Christliche Symbolik/Rose

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Rose,

uraltes Sinnbild der Liebe, daher in der christlichen Symbolik vorzugsweise der Maria, als der Mutter der Liebe und des Erbarmens und der allgemeinen Fürbitterin für die Sünder; ferner Sinnbild der Gebete, die sich zum Rosenkranz aneinander reihen. Daher auch der Glaube, dass der Teufel, als Princip des Hasses, keine Rosen leiden könne und durch den Geruch dieser Blume aus Besessenen vertrieben werde. Görres, Mystik IV. 1. 350.

Inzwischen hält die christliche Symbolik vornehmlich die Blutfarbe der Rose fest und bringt die Blume in Verbindung mit dem allerheiligsten Blut, vergossen von der göttlichen Liebe, um die Menschen zu erlösen. Zunächst in der spätern Poesie der Jesuiten, wie in den herrnhutischen Gesangbüchern blühen aus dem Blute des Heilandes die reichsten Rosen der Liebe auf. Die Seele wird zur Biene, die nach der Seitenwunde Jesu wie zur süssen Rose fliegt. „Niemand, der die Dornen scheut, geht in seine Rosen ein.“ Herrnhuter Gesangbuch 1741. S. 350. Unter den Rosen, mit denen die wichtigsten Momente im Leben Jesu in einem alten Kirchenliede verglichen werden, ist die letzte und schönste sein Tod am Kreuz. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 157. Nach einer wahrscheinlich modernen Legende entstand die Moosrose aus einem Tröpfchen Blut des Heilands, welches in’s Moos fiel. Blumen, Leipzig 1847. S. 94. – Auch dem Blut der Martyrer entblühen Rosen. In dem schönen altlateinischen Hymnus auf die unschuldigen Kindlein heisst es:

Quos lucis ipso in limine
Christi insecutor sustulit
Ceu turbo nascentes rosas.

[280] Nach Herders Dichtungen aus der morgenländischen Sage kommt die rothe Färbung der Rose von dem ersten Blut her, das auf Erden vergossen wurde: „Tief in der Mitternacht vor jenem Frühlingsfeste, an welchem die ersten Zwillingssöhne des Menschengeschlechts dem Schöpfer ein Dankopfer bringen sollten, sah ihre Mutter im Schlaf einen wunderbaren Traum. Die weissen Rosen, die ihr jüngerer Sohn um seinen Altar gepflanzt, waren in blutige vollere verwandelt, die sie noch nie gesehen. Sie wollte die Rose brechen, aber sie zerfiel vor ihrer Hand. Auf dem Altar, auf welchem sonst nur Milch geopfert ward, lag jetzt ein blutiges Lamm. Weinende Stimmen erhuben sich ringsum, und eine Stimme der Verzweiflung war in ihnen, bis Alles sich zuletzt in süsse Töne verlor, in Töne, die sie noch nie gehört hatte. Und eine schöne Aue lag vor ihr, schöner als selbst ihr Jugendparadies; und auf ihr weidete in ihres Sohnes Gestalt ein weiss gekleideter Schäfer. Die rothen Rosen waren um sein Haar, und in der Hand hielt er ein Saitenspiel, aus welchem jene süssen Töne kamen. Er kehrte liebreich sich zu ihr, er wollte ihr nahen und verschwand. Der Traum verschwand mit ihm. Erwachend sah die Mutter des Tages Morgenröthe wie blutig aufgehen und ging mit schwerem Herzen zum Opferfest. Die Brüder brachten ihr Opfer, die Eltern gingen heim. Am Abend aber kam der jüngere nicht wieder. Angstvoll suchte die Mutter ihn, und fand nur seine zerstreute traurige Heerde. Er selbst lag blutig am Altar: die Rosen waren mit seinem Blute gefärbt, und Kains Aechzen schallte laut aus einer nahen Höhle. Ohnmächtig sank sie auf des Sohnes Leichnam , als ihr zum zweitenmal das Traumgesicht erschien. Ihr Sohn war jener Schäfer, den sie dort im neuen Paradiese sah, die rothen Rosen waren um sein Haar; liebliche Töne klangen aus seiner Harfe; also sang er ihr zu: »Schaue hinauf gen Himmel zu den Sternen: weinende Mutter, schaue hinauf. Sieh jenen glänzenden Wagen dort! er fährt zu anderen Auen, zu schöneren Paradiesen, als du in Eden sahst; wo die blutgefärbte Rose der Unschuld voller blüht, und alle [281] Seufzer sich in süsse Töne wandeln.« – Das Traumgesicht verschwand; gestärkt stand Eva vom blassen Leichnam ihres Sohnes auf. Und da sie Morgens ihn mit ihren Thränen bethaut und mit den Rosen seines Altars bekränzt hatte, begruben Vater und Mutter ihn an Gottes Altar, vorm Angesicht einer schönern Morgenröthe. Oft aber sassen sie an seinem Grabe zu Mitternacht, und sahen gen Himmel hinauf zum hohen Sternen-Wagen, und suchten ihren Schäfer dort.“

