7. Die Idealklassen des Körpers.
§ 22. Die Idealklasse. Die Endlichkeit der Anzahl der Idealklassen.
Jede ganze Zahl des Zahlkörpers
bestimmt ein Hauptideal; jede gebrochene, d. h. nicht ganze Zahl
in
ist der Quotient zweier ganzen Zahlen
und
und somit als Quotient zweier Ideale
und
darstellbar:
. Denken wir die Ideale
und
von allen gemeinsamen Idealfaktoren befreit, so ist diese Darstellung der gebrochenen Zahl
als Idealquotient eine eindeutig bestimmte. Ist umgekehrt der Quotient
zweier Ideale
und
– mögen dieselben einen gemeinsamen Teiler haben oder nicht – gleich einer ganzen oder gebrochenen Zahl
des Körpers, so werden die beiden Ideale
und
einander äquivalent genannt, d. i. in Zeichen
. Aus
folgt
, und somit erkennen wir, daß zwei Ideale
und
dann und nur dann einander äquivalent sind, wenn sie durch Multiplikation mit gewissen Hauptidealen in ein und das nämliche Ideal übergehen. Die Gesamtheit aller Ideale, welche einem gegebenen Ideal äquivalent sind, heißt eine Idealklasse. Alle Hauptideale sind dem Ideal (1) äquivalent. Die durch sie gebildete Klasse heißt die Hauptklasse und wird mit
bezeichnet. Wenn
und
ist, so ist
. Ist
eine das Ideal
enthaltende Idealklasse und
eine das Ideal
enthaltende Klasse, so wird die Idealklasse, welche das Ideal
enthält, das Produkt der Idealklassen
und
genannt und mit
bezeichnet. Es ist offenbar
, und umgekehrt folgt aus
notwendig
.
Es ist bisweilen vorteilhaft, auch Idealquotienten in die Rechnung einzuführen: eine Gleichung von der Gestalt
oder eine Äquivalenz von der Gestalt
soll gleichbedeutend sein mit derjenigen Gleichung oder Äquivalenz zwischen Idealen, welche daraus durch Multiplikation mit den in den
Nennern stehenden Idealen hervorgeht, d. h. mit der Gleichung
bez. mit der Äquivalenz
.
Es gilt der Satz:
Satz 49. Es gibt stets eine und nur eine Idealklasse
, die, mit einer gegebenen Idealklasse
multipliziert, die Hauptklasse ergibt.
Beweis. Ist
ein Ideal der Klasse
und
eine durch
teilbare ganze Zahl, so daß
gesetzt werden kann, so ist, wenn
die Klasse des Ideals
bezeichnet,
. Gäbe es nun noch eine andere Klasse
so, daß
ist, so folgt durch Multiplikation mit
die Gleichung
.
Die Klasse
heißt die zu
reziproke Klasse und wird mit
bezeichnet.
Es gilt ferner die folgende fundamentale Tatsache:
Satz 50. In jeder Idealklasse gibt es ein Ideal, dessen Norm die absolut genommene Quadratwurzel aus der Körperdiskriminante nicht übersteigt [Minkowski (1[1], 3[2])]. Die Anzahl der Idealklassen eines Zahlkörpers ist endlich [Dedekind (1[3]), Kronecker (16[4])].
Beweis. Ist
eine beliebige Idealklasse und
ein Ideal der reziproken Klasse
, so gibt es nach Satz 46 eine ganze, durch
teilbare Zahl
, deren Norm der Bedingung
genügt. Setzen wir
, so gehört
der Idealklasse
an, und wegen
ist
. Es gibt also in der Klasse
ein der letzteren Bedingung genügendes Ideal
; da aber in den ganzen rationalen Zahlen, welche
sind, nur eine endliche Anzahl unter
einander verschiedener Ideale als Faktoren enthalten ist, so folgt auch die
Richtigkeit des zweiten Teiles des Satzes 50.
§ 23. Anwendungen des Satzes von der Endlichkeit der Klassenanzahl.
Der eben bewiesene Satz 50 gestattet mannigfache Folgerungen und Anwendungen, von denen die nachstehenden hervorzuheben sind:
Satz 51. Ist
die Anzahl der Idealklassen, so liefert die
-te Potenz einer jeden Klasse stets die Hauptklasse.
