Das Vorkommnis beim Ruhkäppele

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Textdaten
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Autor: Johann Baptist Schöttle
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Titel: Das Vorkommnis beim Ruhkäppele
Untertitel:
aus: Sagen aus Oberschwaben, in: Alemannia, Band II, S. 283–284
Herausgeber: Anton Birlinger
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Adolph Marcus
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Erscheinungsort: Bonn
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Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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3 Das Vorkommnis beim Ruhkäppele.

Dieses »Käppele« steht an der Strasse von Buchau nach Kanzach so ziemlich in der Mitte zwischen drei uralten hohen Linden. Ursprünglich klein wurde es seit einigen Jahren vergrössert und mit einem Altärlein zum Messelesen versehen. Das Volk aus der ganzen Umgegend wallfartet sehr viel dorthin, besonders an den Freitagen. Das uralte Ruh-Christi-Bild gilt als Gnadenbild. Nach der Volkssage ist es ein Votiv-Käppele. Es irrte ein Wanderer, von Braunenweiler her nach Kappel wollend, fast die ganze Nacht auf dem Felde herum. Welche Richtung er immer einschlug, er kam eben vom Wald zum See und von diesem wieder zum Walde und in keinen konnte er hineingehen. Vor Angst und Ermattung schlotternd gelobte er eine Kapelle bauen zu lassen, wenn er glücklich heimkomme. Aber er sank nieder, schlief ein. Wie Jakob einst die grosse Leiter, so sah er im Traume das Bild der Ruhe-Christi aus dem Boden herausschauen. Dem zu Ehren, [284] das war ihm ein Wink, entschloss er sich die versprochene Kapelle zu bauen. Er wachte auf und siehe, die Sonne beschien schon sein kahles Haupt. Er fand sich wieder gestärkt, sah, dass er auf seinem eigenen Grund und Boden unversehrt und ruhig geschlafen; erkannte auch sogleich das Plätzlein, wo dies sog. Vesperbild aus dem Boden herausgeschaut hat. Er dankte Gott für seine Rettung, ging eilends heim und holte Schaufel und Spaten und grub nach. Kaum drei Schuhe unter den Boden fand er dieses Bild. Hier habe ich geruht, sprach er, hier hat dies Bild im Verborgenen geruht, hier soll es auch ruhen fortan unter sicherem Obdache. Das die Sage über die Entstehung dieser Kapelle. In späteren Jahren ging Pankraz Knoll aus Dürnau in seinen Hochzeittagen von Neufra heim nach Kappel. Die Thurmuhr in Kappel schlug eben 12, als er am Käppele vorbeiging. Da mahnte es ihn, doch nicht vorüberzugehen. Er kniete in einen Stul hinein und betete ein Vaterunser. Als er herausging, sah er einen schwarzen Pudel mit feurigen Augen; dieser lief hinter ihm, dem todtgeängstigten Mann nach, ohne ihn weiter zu belästigen, bis nach Kappel, wo er plözlich verschwand.

Von dems.