Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland/Zweites Kapitel

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Erstes Kapitel Denkwürdigkeiten einer deutschen Erzieherin in Belgien, England, Spanien, Portugal, Polen und Deutschland
von Heinrich Ferdinand Steinmann
Drittes Kapitel
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[3]
Zweites Kapitel.




Man entschied sich, für mich eine Bonnenstelle zu suchen, was bei meiner großen Jugend nicht leicht war, obwohl ich in Sprachen, Musik und allen Nothwendigkeiten dieses Faches genug Fortschritte gemacht hatte. Meine Schüchternheit wurde durch ein hohes Salair beschwichtigt, welches mir der Hauptmann James G. und seine Gemalin für die [4] Beaufsichtigung ihrer sechsjährigen Tochter anboten. Dies war ein junges schönes Ehepaar, welches im Begriffe stand, nach England zurückzureisen und durch jede Art von Liebenswürdigkeit meinen Vater und meine Tante so sehr einnahm, daß das Engagement sofort abgeschlossen und nicht einmal ein schriftlicher Vertrag abgefaßt wurde, weil der Hauptmann G. versicherte, er werde mich als Tochter behandeln. Wie bald mußte ich dieses übergroße Vertrauen bitter bereuen! Die Meinigen begleiteten mich bis an den Reisewagen, und mein guter Vater gab mir noch die Nachfolge Christi von Thomas a Kempis mit dem Rathe in die Hand, täglich darin zu lesen. Ich sagte es zu und habe Wort gehalten. Der Abschied von meiner Familie war die bitterste Stunde, die ich bis dahin erlebt hatte; als ich meinen Vater aus den Augen verlor, war es mir, als ob mein Schutzgeist von mir gewichen wäre.

Es war am Anfang des April, das Wetter kalt und stürmisch, kein Sonnenstrahl brachte Hoffnung in mein verwaistes Herz. Ich blickte von Zeit zu Zeit meine Reisegefährten an, aber ihre kalten Gesichter sprachen nichts von Theilmahme oder Mitleid; sie waren schön, sehr schön an Körper, aber die Schönheit der Seele besaßen sie nicht. Wir reisten über Anspach, Nürnberg und Heidelberg dem Rheine zu, und in demselben Maße, wie wir uns von meiner Heimath entfernten, veränderte sich ihr Betragen. Die Dienstleistungen, welche sie erst als Gefälligkeiten von mir erbeten hatten, befahlen sie mir jetzt in gebieterischem Tone; so sehr sie erst meine Geschicklichkeit, Treue und Liebe zu ihrem Kinde gelobt hatten, so tadelsüchtig und ungerecht bewiesen sie sich jetzt und Frau G. war so hochmüthig, daß sie meine Fragen und bescheidenen Bemerkungen nur mit verächtlichen Blicken beantwortete. Dabei war der Geiz dieser Menschen unmäßig: überall stiegen wir in den schlechtesten Gasthöfen ab und verließen keinen, ohne daß Hauptmann G. sich mit dem Wirthe wegen der Rechnung zankte, so gering dieselbe auch sein mochte. Und doch rühmte er sich vornehmer Abkunft. Keinen Hausknecht, Kofferträger oder Postillon entließ er befriedigt. Die meisten baten demüthig um ein Trinkgeld, während der edle Britte pfiff und seine Gemahlin spöttisch lachte; manche entfernten sich dann klagend, andere aber sendeten ihm einen Strom von Flüchen und Schimpfreden nach. Wo waren die Liebenswürdigkeit, die vornehmen Formen hin, die ich so sehr bewundert hatte? Ist die Heuchelei allmächtig? Hätte ich in D** nicht noch am Tage des Engagements den englischen [5] Gesandten und eine Anzahl vornehmer Persönlichkeiten bei G.’s gesehen, so würde ich sie für herumziehende Charlatans gehalten haben.

Als wir in die Rheinlande kamen, klärte sich der Himmel auf, aber ich war zu unglücklich, als daß sich mein Geist zu einer reinen Anschauung und Empfindung hätte erheben können.

