Chronica, oder: historische Beschreibung des Dorffes Bertzdorff

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Autor: Gotthülff Traugott Eckarth
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Titel: Chronica, oder: historische Beschreibung des Dorffes Bertzdorff, eine halbe Meile von Zittau in der Ober-Lausitz gelegen
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Erscheinungsdatum: 1749
Verlag: Eigenverlag
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Erscheinungsort: Herwigsdorff
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Quelle: SLUB Dresden, Hist.Sax.H.153,20, Commons
Kurzbeschreibung: Teil VII der Chroniken der Dörfer um Zittau
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Das vorliegende Buch Chronica, oder: historische Beschreibung des Dorffes Bertzdorff wurde 1749 von Gotthülff Traugott Eckarth in seinem Heimatort Herwigsdorff veröffentlicht. Es ist das insgesamt siebte Buch in einer Reihe von Chroniken über die Dörfer der Zittauer Region, die von Friedrich Eckarth, des vorigen Vater, begonnen wurde.

[1]
CHRONICA,

oder:
Historische Beschreibung
des Dorffes
Bertzdorff,
eine halbe Meile von Zittau in der
Ober-Lausitz gelegen,
Worinnen
dessen Lage, Gräntzen, Wasser, Nahme, Nahrung, Feld- und Garten-Früchte, Grösse, Obrigkeit, die Kirche und deren Kirchhof, Thurm, Glocken, Altar, Cantzel, Taufstein, Orgel, etc. Lebens-Beschreibungen der Evangelischen Prediger und Schulmeister, Kriegs-Noth, Mordthaten, Wetter-Schaden, Feuers-Brünste, gewaltsame Todes-Fälle, Selbst-Mörde, Ersoffene, nebst vielen andern Denckwürdigkeiten enthalten.

Aus allerhand gedruckten und ungedruckten raren Büchern und Schrifften, auch theils eigener Erfahrung, mit emsigen Fleiß gesammlet;

Und nunmehro den Bertzdorffischen Einwohnern zum Besten, wie auch andern Liebhabern des Vater-Lands Historie zu sonderbahrer Nachricht und Nutzen ans Licht gestellet,
von
Gotthülff Traugott Eckarthen,
Der Historie Liebhaber.


Gedruckt An. 1749. und zu finden beym Autore in Herwigsdorff.
[2]
Dem

Wohl-Ehrwürdigen, Großachtbahren
und Wohlgelahrten Herrn,
HERRN
M. Benjamin Dreßlern/

wohl-meritirten Pastori der Christlichen Gemeine
in Bertzdorff bey Zittau,

Meinen vielgeliebten und sehr werthgeschätzen

Herrn.
[3]
Wohl-Ehrwürdiger, Großachtbahrer und

Wohlgelahrter Herr Magister,

Insonders vielgeliebter und sehr werthgeschätzer Herr!

Ich unterfange mich einer großen Kühnheit, daß ich Ihren werthesten Nahmen dieser Historischen Beschreibung vorgesetzt habe: aber ich lebe der ungezweiffelten Hoffnung, daß Sie mir dieses Unternehmen gütigst werden zu Gute halten. Ich dedicire und beschencke Sie mit der Historischen Beschreibung Bertzdorff, mit Bitte, Sie wollen dieses schlechte papierne Præsent geneigt auf und annehmen, welches ich auch der gäntzlichen Hoffnung bin, zumahl diese Chronica denjenigen Ort betrifft, da Sie durch GOttes gnädige Vorsorge vor kurtzer Zeit zu einen Prediger beruffen worden. Nun GOtt lasse Ihren Fleiß in Lehren und Ermahnen geseegnet seyn, damit durch Sie viele Seelen mögen dem himmlischen Bräutigam Christo JEsu zugeführet werden. Wohl-Ehrwürdiger Herr Magister! mein hertzliches Wünschen ist, daß der große Himmel- und Erden-Beherrscher, der liebe GOtt, Sie in Ihrem Amte kräfftig beystehen, und lange Zeit nebst Ihrer liebwerthesten Frau Ehe-Liebsten gesund und in allem Wohlergehen erhalten wolle, und endlich nach diesen irrdischen Leben, zusammt Ihrer anvertrauten Heerde ins himmlische Paradies einführen; womit verbleibe

Meines vielgeliebten und sehr werthgeschätzen Herrns

Herwigsdorff,
den 28. Febr. An. 1749.

 
 

Dienstergebenster
Gotthülff Traugott Eckarth.

[4]
Vorrede.
Nach Stand und Würden, resp. Hochgeehrtester Leser!

Es sind nunmehr bey nahe 13. Jahr, daß mein seel. Vater, Friedrich Eckarth, das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt hat, welcher durch Publicirung einiger historischen Schrifften sich bekannt gemacht. Er nahm sich auch vor die Dörffer um die Zittauischen Gegend zu beschreiben, und machte auch würcklich einen Anfang mit Eckersberg, Olbersdorff, Petau, Klein Schönau, Hartau und Herwigsdorff, würde auch weiter fortgefahren seyn, wenn nicht der Todt darzwischen gekommen wäre. Er übergab die gesammelten Nachrichten auf seinen Sterbe-Bette mir zu meinen Händen, mit Andeutung dieselben zu meinen Nutzen anzuwenden, und dieselben fortzusetzen, welches aber aus gewissen Ursachen unterblieben: Das vergangene 1748ste Jahr bekam ich einen Zufall in einen Schenckel, daß ich meine ordentliche Beruffs-Arbeit nicht verrichten konte, da suchte ich mir meines seel. Vaters MSct. herzu, die Zeit zu verkürtzen. Und weil mich viele Historien-Liebhaber ersuchet, daß ich die bereits angefangene Dörffer-Chronicken fortsetzen solte, als habe mich mit GOtt entschlossen, diese Arbeit vor mich zu nehmen, und fange also mit Beschreibung Bertzdorff an, mit Versicherung, daß in kurtzen mehrer folgen sollen, als von Hörnitz, Ratgendorff, Drausendorff, Poritsch, Witgendorff, Waltersdorff etc. Ich ersuche dahero alle Liebhaber der Historie gantz freundlich, sie wollen ihnen mein Vornehmen gefallen lassen, und mir die Nachrichten, die ich von Nöthen habe, auf beschehenes Ansuchen, gütigst communiciren, damit mir die Mühe in etwas erleichtert werde. Ich werde solche Bemühung mit Danck erkennen, und bedacht seyn, wie ich ihnen wieder dienen kan, und statte dahero schuldigsten Danck ab, denen Herren Gutthätern und geneigten Gönnern, welche mir bey dieser Historischen Beschreibung sind zu Willen [5] gewesen, und wünsche, daß sie der liebe GOtt hier in der Zeit, und dort hernach in Ewigkeit begnadigen wolle.

Bey Beschluß dieser Vorrede kan ich nicht umhin, dem geehrtesten Leser mein Vorhaben und Anliegen zu entdecken: Es geschiehet dieses Vorhaben nicht darum, daß ich mir einen Nahmen machen wolte, ich gebe auch das Werck nicht dafür aus, dieweil es kein gelehrtes, sondern nach der einfältigen Schreib-Art schlechtes Werck ist, als bitte die Herren Liebhaber ganz freundlich, sie wollen die Fehler nicht zu scharff censiren, sondern mir zu gute halten, und dabey bedencken, daß bey Colligirung historischer Nachrichten gar leicht geschehen ist: es ist auch seithero mein Vornehmen nicht gewesen, weiter etwas drucken zu lassen, so muß ichs doch Göttlicher Schickung zuschreiben, weil ich den lieben GOtt hertzlich angeruffen, er solte mir doch bey meinen mühsamen Zustande, da ich bey meiner Preßhaftigkeit mein Brod nicht zu verdienen wuste, einen Weg zeigen, damit ich mich nebst den Meinigen ehrlich und GOtt wohlgefällig durchbringen könnte, wie ich nun mit diesen Gedancken umgieng, hat mir vielmahl Nachtzeit von Schreiben und Colligirung der Geschichte geträumet, habe also in Nahmen GOttes die Schreib-Feder ergriffen, und meines seel. Vaters Sammlungen zusammen gesucht, und in Ordnung gebracht: Also will ich mit der Hülffe des lieben GOttes eines und das andere nach und nach bekannt machen. Ich bitte den lieben GOtt, wo es seinen göttlichen Willen gemäß, er wolte mir fernerhin bey meinen Verrichtungen Beystand leisten, und mir nach seinen gnädigen Wohlgefallen, aus seiner milden Vater-Hand, mein stückgen Brod bescheren, und mir, wo es mir anders gut und seelig ist, gute Gönner und Wohlthäter erwecken, die sich meiner und meines Vorhabens annehmen, damit ich ja ehrlich und christlich durch die Welt kommen möge, welches mein Absehen und Begehren ist. Nun der liebe GOtt helffe mir, wie auch den geehrtesten und werthgeschätzten Leser, nach diesem irrdischen Leben, ins ewige Freuden-Leben; solches wünschet und begehret

Gotthülf Traugott Eckarth.
[6]
VII. Bertzdorff.
Bey diesen Dorffe betrachtet man
I. Die Lage.

Es liegt im Marggraffthum Ober-Lausitz, der Länge nach von Nord-Ost gegen Süd-West, ist etwan ein Drittel von der Meile in der Länge, auch nicht zu Bergicht, wiewohl dessen Felder ziemlich Bergicht sind; eine halbe Meile von Zittau, 1½ Meile von Hirschfeldau; von Grottau in Böhmen, 1. Meile; von Georgenthal, Gabel und Zwickau in Böhmen, 1½ Meile; von Rumburg in Böhmen, 2. Meilen.

II. Die Gräntzen.

Es Gräntzet dieses Dorff gegen Morgen mit Olbersdorff, gegen Mittag mit Johnsdorff, gegen Abend mit Waltersdorff, Großschönau und Haynewalde, gegen Mitternacht mit Hörnitz.

III. Das Wasser.

Das Wasser hat keinen besondern Nahmen: Es wird von Johnsdorff über die Bertzdorffer Felder, bis zu der Ober-Mühle herein geführet, da es die Ober-Mühle mit 2. Gängen treibet; in Ober-Bertzdorff aus Hanß George Israels Qvell-Brunnen im Hofe, und Christian Gründlers Brunnen entspringt ein Wässerlein, welches im Dorffe herunter fließet, und bey der Ober-Mühle das Johnsdorffer Wasser zu sich nimt, drauf rinnet es fort, und treibet die Mittel- und Nieder-Mühle. Von Bertzdorff kömmt es nach Alt-Hörnitz, und treibet alda die so genannte kleine Mühle, (welche Meister Zacharias Mayen zustehet,) und fällt nicht weit davon bey der gedackten Brücke zwischen Hörnitz und Petau in die Mandau. Es giebt in diesen Wasser auch Fische, sonderlich Schmerlen, und ist auch solches verpachtet. Auch ist noch zu gedencken des Boche-Wassers, welches seinen Nahmen von einen alda gestandenen Bochwerck bekommen hat: Es kömt solches von Neu-Johnsdorff, und fließet an der Gräntze gegen Waltersdorff [7] hin, bis es zwischen Großschönau und Haynewalde in das alte Wasser fällt.

IV Der Nahme.

Der Nahme Bertzdorff, wie er insgemein ausgesprochen wird, oder Berthelsdorff, wie es in alten Schrifften heist, ist so viel als Bertholdsdorff, und hat den Nahmen ungezweifelt von einen mit Nahmen: Bertholdus, ob zwar, (wie bey den meisten Dörffern der Defect ist,) der Ursprung des Orts, und die Beschaffenheit der Sache in Alterthum selbst, unbekannt ist. Nur ist zu mercken: daß M. Michael Just, gewesener Pfarrer alhier, in einen Ao. 1596. den 28 Jun. geschriebenen Briefe dis Dorff Villam Bertrami, das ist, Bertramsdorff nennet, aus was vor Grunde, weiß ich nicht.

V. Die Nahrung.

Die hiesigen Einwohner nähren sich von Ackerbau und mit Viehzucht, desgleichen auch den Leinwand machen, es werden hier gantz feine, saubere und zum theil klare rohe Leinwandten verfertiget, weiße Wahre wird nicht viel gemacht.

VI. Feld- und Garten-Früchte.

Es ist hier ein feiner Getreyde Boden, der Ackerbau auf der Höhe, gegen die Jonsdorffer zu, ist zwar etwas bergicht und steinicht, weil aber derselbe steinichte Boden, mit sogenannten Horn-Spenen gedinget wird, so wächset es noch gut genug. Es wird meistentheils Rocken und Hafer gesäet, vom andern Getreidig, als Weitzen, Gerste, Wicken wird auch was gezeuget, desgleichen auch Flachs und Kraut. Auch haben einige Bauern feine Holtzung und Buschwerck, sonderlich gegen Johnsdorff ist ein feiner Busch, desgleichen auch an der Großschönauer Gräntze. In Gärten sind feine Obst-Bäume, an allerhand Aepffel, Birnen, Pflaumen und Krischeln, davon, wenn es geräth, die Haußhaltung kan wohl bestellet werden, auch zum Verkauff was übrig bleibt.

[8]
VII. Die Größe.