Beweis. In der Reihe
,
, …,
stimmen notwendig zwei Klassen,
etwa
und
, miteinander überein. Aus
folgt
. Ist
zugleich der kleinste Exponent (
) von der Beschaffenheit, daß
wird, so folgt, daß die
Klassen
,
, …,
sämtlich untereinander verschieden sind. Ist
eine von diesen
Klassen verschiedene Klasse, so sind die
Klassen
,
, …,
wiederum sämtlich untereinander und von den
vorigen Klassen verschieden; die Fortsetzung dieses Verfahrens zeigt, daß
ein Vielfaches von
sein muß, und hieraus folgt der zu beweisende Satz 51.
Die
-te Potenz eines jeden beliebigen Ideals
ist nach diesem Satz stets ein Hauptideal.
Satz 52. Wenn
und
beliebige ganze Zahlen sind, so gibt es stets eine sowohl in
wie in
aufgehende ganze von
verschiedene Zahl
, welche eine Darstellung
gestattet, wo
,
geeignet gewählte ganze Zahlen sind. Die Zahlen
,
,
gehören im allgemeinen nicht dem durch
und
bestimmten Zahlkörper an [Dedekind (1[3])].
Satz 53. Es seien
,
und
,
zwei Zahlenpaare des Körpers
; damit
werde, ist es notwendig und hinreichend, daß man im Körper
vier ganze Zahlen
,
,
,
finden kann, deren Determinante
ist, und durch welche die Gleichungen
|
|
erfüllt sind [Hurwitz (4[5])].
Beweis. Daß die genannte Bedingung hinreichend ist, folgt aus dem Umstande, daß diese beiden Gleichungen eine Umkehrung von der Gestalt
|
|
gestatten, wo
,
,
,
ganze Zahlen sind. Die Bedingung ist ferner auch notwendig. Bezeichnet nämlich
die Anzahl der Idealklassen, so wird
, wo
eine ganze Zahl des Körpers
ist. Es sei
|
|
wo
,
,
,
ganze Zahlen in
sind; dann erfüllen offenbar die vier ganzen Zahlen
, ,
,
|
|
die Bedingung des Satzes 53. Daß
ist, ergibt sich, wenn man die
beiden Determinanten
und
|
|
nach dem Multiplikationssatze miteinander zusammensetzt.
Nach Satz 12 kann ein jedes Ideal in der Gestalt
dargestellt
werden. Setzen wir
, so bestimmt die ganze oder gebrochene Zahl
vollständig die Idealklasse, zu welcher
gehört. Wir nennen
einen dieser
Idealklasse zugeordneten Zahlbruch. Der Satz 53 zeigt, daß, wenn
ein anderer der Idealklasse zugeordneter Zahlbruch ist, notwendig vier ganze
Zahlen
‚
,
,
mit der Determinante
im Körper
existieren müssen derart,
daß
wird.
§ 24. Aufstellung des Systems der Idealklassen. Engere Fassung
des Klassenbegriffes.
Der Beweis des Satzes 50 gibt uns zugleich ein einfaches Mittel an die Hand,
durch eine endliche Anzahl rationaler Prozesse ein volles System von nicht
äquivalenten Idealen für jeden gegebenen Körper wirklich aufzustellen. Man
braucht nur alle diejenigen Ideale in Betracht zu ziehen, deren Normen
sind. Um die zwischen diesen Idealen irgend vorhandenen Äquivalenzen sämtlich zu ermitteln, haben wir nur nötig, jedes von ihnen mit jedem
zu multiplizieren und dann, wenn
ein solches Produkt bedeutet, jedesmal in
eine Zahl
mit absolut kleinster Norm aufzusuchen, um zu sehen, ob
ist und somit die Faktoren reziproken Klassen angehören. Daß dies
ebenfalls nur eine endliche Anzahl von Operationen erfordert, erkennen wir
aus dem Satze 46. Ist nämlich
, …,
die Basis des Ideals
, so haben wir
nur nötig,
, …,
als ganze rationale, nicht sämtlich verschwindende
Zahlen so zu bestimmen, daß die absoluten Werte der reellen und imaginären
Teile von
für
, …,
sämtlich unter gewissen gegebenen Grenzen bleiben. Hierzu bedarf es nur einer endlichen Anzahl von
Versuchen. Auf gleiche Weise sehen wir auch ein, daß für jedes vorgelegte Ideal
die Klasse, der dasselbe angehört, stets durch eine endliche Anzahl von rationalen Operationen bestimmt werden kann.
Es werde bemerkt, daß unter Umständen auch eine engere Fassung des Äquivalenz- und Klassenbegriffes von Nutzen ist, indem zwei Ideale nur
dann äquivalent heißen, wenn ihr Quotient eine ganze oder gebrochene Zahl
mit positiver Norm ist [Dedekind (1[3])].