Eva wird auch noch in andrer Weise mit der ersten Rose in Verbindung gebracht. So lange sie in Unschuld lebte, war die Rose weiss. Erst als sie in die Sünde fiel und zum erstenmal darüber erröthete, färbte sich auch die Rose roth. Blumenwelt, Halberst. S. 124. Der heilige Basilius brauchte das Gleichniss, die Rose sey anfangs dornenlos gewesen, je mehr und länger aber die Menschen gesündigt hätten, um so mehr Dornen seyen an ihr gewachsen.

Die Rose ist vorzugsweise der heiligen Jungfrau geweiht. Auf sie wird die Stelle des Hohenliedes 2, 2. bezogen: „Wie die Rose unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern.“ Maria heisst die Rose oder der Rosenzweig von der Wurzel Jesse oder Isai (Davids Vater, von dem sie stammte). Jesaias 11,1. Daher das schöne alte Kirchenlied:

Ein Rose ist entsprungen,
Von Jesse war die Art.

Wackernagel, Kirchenlied Nr. 160. Maria heisst die Rose ohne Dornen. Das. Nr. 148. Conrad von Würzburgs goldne Schmiede, von W. Grimm XXXVII. Maria heisst die Rose aus Anna’s Schooss. Paderborner Liederbuch Nr. 92. Einmal aber wird Maria nur als der Rosenstrauch und Christus als die Rose selbst bezeichnet. Grimm, altd. Wälder II. 199. – Besonders beliebt war im Mittelalter die Vorstellung, Maria sitze im Rosenhag oder Rosenthal. So in Gottfried von Strasburgs Marienliede. Haupts Zeitschr. IV. 520. Wackernagel, Kirchenlied Nr. 130. So ist sie gemalt auf einem alten Bild in Strassburg in einer Rosenhecke voll singender Vögel. Waagen, Deutschland II. 318. So auch auf dem berühmten [282] Bilde von Schongauer in Colmar. Kunstblatt 1841. S. 26. 1846. S. 170. Und auf einem Bilde von Botticelli, thronend, von Engeln mit Lichtern umringt, die sie mit Rosen kränzen. Kugler, Berliner Museum S. 31.

Die sieben Freuden Maria’s werden als sieben Rosen besungen. Görres, Volks- und Meisterlieder S. 319. Eben so alle ihre Tugenden ihr zum Rosenkranz geflochten. Marian. Liederschatz. Augsb. 1841. S. 385. Neben einem Muttergottesbild bei Lucca wachsen Rosen, die hoch verehrt werden, weil einst hier ein stummer Hirtenknabe eine Rose brach und durch ihren Duft die Sprache wieder bekam. Gumppenberg, marian. Atlas Nr. 338. Rosa rubiginosa, die Rost- oder Weinrose, soll die rostfarbene Unterfläche ihrer Blätter von den Windeln erhalten haben, die Maria einst auf dem Strauch trocknete. – St. Joscio, Mönch zu St. Omer, starb in Ecstase, weil er die Madonna so sehr liebte; da wuchsen aus seinem Munde fünf Rosen mit den Buchstaben[WS 1] M, A, R, I, A. Man hat in einem Bilde jedem Buchstaben noch einen Satz hinzugefügt, es sind die Anfänge fünf berühmter Mariengebete: MagnificatAd DominumRetribueIn convertendoAd te levavi. Emmeran, Glorie der Jungfrau S. 164.