Die Gemeine Bertzdorff, lieget 56. Rauche in der Steuer, so sie, wie auch andere Contributions-Gelder nach Görlitz entrichten müssen, (weil es eines von den Mitleydenden Dörffern ist) und hat den Lehn-Kretscham, 40. Bauer, 12. Groß-Gärtner, 9. Klein-Gärtner 211. Häußler, unter welchen ein Frey-Haus, das Pfarr- und Schul-Haus, 3. Mühlen, eine Bret-Mühle am Boche-Wasser, eine Schencke, zum Kretschen gehörig, ein Todten-Gräber-Haus; Summa Summarum, 279. Wohnungen, die Scheuern, Schuppen und Ställe ungerechnet.

VIII. Die vornehmsten Gebäude.

1.) Das Pfarrhaus, stehet gantz nahe an der Kirchen, an der Seite gegen Abend, und ist dasselbe neu erbauet Ao. 1700, da es im Monath September zur Perfection gekommen. Es ist gantz beqvem mit Unter- und Ober-Stuben, Steinern erbauet, und mit Ziegel gedecket.

2.) Die Schule oder Schul-Haus, stehet unter der Kirche im Dorffe, an Mühl-Graben, ist ein feines Gebäude, mit einer feinen Stube vor die Schüler, deren hier eine ziemliche Menge sind, wie ich dieses selbst gesehen habe, daraus man schließen kan, daß die Bertzdorffischen Einwohner ihre Kinder fleißig zur Schulen halten, welches was hübsches und lobenswürdig ist, wenn man die liebe Jugend in der Furcht GOttes aufziehet, oder in Ermangelung dessen, durch gute Information dafür Sorge träget.

3.) Der Kretscham, ist ein Lehn-Gut, und lieget eine ziemliche Ecke auf der Kirch-Seite gegen Südwest hinauf, ist ansehnlich gebauet mit einer ziemlich geraumen steinernen Stube zum Bier-schencken; der Richter hier schenckt Zittauisches Bier immerdar ein gantzes Jahr, sowohl bey Verschreibungen, Hochzeiten, etc. die Gevatter-Essen geben die hiesigen Einwohner zu Hause, sie ziehen aber nach verbrachten Gastmahl in Kretschen, legen was Geld ab, allda zu vertrincken. Es hat auch der vorige Richter im Niederdorffe eine feine Schencke angeleget [9] und erbauet, darinnen anjetzo Joh. Christoph Schwertner Schencke ist, und gehört der Lehn-Kretschen nebst der Schencke anjetzo Johann George Neumann erblich zu, welcher noch ledigen Standes ist.

4.) Ein Hoch-Edler und Hochw. Rath in Zittau hat 3. Mühlen, eine jede mit zwey Gängen, darvon die Ober Mühle Ao. 1629 erbauet ist, (ob vormahls eine Mühle hier gestanden, kan ich nicht finden,) welche aber Ao. 1726. abbrannte, sie ist anjetzo gantz fein erbauet. Die Mittel-Mühle ist erst Ao. 1720 neu angeleget und von Grund aus gebauet worden, sie ist ansehnlich und fein anzusehen, auch ist allhier bey dieser Mühle die sogenannte Lein-Schlagungs-Oel-Mühle anbey. Die Nieder-Mühle ist bald am nieder Ende, und ist ein altes Gebäude, und finde also an dessen Erbauung nichts.

In übrigen sind die Wohnungen zu Bertzdorff noch nicht die schlechtesten, es giebt hin und wieder im Dorffe feine Häuser, sonderlich ist nicht weit von der Kirche George Schönfelders Haus wohl und ansehnlich Ao. 1730 erbauet, die Bret-schneide-Mühle, an der Grentze gegen Südwest an dem Boche-Wasser, gehöret Hanß George Israel zu. Nun der liebe GOtt erhalte die Einwohner in allen Wohlseyn, und wende von ihren Wohnungen alles Unglück in Gnaden ab, damit sie in gewünschter Ruhe und Friede ihr Leben vollbringen können, und endlich zu den seeligen himmelischen ewigen Freuden-Leben gelangen mögen.

IX. Die Obrigkeit.

Es hat Bertzdorff vor alten Zeiten Heinrich Feuringen zugestanden, und nach seinem Tode dessen Sohn Martin Feuringen, dessen Wittwe es an ihren andern Mann, Peter Haßken von Eberhardsdorff gebracht, M. Frentzel Annal. MSct. Fol. 619 Ao. 1453. verkauffte Haßke nebst seinen Weibe, sein Dorff Berthelsdorff an E. E. Rath in Zittau, mit der Bedingung, (weil sie keine Kinder hatten,) daß Verkäuffere es bis an ihren Todes-Fall gebrauchen und nutzen wolten, nach ihrem Ableben aber solte es an E. E. Rath und die Stadt, mit allen Herrlichkeiten [10] und Zugehörungen eigenthümlich kommen, dafür Käuffer 18½ Schock Groschen Schuld über sich genommen, und Verkäuffere jährlich ad dies Vitae 6. Schock Groschen ausgezahlet, wie solche Tractaten im Stadt-Buche Ao. 1453. in Virgilia St. Jacobi zu finden. Carpzov. in Annal. Zitt. part. 2. Cap. 8 fl. 4. fol. 311. Ao. 1469. hatte Peter Haßke als ein Erbherr das Dorff noch inne, Mönch Annal. Zit. Wie es aber nach der Zeit an die Hrn. von Nostitz gekommen, und ob es vor dem Pön-Fall Ao. 1547. oder nach demselben geschehen, kan ich nicht entscheiden, sondern melde nur so viel, daß es Ao. 1587. nebst Groß-Schönau von Hrn. Hertwigen von Nostitz abermahls ist zur Stadt gekauffet worden. Carpzov. Part. 2. fol. 312. Beyde Dörffer kosteten 26000. Thaler. Mönch Annal. M. S. Seit der Zeit hats E. E. Rath in Zittau gerichtlich besessen, besitzet auch noch unter hohen Schutze unsers allergnädigsten Königs und Landes-Vaters, Hrn. Friedrich Augusti, König in Pohlen und Chur-Fürst zu Sachsen etc.

Was nun den Richter anlanget, so hat die Neumannische Familiae bey 150. Jahr her den Richter-Titul geführet; Ich will nur die letzten 4. Richter nahmhafftig machen. Als:

1. George Neumann, starb An. 1659. alt 58. Jahr.

2. Johann Neumann, welcher An. 1666. abbrannte mit seinen gantzen Hausrath, starb 1682. den 15. Nov. alt 56. Jahr.

3. Friedrich Neumann war beym Absterben seines Vaters noch unmündig, weil er An. 1671 gebohren, also bey seines Vaters Absterben im zehenden Jahre, ward Richter 1694. zeigte mit Fr. Rosinen Müldnerin 12. Kinder, und starb 1721. seines Alters 50. Jahr.

4. Johann George Neumann, des vorigen Sohn, starb 1745. den 7. Jan. an einen starcken Schlag-Flusse, seines Alters 44. Jahr, 1. Monat, 1. Tag, dessen Sohn, Johann George Neumann, wird künfftig hin, wo ihn GOtt Leben und Gesundheit giebt, Richter allhier werden, anitzo ist ein Gerichtshalter, des letzten verstorbenen Richters Bruder, Johann Gottlob Neumann. Es bestehet sonsten die [11] Gerichts-Banck aus einen Richter 12. Gerichts-Aeltesten, und weil sie anitzo sehr schwach ist, daß sie nur in 6. Persohnen bestehet, als will ich sie nahmhafftig machen: 1. Johann Gottlob Neumann, Gerichtshalter. 2. George Goldberg. 3. Andreas Zeißig. 4. Elias Wehle. 5. Johann Arlt. 6. Joseph Schwertner, Gerichts-Aeltesten. Gemein-Aeltesten sind George Arlt und Friedrich Israel.

X. Die Kirche und deren Zugehör.

Die Kirche liegt nicht gar mitten im Dorffe; denn von der Kirche hinauf gegen Südwest ist das Dorff länger, als von der Kirche gegen Nordost, und zwar hat sie ihre Lage auf der Mittags-Seite des Dorffs, ein wenig in der Höhe, den Thurm gegen Abend zu gedrehet; wenn sie das erste mahl erbauet und fundiret, ist nicht bekannt, unterdessen wissen wir, daß vor langer Zeit eine Kirche allhier gewesen, weil derselben zum ersten mahl in den Annal. An. 1344. (also An. 1749. von 405. Jahren,) gedacht wird, wie folgender Bericht ausweiset: An. 1344. ist die Kirche allhier, durch Beförderung Johann Herbrand, damahligen Rectoris dieser Kirchen, mit grossen Ablaß versehen worden, und zwar zu Ehren den H. Nicolai, und Catharina von Pabst Clement VI. so bey damahliger Schisma zu Avignon in Franckreich den päbstlichen Stuhl besessen, Mönch Annal. p. 59. Ich will dahero von der Kirche und deren unterschiedenen Fatis überhaupt, und nachhero von den Kirchhofe, Thurm, Glocken, Altar, Cantzel, Tauffstein etc. so viel ich in Erfahrung bringen kan, etwas handeln:

1. Von der Kirche überhaupt.

Es ist An. 1518. eine gantz neue Kirche gebauet worden, aber An. 1672. gleich am Johannes Tage, zu Mittage zwischen 12 und 1 Uhr, durch Einschlagung des Wetters, biß auf etwas Empor-Kirchen und etliche Weiber-Stühle, gäntzlich abgebrannt.

An. 1673. wurde der Anfang zum neuen Kirchen-Bau gemacht, und der erste Grund-Stein den 25 Aug. von Hn. D. Christian Hartig, [12] auf Alt-Hörnitz, regierenden Bürgermeister in Zittau, und hierauf den 2. Sept. der andere Grund-Stein durch dasigen Pfarrer M. Christian Elligern, mit gewöhnlichen Ceremonien geleget worden.

An. 1674. über den Kirchen-Bau brach das Mauer-Gerüste ein, und fielen die 4. darauf stehende Persohnen herab, unter welchen Friedrich Eckarth bald nach dem Fall verschieden, der Mäuer, George Heuer, starb nach etlichen Tagen; die übrigen, als Martin Kuntze, jun. ein Haußmann, und George Jungemichel, des Gärtners Sohn, Hans, sind sehr beschädiget worden. Mönch Annal. Zitt. M. S.

An. 1685. den 6. Jul. sind Diebe in die Sacristey durchs eiserne vergitterte Fenster, so sie mit einem Hebe-Baum loßgewogen, eingebrochen, und den silbern vergüldeten Kelch und Oblat-Schaale, wie auch den vergüldeten Küpffern Kelch und Schaale, die neuen und alten Altar-Tüchel, die Kertzen, beyde Chor-Kittel, und das kleine Haus-Communion-Fläschlein geraubet, auch das Allmosen-Kästlein erbrochen, doch wenig Geld darinnen bekommen. Kirchen-Buch.

An. 1690. im Monath August und September ist die Kirche mit Ziegel gedecket worden.

An. 1694 sind abermahls Diebe in die Sacristey, durchs gedoppelte starcke eiserne vergitterte Fenster, die sie mit einem Hebe-Baum loßgewogen, eingebrochen, und haben den silbern vergüldeten Kelch und Oblat-Schaale, die Knöpffe aus dem Chor-Rocke, und das Fläschel, so zur Haus-Communion gebraucht wird, geraubet. Kirchen-Buch.

An. 1696. ist die Kirche renoviret und gemahlet, und aus den ordentlichen Evangelio am 19. post Trinitatis, da es mit dem Mahlwerck zur Perfection gekommen, eine Danck-Predigt gehalten worden.

An. 1710. im Julio ist die Kirche von aussen renoviret worden.

Es hat nicht vor langen Jahren die Christnacht allhier ihren Anfang genommen, darzu die Gemeine einen schönen Leuchter machen lassen, welcher etliche 90. rthlr kostet. Herr M. Wentzel hielt die erste Christ-Nachts-Predigt.

An. 1748. ist von den Kirchen-Vermögen eine sehr schöne neue [13] Spritze vor 130 rthlr von Herrn Christian Körnern, aus Sorau, verfertiget, wozu auch ein Spritzen-Häusel erbauet wird.

Ubrigens ist die gantze Kirche gewölbet, und recht schön blau und weiß gemahlet, und mit vielen guten Golde ausstaffiret und gezieret. Auch ist beym Altare linckerhand M. Zacharias Riedels, ein sehr schönes von Bildhauer-Arbeit ausgeziertes Epitaphium an der Empor-Kirchen zu sehen, welches also lautet: Hier ruhet Tit. Hr. Zacharias Riedel, treu-verdienter Seelsorger hiesiger Gemeinde in Bertz- und Johnsdorff. In Zittau war er gebohren den 19. Mäy 1656. seine Eltern, Meister Zacharias Riedel, Bürger und Fleischhauer daselbst, und Frau Christina, gebohrne Neumannin. Auf dem Zittauischen Gymnasio legte er den Grund zu seinem Studiren, welches er in Wittenberg von 1676 biß 1680. glücklich fortsetzte und absolvirte. 1685. erhielt er die Vocation nach Haynewalde, woselbst er GOtt 3½ Jahr gedienet. 1688 ward er hieher nach Bertzdorff beruffen, woselbst er bis ins 33ste Jahr mit viel Seegen gearbeitet. Er verehelichte sich (1) den 17 Jul. 1685. mit Jgfr. Dorothea Elisabeth, weyland Tit. Hrn. David Porsches, Pastor in Groß-Schönau, Tochter, lebte 21. Jahr in Ehestande; Sie starb den 29 Aug. 1706. (2) Den 3 Sept. 1707. mit Fr. Annen Helenen Vogelin, gebohrne Hermannin, lebte in höchst-vergnügter Ehe 13 Jahr und 23 Wochen, zeugte mit ihr 2 Söhne und 2 Töchter, davon noch eine Tochter, Johanna Christiana, am Leben. Er starb den 15 Febr. 1721. alt 65 Jahr.