§ 25. Ein Hilfssatz über den asymptotischen Wert der Anzahl aller Hauptideale, welche durch ein festes Ideal teilbar sind.
Nach dem Vorbilde von Dirichlet, welcher die Anzahl der Klassen von
binären quadratischen Formen mit gegebener Determinante auf transzendentem Wege ausgedrückt hat [Dirichlet (7[6], 8[7])], und auf Grund der in Kapitel 6 erhaltenen Resultate über die Einheiten eines Zahlkörpers gelang es Dedekind, eine fundamentale Formel abzuleiten, vermöge welcher sich die Anzahl
der Idealklassen eines beliebigen Zahlkörpers als Grenzwert einer gewissen unendlichen Reihe darstellt [Dedekind (1[3])]. Um zu dieser Formel zu gelangen, beweisen wir zunächst folgenden Hilfssatz:
Hilfssatz 10. Ist
eine reelle positive Veränderliche und
die Anzahl aller derjenigen durch das gegebene Ideal
teilbaren Hauptideale, deren Normen
sind, so ist
|
|
wo
die Anzahl der in
vorkommenden Einheitswurzeln und
den Regulator des Körpers
bezeichnet. Die Bedeutung von
,
ist in Satz 47 erklärt.
dient zur Abkürzung für Limes.
Beweis. Es sei
, …,
um eine Basis des Ideals
; jede durch
teilbare ganze Zahl besitzt dann die Gestalt:
,
|
|
wo
, …,
ganze rationale Werte annehmen und
, …,
lineare ganzzahlige Funktionen der
, …,
sind. Wenn wir
, …,
als reelle Veränderliche ansehen und
setzen, so sind
, …,
eindeutige Funktionen von
, …,
und
ist eine Form, für welche
wird. Wir berechnen nun die
ersten Logarithmen zur Form
und hieraus
reelle Größen
, …,
derart, daß, wenn
, …,
ein System von Grundeinheiten bezeichnen,
|
|
ist; diese
Größen
, …,
werden in diesem § 25 kurz die
Exponenten von
genannt.
Nimmt man für
, …,
ganze rationale, nicht sämtlich verschwindende Zahlen, so ist klar, daß die so entstehende ganze Zahl
stets durch Multiplikation mit ganzen Potenzen der Einheiten
, …,
, in eine solche Zahl verwandelt werden kann, deren Exponenten
, …,
den Bedingungen
, …,
|
(13)
|
genügen. Umgekehrt sehen wir, daß zwei ganze Zahlen
,
, deren Normen und Exponenten gleich sind, sich nur um einen Faktor unterscheiden können, welcher eine Einheitswurzel ist. Wenn daher
die Anzahl der in
liegenden Einheitswurzeln bezeichnet, so ist das
-fache der Anzahl
aller durch
teilbaren Hauptideale mit einer Norm
notwendig gleich der Anzahl der verschiedenen Systeme von ganzzahligen Wertsystemen
, …,
, für welche
ausfällt, und für welche überdies die Exponenten
, …,
den Bedingungen (13) genügen.
Nunmehr setzen wir
, , …, ;
|
|
dabei bleiben die Form
und folglich auch die Größen
, …,
, …,
von
unabhängig und enthalten lediglich die
neuen Veränderlichen
, …,
. Die Ungleichung
geht in
über; da ferner in Folge der Bedingungen (13) die
Logarithmen
, …,
und folglich wegen
auch der Logarithmus
absolut unter einer endlichen, durch
, …,
bestimmten Grenze liegen, so folgt das Gleiche für die sämtlichen Größen
, …,
und damit liegen wegen
auch die
Größen
, …,
sämtlich unterhalb einer endlichen Grenze. Hieraus folgt, daß die Ungleichungen (13) unter Zuhilfenahme der Ungleichung
in dem durch die
Koordinaten
, …,
bestimmten
-dimensionalen Raume ein endliches Raumgebiet abgrenzen.
Bedenken wir nun, daß nach den Ausführungen in § 19 S. 103 die Funktionswerte
, …,
die Werte der Variabeln
, …,
-deutig bestimmen, so ist nach der Definition des Begriffs eines vielfachen Integrals
,
|
|
wo das Integral rechter Hand über das durch die Ungleichungen
, …, ,
|
|
bestimmte
-dimensionale Raumgebiet zu erstrecken ist und daher einen
endlichen bestimmten Wert besitzt.