In Brüssel gedachte Mistreß G. ihre Niederkunft abzuwarten, man miethete daher ein Haus auf dem Boulevard de Louvain und eine einzige Dienerin für den ganzen Bedarf. Hauptmann G. besorgte nach Art schäbiger englischer Gentlemen die Einkäufe für Küche und Haus, wobei es wieder unaufhörlich Händel wegen der Bezahlung gab. Eines Tages kam es zwischen ihm und einem Weinhändler zur Prügelei; der Herr Hauptmann behielt die Oberhand, indem er seinen Gläubiger die Treppe hinunterwarf, mußte dafür aber Strafe zahlen. Man fühlte sich hier sicher, denn mir wurden plötzlich Magddienste anbefohlen; allein obgleich noch nicht sechszehn Jahre alt, war ich doch fest entschlossen, mich nicht von dem Standpunkte stoßen zu lassen, auf den mich Gott und mein Vater gestellt hatten. Jetzt sah meine Familie ihre Leichtgläubigkeit zu spät ein, denn der Charakter dieser Leute war inzwischen in D** durch eine von ihnen gemißhandelte junge Engländerin bekannt geworden; die erste genaue Erkundigung hätte uns schon damals in’s Klare setzen können.

Auf Befehl der Lady verweilte ich täglich mehrere Stunden mit meiner Elevin im Park, wo ich vielen Zudringlichkeiten der herumschlendernden Herren ausgesetzt war; am meisten belästigte mich ein älterer Herr, der aber sofort bei Seite ging, wenn er der Guarde du Parc ansichtig wurde. Ein junger Mann mit sanft ernstem Gesicht und brustkrankem Ansehen kam mir fast alle Tage am Eingange des Parkes entgegen, hielt sich stets in meiner Nähe, ohne mir lästig zu werden, und zeichnete in ein Skizzenbuch. Dessen ungeachtet wurde mir unheimlich zu Muthe, als ich bemerkte, daß er mich oft verstohlen anblickte und tief erröthete, wenn mein Blick zufällig dem seinigen begegnete. Ich beschloß daher, den Park zu meiden und wählte einen schattigen Feldweg zum Spaziergange, der nach einer der schönsten Umgebungen der Stadt führte. Meine kleine Karoline war entzückt über die schönen Blumen, die sie hier pflücken durfte, und ich fühlte mich in dieser traulichen Einsamkeit unendlich wohler als in der Umgebung der Menschen. Eines Tages war ich beschäftigt, einen Kranz für Karolinen zu binden, als [6] plötzlich jener Zudringliche vor mir stand. Ich erhob mich rasch von meinem Sitze, um mit der Kleinen weiter zu gehen, als Jener mich gewaltsam anfaßte und mir zu schweigen gebot. Dies war aber für uns Beide gerade das Lärmsignal, denn wir schrieen nun aus Leibeskräften, und als der Fremde mir ein Tuch in den Mund zu stecken suchte, lief Karoline mit einem Zetergeschrei fort. Plötzlich stand jener junge Mann neben uns, ergriff den Räuber und warf ihn so gewaltig zu Boden, daß er einige Augenblicke betäubt schien, dann raffte er sich auf und lief rasch fort. Mein Befreier erkannte ihn als einen durch Bankerott reichgewordenen Kaufmann; er selbst gestand mir, daß er mich seit längerer Zeit beobachtet habe, auch meinen Aufenthalt und meine Lage kenne, da man überall von den Engländern am Boulevard de Louvain, besonders von dem Major B. und Hauptmann G. spräche. Der junge Mann war ein Maler aus der Schweiz, ein Naturmensch; er hieß Charles T…, war der einzige Sohn einer ziemlich vermögenden Mutter und stand im Begriffe, auf Rath der Aerzte nach Italien zu reisen, um ein erbliches Brustübel womöglich in der ersten Entwickelung zu heilen. Wir besuchten diesen einsamen Ort natürlich nicht wieder, trafen uns aber täglich im Park, wo mir der Künstler durch seine umfassende Kenntniß der Literatur sehr nützlich wurde, indem er mir die schönsten Stellen aus Montaigne, Pascal, de la Rochefoucauld, Bossuet, Montesquieu und Rousseau vorlas und erklärte. Es waren hier zwei Schwärmer zusammengekommen, ein philosophischer und ein religiöser; Jener war Enthusiast für Rousseau, mein Evangelium war die Nachfolge Christi, und so war denn für ewigen Streit hinlänglich gesorgt. Der Umgang mit diesem seltenen Jüngling wirkte höchst vortheilhaft auf mich, indem ich nicht nur eine große Fertigkeit in der französischen Sprache erlangte, sondern auch meinen fast noch kindischen Geist zu größerer Reife entwickelte und mir manche Kenntnisse aneignete. Aber bald sollte mir Karl auch in anderer Beziehung die wichtigsten Dienste leisten. Eines Tages zahlte mir nämlich mein Prinzipal ungefähr den dritten Theil meines verdienten Gehaltes aus und erklärte, mehr hätte ich nicht verdient. Das war Alles, was er auf meine Bitten und Vorstellungen antwortete; einen Brief meines Vaters, der ihm in dieser Beziehung die heftigsten Vorwürfe machte, würdigte er gar keiner Erwiederung. Da war Karl mein einziger Rathgeber; er befragte sofort einen Rechtsgelehrten, allein dieser erklärte, daß die Gesetze mich [7] gegen die Willkür meiner Herrschaft nicht schützen könnten, falls ich keinen schriftlichen Contract aufweisen könne. Mein junger Freund bot mir sofort eine hinreichende Summe Geldes zur Rückreise an, allein mein Gefühl sträubte sich, ein solches Opfer anzunehmen, und ich lehnte es mit Festigkeit ab. Karl empfahl mich an Madame D., eine Agentin, die sich bereit fand, mir eine anderweite Condition zu verschaffen, aber auch offen erklärte, dies würde schwierig sein, und zwar wegen meiner großen Jugend, wegen meines kränklichen Aussehens, eine Folge unaufhörlicher Quälereien, und weil mir außerdem meine Herrschaft gewiß ein gutes Zeugniß versagen würde. In dieser trostlosen Lage bewährte sich die Philosophie des Christenthums an meinem Herzen; das Gebet war meine einzige Stärkung, ich lernte jetzt verstehen, was Faust mit den Worten ausdrücken will:

„Und ein Gebet war brünstiger Genuß!“

Karl hatte meinetwegen seine Reise aufgeschoben und fuhr, trotz meiner Vorstellungen, unermüdet fort, mir schützend zur Seite zu stehen. Nie hat ein schöneres und idealeres Verhältniß zwischen Jüngling und Jungfrau stattgefunden, ganz auf Religion, Philosophie, reinste Zuneigung und Sittlichkeit gegründet. Jetzt nahete eine Katastrophe, wo es zu meiner Rettung gereichte.

Frau G. war von einem zweiten Mädchen entbunden worden und machte einen neuen Versuch, mir geringe Dienste aufzubürden, der aber wieder an meiner Entschlossenheit vollständig scheiterte; in Folge der unzähligen Aergernisse jedoch, die ich nun fünf Monate getragen hatte, verfiel ich in ein Gallenfieber. Einige Tage schwebte ich in Lebensgefahr, und nur durch Anwendung drastischer Mittel gelang es dem Arzte, mich zu retten. Als ich zu genesen anfing, erklärte er, daß ich der Ruhe und Pflege dringend bedürfe, sehr geschwächt sei und meine vollständige Wiederherstellung eine sehr langsame sein werde.

Ich hütete noch das Bett, als Frau G. eines Tages in mein Zimmer trat und mir sagte, daß sie genöthigt seien, nach Paris abzureisen und mich soeben bezahlen wollten. Bei diesen Worten legte sie ein Papier mit Geld auf mein Bett und entfernte sich, ohne mich anzuhören, mit ihrem gewöhnlichen ironischen Lächeln und einer vornehmen Kopfbewegung. Das Geld war wieder ein Drittel meiner Forderung; dazu fiel mir jetzt ein, daß ich weder ein Zeugniß noch einen Paß hatte, weil ich mit in dem Passe meiner Prinzipalität aufgeführt war. Dieser Gedanke [8] entsetzte mich, ich warf mich in die Kleider, aber ehe ich mit meinem Anzuge fertig war, sah ich den bepackten Reisewagen mit der ganzen Familie die Straße dahin rollen. Das war ein so heftiger Schlag für mich, daß ich die Hände weinend rang. Da war es, als ob eine Stimme in mir sprach: „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir!“ ich sank auf meine Kniee und betete inbrünstig, und auch diesmal fühlte mein junges Herz, daß derjenige, welcher beten kann, noch nicht ganz unglücklich ist. Ich suchte jetzt vergebens nach einem menschlichen Wesen im Hause, sogar die Thüre war verschlossen; die englischen Barbaren hatten mich, dem Tode kaum entronnen, in grenzenloser Hilflosigkeit zurückgelassen. Ich ging in den Speisesaal, welcher sich im erhöheten Erdgeschoß befand, und trat an das Fenster, während ich dachte, daß Karl meine einzige Rettung sei, aber sicher Brüssel verlassen habe. Obschon ich Tausende von Menschen den Boulevard entlang gehen sah, fühlte ich mich doch in schrecklicher Verlegenheit. Wer beschreibt daher mein Entzücken, als ich unverhofft meinen einzigen Freund, den jungen Maler, einherschreiten sah? Ich öffnete das Fenster und reichte ihm die Hand hinaus, die er innig drückte, worauf er sich mit unendlicher Besorgniß nach meiner Gesundheit und Lage erkundigte. Er erzählte mir, daß er zwei Mal an mich geschrieben habe, dann fragte er mit brüderlicher Sorgfalt, ob ich Lebensmittel im Hause hätte, und als ich es verneinte, entfernte er sich mit dem Versprechen, bald zurückzukehren. Es dauerte auch kaum eine halbe Stunde, so erschien er mit einem