Hierbey ist auch noch zu gedencken, daß vor diesen Alt- und Neu-Johnsdorff in hiesiges Kirch-Spiel gehöret hat, biß 1730. die Johnsdorffer auf hohe Vergünstigung selbst eine Kirche bauen mochten, welche 1731. den 1 Mäy mit gewöhnlichen Ceremonien eingeweyhet wurde. Wovon bey Beschreibung Johnsdorff soll gehandelt werden.

2. Der Kirchhof.

Der Kirchhof gehet rund um die Kirche herum, und ist an der Seite gegen Abend ziemlich bergicht, und befinden sich darauf viele eiserne [14] und höltzerne Creutze, welche die nächsten Anverwandten der Verstorbenen setzen lassen, desgleichen auch Leichen-Steine, diejenigen Epitaphia, welche an der Kirche untern Thurme gegen dem Pfarr-Hause zu, will ich hier beysetzen:

Das erste Epitaphium des seeligen Herrn Friedrich Lindners, ist lateinisch, und ziemlich unleserlich, habe es darum nicht abschreiben können.

Herrn Michael Richters Epitaphium.

An. 1650. den 15. Nov. um 3 Uhr ist in Christo sanfft und seelig entschlaffen, der Ehrwürdige und Wohlgelahrte Herr Michael Richter, - - Pfarr zu Borckersdorff, Ebersbach und Bertzdorff allhier in die 41. Jahr. Seines Alters 66. Jahr. D. G. G.

Stehet still, ihr Wanders-Leut!
Schauet, wie der Todt gebeut!
Mich und fünff Kinder mein,
GOtt in diese Grufft hinein,
Und das Leben abgerissen,
Daß wir haben sterben müssen.
Hat mich gleich der Tod bezwungen,
Ey! so ist es doch gelungen,
Und gewünschet kommen eben,
Da wir ewig sollen leben;
Aber ihr in Kummer stehet,
Biß es euch nicht anders gehet.
Hrn. M. Christian Elligers Epitaphium.

Hier erwartet die Zukunfft Christi Tit. Herr M. Christian Elliger, wohlverordneter Pfarrer dieses Orts. Zittau hat ihn 1638. den den 6. Jul. gebohren und erzogen, Wittenberg und Jena haben seinen Fleiß erkannt und gerühmet, Bertzdorff hat seines Amts Arbeit genossen biß in das 24. Jahr; Hirschfelde versorgte ihn mit einer getreuen [15] Gehülffin 1666. auf 22. Jahr, mit Jgfr. Eleonoren, Tit. Hrn. Valentin Kennlers, Past. daselbst, ehelichen Tochter, zeugte mit ihr 2 Töchter, Eleonora und Euphrosina. Starb 1688. den 14. Aug. alt 50. Jahr, 5 Wochen, 3 Tage. Leichen-Text. 2 Cor. 4 Wir haben allenthalben Trübsaal, aber wir ängsten uns nicht; uns ist bange, aber wir verzagen nicht; wir leyden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen; Wir werden untergedruckt, aber wir kom̅en nicht um etc.

Hrn. M. Johann Friedrich Mays Epitaphium.

Hier ruhet in JEsu seelig der Wohl-Ehrwürdige und Wohlgelahrte Herr M. Johann Friedrich May, zu Türchau 29¼ Jahr, und zu Bertz- und Johnsdorff 12½ Jahr treu-verdienter Pastor, gebohren in Zittau 1660. den 25. Aug. Sein Vater war Herr Caspar May, Bürger, die Mutter Frau Resina, gebohrene Kotzianin. Studirte in Zittau und Wittenberg, promovirte in philos. Magister, und kam 1692. als Pfarrer nach Türchau, und 1722. nach Bertzs- und Johnsdorff. Verheurathete sich den 21. Apr. 1693. mit damahls Tit. Jgfr. Annen Eleonoren, geb. Gerberin, Tit. Herrn Friedrich Gerbers, Med. Doct. in Zittau, jüngsten Jungfer Tochter, und lebte mit ihr 42. Jahr vergnügt, und zeigeten 4. Kinder, einen Sohn, Carl Friedrich, in Zittau, welcher gestorben; Herr M. Joh. Friedrich May, der bereits 16. Jahr in Leipzig lebet; Jgfr. Christiana Eleonora, nachgehends an Tit. Herrn M. Joh. Gottfried Keylen, Diacono zu Hirschfelde verheyrathet, und Johanna Emerentia an Tit. Herrn M. Joh. Christ. Richtern, Pastor in Herwigsdorff vereheliget, von welcher er eine Enckelin erlebet, so schon gestorben. In seinem heiligen Amte war er treu, fleißig und eyfrig, und in seinem Leben fromm und aufrichtig. An. 1734. den 3. Jun. kam in der Kirche vor dem Altar ein harter Zufall über ihm, und starb seelig und sanffte den 5. Jun. a. c. Abends um 4. Uhr, seines Ehren-vollen Alters 74. Jahr, weniger 11. Wochen, 2 Tage und 16 Stunden, ward den 11 ejus hier Christ-priesterlich begraben. D. G. G. Leichen-Text. Psalm 38. v. 22. 23. Verlaß [16] mich nicht, HErr, mein GOtt, sey nicht ferne von mir; Eile mir beyzustehen, HErr, meine Hülffe.

Gottfried Goldbergs und seiner ersten Ehe-Frauen Epitaphium.

Leser! Hier findest du das Andencken Herrn Gottfried Goldbergs, S. M. Kirch- und Gerichts-S. allhier, den GOtt 1695. den 14. Decembr. zu Olbersdorff von Andreas Goldbergen, Bauern und Gerichts-Aeltesten, und Fr. Helena, geb. Rudolphin, auf diese Welt bracht. 1713. war er zu Olbersdorff Schulmeister, wo er 6. Jahr gewesen, und 1719. den 14. Jul. kam er hierher, stund seinem Amte 27. Jahr und 12. Tage wohl vor. 1715. führte ihn der HErr das erste mahl in die Ehe, mit Jgfr. Dorothea Güntherin, mit der er 23. Jahr gelebt, und 2. Söhne und 4. Töchter gezeuget; Ihr Verlust nöthigte ihn, nach einen 3. jährigen Wittwer-Stande, das andere mahl 1740. den 30. May mit Jgfr. Maria Rosina, geb. Burckhardtin, die Ehe einzugehen, die in Vergnügen bey ihm gelebt 5 Jahr, 17 Tage, und demselben 2 Söhne zur Welt gebracht; nachdem er seinem Amte treulich vorgestanden biß an das seelige Ende 1746. den 16 Jun. Hat also sein Alter gebracht auf 51. Jahr, 6. Monath und 2. Tage. Der Text. 1 Tim. 1 v. 15. Das ist je gewißlich wahr, und ein theuer werthes Wort etc.

Sterblicher Leser! Hast du diesen Stein einmahl vor Augen, so bleibe und verneure das Andencken Fr. Dorotheen Goldbergin, geb. Güntherin. Sie fand ihr Bleiben im Lande der Lebendigen auf Erden zu Olbersdorff den 19 Jul. 1693. Sie blieb seit dem 11. Martii 1715. in drey und zwanzig jährigen Hauswirthschafft bey dem ehelichen Umgange mit Herrn Gottfried Goldbergen, Schulmeistern, Kirch- und Gerichts-Schreibern allhier, unter den Seegen 6. lebendiger Kinder, als 2 Söhne und 4 Töchter. Sie erfuhr, daß wir hier keine bleibende Stätte haben, und beschloß am 3 April 1738. ihre Wallfarth von 44 Jahren, 8 Monath, 2 Wochen, einen Tag. Ihr Gebeine bleiben kurze Zeit im Tode, ihr Geist bleibet da, wo wir GOtt ewig für den [17] Augen haben; ihr Gedächtnis bleibet im Seegen. Lerne allhier, das Bleiben ist eine kleine Zeit, und habe GOtt und dein Grab allezeit für Augen. Leichen-Text. Psal. 16. v. 8. Ich habe den HErrn allezeit für Augen, denn er ist mir zur Rechten etc.

An der Kirchhof-Mauer sind 3. feine Leichen-Steine, als 1) Jacob Rengers, Bauers und Fuhrmanns. 2) Fr. Anna Dorothea, geb. Hellerin, Friedrich Schönfelders Ehe-Frauen. 3) Fr. Anna Helena, geb. Hellerin, Elias Hütigs Ehe-Frauen.

Als An. 1728 der Kirchhof zu klein war, ist er durch ein grosses Theil erweitert, drey große neue Chorwerck daran gebauet, und mit einer hohen Mauer gegen die Schule zu, umgeben worden.

3. Der Thurm.

Der Kirchthurm ist fein ansehnlich erbauet an der Kirch-Seite gegen Abend zu, und werde ich dessen Begebenheit, so viel ich in Erfahrung bringen können, hier anführen:

An. 1674. den 21. Octobr. ist der vergüldete Knopff, sammt der Fahne und Sonne, von Greger Bischoffen, in Kunnersdorff bey Löbau gelegen, aufgesetzet worden.

Den 3. Nov. darauf ist die mittelste Glocke in Thurm gehencket, und das erste mahl damit in die Beichte gelautet worden.

An. 1708. den 26. Aug. Abends um 8. Uhr hat das Wetter in die Spiele des Kirch-Thurms eingeschlagen, hin und wieder Merckmahle des göttlichen Zornes hinter sich gelassen, doch hat es, GOtt sey Danck! nicht gebrannt.

An. 1710. im Julio war ein Uhrwerck auf den Thurm angeschafft.

4. Die Glocken.

Der Glocken sind dreye, als die grosse, Mittel und kleine Glocke, und werde von jeder absonderlich handeln

1. Die grosse Glocke kam An. 1689. den 10. Dec. von Görlitz an, und ward den 11. dito hinauf gezogen. Sie wiegt 9 Centner, [18] 3 Stein, 2 Pfund. Kostet 297 rthlr 8 gl. und ist noch etwas altes Metall darzu gegeben worden.

Auf der fördern Seite stehet die Schrifft:

Diese Glocke
liessen die Verwalter zu Bertzdorff,
Herr Bürgermeister Johann Philipp Stoll, J.U.L.
und Stadt-Richter Johann Carl Just,
giessen in Görlitz
durch
Abraham Sieverten

Anno MDCLXXXIX.

Auf der hintern Seite stehet das Zittauische Wappen, und auf den Schweif, oder unter dem Rande herum, lieset man diese Schrift:

Ich ruff mit meinem Klang
Zu sagen GOtte Danck,
Und lock das Volk zu GOttes Wort,
Welches zeiget des Himmels Pfort.

Sie hat in ihren Thon F.

2. Die mittelste Glocke ist den 3. Nov. 1674. in Thurm gehangen worden, und wiegt 6 Centner, 8 Pfund, ist aus damahligen vom Feuer zusammen geschmoltznen Medall wiederum gegossen worden. Oben auf der Glocken herum stehet folgende Schrifft: Durch das Feuer bin ich geflossen, Martius Zorbe, Roth- und Glocken-Giesser in Zittau, hat mich gegossen Anno 1672.

Sie hat in ihren Thon A.

3. Die kleine Glocke ward den 22. Octobr. 1695. hinauf gezogen, und den 23. dito das erste mahl gelautet. Sie wiegt 3 Centner, 5½ Pfund, kostet 103 rthlr 16 gl. Auf der fördern Seite stehet diese Schrift zu lesen:

[19]
Die kleine Glocke

wurde gegossen in Görlitz,
als Bürgermeister Johann Philipp Stoll,
Stadt-Richter Johann Carl Just,
Verwalter, und
M. Zacharias Riedel,
Pfarr allhier zu Bertzdorff war,
durch
Abraham Sieverten

An. MDCXCV..
Auf der hintern Seite stehet die Schrifft:

Da Deus, ut qvoties
Campana movebimus ista,
Officium faciat tunc
Qvoque qvisqve suum.

1695.
Hat in ihren Thon C.


5. Der Altar.

Der Altar, so blau und weiß gemahlet, mit schönen Schnitzwerck versehen, und mit vielen guten Golde vortrefflich ausstaffiret, hat oben zwey Engel, welche einen Schild miteinander halten, in welchen der Nahme JEHOVA zu lesen, forne im Gesichte ist eine grosse Tafel, darauf der HErr JEsus mit seinen zwölff Jüngern das Osterlamm isset, unter dieser Tafel wiederum eine kleine Tafel mit güldenen Laubwerck umwunden, und stehet darauf:

Joh. VI. v. 54 & 56.

Wer mein Fleisch isset, und trincket mein Blut, der bleibet in mir, und ich in ihm, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten-Tage. [20] Hintern Altare ist wiederum eine kleine Tafel, darauf stehet:

Dieser Altar, nebst der kleinen Glocke,

ward verfertiget
Anno 1689.
als
Bürgermeister, Johann Philipp Stoll,
Stadt-Richter, Johann Carl Just,
Verwalter, und
M. Zacharias Riedel,

Pfarr allhier war.

Es war dieser neue Altar An. 1689 Dom. 18. post Trinit. von M. Zacharias Riedeln mit einer Predigt eingeweyhet.