Wegen des sogenannten Rosenwunders ist die Rose Attribut der heiligen Elisabeth. Diese heilige Fürstin von Hessen und Thüringen pflegte in eigner Person den Armen und Kranken Brodt zu bringen. Ihr Gemahl sollte es nicht wissen. Als er ihr aber einmal mit dem Korbe am Arm begegnete und sie frug, was sie trage, sagte sie in der Verwirrung: „Rosen.“ Er deckte den Korb auf und siehe, es waren Rosen. Das Nämliche berichtet die Legende von der heiligen Casilda in Toledo und von der heiligen Rosa von Viterbo. – So brachte auch einmal die fromme Frau Ada einen Aussätzigen in’s Haus und legte ihn sogar in das Bett ihres Gemahls, um ihn zu pflegen. Als dieser Gemahl aber heimkam, davon hörte und zornig nach seinem Bette eilte, fand er es nur voll Rosen. Thomas Cantipr. de apibus II. 25.

[283] Eine schöne Rosensage findet sich bei Montevilla Bl. 33. Zu Bethlehem wurde eine unschuldige und reine Jungfrau verleumdet, sie hätte ihre Keuschheit verloren, und sollte lebendig in dürren Dornen verbrannt werden. Als sie aber in die brennenden Dornen trat, erlosch das Feuer und statt der Flammen schlugen blühende Rosen aus den Dornen.

Nach Suquet, lacrymae div. Magdalenae, heissen die weissen Rosen Magdalenenrosen, weil die vorher rothen Rosen durch die Thränen der heiligen Magdalena entfärbt wurden.

Ein Korb mit Rosen ist Attribut der heiligen Dorothea, weil sie denselben ihrem irdischen Bräutigam aus dem Paradiese ihres himmlischen Bräutigams zum Wahrzeichen schickte. Auf altdeutschen Bildern sind diese Rosen weiss, auch trägt die Heilige einen Kranz weisser Rosen und eine weisse Rose in der Hand. Kunstblatt 1840. Nr. 98.

Ein Kranz von rothen Rosen schmückt das Bild der wunderthätigen heiligen Rosalia in ihrer berühmten Höhle bei Palermo. Rothe Rosen sind das Attribut der heiligen Rosa von Lima, die ein Kirchenlied in Peru die schönste Blume im schönsten Garten der Erde nennt. Die Legende sagt von der Heiligen, sie habe Rosen in die Luft geworfen, um sie Gott anzubieten, und die Blumen hätten sich in der Luft in die Form eines von einem Kreise umgebenen Kreuzes zusammengefügt (die Nimbusform Gottes), zum Zeichen, dass Gott ihr kindliches Geschenk annehme. – Als sich der heilige Franciscus zur Busse in Dornen wälzte, blühten dieselben voller Rosen. Berühmtes Bild von Murillo, vgl. v. Quandt, Reise in Spanien S. 162. Als Kaiser Ludwig der Fromme einmal auf der Jagd bei Hildesheim sein Reliquiarium mitten im Schnee des Winters an einen dürren Dornstrauch hing, wuchsen daraus plötzlich Rosen. Der Strauch blüht noch jetzt. Die uralte Mauer einer Kapelle, älter als der Dom von Hildesheim, ist absichtlich da offen gelassen, wo der Strauch hervorwächst. Botanische Literaturblätter. Regensburg 1830. 5ter Band S. 467.

Rosen blühten mitten im Winter aus den Gräbern der [284] heiligen Acifelus und Victoria, des h. Alexander Martyr, des h. Julianus, des h. Rufinus. Eine weisse Rose wurde in dem Chorstuhle desjenigen Chorherrn oder Mönchs gefunden, der bald sterben sollte, zu Hildesheim, Lübeck, Breslau, Altenburg. v. Döbenek, Volksglauben II. 53. Harrys, niedersächs. Sagen I. 42. Montanus, Vorzeit von Cleve I. 28.

