

In einer Gegend, wo eine so bedeutende Niederlassung, wie die bei Oehringen bestand, da konnten auch Straßenzüge, welche diesen Punkt mit anderen Niederlassungen in Verbindung setzten, nicht fehlen; bis jetzt sind folgende bekannt geworden:

1. Die Römerstraße, welche von der römischen Niederlassung bei Böckingen am Neckar über Heilbronn, westlich an Weinsberg vorüber, durch das Eberstadter Thal über Schwabach, Bitzfeld nach Oehringen führte und auf die mit wenigen Ausnahmen die gegenwärtige Landstraße gegründet ist.

2. Von der oberen Bürg bei Oehringen geht eine römische Straße unter der Benennung „alte Straße“ nach Weinsbach, nördlich an dem Klumpenhof vorüber nach Grünbühl etc. Diese Straße überschreitet den Grenzwall und beweist, wie noch mehrere andere, daß die Römer eine Zeit lang auch das Land außerhalb ihrer später festgestellten Grenzmarke mit Straßen durchzogen hatten.

3. Von der ad. 1. beschriebenen Straße ging 1/4 Stunde westlich von Oehringen eine römische Straße ab und führte über das sogen. Galgenfeld, westlich an der Flur „Wacht“ vorüber, bis sie nördlich von Schwöllbrunn die Oehringen-Neuenstadter Landstraße erreicht, welche von hier an mit wenigen Ausnahmen bis vollends nach Neuenstadt auf die ursprünglich römische Straße gegründet ist; sie verband zunächst die römische Niederlassung bei Neuenstadt mit der bei Oehringen.

4) Die römische Straße, welche dem Grenzwall entlang, theils innerhalb, theils außerhalb desselben führte, erreichte bei Geiselhard den Bezirk, lief westlich an Streithag vorüber gegen das Neuwirthshaus, durchkreuzte dort den römischen Grenzwall, nahm ihren Zug weiter über Gleichen und die sog. Schanzwiesen nach Heuberg, Pfedelbach und Oehringen; von Neuwirthshaus bis Pfedelbach ist die Vicinalstraße auf die alte Römerstraße gegründet. Von Oehringen lief die Römerstraße zwischen der oberen und der unteren Bürg durch in das Maßholderbach-Thal, dieses überschreitend, weiter 1/8 Stunde an Unter-Maßholderbach vorbei auf die sog. Pfahläcker, wo sie auf eine größere Strecke ganz in der Nähe des Grenzwalls fortzog und bei der sog. Schildwache außerhalb des Grenzwalls trat indessen bald wieder innerhalb des Grenzwalls zog und bis Sindringen und bald nachher über die Bezirksgrenze fortsetzte.

5) Von dieser Straße lenkte ein alter Weg auf der Höhe nördlich von Unter-Gleichen ab und lief auf dem Höhenrücken fort| gegen den Hof Stöckig und von da nach Bretzfeld etc.; ob diese Straße wirklich römischen Ursprungs ist, kann nicht sicher behauptet werden.
Der römische Grenzwall.

Die überrheinische römische Grenzmarke (Limes transrhenanus) zog in schnurgerader Linie von Südost nach Nordwest durch den Bezirk; sie bestand aus einem Erdwall, an dessen Außenseite (Ostseite) ein Graben hinlief, während an seiner Innenseite alle 500 Schritte ein Wachhaus stand. Der Wall ist theils noch ganz gut erhalten, theils ziemlich verkommen oder gänzlich verschwunden, indessen läßt sich sein Zug immer noch erkundigen und nach seinen geringen Merkmalen erforschen. Die an ihm gestandenen Wachhäuser geben sich vielfältig noch als Trümmerhügel zu erkennen, unter denen man noch die Grundreste derselben, die im Geviert 9′ im Lichte haben, findet.