Um diesen Wert zu ermitteln, führen wir statt der Integrationsverändenlichen
, …,
die neuen Veränderlichen
, …,
,
,
, …,
ein, wo
und
von
, …,
abhängig zu nehmen sind. Da diese
Größen sämtlich analytische und in dem Integrationsgebiet
, …, , , , …,
|
|
sich regulär verhaltende, eindeutige Funktionen von
, …,
sind, so ist
.
|
|
Nach den Ausführungen in § 19
S. 104 ist
.
|
|
Ferner bestehen wegen
|
|
offenbar die Beziehungen:
|
|
und da endlich
,
,
,
|
|
ist, so ergibt sich durch Multiplikation sämtlicher Gleichungen
.
|
|
Das obige Integral besitzt daher den Wert
; hiermit ist der Beweis für den Hilfssatz 10 erbracht.
Wir setzen im folgenden zur Abkürzung
,
|
|
so daß
eine durch den Körper allein bestimmte und für diesen charakteristische Größe bedeutet.
§ 26.
Die Bestimmung der Klassenanzahl durch das Residuum der Funktion
für
.
Satz 54. Wenn
die Anzahl aller Ideale einer Klasse
bedeutet, deren Normen
ausfallen, so ist
.
|
|
Beweis. Ist
ein Ideal der zu
reziproken Klasse
, und durchläuft
alle Ideale der Klasse
, so stellt das Produkt
alle durch
teilbaren Hauptideale und jedes nur einmal dar. Setzen wir daher in der Formel des
Hilfssatzes 10
‚ so bedeutet
zugleich die Anzahl der Ideale
in
‚ für welche
ist. Nach Fortheben des Faktors
folgt die zu beweisende Formel für
.
Da die Zahl
von der Wahl der Klasse
unabhängig ist, so ergibt sich unmittelbar aus Satz 54 die folgende Tatsache: Satz 55. Ist
die Anzahl aller Ideale des Körpers
, deren Normen
ausfallen, und bedeutet
die Anzahl der Idealklassen, so ist
.
|
|
Aus dieser Formel kann mit Hilfe analytischer Methoden ein fundamentaler Ausdruck für die Klassenenzahl
abgeleitet werden. Es ergibt sich nämlich folgende Tatsache:
Satz 56. Die unendliche Reihe
,
|
|
in welcher
alle Ideale des Körpers durchläuft, konvergiert für reelle Werte von
, und es ist
.
|
|
[Dedekind (1[3])].
Beweis. Bezeichnen wir mit
die Anzahl der verschiedenen Ideale mit der Norm
, so ist offenbar, wenn
die in Satz 55 angegebene Bedeutung hat,
.
|
|
Der Limes rechter Hand kann nun, wie folgt, als Grenzwert einer unendlichen Reihe dargestellt werden [Dirichlet (15[8])]. Wir ordnen die sämtlichen Ideale
des Körpers nach der Größe ihrer Normen, schreiben die entstehende Reihe
‚
, …,
, … und bezeichnen allgemein die Norm von
mit
, dann ist
|
|
oder
,
|
|
und hieraus folgt nach Satz 55:
, d. h.: wie klein auch die positive Größe
gegeben sein mag, es ist stets möglich, die ganze Zahl
so groß zu wählen, daß die Ungleichungen
|
(14)
|
für alle ganzen Zahlen
gültig sind.
Andererseits ist bekannt, daß, wenn
eine reelle Zahl
bedeutet, die Reihe
konvergiert, und daß
ist. Die letztere Gleichung zeigt, daß auch
ist, wo
nur alle diejenigen ganzen Zahlen durchlaufen soll, welche oberhalb einer beliebig hohen Grenze
gelegen sind. Zunächst folgt aus der Konvergenz der Reihe
mit Hilfe der Ungleichung
die Konvergenz der Reihe
|
|
für
, wo
alle ganzen positiven Zahlen und
alle Ideale des Körpers
durchläuft. Ferner ergibt sich aus den Ungleichungen (14) die Formel:
,
|
|
wo die Summen sich über alle ganzzahligen Werte von
zu erstrecken haben, welche
sind. Man kann zur Grenze
übergehen und findet:
.
|
|
Nun ist
|
|
ebenfalls
und
und also, da hierin
eine beliebig kleine Größe bedeutet,
, womit der gewünschte Nachweis des Satzes 56 erbracht ist.
§ 27.
Andere unendliche Entwicklungen der Funktion
.
Die Funktion
kann noch auf drei andere Arten durch unendliche Entwicklungen dargestellt werden [Dededkind (1[3])]. Es ist, wie leicht ersichtlich:
|
|
hier ist im ersten Ausdruck die Summe über alle ganzen rationalen positiven Werte von
, im zweiten Ausdruck ist das Produkt über alle Primideale
des Körpers
, und im dritten Ausdruck ist das Produkt über alle rationalen Primzahlen zu erstrecken, wobei
,
, …,
die Gerade der
in
aufgehenden Primideale bedeuten. Alle diese unendlichen Summen und Produkte für
konvergieren für
, da die Glieder sämtlich positiv sind, in einer von der Reihenfolge der Summanden oder Faktoren unabhängigen Weise.