6. Die Cantzel.

Die Cantzel ist An. 1696. von Holtz erbauet, und hat der Tischler Mstr. Christian Bürger bekommen 12. rthlr. Herr Johann Conrad Edelwehr, Bildhauer, vor Schnitzwerk an die Cantzel, nebst einen Engel darauf zum Seiger, hat bekommen 16. rthlr. Herr George Friedrich, Mahler, hat bekommen vor weiß und blau, und mit guten Golde zu vergolden, und solche auszustaffiren, 12. rthlr. Sie ward den 18. Octobr. ausfgesetzt, und den 4. Nov. eingeweyhet.

7. Der Tauffstein.

Der Tauffstein, so vor dem Altar stehet, ist 1698. angeschafft, ist von Holtzwerck und mit vortrefflicher Bidhauer-Arbeit, desgleichen Schnittzwerck schön gezieret, kostet in allen 71. rthlr 15. gl. 8 pf. Sie ward den 20. May mit einer besondern Predigt eingeweyhet.

8. Die Orgel.

Das Orgelwerck ist An. 1685. angeschafft, und kostet etliche 90. rthlr. hat 8. Register oder Stimmen, als Principal, Grobgedackt, [21] Kleingedackt, Qvinta Flöte, Octav. Mixtur und Regal. Es ist auch im Vorschlage, daß ein neues Orgelwerck, benebst einem neuen Chore, soll angeschaffet werden.

Kirch-Väter sind anitzo in Bertzdorff Friedrich Gröllich, Bauer, und Friedrich Heller, Häusler allda.

XI. Lebens-Beschreibung derer Evangel. Pfarrern.

Daß in dem Pabstthum sind Pfarrherrn hier gewesen, ist ohnstreitig, dasselbe beweißt auch das Alterthum der Kirche. Denn An. 1537. ist gestorben Herr Simon Jungnickel, Pfarr zu Bertzdorff und Altarist in Zittau, ward in Zittau auf den Pfarr-Kirchhof begraben. M. Frentzel in Dörffer Annal. Ich werde dahero den Anfang derer Evangelischen Prediger, wie es in Herrn D. Carpzovii in Annal. Zitt. Part. 3. Cap. IV. ss. 10. pag. 91. befindlich, zum Grunde legen, machen, nach diesen meine Observation beytragen.

I. Lucas Wentzel.

Lucas Wentzel ward Pfarrher An. 1566. starb 1571.

II. Johann Wald.

Johann Wald, Stolp. Misn. kam hierher An. 1575. gieng mit Tode ab 1591.

III. Johann Bauden.

Johann Bauden trat ins Amt 1591. verließ die Welt 1592.

IV. Michael Just.

Michael Just, Zittau, erhielt die Vocation1592. Er war geboren 1548. den 25 May. Sein Vater war Peter Just, Senator in Zittau. Er studirte in Wittenberg und Leipzig, ward hierauf noch bey verbesserter Schule, der erste Conrector in Zitt. An. 1586. den 7. Febr. Als aber An. 1587. der Rector M. Caspar Janitius seine Dimission bekommen, so verrichtete er die Vices als Rector bis 1589. ward aber hierauf dimittiret 1590. erhielt 1592. das Pfarrdienst in Bertzdorff, und 1595. wurde er nach Herwigsdorff (Siehe dasige Chronica p. 43.) [22] beruffen, starb 1603. den 14. Dec. ward den 16. Dec. zu Zittau zur Lieben-Frauen begraben, allwo ihn der Mittags-Prediger M. Zacharias Posselt die Leichen-Predigt hielt.

Seinen Ehestand belangende, so heyrathete er zum ersten 1578. Fr. Benignen, geb. Stollin, Hrn. Lucas Möllers, Handelsmanns in Zittau Wittwe, welche 1596 den 30. May starb. So heyrathete er zum andern 1597. den 2. Jun. Jgfr. Sara, Hrn. Laurentii Frömbters, Senatoris und Bürgers in Lauban Tochter, ob er Kinder gezeuget, davon ist nichts bekannt.

V. Clemens Lehmann.

Clemens Lehmann war gebohren zu Budißin An. 1566. den 29. Aug. Legte den Grund zu seinen Studiren in Budißin, nach dem in Helmstädt. Erhielt von E. E. Rath in Zittau die Vocation als Pfarr nach Burckersdorff 1591. von dar gegen Bertzdorff 1595. nachdem in Zittau als Diaconus 1612. Archi Diaconus 1615. Letztens als Pastor Primarius 1624. Beschloß sein Leben 1629. den 6. Jul. Ihm ward ein groß Leichen-Begräbniß gehalten, mit damahl theils ungewöhnlichen Ceremonien, wie solche Pompa Funebris in einer Elegie von Andrea Emmenio, Med. Doct. & Physic. sonderbar beschrieben ist. Die Leichen-Predigt that ihm der Archidiaconus M. Andreas Wintziger, welche hernach gedruckt worden, darinnen er von seinen seeligen Ende folgendes anführet: Er sehnte sich hertzlich das heilige Abendmahl zu empfahen, doch wegen des Unwillens des Flusses, hats müssen die ersten Tage anstehn, biß Freytags früh hat er GOtt fleißig gebeten, er wolte ihm die Gnade geben, diesen theuren Schatz zu geniessen, welches ihm auch der barmhertzige GOtt verliehen hat, und da es zuvor trefflich schwer zu gangen, wenn er etwas hat zu sich nehmen sollen, und er sich zum hefftigsten bewegen müssen, ist dieselbe Beschwerung in ipso momento sacro sancti Actus gleich bey der Heil. Handlung aussen blieben. Nach seinem Tode begab sich die omineuse Begebenheit, daß eben 24. Stunden, nach seinem Tode ein Schwarm Bienen, durch eine ausgebrochne Glaßscheibe in die Pfarr-Kirche [23] flog, und sich in ein Rüst-Loch in Gewellbe übern Tauff-Stein legte: Ob man nun schon darzu arbeitete, konnte man ihn doch nicht einsammeln, sondern er zog Sontags drauf eine Weile in der Kirche herum, biß er sich unvermuthet gäntzlich verlohren. Carpzov. Part. 3. Cap. 3. ss. 6. fol. 38.

Er hat auch eine Predigt in Druck heraus gegeben, welche er An. 1608. den 31. Jul. in der S. Johannis Kirchen, den abgebrannten in Zittau zu Trost gehalten, über die Worte des 68. Psal. v. 20. etc. Gelobet sey der HErr täglich; GOtt leget uns eine Last auf, aber er hilfft uns auch, Sela. Wir haben einen GOtt, der da hilfft, und einen HErrn HErrn, der von Tode errettet. Die Vorrede ist dadirt Bertelsdorff, 1608. Am Tage Thomä des Apostels ist gedruckt, zu Görlitz, durch Johann Rhambau. 5½ Bogen starck.

Sein Epitaphium ist in der Kirche zur H. Dreyfaltigkeit zu befinden u. lautet also; in der Kirchen oben: Ich weiß, an welchen ich glaube, u. bin gewiß, daß er mir meine Beylage bewahren wird, biß an jenen Tage.

Vivo Tibi, moriorque Tibi, Rex unice Christe,
Mortuis & vivus sum maneoque Tuus.

Der Sohn GOttes hat mich geliebet, und sich selbst für mich dargegeben.

Unten am Epitaphio:

An. 1629. den 6. Jul. zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittage ist im Herrn seelig entschlaffen, der Ehrwürdige, Achtbare und Wohlgelahrte Herr Clemens Lehmann, Budiß. Morgen-Prediger allhier. Seines Alters 63. Jahr. D.G.G.

An. 1606. den 28. Jun. ist in GOtt seelig entschlaffen die Erbare, Ehr- und Tugendreiche Frau Margaretha Fleischmannin, Herrn Clemens Lehmanns, liebe Hausfrau. D.G.G.

An. 1632. den Donnerstag nach Michaelis ist in Christo sanfft und seelig verschieden, die Erbare, Ehr und Tugendsame Fr. Anna, gebohrne Möllerin, Herrn Clementis Lehmanns, gewesenen treufleissigen Morgen-Predigers allhier liebe Hausfrau, anderer Ehe. D.G.G. [24] Τετροέςιχου.

Numen honoravit Christi flammatus amore

Ac templo voluit majus in esse decus. Vir pius. Hoc poni monumen qui funebre jussit.

Obloquii telis, Zoile parce tuis.
M. A. P.      

Auf seinen Ehestand zu kommen: So war seine Ehe-Frau, Margaretha Fleischmannin, Herrn David Fleischmanns, Pfarrers in Herwigsdorff Tochter, welche geb. 1572. den 8. Octobr., vermählet 1591. so ihm 6. Kinder gebahr, starb aber 1606. hierauf heyrathete er zum andern Frau Anna, gebohrne Möllerin, starb 1632. als Wittwe. Er zeigte mit ihr einen Sohn Michael Lehmann, geb. zu Bertzdorff 1609. den 30 Mart. Dieser als er von seinen Præceptoribus ad studia Academica tüchtig geachtet worden, ist er An. 1626. auf die Universität Wittenberg gezogen, allda sich 3. Jahr aufgehalten, von dar nach Jena begeben An. 1630. allwo er nebst andern dreyen 1635. den 19. Jan. zum Doctore Juris creiret, auch selbiges Jahr von Herrn Christian Schencken, Freyherrn zu Trautenburg etc. zum Rath und Amptmann in der Herrschaft Tonna angenommen, auch nach dessen Absterben ihm 1641. das Syndicat in der Reichsstadt Mühlhausen aufgetragen worden, welchen Amte er vorgestanden biß 1649. da er das Syndicat zu Braunschweig angenommen, und allda 3. Jahr in Bestallung gewesen, wegen entstandener Widerwärtigkeit aber resigniret, und in einen privat Leben seine Zeit zuzubringen entschlossen. Ob ihn nun gleich nach diesen ein und andere vornehme und ansehnliche Bestallung von hohen Standes-Persohnen gnädig angetragen worden, hat er doch allezeit wichtige Ursachen gehabt, solche Offerten zu depreciren, biß endlich Herr Anton Günther, Graf zu Schwartzburg und Hohenstein, Herr zu Sondershausen etc. veranlasset, daß dero Herr Bruder, Graf Ludwig Günther, zu Schwartzburg und Hohnstein ihm Bestallung antragen lassen, zu welchen er sich erkläret, und darauf 1663. zum Cantzler und Præsidenten des Consistorii solenniter installiret worden. In welcher Bestallung er sich an die 19. Jahr biß an sein seeliges Ende treulich [25] und emsig bezeuget. Gieng mit Tode ab den 26. Jul. 1681. als er erlebet 72. Jahr und 18. Wochen.

VI. Balthasar Steinkirchner.

Balthasar Steinkirchner, Schergiswalde Bohem. kam von Schwergiswalde hierher 1612. starb 1619.

VII. Friedrich Lindner.

Friedrich Lindner, Teschen Boh. wurde von Teschen aus Böhmen vociret 1619. starb 1629. den 20. Octobr. seines Alters 36. Jahr.

VIII. Michael Richter.

Michael Richter, Zitt. nat. 1588. erstlich Pfarr zu Burckersdorff 1612. hernach zu Ebersbach 1615. zu Bertzdorff 1629 verschied 1651. den 18. Octobr. Sein Vater war Johann Richter, Pfarrer zu Witgendorff. Capzov. in Annal. Zitt. Nach Zeugnis seines Leichen-Steins, trifft es in Herrn D. Capzovii auf keine Art ein, weder die Geburth, Beförderung noch das Absterben. Er müste also 1585. gebohren, und 1610. ins Amt gekommen seyn, weil er 41. Jahr Pfarrer gewesen, und 1650. den 15. Nov. gestorben ist, daß er auch geheyrathet, und Kinder gezeuget hat, beweist der Leichen-Stein. Vielleicht findet sich bessere Nachricht, die ich bey Beschreibung Witgendorf einbringen kan.

IX. M. Johann Kübel.

M. Johann Kübel, Zitt. erstlich Schwedischer Guarnison-Prediger, auf dem Schloß Gräfenstein, nachdem nach Bertzdorff beruffen 1651. starb 1665. den 19. Jan. Sein Vater Johann Kübel, war ein Zittauischer Becker und Raths-Freund. Carp. Er ward allhier zum Prediger von E. E. Rathe installiret den 8. Jun. 1651 D. Seeliger Chron. M.S.

Sein Ehestand betreffende, so heyrathete er zum ersten Sabina, gebohrne Germinin, Herrn Christoph Germins, gewesenen Rathsherrn und Bürgern zu Leipa in Böhmen, eheliche Tochter, welche mit ihren Eltern und Familie der Evangelischen Wahrheit zu Liebe, [26] mit Verlassung ihres irrdischen Gutes, aus Böhmen geflüchtet, starb 1658. darauf heyrathete er zum andern Frau Rosina Schiffin. Von seinen erzeigten Kindern ist weiter nichts zu melden, als M. Johann Christian Kübel, gebohren zu Bertzdorf 1652. den 11. Nov. welcher in Zittau studirte, und 1674. die Universität Leipzig besuchte. An. 1687. ward er Diaconus zu Hirschfelde und Pastor Pestilence bey der Stadt Zittau. An. 1690. war er Pfarrer zu Waltersdorff, und 1697. zu Groß-Schönau, bekam einen Substitutum, und legte sein Amt nieder 1725. den 7 Octobr. begab sich in Zittau, und starb 1729. den 28 Sept. früh ¾ auf 6. Uhr, ward den 3. Octobr. Christ-Priesterlich begraben; Seines Alters 76. Jahr, 10. Monath, 17. Tage. Sein ausführlicher Lebens-Lauff, Verheyrathung und Familiæ soll künfftig hin, (wo GOtt Leben und Gesundheit giebet,) bey Beschreibung der Orte, wo er Pfarr gewesen, folgen.

