Das Jagen im fremden Walde

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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Das Jagen im fremden Walde
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 2, S. 326–328
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Commons,Google
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[326]
546.
Das Jagen im fremden Walde.
Bange thür. Chron. Bl. 43. 44.

Altes Volkslied von der Frau von Weissenburg, Wunderhorn I. 242.
Rothe a. a O. 1672. 1673.
Gerstenberger a a O. S. 114. 115.
Winkelmann VI. 201 - 203.


Friedrich, Pfalzgraf zu Sachsen, wohnete im Osterland bei Thüringen, auf Weissenburg an der Unstrut seinem schönen Schloß. Sein Gemahel war eine [327] geborene Markgräfin zu Stade und Salzwedel, Adelheid genannt, ein junges, schönes Weib, brachte ihm keine Kinder. Heimlich aber buhlete sie mit Ludwig, Grafen zu Thüringen und Hessen, und verführt durch die Liebe zu ihm, trachtete sie hin und her: wie sie ihres alten Herrn abkommen möchte, und den jungen Grafen, ihren Buhlen, erlangen. Da wurden sie einig, daß sie den Markgrafen umbrächten auf diese Weise: Ludwig sollte an bestimmtem Tage eingehen in ihres Herrn Forst und Gebiet, in das Holz, genannt „die Reißen, am Münchroder Feld (nach andern, bei Schipplitz)“ und darin jagen, unbegrüßt und unbefragt; dann so wollte sie ihren Herrn reizen und bewegen, ihm die Jagd zu wehren; da möchte er dann seines Vortheils ersehen. Der Graf ließ sich vom Teufel und der Frauen Schöne blenden, und sagte es zu. Als nun der mordliche Tag vorhanden war, richtete die Markgräfin ein Bad zu, ließ ihren Herrn darin wohl pflegen und warten. Unterdessen kam Graf Ludwig, ließ sein Hörnlein schallen und seine Hündlein bellen, und jagte dem Pfalzgraf in dem Seinen, bis hart vor die Thür. Da lief Frau Adelheid heftig in das Bad zu Friedrichen, sprach: es jagen dir ander Leut freventlich auf dem Deinen; das darfst du nimmer gestatten, sondern mußt ernstlich halten über deiner Herrschaft Freiheit. Der Markgraf erzürnte, fuhr auf aus dem Bad, warf eilends den Mantel über das bloße Badhemd, und fiel auf seinen Hengst, ungewapnet und ungerüstet. Nur wenig [328] Diener und Hunde rennten mit ihm in den Wald; und da er den Grafen ersah, strafte er ihn mit harten Worten, der wandte sich, und stach ihn mit einem Schweinspieß durch seinen Leib, daß er todt vom Pferde sank. Ludwig ritt seinen Weg, die Diener brachten den Leichnam heim, und beklagten und betrauerten ihn sehr; die Pfalzgräfin rang die Hände, und raufte das Haar, und gebärdete sich gar kläglich, damit keine Inzicht auf sie falle. Friedrich wurde begraben, und an der Mordstätte ein steinern Kreuz gesetzt, welches noch bis auf den heutigen Tag stehet; auf der einen Seite ist ein Schweinspieß, auf der andern der lateinische Spruch ausgehauen: anno domini 1065 hic exspiravit palatinus Fridericus, hasta prostravit comes illum dum Ludovicus. Ehe das Jahr um war, führte Graf Ludwig Frau Adelheiden auf Schauenburg sein Schloß, und nahm sie zu einem ehelichen Weib.