§ 28. Die Zusammensetzung der Idealklassen eines Körpers.
Betreffs der multiplikativen Darstellung der Idealklassen gilt der folgende wichtige Satz (Schering (1[9]), Kronecker (11[10])]:
Satz 57. Es gibt stets
Klassen
, …,
, so daß jede andere Klasse
auf eine und nur auf eine Weise in der Gestalt
darstellbar ist; dabei durchlaufen
, …,
, die ganzen Zahlen
,
,
, … bez. bis
, …,
, und es ist
, …,
und
.
Beweis. Man bilde für jede Klasse
den niedrigsten Exponenten
derart, daß
wird. Der größte aller dieser Exponenten
werde mit
bezeichnet, und es sei
eine hierbei auf
führende Klasse. Nun bestimme man für jede Klasse
den niedrigsten Exponenten
derart, daß
gleich einer Potenz von
wird. Der höchste dieser Exponenten
, werde mit
bezeichnet, und
sei eine auf
führende Klasse. Ferner bestimme man für
jede Klasse
den niedrigsten Exponenten
derart, daß
gleich einem Produkt von Potenzen der Klassen
,
wird; es sei
der höchste dieser Exponenten
und
eine auf
führende Klasse. Fährt man so fort, so entsteht eine Reihe von Klassen
,
, …,
, denen, wie man unmittelbar sieht, die Eigenschaft zukommt, daß eine jede Klasse
auf eine und nur auf eine Weise in der Gestalt
dargestellt werden kann, wo
, …,
, die im Satze 57 angegebenen Werte annehmen.
Es sei nun
|
(15)
|
wo
ist und
,
‚ …‚
gewisse ganzzahlige Exponenten bedeuten. Aus den gemachten Festsetzungen folgt
, wo
, …,
gewisse ganze Zahlen sind; es muß
durch
teilbar sein, da im anderen Falle bereits eine niedere als die
-te Potenz von
als Produkt der Klassen
,
, …,
darstellbar sein würde. Wird
gesetzt, so folgt, daß
durch ein Produkt der Klassen
, …,
darstellbar ist; es ist daher notwendig
durch
, d. h.
, durch
teilbar. Setzen wir
und wählen an Stelle der Klasse
, die Klasse
, so geht die Gleichung (15) über in die einfachere Gleichung
. Die Fortsetzung dieses Verfahrens führt schließlich zu einer Klasse
, an Stelle von
, für welche die gewünschte Relation
stattfindet.
Die obige Darstellung der Klassen kann überdies so eingerichtet werden, daß die Zahlen
, …,
, Primzahlen oder Primzahlpotenzen sind. Wäre nämlich
eine der Zahlen
, …,
, welche noch nicht Primzahl oder Primzahlpotenz ist, und wäre etwa
…, wo
,
, … Potenzen verschiedener Primzahlen sind, so setze man, wenn
die zu
gehörige Klasse bezeichnet,
,
, …. Wir haben dann
,
, …, und wenn
|
|
gesetzt wird, so folgt

. Es kann also

an Stelle von

eingeführt werden. Sind die Klassen

in der zuletzt beschriebenen Weise gewählt, so heißen dieselben ein
System von Grundklassen.
§ 29.
Die Charaktere einer Idealklasse. Eine Verallgemeinerung der Funktion
.
Nachdem ein bestimmtes System von Grundklassen ausgewählt worden ist, ist eine jede vorhandene Klasse
durch die Exponenten
und mithin auch durch die
Einheitswurzeln
|
|
eindeutig bestimmt. Diese
Einheitswurzeln
heißen die Charaktere der Klasse
. Sind
,
Charaktere der beiden Klassen
, bez.
, so ist offenbar
. Der Charakter
einer Klasse wird zugleich auch als der Charakter
eines jeden in
enthaltenen Ideals
bezeichnet.
Mit Hilfe eines Charakters
läßt sich dann eine Funktion bilden, welche eine Verallgemeinerung der oben betrachteten Funktion
ist, und welche eine ähnliche Produktentwicklung gestattet [Dedekind (1[3])]. Diese Funktion ist
|
,
|
wo die Summe über alle Ideale
und das Produkt über alle Primideale
des Körpers
zu erstrecken ist.