X. M. Christian Elliger.

M. Christian Elliger, Zitt. kam ins Amt 1665. starb 1688. Er war gebohren 1638. den 6 Jul. Sein Vater war George Elliger, Bürger und Seiffensieder in Zittau, studirte in Zittau, Wittenberg und Jena, wurde 1660. in Wittenberg Magister. Er heyrathete 1666. Jgfr. Eleonora, M. Valentin Kennlers, Pastoris in Hirschfelde Tochter, und zeugete mit ihr 2. Töchter, Eleonora und Euphrosina. Er starb, wie obgemeldet, An. 1688. den 14. Aug. Alt 50 Jahr, 5 Wochen und 3 Tage.

XI. M. Zacharias Riedel.

M. Zacharias Riedel, war in Zittau gebohren An. 1656. den 19. May, sein Vater war Mstr. Zacharias Riedel, Bürger und Fleischhauer in Zittau, die Mutter aber Fr. Christina, gebohrne Neumannin. Er studirte in Zittau unter den unvergleichlichen Rector Hrn. Elias Weisen, an dessen Tische er 3 Jahr Speise und Tranck genossen, biß er mit Genehmhaltung seiner Herren Præceptorum die Universität Wittenberg besuchte, welches 1676. den 5 Mäy geschahe, und ward daselbst unter dem Rectore, Herrn Michael Walthern, inscribiret. [27] An. 1678. den 15 Octobr. wurde ihm durch Beförderung Hrn. Conrad Samuel Schurtzfleisches, Histor. Prof. publ. die höchste Ehre der philosophischen Facultät solenniter conferiret. Es wolten die Mittel zu seinen fernern Studiren nicht hinlänglich seyn, als erhielte er in diesem Fall von E. Hoch-Edlen Rathe in Zittau ein angenehmes Subsidium von 100 rthlr, wodurch ihm nach Wunsche geholffen wurde. An. 1679. den 6 Mart. reisete er nach Hause, und wurde 1685. den 19. Febr. von Herrn Eleutherio von Temrich, Erb- und Lehns-Herrn zu Haynewalde zum Prediger nach Haynewalde vociret, er begab sich hierauf nach Dresden, und ließ sich daselbst durch Hrn. D. Lucio und Hrn. D Carpzovio examiniren, auch den 23. Febr. in der Creutz-Kirche durch Herrn D. Carpzovio ordiniren, und hielt den 4. Mart. seine Anzugs-Predigt. An. 1688. den 10. Sept. ward er von E. E. Rathe in Zittau nach Bertzdorff beruffen, allwo er den 14 Octobr. hierauf angezogen, und den 18 nach Trinitatis, nach abgelegter Predigt, sein Amt angetreten, welches er biß zu seinem seeligen Ende 1721. den 15 Febr. über die 32. Jahr wohl und rühmlich geführet, seines Alters 65. Jahr weniger 13 Wochen und 3 Tage, wurde den 20. Febr. Christ-priesterlich begraben. Seinen Ehestand belangende, so heyrathete er erstlich An. 1685. den 17 Jul. Jgfr. Dorothea Elisabeth, weyland Hrn. David Porsches, Pfarrers in Groß-Schönau Tochter, starb 1706. den 29 August. nach 21 jähriger Ehe im 42sten Jahre ihres Alters, ohne Leibes-Erben. Hierauf verheyrathete er sich zum andernmahl 1707. den 3. Sept. mit Fr. Annen Helenen Vogelin, gebohrne Hermannin, und zeugte mit ihr 4 Kinder, als 1) Johanna Helena, geb. 1708. den 27 Jul. so bald darauf starb. 2.) Johann Zacharias, geb. 1709. den 27 Nov. so kurtze Zeit lebte. 3.) Christian Daniel, geb. 1710. den 29 Dec. starb den 20 Jul. 1713. 4) Johanna Christiana, geb. 1715. den 14 Nov. starb 1735. den 2 August. in Zittau, und ward den 7. Aug. darauf bey der Kirchen zu S. S. Petri und Pauli begraben. Die hinterlassene Wittwe begab sich nach seinem Ableben nach Zittau, allwo sie annoch lebet.

[28]
XII, M. Johann Christian Barth.

M. Johann Christian Barth, ward gebohren in Zittau An. 1683. den 31. Octobr. Sein Vater war Mstr. Tobias Barth, Bürger und Schneider am Topffmarckte in Zittau, die Mutter Fr. Elisabeth, eine gebohrne Mayin, und weil er Lust zum Studiren bezeigete, so übergab ihm seine Mutter im 12. Jahr seines Alters (denn den Vater hat er, da er nur 3. Jahr alt war, durch den zeitlichen Tod verlohren,) der privat Information Tit. Herrn M. Melchior Gotthelff Gerlachen, nachgehends Pastore zu Calbitz in Meissen, nach diesen ihren Bruder Hrn. M. Johann Friedr. Mayen, Pastor in Tirchau, nach diesen in Bertzdorff. Hierauf wurde er denen Herren Praeceptoribus des Zittauischen Gymnasii anvertrauet, da er denn unter den hochberühmten Rectore Herrn Christian Weisen, ingleichen unter Manuduction Herrn M. Miri, Conrector, Herrn Curtii, und Herrn M. Ziegern einen guten Grund zu seinem Studiren ablegen konnte. An. 1705. begab er sich auf die Universität Leipzig, allwo er seine in Zittau angefangene Studia mit guten Success forsetzen konnte; in philosophicis hörte er damahls Herrn L. Gottfried Olearium, Hrn. Prof. Hardten, Hrn. M. Böttnern, und Hrn. M. Treuern; in Ebraeicis und Philologicis Hrn. M. Cademann, und Hrn. M. Starcken jun. in Homileticis Hrn. D. Pippingen, Hrn. D. Günthern und Hrn. L. Schützen; in Theologicis Hrn, Gottfried Olearium, Hrn. D. Günthern, und Hrn. M. Reineccium, da er denn insonderheit aus denen gelehrten Güntherischen und Olearischen Collegiis vielfältigen Nutzen in seinem Studio Theologico schöpffen kunnte. Uberdiß hat die liebreiche Providence seines himmlischen Vaters es auch so glücklich mit ihm gefüget, daß er völlige 7. Jahr in Leipzig hat zubringen können, da er besonders von der verwittweten Fr. Rosenfeldin viele Wohlthaten genossen, deren Sohn als Studiosum er 3½ Jahr in seiner Aufsicht und Information gehabt, wobey er Gelegenheit hatte, nach erlangten Gradum Magistri, auch andre Studiosi einige privat [29] Collegia zu halten. Von Leipzig wandte er sich An. 1712. auf Recommendation des Herrn D. Günthers, nach Magdeburg, allwo er Herrn Rothmann Wagners geliebte Jugend zu informiren bekam, und das Jahr drauf nach Wilcken zu Ihro Excell. den Hrn. Geheimden Rath und Landes-Hauptmann von Ponikau, welcher ihm seine jüngsten 2. Herren Söhne anvertrauete. An. 1714. begab er sich wiederum nach Zittau, woselbst ihm der Herr Ober-Stadtschreiber Carl Christian Just in sein Haus aufnahm, und ihm seinen Sohn zur Information anvertrauete, als aber Herr Just An. 1716. aus dieser Zeitlichkeit gieng, wurde ihm Hrn. Johann Friedrich Jungens, Erbherr auf Kießlitz und Deutsch-Oßig, Stadt-Richters in Zittau jüngster Sohn, zur Aufsicht und Information übergeben. Nach dem Absterben Hrn. Jungen 1718. nahm er seine Zuflucht zu seiner seeligen Mutter Schwester, Jgfr. Eleonoren Mayin, welche, ohgeachtet sie nichts eigenes, und noch dazu nur ein weniges in Vermögen hatte, ihn doch mit aller Liebe und Willfährigkeit aufgenommen, und ihn bestmöglich versorget, dabey er seinen Studiren fleißig obgelegen, und anbey vornehmer Eltern liebe Söhne unter seiner Information gehabt. biß An. 1721 den 17 Febr. er von E. E. Rathe der Stadt Zittau zum Pastore nach Bertzdorff vociret, wurde in Dreßden den 4. Mart. von Hrn. D. Heinrich Pippingen und Hrn. D. Valentin Ernst Löschern examiniret, und den 5. dito von Hrn. D. Löschern ordiniret. Den 25. Mart. hielt er seine Anzugs-Predigt, und ward nach verrichteter Predigt im Nahmen E. E. Raths installiret. Mit was Fleiß, Treue, Wachsamkeit, Unverdrossenheit, Sorgfalt und andern einen Evangelischen Prediger ziemenden Eigenschafften, er solchen seinem Amte würde vorgestanden haben, erkannte man daher, wie er die kurtze Zeit nur 37. Wochen seines Predigt-Amts an seinen Eyfer, Fleiß, Sorgfalt und Treue in Lehren und Predigen nichts hat ermangeln lassen, weswegen ihm die gantze Kirchfahrt mit viel Thränen beweineten. Er hatte sich auch um eine treue Gehülffin und Ehe-Genoßin umgesehen, und dannenhero Christ-geziemendes Ansuchung gethan, auch ein gewisses Versprechen [30] gehalten mit Tit. Hrn. M. Johann Gottfried Häntzschels, letzlich wohlverdienten Pastoris Primarii in Zittau, liebwerthesten Jgfr. Tochter, welches aber durch den unvermutheten Todes-Fall nicht hat können vollzogen werden. Seinen Lebens-Wandel war er beflissen unsträfflich zu führen, und getrachtet ein Fürbild seiner lieben anvertrauten Heerde zu werden. Mit seinen Freunden hat er in vertrauter Liebe und Freundschafft gelebet, sonderlich mit seiner Muhmen Jgfr. Eleonoren Mayin, die ihn auch jederzeit willig an und aufgenommen.

Seine Leibes-Constitution war sehr schwach, und hat offt ziemlichen Anstoß gelitten, vornehmlich aber war Engbrüstigkeit und kurtzer Athen, auch empfindlicher Schmertzen an der lincken Seite, bey ihm gemein, ohngefehr 8. Tage vor seinem seeligen Ende, als er des Jahrmarckts in der Stadt war, und er von Marckte nach Hause kam, ist ihm das Gehen, wegen des kurtzen Athens, sehr schwer ankommen, daß er kaum die Treppe hinauf steigen können, daß, als er oben zu stehen kam, und sich in etwas erholen und anhalten wollen, überfiel ihm eine starcke Ohnmacht, daß er gäntzlich darnieder sincken müssen, welchen man aber alsbald zu Hülffe kam, und ihn aufgehoben und ins Bette gebracht, als nun Herr Jacob Friedrich Gerber, Med. Doct. und Practicus herzu geruffen wurde, den Patienten mit Artzneyen zu Hülffe zu kommen, und er auch alsbald zugegen war, das seinige dabey verrichtete, gab GOtt Gnade, daß er sich recolligiren, und des Abends wieder aufstehen konnte, des folgenden Tages drauf, reisete er wieder heim, und kam gar glücklich nach Hause, da man nicht anders vermeynte, es werde seine bisherige Unpäßlichkeit resolviren, und eine bessere Gesundheit nach sich ziehen; all in es hat sich bald anders gezeiget, indem er folgenden Tages, als er nach Hause in Bertzdorff kommen, grosse Mattigkeit verspührt, daß er sich im Bette verhalten müssen, doch des Tages darauf hat es sich in etwas wieder gebessert, daß er Sonnabends darauf noch in die Kirche gegangen, und Beichte gesessen, welches ihn aber sehr schwer angekommen, auch folgenden Sonntag vor dem Altare administriret, und [31] Nachmittags das Gebete gehalten, wiewohl er eine grosse Schwachheit empfunden, ist er doch des Montags noch ein wenig herum gegangen, des Dienstags aber hat er wieder über groß Drücken und empfindlichen Schmertz an der lincken Seite geklaget, und als er des Nachmittages ausser dem Bette gewesen, und auf einen Stuhl gesessen, verlanget er wieder ins Bette, und als er wieder dahin gebracht ward, überfiel ihm eine grosse Mattigkeit und Schwachheit, daß er also ausrief, und sprach: Ach! es kömmt ein Steckfluß, GOtt eilt mit mir zum Ende! Darauf er alsbald mit Zusammenschliessung seiner Hände den 9. Dec. An. 1721. Abends ¾ auf 6. Uhr seine theure erlösete Seele dem liebreichen Erlöser JEsu Christo zu treuen Händen eingeliefert, und unter andächtigem Gebet und Seufzen der Umstehenden sanfft und seelig verschieden, nachdem er sein Alter gebracht auf 38. Jahr, 5 Wochen und 4 Tage. Er ward den 16 Decembr. Christpriesterlich begraben, da ihn über seinen erwählten Leichen-Text Ps. 73. v. 28. Aber das ist meine Freude, daß ich mich zu GOtt halte, und meine Zuversicht setze auf den HErrn HErrn, daß ich verkündige allein dein Thun. Die Leichen-Predigt hielt Tit. Herr M. Joh. Schönfeld, Pastor in Waltersdorff, anitzo in Herwigsdorff, welchen GOtt, als meinem Hochwerthgeschätzten Herrn Gevatter und Beichtvater, benebst dessen Hochwerthesten Familie, lange Zeit gesund und bey allen ersprießlichen Wohlseyn erhalten wolle. Die Parentation hielt Tit. Herr Urban Gottlieb Haußdorff, Pfarrer in Haynewalde, anitzo Pastor Primarius in Zittau. Die Lieder, welche gesungen worden, sind folgende: Vor der Thüre: Ecce! quomodo moritus justus, und Wer weiß, wie nahe mir mein Ende. In Gange: O JEsu Christ meines Lebens Licht. In der Kirche vor der Predigt: Gedencke mein, mit dem Discant: Und wohin ist nun mein Leyden. Nach der Predigt: Ich sehe nur auf GOttes Willen. Und: Hertzlich lieb hab ich dich, oh HErr. Nach Collecte und Seegen: GOtt sey uns gnädig und barmhertzig. Nach der Parentation: Nun laßt uns den Leib begraben, mit dem Discant; Und: Auf meinen lieben GOtt. Bey [32] Austragung der Leiche aus der Kirche: Mit Fried und Freud ich fahr dahin. Beym Grabe: Hier lieg ich in der Erden Schoß.