Der Grenzwall tritt 1/4 Stunde westlich von Geiselhardt in den Bezirk und bildet, immer noch ziemlich gut erhalten, die Markungsgrenze zwischen Steinbrück und Streithag, zieht durch den Wald „Steinbuckel,“ wo ein Wachhaus stand, kommt an den östlichen Saum des Waldes „Abendweide,“ wo auf der Flur Triebacker“ ein Wachhaus stand, bildet weiter hin die Markungsgrenze zwischen Schönhardt und Rappenhof; stellenweise immer noch erkennbar bleibt Schönhardt 1/8 Stunde westlich von dem Grenzwall, der an einer Hecke weiter zieht; auf den Feldern bei dem Neuwirthshaus, an dem er ganz nahe (westlich) vorüberführte, ist er abgegangen, kommt aber bald wieder in dem Walde „Bühl“ (Wachhaus) zum Vorschein, zieht weiter durch den Wald „Greut“ (Wachhaus), durch den Gleichener See, über den Wald „Steinbacher Ebene,“ wo er wieder eine Strecke weit sichtbar wird, verschwindet an dem steilen Abhange und erreicht die Böckinger Ebene, auf der 3 Wachhäuser standen, zieht durch den Wald „Heerhag“ auf die Flur „Maurer“ (Wachhaus), 400 Schritte westlich an Harsberg vorüber, weiter über die Flur „Steinäcker“ (Wachhaus), 300 Schritte westlich an Oberhöfen vorüber, über die Fluren „Grundäcker, Steinäcker“ (Wachhaus), „inneres Hochfeld“ (Wachhaus), der Länge nach durch den Ort Bayerbach, bildet bald eine Strecke weit die Grenze zwischen den Markungen Bayerbach und Oberohrn, zieht weiter über die Hofäcker auf die Flur „Wachholder“ (Wachhaus), an die Meisenhälder Weinberge, den sogenannten wüsten Rain hinunter an den| „Kappellrain“ (Wachhaus), über die östlich von Oehringen gelegenen Herrenwiesen, über die Fluren „lange Gwend und Waldreffen“ welch letztere an die obere Bürg bei Oehringen grenzt.

Der Wall ist von der Böckinger Ebene bis auf die Flur Waldreffen bei Oehringen nur stellenweise noch erkennbar, indessen läßt sich nach den übrig gebliebenen Wallresten und besonders nach den Spuren der Wachhäuser sein ursprünglicher Zug noch ganz genau verfolgen.

Bei Hornberg 1/8 Stunde außerhalb (östlich) des Grenzwalls liegen die Reste einer oblongen Schanze, die wir als ein römisches Vorwerk des Grenzwalls zu betrachten haben (s. die Ortsb.).

Von der Flur Waldreffen hat der Grenzwall folgenden Zug: über das Maßholderbach-Thal, an der westlichen Seite des Dorfs Unter-Maßholderbach vorüber auf die Pfahläcker, wo an dem sog. Kreuzstein ein Wachhaus stand, zu der sog. Schildwache (Wachhaus), über die Flur „Jonasfeld“ (Wachhaus) in den Wald „Oßig,“ wo der Grenzwall unter dem Namen „Pfahldöbele“ eine lange Strecke noch wohl erhalten ist; er hat hier eine Höhe von 13′, eine Breite an der Grundfläche 40′ und auf dem Wallrücken 4′, der Graben ist 4–5′ tief und an der Sohle 5′ breit. Auf dem höchsten Punkte des Waldes Oßig stand ein Wachhaus. Der Grenzwall zieht weiter über die Flur „Bezenfeld“ (Wachhaus) erreicht bald das östliche Ende des Dorfs Pfahlbach, weiter durch den Wald „Seefeld,“ auf dessen höchstem Punkte ein Wachhaus stand, und von hier in das Kocherthal, das er bei der Ziegelhütte überschreitet. Merkwürdiger Weise lassen sich bei niederem Wasserstande an dieser Stelle auf dem Grund des Kochers noch Reste von ehemaligen Brückenpfeilern wahrnehmen, die unzweifelhaft römischen Ursprungs sind. Aus dieser interessanten Entdeckung geht hervor, daß die Römer ihre Grenzlinie durch Flüsse nicht unterbrechen ließen, sondern den Zusammenhang der Linie durch Brücken vermittelten.

Nachdem der Grenzwall das Kocherthal überschritten hat, geht sein Zug über eine Bergspitze Eisenhut (Wachhaus), weiter über eine Seitenschlucht des Kocherthals auf die sog. Pfahläcker und von da auf die Häuserbergäcker (Wachhaus) wo er den Oberamtsbezirk verläßt um nach Jagsthausen etc. fortzusetzen.