Der Rosensonntag (Lätare) hat seinen Namen von der goldnen Rose, die der Papst an diesem Tage feierlich einweiht und gewöhnlich irgend einem um die Kirche hochverdienten Fürsten schenkt, und zwar zur Erinnerung an die Befreiung der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft, die sie bekanntlich der Gnade des Cyrus verdankten. Die goldne Rose gilt also dem Fürsten, der sich jenen gnadenreichen Cyrus zum Muster nimmt . Durandi, rationale VI. 53, 9. Willkührlich hat v. Biedenfeld in seinem Werk über die Rose S. 459 die Ertheilung der goldnen Rose abgeleitet von einem Mosaikbild in der Susannenkirche zu Rom, welches Karl den Grossen darstellt, wie er vom heiligen Petrus eine mit Rosen besäete Fahne empfängt.

In der kirchlichen Baukunst und Bildhauerkunst wird die Rose zunächst in Verbindung gebracht mit dem Kreuz. Das Kreuz, das über den gothischen Thürmen und Thürmchen sich am höchsten erhebt, blüht gewöhnlich in runde Rosen aus. Dieses Rosenkreuz ist sehr alt. Vgl. Aringhi, Roma subt. I. 381. Am reichsten ausgeführt ist es an dem Crucifix in der Lorenzkirche zu Nürnberg. Wenn die Rosen aus dem Kreuze herausblühen, so hat das denselben Sinn, wie das Blühen aus den Dornen, die höchste Freude der Welt, die aus den bittersten Schmerzen kommt. Dagegen ist das von der einen Rose ringsumschlossene Kreuz (die Kreuzrose) dasselbe, was das Kreuz im Kreise, der Nimbus der drei höchsten göttlichen Personen. Auch in den Fensterrosetten der gothischen Kirchen wiederholt es sich oft und bezeichnet immer den Sieg des Kreuzes, die Herrschaft der Kirche über die ganze Welt.

Andere Fensterrosetten, namentlich die in dunkler Rubinfarbe [285] glühenden, die in vielen gothischen Marienkirchen vorkommen, bezeichnen die heilige Jungfrau als die rosa mystica. Da die grössten Fensterrosen immer auf der Westseite der Kirchen vorkommen, bilden sie vielleicht auch einen symbolischen Gegensatz zu dem grössten Schlussfenster des Chors auf der Ostseite. – In das Stab- und Maasswerk der Randverzierungen , wie der Radien der gothischen Fensterrosetten, in denen bald mehr das Peripherische (die Radform), bald mehr das Radiale (die Sternform) vorherrscht, spielen alle geometrischen Symbole hinein, und wie das Kreuz den Kreis, so durchbricht das Dreieck die viereckigen Formen. Die Rosette hat Manches mit dem Nimbus gemein und ist gleichsam ein frei gewordener, selbstständiger Nimbus. Daher ahmt sie in ihren Randverzierungen die verschiedenen Formen und Farben der Kronen und Kränze nach, bald mehr die Kronen von Gold und Edelsteinen, bald mehr die Kränze von Blumen; in vielgezacktem Stab- und Maasswerk aber auch die Dornenkronen. Durch alle diese Beziehungen aber geht die ursprüngliche Symbolik der Rose im Fenster nicht verloren.

In vielen altdeutschen Kirchen ist über dem Beichtstuhl eine fünfblätterige Rose angebracht. Stieglitz, altd. Baukunst S. 184. Schon die Alten pflegten über ihren Tafeln bei grossen Mahlzeiten eine Rose aufzuhängen, als Zeichen, dass Alles, was hier in der Munterkeit des Mahles geplaudert werde, nicht weiter gesagt werden solle. Daher das bekannte, noch heute übliche Sprichwort: „Ich sage dir das nur sub rosa.“ Das gibt wohl auch für jene Rose des Beichtstuhls die natürlichste Erklärung.

In Dante’s Paradies 30, 32. findet sich das schöne und grossartige Bild einer unermesslich grossen weissen Rose, die aus lauter Kreisen von Engeln und Seligen gebildet ist. Auch in den Reden von Hellsehenden, Basel 1824, S. 299, ist von weissen Rosen die Rede, die im Himmel blühen und einen ausserordentlichen Glanz und berauschenden Duft haben sollen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der Vorlage: 'Buchsaben'