XIII. M. Johann Friedrich May.

M. Johann Friedrich May war gebohren in Zittau An. 1660. den 25. Aug. Mittags um 1. Uhr. Sein Vater war Herr Caspar May, alter Bürger am Topffmarckte, die Mutter Fr. Rosina, gebohrne Kotzianin. Seine fürnehmste Studia übte er mit guten Success in dem Zittauischen Gymnasio: von dannen er An. 1682. den 26. May die Universität Wittenberg gezogen, und daselbst in Philosophicis, Theologicis, und Homilericis allen getreuen Unterricht genossen hat. An. 1685. reisete er zu seinen väterlichen Freunden nach Magdeburg, predigte auch unterschiedliche mahl zu Hohentottleben, wo sein Herr Großvater Caspar May Pfarr gewesen. An. 1686. erfuhr er seiner Eltern Todt, reiste doch nach Wittenberg, u. promovirte in Magistrum. Von An. 1688. unterrichtete er 2. Jahr bey Hrn. M. Elia Wüntschen, Pfarrer in Groß-Schönau, dessen Jugend, übete sich nachdem in Zittau in predigen, biß er 1692. zum Pastore in Türchau beruffen ward, und Dom. XX. post Trin. seine Anzugs-Predigt hielte, lehrte allda 29. Jahr und 3. Monath, und ward An. 1722. zum Pastorat in Bertzdorff beruffen, auch Dom, III. post Epiph. installiret, wo er biß an sein Ende 12 Jahr, 19 Wochen gelehret hat. An. 1693. den 21. Apr. heyrathete er Jgf. Anna Eleonora, Hrn. Friedrich Gerbers, Med. Doct. und Pract. in Zittau Tochter, welche nach seinem Tode in Zittau gestorben ist, die ihn 2. Söhne und 2 Töchter gebohren hat. Der älteste Sohn, Carl Friedrich May, starb in zarter Kindheit: der andere Sohn, Herr M. Johann Friedrich May, befindet sich seit 1718 mit guter Reputation seiner Gelehrsamkeit in Leipzig. Die älteste Tochter, Fr. Christiana Eleonora, Herrn M. Johann Gottfried Keyls, Diacono zu Hirschfelde, hinterlassene Wittwe, lebet anitzo in Zittau, die jüngste aber, Fr. Johanna Emerentia, ward verehliget an Herrn M. Johann Christian Richtern, Pastore in Herwigsdorff, starb An. 1738. [33] den 30. Jul. zusamt der Leibes-Frucht im 39. Jahre ihres Alters. Er Herr M. Richter starb An. 1742. im Sept. im 61. Jahre seines Alters, verlassende eine Tochter Johanna Christiana, welche sich bey ihren lieben Freunden in Zittau aufhält. Es hatte sonst Herr M. May eine gesunde Natur, und ist beständig wohl auf gewesen. Am 3. Jun. An. 1734. wurde er bey öffentlichen Gottesdienst vor dem Altar von einem harten Vorboten des Todes gerühret. Auf seinem Sieg-Bette sagte er ofte: Die Zeit meines Abschiedes ist verhanden, und starb den 5. Jun. a. c. Abends um 9. Uhr, seines Alters 74. Jahr. Den 11. Dito ward er zur Erden bestattet. Die Leichen-Predigt über Psalm 38. v. 22. 23. hielte ihm Tit. Herr M. Johann Schönfeld, Pastor in Waltersdorff, und die Abdanckung Tit. Herr M. Johann Gottlob Hellwig, Pastor in Groß-Schönau.

XIV. M. Immanuel August Wentzel.

M. Immanuel August Wentzel wurde zu Altenburg in Meissen am 24. Dec. An. 1703 gebohren. Sein seeliger Vater war Herr Johann Christoph Wentzel, Med. Doctor, und erstlich des Altenburgischen Gymnasii Director, wurde nachgehends An. 1713. Director in Zittau; die seelige Mutter Fr. Clara Elisabeth, gebohrne Blauin. Er kam An. 1713. im April mit seinem Herrn Vater nach Zittau, blieb biß zu dessen Tode auf dasigem Gymnasio, besuchte darauf im Julio 1723. die hohe Schule zu Wittenberg, woselbst er sich biß in den Augustum 1726. aufhielte, gleich darauf aber in das Haus des Königl. und Churfürstl. Sächsischen Steuer-Rathes und Ober-Steuer-Buchhalters Herrn Gottfried Pfitzners, auf Goseck und Uchteritz etc. als Informator seines einigen Sohnes kam, mit dem er auch im October 1729. auf die Universität Leipzig gieng, die er im April An. 1737. wieder verließ, und darauf von E. Hoch-Edl. und Hochw. Rathe in Zittau, wo er sich seit dem aufgehalten hatte, im Junio 1734. zum Pastore in Bertzdorff beruffen, den 20. Jul. ward er zu Dreßden ordiniret, und trat sein Amt Dom. V. post Trinit. am Tage Jacobi glücklich an, welches [34] er nach fast 7. Jahren am 17. May 1741. mit der Stelle eines Mittwochs-Predigers und Catecheten in Zittau verwechselte, nachgehends aber am 3. Jun. 1742. Mittags-Prediger zu SS. Petri und Pauli am 21 Aug. 1746. Früh-Prediger daselbst und Diaconus zu St. Johannis, am 1. May aber 1748. Diaconus und Dienstags-Prediger bey dieser Haupt-Kirche wurde. Er verheyrathete sich am 8. Febr. 1735. mit damahls Jgfr. Johanna Elisabeth Rückerin, Tit. Hrn. Carl Rückers, Collega des Gymnasii und vornehmen Bürgers am Ringe, ehelichten eintzigen Tochter, welche Ehe GOtt mit 7. Kindern geseegnet hat, wovon noch 2. Söhne und 3. Töchter am Leben sind.

XV. M. Christian Ephraim Ludwig.

M. Christian Ephraim Ludwig ward An. 1705 den 29. Dec. zu Reibersdorff gebohren. Sein Herr Vater war M. Christian Ludwig, in die 15. Jahr treufleißiger Seelen-Sorger daselbst, hernach aber wohlverdienter Ober-Pfarr in Seidenberg; die Frau Mutter hat geheissen Anna Margaretha, und ist gewesen eine gebohrne Kahlin; Als er getaufft, spach der Taufer und Pathe desselben, Herr M. May, bey dem Glücks-Wunsche zu der Wöchnerin: Mit diesem Kinde wird was besonders vorgehen; weil aber viele Persohnen zugleich ihre gute Wünsche thaten, so wurde sie verhindert nach der Ursache zu fragen, welches auch hernach des vielfältigen Umgangs mit diesem lieben Nachbar ohngeachtet in die Vergessenheit gestellet worden; Die Folge der Zeit hat sodann denen Worten einige Erfüllung sehen lassen, immassen er ein Nachfolger desselben im Amte, sowohl in Türchau als Bertzdorff zu seyn die Ehre genossen. Er verlohr An. 1712. am Feste derer Apostel Simon und Juda, im siebenden Jahre seines Alters, seinen lieben Herrn Vater, und nur itzo den 20 Febr. 1749 früh um 4 Uhr seine Frau Mutter, die bereits das 84ste Jahr ihres Alters erreichet, und eine 36.jährige Wittwe gewesen. Er wurde zu erst in Seidenberg von den geschickten Rectore daselbst Herrn Fügern in denen Anfangs-Gründen des Christenthums wohl unterrichtet. Im 10ten Jahr seines Alters ward er genöthiget [35] nach Budißin zu gehen, allwo er Anfangs unter die Aufsicht eines alten und erfahrnen Lehrers gethan wurde; als aber derselbe aus Haß seiner Widerwärtigen des Amtes entsetzet, so hatte er das Unglück einem andern übergeben zu werden, der durch seine schlechte Lehr-Art und polterndes Wesen mehr Schaden als Nutzen verursachte. Hier hielt er 5. gantzer Jahre aus, da ihn denn hernachmahls, wenn ihm die Phantasie etwas elendes im Traume vorstellte, nichts ängstliches vorkam, als wenn er in diese Umstände wieder versetzet worden wäre, welches ihm doch wegen der starcken Imagination öfters im Traume vorkam. An. 1720. brachte ihn die göttliche Vorsorge nach den geliebten Zittau, und ward von Hrn. Christoph Gottlieb Rädlichen, nachmahligen treufleißigen Seelen-Sorger der Gemeine des HErrn zu Haynewalde privatim wohl informiret. An. 1721. ward er in das Gymnasium unter Hrn. D. Wentzeln in secundam Classem introduciret, nach 2. Jahren aber in die obere Classe versetzet. An. 1727. geschahe die Valediction mit einer lateinischen Rede: de Loqvela, und gelangte den 12. Octobr. glücklich in Leipzig an, und ward den 14. hujus unter Hrn. D. Klausingen inscribiret, daselbst genoß er das Vergnügen Hrn. D. Deylings damahligen eintzigen Sohn zu informiren, und von ihm alles Gute zu genüssen. An. 1730. kam er wieder in dem geliebten Zittau an, nachdem ihm ein Kauffmann zum Unterricht seiner Kinder verschrieben, allwo er 2. Jahr verharret, hernachmahls aber andern vornehmen Leuthe Kinder verschiedener Familien mit seiner Information dienete, und sehr viel Wohlthaten empfieng, sich auch ausser dem in Predigten fleißig übte, und dieses sowohl in denen Collegiis, in der Guarnison-Kirche, und Klein-Schönau, als auch ein gantzes Jahr in der Hospital-Kirche zu St. Jacob, währender Kranckheit des Herrn Archi-Diaconi Herrn M. Schönfelders, und einige Zeit in Lückendorff, ehe er ein ordentlicher Pfarrer gesetzet ward. Nach 7. Jahren dachte der Höchste nach seiner Güte an seine Versorgung, denn er ward An. 1737. den 26. Mertz zum Pfarr nach Türchau unanimiter erwehlet, die Vocation erfolgte den 27. May, die Ordination zu Dreßden den [36] 31. hujus. die Installation aber den 9. Jun. am ersten Pfingst-Tage. Dabey denn nicht zu vergessen, die solenne Aufnahme der Türchauischen Gemeine dieses ihren Seelen-Sorgers: Man lautete bey dessen Ankunfft mit allen Glocken, die Schule gieng nebst dem musicalischen Instrumenten, unter Anführung ihres Schulmeisters Herrn Gottfried Gnausches, ihm entgegen; Man sang das Lied: Nun lob, mein Seel, den HErren etc. Die gantze Gemeine hatte sich zu beyden Seiten der Strasse gestellet, die Gerichten aber empfiengen ihn bey der Pfarr-Wohnung, worauf in der Wohnung selbst noch eine Music gemacht, und mit dem Liede: Nun dancket alle GOtt etc. beschlossen ward. Wie ihm denn auch diese Gemeine alle Liebe und treue Dienste erwiesen, wovor sie GOtt zum Seegen setzen wolle! An. 1740. den 1. Nov. verband er sich mit Jgfr. Friederica Sophia, Herrn M. Joh. Gottlob Hellwigs, treufleußigen Seelen-Sorgers der Heerde des HErrn in Groß-Schönau, und Fr. Sophia Elisabeth, gebohrne Hertzogin, ehelichen ältesten Tochter, von welcher ihm 2 Söhne und 2 Töchter gebohren worden, davon eine Tochter im HErrn seelig entschlaffen, die andern aber sind noch alle, so lange als GOtt will, am Leben. Zu eben der Zeit promovirte er in Magistrum Philosophiae, und erhielt von der philosophischen Facultät in Jena das gehörige Diploma. An. 1741. bekam er, nachdem er kurtz vorhero den Beruf nach Weigsdorff ausgeschlagen, eine ordentliche Vocation nach Bertzdorff, und that seine Prob-Predigt Dom. Exaudi, der völlige Antritt geschahe sodann den 28. May Fest. SS. Trinit. woselbst er 7. Jahr, 1. Monath und 1. Tag gestanden, und in seinem Amte mancherley Widerwärtigkeiten, Creutz und Ungemach erfahren. An. 1748. rief ihn der HErr nach Zittau zum Mittwochs-Prediger zu SS. Petri und Pauli und Catechern zu St. Johannis, allda er seit den 29. Jun. des vorhin genannten Jahres so lange, als es dem HErrn beliebig stehet, und bereits 2. betrübte Todes-Fälle an seinem lieben Bruder und alten 84. jährigen Frau Mutter gehabt. Sein Symbolum ist: Mea Crux Est Lux. Mein Creutz Ein Licht; drum zag ich nicht.