B. Deutsche.

Von altgermanischen Überresten kommen einige Grabhügel vor und zwar:

| 1) In dem fürstl. Walde „krumme Heimat“ ein Grabhügel, der geöffnet wurde und neben Gefäße-Fragmenten, Kohlen etc. eine schön gearbeitete Fibula enthielt.

2) Etwa 1/4 Stunde nördlich von Forchtenberg in dem fürstl. Walde „Bonholz“ 3 Grabhügel.

3) Im Walde „Gerberholz“ 1/2 Stunde liegen südöstlich von Eichach nahe am Grenzwall 3 Grabhügel.

4) Bei dem Hügel oberhalb Ohrnberg (s. die Ortsbeschr. v. Ohrnberg) ist es zweifelhaft, ob er der germanischen oder der römischen Periode angehört, da die früher in demselben gefundenen Gegenstände nicht genau genug beschrieben sind.

Schlösser, Burgen, Klöster, Kirchen etc., von denen sich mehr oder weniger Spuren finden und worüber in den Ortsbeschreibungen das Nähere zu ersehen ist, befinden sich folgende im Bezirk:

Auf der Markung Adolzfurth, der Schloßberg bei Hohenacker.
Auf der Markung Döttenweiler, Schloßbusch (Umwallung).
Auf der Markung Eschenthal, Günzburg (Ruine).
Auf der Markung Forchtenberg (Schloßruine).
Auf der Markung Gleichen, Burg Gleichen (Ruine).
Auf der Markung Michelbach, Gabelstein.
Auf der Markung Neudeck, Neudeck (Ruine).
Auf der Markung Neufels, Neufels (Ruine).
Auf der Markung Ober-Ohrn, Burgstall.
Auf der Markung Sindringen, Thurm des ehemaligen Schlosses.

Von gänzlich abgegangenen Wohnorten, Burgen etc. sind zu nennen:

Auf der Markung Eichach, Poppenrothhof.
Auf der Markung Ernsbach, Holzweiler.
Auf der Markung Forchtenberg, Bechberg und Wulfingen.
Auf der Markung Gaisbach, Schippberg.
Auf der Markung Harsberg, Böckingen und Eytzenklingen.
Auf der Markung Hesselbronn, Rieden.
Auf der Markung Künzbach, Höfenhofen.
Auf der Markung Langenbeutingen, Unterhofen.
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Auf der Markung Mangoldsall, Kapfenhardt.
Auf der Markung Michelbach, Alten Gabeln, Luphrizberg und Rechtenbach.
Auf der Markung Möglingen, Rückertshausen.
Auf der Markung Ohrnberg, Wächlingen.
Auf der Markung Pfedelbach, obere Weiler.
Auf der Markung Rüblingen, Bullingsweiler.
Auf der Markung Sindringen, Geroldshagen und Sindeldorf.
Auf der Markung Unter-Ohrn, Stackenhofen.
Auf der Markung Zweiflingen, Eselsdorf bei Heiligenhaus.

An der Sall lag die Gießmühle.

Außer den angeführten Stellen kommen noch auf einigen Markungen Flurbenennungen vor, die auf abgegangene Orte, Burgen, Schanzen, Kapellen, Wachposten etc. hindeuten und zwar:

Auf der Markung Oehringen, Kappelrain.
Auf der Markung Baum-Erlenbach, Heiligenhaus.
Auf der Markung Eckartsweiler, Wachfeld.
Auf der Markung Forchtenberg, Rauflingen.
Auf der Markung Groß-Hirschbach, Wachfeld.
Auf der Markung Kupferzell, Wildenhofen bei Ulrichsberg und Kirchbühl.
Auf der Markung Metzdorf, Wachäcker beim Haberhof.
Auf der Markung Neuenstein, Wachbaumäcker; beim Klumpenhof, Wachdobel.
Auf der Markung Neureuth, Hofstatt.
Auf der Markung Pfedelbach, Schanz.
Auf der Markung Unter-Ohrn, Wacht.
Auf der Markung Westernach, obere Weiler bei Beltersroth.
Auf der Markung Windischenbach, Burgberg.
Auf der Markung Wohlmuthshausen, Weiler, Schloßfeld.

  1. Von hier an bis Seite 100. von Finanzrath Paulus.
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