[37]
XVI. M. Benjamin Dreßler.

M. Benjamin Dreßler ist gebohren zu Ebersbach An. 1712. den 10 Octobr. Sein Vater ist Christoph Dreßler, Becker und Leinweber daselbst, welcher sich nunmehro bey seinem Herrn Sohn in Bertzdorff befindet. Die Mutter aber Fr. Elisabeth, gebohrne Wünschin. Seine Eltern hielten ihn zur Schulen, darinnen er fertig lesen und schreiben lernte, auch die Music begriff, und weil er Lust dazu trug, so that ihn sein Vater An. 1726. in Zittau zu Herrn Johann Krügern, woselbst er solches vollends begreiffen solte. Endlich wandte er sich zum Studiren, und wurde An. 1729. ins Zittauische Gymnasium unter Herrn Gottfried Polycarpo Müllern introduciret. An. 1736. verfügte er sich im Nahmen GOttes nach Leipzig, und wurde den 30. April unter den Rectore Herrn D. Christian Friedrich Bernern inscribiret, verblieb allda biß 1739. da er wieder nach Hause kehrte, und ein halb Jahr des Pfarrers zu Rennersdorff beym Bernstädtel seine Kinder Praeceptor war. Hierauf kam er nach Gießmannsdorff, da er bey dem Herrn von Kyau der Hoch-Adelichen Jugend Hofmeister in die 6½ Jahr vorgestanden, von dannen kam er nach Poritsch, allwo er ein halb Jahr die Herrschafftliche Jugend informirte, darauf hat er noch 2. Jahr in Zittau vornehmer Leute Kinder informiret, biß An. 1748. den 27 May er von E. E. Rathe zum Pfarrer nach Bertzdorff erwehlet worden, und den 31 dito die Verordnung zur Probe-Predigt erhalten, so legte er dieselbe den 9 Jun. als am Feste Trinitatis, in der Bertzdorffischen Kirche würcklich ab, und erhielt hierauf den 17. dito die Vocation, wurde in Dreßden den 21. Jun. von Herrn D. Löschern examiniret, und den 26. dito darauf ordiniret, den 30. hujus hielt er seine Anzugs-Predigt, und war von E. E. Raths-Deputirten von den Herrn Ober-Stadtschreiber Justen installiret. er heyrathete eben dieses Jahr den 26. Nov. Jgfr. Johanna Charlotta Schubarthin, M. Johann Abraham Schubarths, gewesenen Pfarrers zu Weigsdorff mittelste Tochter. GOtt erhalte die noch lebenden Herren Prediger, [38] welche vor diesen, desgleichen noch itzo der Bertzdorffischen Kirchfahrt vorgestanden haben, und zu theils noch stehen, bey guter Gesundheit und langen Leben, damit durch deren Fleiß in Lehren und Ausbreiten des göttlichen Wortes noch ein vieles gepflantzet und ausgebreitet werde, und lasse sie insgesamt, biß ins graue Alterthum, tüchtig und starck, ihr Amt verrichten.

XII. Die Schulmeister.

1) Michael Wehle ward hier Schulmeister, oder Schreiber, wie sie damahl genennet worden An. 1619. starb 1645.

2) N. Michael kam an Dienst An. 1645. wurde 1656. ins Hospital als Spittel-Leser gesetzt.

3) Christoph Leubner ward erstlich Spittal-Leser, und An. 1656. zum Schulmeister hier gesetzt, starb 1672.

4) Johann George Heller erlangte An. 1672. das Schulmeister-Dienst, starb aber 1719. welcher 47. Jahr diesen Dienst verwaltet.

5) Gottfried Goldberg war gebohren An. 1695. den 14 Dec. zu Olbersdorff. Sein Vater war Andreas Goldberg, Bauer und Gerichts-Aeltester daselbst, die Mutter Frau Helena, gebohrne Rudolphin, An. 1713. war er Schulmeister zu Olbersdorff, und 1719. den 14. Jul. zu Bertzdorff, starb 1646. den 16. Jun. Alt 51. Jahr, 6 Monath und 2. Tage. Seine zweymahlige Verheyrathung anlangende, so geschahe es das erste mahl An. 1715. den 11. Mart. mit Jgfr. Dorothea Güntherin, welche An. 1738. den 3. April starb. Er zeugete mit ihr 2 Söhne und 4 Töchter, als (1) Johann Gottfried, starb in zarter Kindheit. (2) Herr M. Johann Gottlob Goldberg, ist vor kurtzer Zeit Pfarrer zu Groß-Zscheppa ohnweit Wurtzen worden, auch sich verheyrathet mit Jgfr. Johanna Christiana Gauzschin, Tit. Herrn M. Christian Gautzsches, Pastoris und Adjuncti zu Staucha in der Inspection Oschatz ehelichen Tochter. (3) Anna Dorothea starb verheyrathet an Gottfried Renischen, Bauersmann in Wittgendorff. (4) Anna Martha starb gleichfalls, verheyrathet an Andeas Steudner, [39] Bauer in Bertzdorff. (5) Martha Elisabeth, ist verheyrathet an Mstr. Gottfried Zumpen, Müllern zu Olbersdorff. (6) Anna Rosina, hat zum Ehe-Genoß Johann Friedrich Schönfeldern, Klein-Gärtnern und Webern in Bertzdorff. Zum andern mahl verheyrathete sich Herr Goldberg An. 1740. den 30. May mit Maria Rosina Burckhardtin, zeugete mit ihr 2. Söhne, Johann Gottfried und Johann Gottlieb, so aber beyde gestorben; die Wittwe ist anitzo mit Herrn Johann Spitzigen, Brantewein-Brennern vor Zittau verehliget. Ich habe diesem seeligen Manne viel zu dancken, dieweil er ein grosser Liebhaber der Chronic war, dahero er mir zu vielen Nachrichten verholffen hat, auch besonders gute Freundschafft mit dem seeligen Vater führete.

6) Johann Christoph Gäbel, der itzige Schulmeister, Kirch- und Gerichts-Schreiber in Bertzdorff, ist gebohren An. 1718. den 18 Jul. in Neusaltza, unter das Stolpische Amt gehörig. Sein Vater war weyland Christoph Gäbel, Bürger und Cramer daselbst, die Mutter aber Frau Anna Helena, gebohrne Malatiußin. Er erlernte bey dem Cantor in Neusaltz Herrn Gottfried Schustern, die Instrumental- Music, und begab sich An. 1733. nach Zittau, allwo er 13. Jahr in vornehmen Diensten gestanden, biß er 1746. den 27 Jun. als er bey Hrn. Scab. Doctor Stollen in Diensten sich befand, von E. E. Rath, als Schulmeister und Organist nach Bertzdorff vociret wurde, und that seinen Anzug den 10 Jul. als am 5 post Trinit. Er heyrathete als er noch in Zittau war, Jgfr. Anna Dorothea Scherrinin, und hat mit derselben 3. Kinder erzeuget, davon zwey in Bertzdorff gebohren und gestorben. Ein Töchterlein in Zittau gebohren An. 1745. den 21 Octobr. Nahmens Johanna Dorothea ist noch, so lange als GOtt will, am Leben. Mein treuer Wunsch an den Herrn Schulmeister und die lieben Seinigen ist, daß sie mögen in allen Wohlseyn lange Zeit gesund und ohne Betrübnis vergnügt leben, und GOtt gebe ihnen nach dieser Zeitligkeit die ewige Seeligkeit.

[40]
XIII. Annales.

An. 1396. gehörte hiesiges Dorff in Zittauische Weichbild. Carpz. Part. 2. pag. 245.

An. 1466. brannten die Hußiten allhier etliche Höfe ab.Carpz. Part. 5. fol. 213. M. Frentzel Annal.

An. 1488. muste das Dorff ins Lager vor Groß-Glogau, König Matthia aus Hungarn, zu Hülffe schicken, einen Wagen, zwey Knechte. Münch. Annal. Zitt.

An. 1630. den 5. Jan. schlug der Bertzdorffer Richter, George Neumann, den Richter von Haynewalde, Friedrich Förstern zu Petau in Kretschen so sehr, daß er den andern Tag starb. Der Thäter ward flüchtig, hat doch endlich noch sicher Geleit bekommen. Sieber Chronica Zitt. M.S. Misander Theatro Tragic. p. 419. M. Frentzel Ober-Lausitz Dörffer Annal. Münch Annal. Zitt.

An. 1633. den 9. Febr. kamen 150. Croaten aus der Gabel in Bertzdorff, willens das Dorff zu plündern, es wurden aber aus Zittau Musqvetier commandirt, so sie verjagen musten, 2. davon erschossen, und 3. gefangen einbrachten. Münch.

Den 15. Aug. kam der Obriste Pzichsofsky mit seinem Regiment Croaten nacher Bertzdorff.

An. 1642. den 2. Jul. hat zu Zittau der Mühlführer aus der Reißig-Mühle, einen Aeltesten von Bertzdorff, Michael Eckarthen, als sie beyderseits beym Brantewein uneins worden, und sich bey der Spittel-Mühle geschlagen, mit einem Brod-Messer in die Seiten gestochen, daß er gleich tod blieben. Der Thäter ist entlauffen. Münch.

[41] An. 1643. war in Bertzdorff gebohren Herr George Eckart, welcher als Pfarrer in Groß-Schönau 1696. den 19. Nov. alt 53. Jahr, 35. Wochen und 6. Tage gestorben ist. Dessen Lebens-Beschreibung wird biß in die Groß-Schönauer Chronica versparet.

An. 1661. erschlug das Wetter allhier einen Knecht, geschahe den 5. Aug. M. Frentzel. Der Knecht hieß Arlet. M. Frantze in Prophet Danck-Seufftzer. Roch in Laus. Geschicht pag. 483.

An. 1666. den 8. Sept. verbrannte allhier der Kretschen, nebst der Schöppen-Lade, und allen Vorrath. Andere setzen den 23. August Abends. M. Frentzel. Münch. Der Richter hieß Joh. Neumann.

An. 1672 den 24. Jun. zündet das Wetter allhier die Kirchspitze an, und verbrannte selbige in Grund. Conf. M. Frentzel. Münch.

An. 1690. den 16. Febr. gehet Michael Frölich, von Bertzdorff, mit einen Schubkarren nacher Herwigsdorff, in willens allda bey den bekannten Bauern etwas Stroh zu erbitten, als er auch seinem Begehren nach etwas erlanget, und wieder nach Hause will, trifft ihn unter Wegens bey der so genannten Schinder-Kiefer der Schlag, daß er gleich todt bleibet, ward den 11. dito drauf von denen Gerichten besichtiget, und zu Bertzdorff begraben. Seliger. Er hatte von iedermann ein gut Zeugniß. Leichen-Text. Marc. 13. v. 33 biß 37. Sehet zu, wachet und betet, denn ihr wisset nicht, wenn es Zeit ist. Gleich als ein Mensch, der über Land zog, und ließ sein Haus, und gab seinen Knechten Macht, einem ieglichen sein Werck, und gebot dem Thürhüter, er solt wachen. So wachet nun, dann ihr wisset nicht, wenn der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend, oder zu Mitternacht, oder um den Hanen-Schrey, oder des Morgens. Auf daß er nicht schnelle komme, und finde euch schlaffend. war alt 59. Jahr, 20. Wochen und 6. Tage. Kirchen-Buch.

[42] An. 1695. den 2. April Abends brannte Christoph Wehle, ein Bauer ab, und als ein Häusler darneben auf sein Haus stieg, des Feuers sich zu erwehren, fiel er nebst der Leiter herab, und blieb todt. Es war der heilige Abend um 7 Uhr, als man Oster-Fladen buch, hatte man Stroh auf den Backofen, so von der Hitze anbrannte. Der Häusler, so eine halbe Stunde nach dem Falle starb, hieß David Hilscher. Sieber Chron. Zitt. MS. M. Frentzel. Scheffel.

An. 1697. den 21. Decemb. brannte abermahl ein Bauer, Elias Steudner genannt, ab.

An. 1698. den 21. Sept. fiel auf hiesige Felder ein Wolckenbruch, that an Aeckern viel Schaden. Carpz. Part. 3. fol. 268.

An. 1701. ist George Zeißig von Bertzdorff, bisheriger Mühlführer zu Olbersdorff, welcher vergangenes Jahr, wegen Ehebruchs, in Inqvision kommen, vor Einlangung des Urtheils, eschappiret, und in Ungarn nach Preßburg gegangen, allwo er als ein Tage-Arbeiter gedienet, hernach aber zu Schützen, nicht weit von Preßburg, sich bey einem Schuster aufgehalten, dessen Eheweib er am H. drey Könige Tag dieses Jahrs mit einen grossen Hammer ermordet, und das Haus spoliret. Weil nun die Vermuthung bald auf ihn gefallen, hat er sich abermahl auf flüchtigen Fuß gemacht, und in Ober-Lausitz begeben, allwo er in Haynewalde sich vor einen Ziegelstreicher brauchen lassen. Es haben ihn aber der entleibten Freunde ausgekundschafft, und ist er auf Denunciation von der Herrschafft zu Haynewalde an die Zittauische Stadt-Gerichten abgefolget worden, da er denn bey dem Verhör, sowohl diesen Mord, als andre böse Thaten bekannt, und hierauf nach eingeholten Urtheil und Recht den 6. Aug. durchs Rad seinen Lohn empfangen. Carpz. f. 305.

An. 1705. den 1. Jul. früh erhieng sich allhier ein alter Bauer, Nahmens Jonel. Scheffel setzt, es sey den 4. Jul. im Pusche geschehen, wo er auch begraben worden.

[43] An. 1708. den 20. Febr. hatte ein hier in Qvartier liegender Soldate Zänckerey in Kretschen, so, daß er nach einen Hieb, und ihn ans Haupt blessirte, weil er nun vielleicht dachte, die Wunde werde tödlich seyn, als lief er heim in sein Qvartier, nimmt eine Pistol, und erscheust sich aus Desperation selber. Der Bauer, wo der Soldat das Qvartier hatte, hieß Hanß Zeißig.

An. 1709. Nachts zwischen den 21 und 22. April erhieng sich Tobias Neumanns Eheweib, eine gebohrne Israelin.

An. 1715. den 26. Jun. ertranck Hanß Wehles Häußlers 2. jähriges Knäblein.

An. 1720. den 3. Sept. erhieng sich Hanß Ulrich, ein Häußler, früh Morgens in seiner Schlaff-Kammer bey dem Bette, wurde auf den Vieh-Weg verscharret.

An. 1723. den 20. Jun. an einem Sonntage Nachmittags, als es einen starcken Platz-Regen setzte, wolte Friedrich Gulich, Nieder-Müller in Bertzdorff, die Bret-Mühle zum Schneiden anrichten, ward aber darbey gantz unversehens, als die Mühle zu gehen anfieng, von der Lade angefast, und dessen Leib erbärmlich zerqvetscht und zermalmet, daß er augenblicklich des Todes gewesen. Die Leichen-Predigt that ihn den 24. Jun. dasiger Pfarrherr M. May, über die Worte des 39 Psal. v. 6. 7. HErr, lehre doch mich, daß ein Ende mit mir haben muß, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muß. Siehe, meine Tage sind einer Hand breit bey dir, und mein Leben ist wie nichts für dir, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben, Sela. Er war in Bertzdorff gebohren 1674. den 13. Nov. also im 49. Jahr seines Alters. Er hatte 3. Ehefrauen gehabt, und verschiedene Kinder gezeuget und verlassen.

An. 1726. den 14. Octobr. brannte allhier E. E. Raths Mühle, worinnen der Zeit Friedrich Prasse Müller war, nebst einem andern Häusel darneben ab.

An. 1728. den 9. May schlossete es in einem grossen Donner-Wetter hier ziemlich.

[44] Den 21. Jun. früh Morgens schlug ein grausamer Donnerschlag, hinter Richters Neumanns Hofe in einem Baum, und bey dessen Nachbar in einen andern.

An. 1729. den 2. Mart. gehet George Weber von Groß-Schönau nach Bertzdorff, in willens Oele zu schlagen, ist aber zu Friedrich Zellern unterwegens eingegangen, und allda plötzlich gestorben.

An. 1729. den 27. April ist die Gottfried Schwertnern todt im Bette gefunden worden.

Dieses Jahr ist im Oberdorff sehr viel Obst gewesen, daß nach Martini noch allerhand Pflaumen auf den Bäumen gewesen, und hat ein dasiger Einwohner, Samuel Schönfelder, 14. Tage vor Weyhnachten die letzten Krisseln abgenommen.

An. 1730. den 20. Nov. vormittags in der 8ten Stunde, ist George Schönfelder von der Banck gefallen, und plötzlich gestorben.

An. 1732. den 26. Jan. ist die Friedrich Micheln, von Haynewalde gebürtig, plötzlich gestorben. Obs. Sam. Schönfelders.

Den 30. Jan. fällt die alte George Birnbäumin bey Friedrich Eifflern, wo sie zum Rocken gewesen, von der Banck, und ist augenblicklich des Todes. Sam. Schönfelder.

Den 15. Febr. gegen Abend ist die Bret-Mühle an den Boche-Wasser von Grund aus abgebrannt, unwissend wie sie angezündet. Observ. Sam. Schönfelders.

An. 1732. den 21. May fiel bey einem Donner-Wetter in Nieder-Dorffe, ein grosser Platz-Regen, so Wiesen- und Kraut-Aecker, sonderlich auf Jacob Rengers, sehr ruinirte. Den 21. Jul. schlossete es bey einem Donner-Wetter ziemlich starck.

An. 1733. den 12. Mart. hat Andreas Zeißig, Bauer und Gerichts-Aeltester seine Tochter, mit einer Ruthen gezüchtiget, darum daß sie das gesponne Garn unrecht geweiffet hatte. Das Mägdel enweder [45] aus Furcht oder Bosheit läuffet hierauf davon, und ward erst den 15. dito auf der Groß-Schönauer in einem Teiche todt gefunden, allwo sie sich ersäuffet hatte, ward auf dem Kirchhof begraben. Soll vorhero verschiedene mahl von Ersäuffen geredet haben.

Den 17. May war ein starcker Frost, daß auch zu Bertzdorff sehr viel Korn, Obst und andere Sachen erfrohren.

An. 1734. war um die Zittauische Gegend eine allgemeine Obst-Fruchtbarkeit; es war des Obstes so viel, daß viel Hauswirthe, welche viel Bäume hatten, nicht wusten was damit zu machen, weil es an Käuffern fehlte; aber in Ober-Bertzdorff kamen in Früh-Jahre Rauppen, und machten alle Bäume kahl. Also hatten dasige Einwohner kein Obst.

An. 1735. den 5. Jun. war ein Wetter mit Schlossen allhier. Desgleichen auch den 23. Jun. mit einen grossen Guß-Regen, welcher ziemlichen Schaden thät an Aecker und Heufutter.

An. 1737. den 10. Jun. war ein erschrecklich Ungewitter mit grossen Schlossen, welches in ober Bertzdorff biß zum Kretschen alles in Grund zu schlagen hat, auch war dabey ein Sturm, welcher Häuser und Scheunen eingerissen, und die grösten Obst-Bäume aus der Erden gerissen. Sam. Schönfelder.

An. 1737. den 31. Jul. gieng Frau Anna Dorothea, gebohrne Geißlerin, Jeremias Israels, Bauersmanns Ehe-Frau, mit Gewäsche zum Wasser, fiel aber hinein und ertranck, ehe sie iemand retten konnte. Sam. Schönfelder.

An. 1737. den 26. Aug. fiel Friedrich Hüttigs, Häuslers, nachgelassene Tochter, ins Cloack, und kam darinnen um. S. S.

Den 16. Decembr. des Abends ist der Himmel ganz Feuer-roth gewesen, welches sehr fürchterlich anzusehen war, und einen jeden, der es sahe, die Haut schauerte. Ich meinestheil war denselben Tag, verrichtig halber, in Seiffersdorff, und gieng gantz späte nach Hause, da es [46] so finster war, daß ich Noth hatte nach Herwigsdorff zu kommen, wie ich aber das Dorff erreichte, so gieng ich ein; kurtz darauf kam das Geschrey, es wäre Feuer, also war ich gleich hinaus, zu sehen was vorgieng. Da zeigte sich der gantze Himmel blutroth, und so lichte, daß man hätte können unter freyen Himmel Geld zehlen. Ich gieng also gleich über Feld nach der Scheibe auf meine Behausung loß, da sich unterwegens der Himmel einige mahl veränderte, bald ein wenig dunckel, und darauf wieder über und über eine recht leuchtende Röthe wurde, hernachmahls kam von Mitternacht eine Schwärtze gantz niedrig, wie eine Wolcke gezogen, welche sich in kurtzen über den gantzen Horizont ausbreitete. [1]

An. 1742. ist ein kleiner Comet erschienen.

An. 1743. erhieng sich über das Bette Hanß Christoph Mann, Häußler in nieder Dorff, aus war vor Ursachen kan man nicht wissen.

An. 1744. haben wir einen grossen Comet-Stern im Januario und Februario gehabt. Observ. Samuel Schönfelders, dasigen Einwohners. Von diesen bey unsern Zeiten erschienen grossen Comet-Stern ist vieles beschrieben, dieweil derselbe weit und breit zu sehen gewesen, und was er bedeutet hat, haben wir allbereit erfahren, und habens die folgenden Zeiten ausgewiesen, und werde also dessen Beschreibung biß in das Supplement zu der Herwigsdorffischen Chronica verspahren, welches künfftiges Jahr (wo GOtt Leben und Gesundheit giebt,) soll verfertiget werden, allwo eine kurtze, doch eigentliche Beschreibung mit soll eingebracht werden.

In diesem Jahre 1744. kam bey der verwittweten Christinen Arltin Feuer mit den Backen aus, daß das gantze Haus abbrannte. [47] Desgleichen auch Elias Rengers Bauer-Haus, und Hanß Arltes Scheune. Es ist nicht viel gerettet worden.

Eben dieses 1744. Jahres den 22 und 23. Aug. haben hier ein gantzes Regiment Preußen, nebst einen Battallion Artillerie gelegen. Observ. Sam. Schönf.

An. 1745. den 26. Nov. als am Buß-Tage Vormittags unter dem Gottesdienste, kam ein gantz Regiment Käyserl. Kürisch-Reuter ins Qvartier, da ein Häußler 2. 3. 4. 5. 6 biß 7. Persohnen bekommen. Observ. S. Schönf. Was aber die Königl. Preußische Kriegs Völcker anbetrifft, ist bey diesem Dorffe weiter nichts zu melden, als daß Bertzdorff an die Stadt Zittau Contributiones 672 rthl. bezahlt haben.

An. 1747. den 15. May büssete vor Zittau im güldenen Hirsche bey Hr. Friedrich Brücknern durch einen unvorsichtigen Messer-Stich sein Leben ein, Elias Israel, Friedrich Israels, Gärtners und Webers in Nieder-Bertzdorff ehelichen Sohn, ein Junggeselle. War gebohren den 14. Aug. An. 1725. also alt 21. Jahr, 9. Monath und 1. Tag. Ward den 17 May auf den Lieben-Frauen Kirchhof vor Zittau begraben.

An. 1749. den 10. Febr. wurde durch einen unvermutheten Fall, in Umwerffung eines Schlittens, an den Sande-Hübel, welcher mit Holtze beladen gewesen, der Jung-Knecht in Kretscham, Tobias Wendler, Christoph Wendlers, Bauers, zuletzt Häußlers in Bertzdorff, nachgelassener Sohn, 30. Jahr alt, seines Lebens verlustig, welcher auch in weniger Zeit darauf von Johann Arlten, Gerichts-Aeltesten, und einigen andern Persohnen, angetroffen, und in die Gerichten gebracht. Er wurde hierauf den 11. dito von denen löblichen Stadt-Gerichten besichtiget, und den 16. hujus bey sehr volckreicher Versammlung mit einer Leichen-Predigt begraben, welche ihm dasiger treu wachsamer Hr. Pastor M. Dreßler über den Text Psal. 37. v. 24. Fället er, so wird er nicht weggeworffen, denn der HErr erhält ihn bey der Hand; sehr erbaulich hielte. Der verunglückte Wendler hat das Lob eines frommen, sittsamen und stillen Menschen hinter sich gelassen.

[48] Nun der liebe GOtt wende inskünfftige von den Bertzdorffischen Einwohnern dergleichen erzehlte Unglück und Trauer-Fälle in Gnaden ab, und gebe ihnen alles dasjenige, was zu ihren zeitlichen, vornehmlich aber ewigen Besten gereichen möge.

Avertissement.

Ich habe mich auch entschlossen, das Historische Tage-Buch auf das Jahr 1749. wiederum zu verfertigen, und zwar in 5. Abtheilen, also daß allezeit 3. Monath heraus kommen sollen, und bey dem Beschluß des Jahres ein Supplement der noch rückständigen Begebenheiten, nebst verschiedenen Kirchen-Zetteln, und denn hernach ein Register drüber verfertiget werden soll. Es stellet dieses Tage-Buch die vornehmsten Todes-Fälle, hohe Gebuhrten, Vermählungen etc. allerhand Mordthaten, Selbst-Mörde, Bestraffungen der Uebelthäter, desgleichen allerhand Unglücks-Fälle, durch Feuer, Donner und Wasser etc. verursachet, nebst denen Kriegs- und Friedens Begebenheiten, in einer richtigen Ordnung von Tage zu Tage für. Ich werde auch nicht ermangeln lassen, dasjenige, was in Ober-Lausitz, besonders Zittauischer Gegend, wie auch in dem angräntzenden Königreich Böhmen notables passiret, bestmöglichst mit beyzutragen. Dannenhero ersuche die Liebhaber in unser Ober-Lausitz, Sie wollen, was in ihrer Gegend merckwürdiges paßiret, aufmercken, und mir bey Gelegenheit communiciren, da es denn diesem Tage-Buch soll gantz gewiß mit eingebracht werden. Ich werde solche Bemühung mit Dancke erkennen, und verbleibe

Dessen 
zu dienen willigster 
Gotthülff Traugott Eckarth.
( *** )



  1. Ich habe den rothen Himmel deswegen angeführet, weil er weit und breit ist zu sehen gewesen, auch davon in Zeitungen geschrieben ward; auch solches Samuel Schönfelder in Bertzdorff in seinen geschriebenen Chronicon mit wenigen Worten gedencket, der es auch observiret hat.