Knaben, der in einem Körbchen eine Menge Leckereien trug, als Gelées, Eingelegtes, Früchte, Austern, Wein und Milchbrod. Karls Auge strahlte vor Freude beim Anblicke der meinigen, und indem er mir die Lebensmittel vermöge seiner langen Gestalt hinaufreichte, legte er noch ein prachtvoll gebundenes Buch obenauf. Es war Le mérite des Femmes von Legouvé, mit schönen Kupfern verziert. Ich schlief nach Karls Entfernung bald ein und weiß nicht, wie lange ich geschlafen hätte, wär’ ich nicht durch einen Schrei geweckt worden. Ich fuhr erschrocken auf und sah die Hauswirthin eben so erschrocken vor mir stehen; sie hatte nicht gewußt, daß noch ein Mensch im Hause sei und mich auf den ersten Blick für todt gehalten. Sie war ganz empört über das Verfahren der G’s. und versprach, sich für mich zu verwenden, erlaubte mir auch, in dem Hause zu bleiben, bis es wieder vermiethet werden würde.

[9] Ich ging noch denselben Tag zu Madame D., die mich herzlich bemitleidete.

„Verlassen Sie, rieth sie mir, diese elende Laufbahn! Sie sind jung, hübsch, musikalisch gebildet, haben eine schöne Stimme und müssen Glück am Theater machen. Ich will mit meinem Vetter, welcher Regisseur des Hoftheaters ist, sprechen und bin überzeugt, daß Sie engagirt werden. In diesem Falle kommen Sie zu mir, dann sind Sie gegen die Welt und das Alleinstehen in derselben, wie auch gegen die Einsamkeit des Herzens geschützt, und für alle diese Vortheile sollen Sie mir eine sehr mäßige Summe zahlen. Wenn Sie Talent haben, können Sie es beim Theater zu etwas bringen, denn Sie haben ein ganzes Publikum zum Richter, welches die Vorzüge des Künstlers entzückt, während nicht eine Herrin unter hunderten eine Untergebene, durch die sie verdunkelt wird, neben sich duldet, viel weniger anerkennt.“

„Ich fürchte, Madame, daß Sie Recht haben, erwiderte ich, aber mein Vater hat einen entschiedenen Widerwillen gegen das Theater und schrieb mir erst unlängst mit tiefem Kummer, daß meine ältere Schwester zur Bühne gegangen sei.“

„Dies ist ein Vorurtheil, welches von einem Vater, der seinen Töchtern keine unabhängige Stellung zu verschaffen vermag, um so ungerechter ist. Wahrscheinlich wird er es dadurch rechtfertigen wollen, daß beim Theater ein Mädchen vielen Versuchungen ausgesetzt ist und daß sich viele leichtsinnige Menschen dieser Laufbahn widmen. Aber sagen Sie einmal: wo wäre ein talentvolles reizendes Weib, welches allein in der Welt steht, keinen Gefahren ausgesetzt? Und wenn Ihre Tugend weiß wie die Lilie und rein wie der Schnee und Sie selbst ein Engel wären, so würde Sie doch die Versuchung in tausend Gestalten suchen und die Verleumdung ihr Gift auf Sie spritzen. Und was den Leichtsinn betrifft, so ist ein Leichtsinniger nie ein Bösewicht, und keine Klasse der Gesellschaft hat so wenig Verbrecher erzeugt, als die Klasse der Schauspieler, während es eine erwiesene Thatsache ist, daß es in dem Stande, welcher die größte Frömmigkeit zu besitzen vorgiebt und die stärksten Ansprüche auf Verehrung macht, die schlechtesten Menschen giebt. Als freie Künstlerin können Sie den Nachstellungen ausweichen oder den Versucher in die Schranken der Bescheidenheit zurückweisen; was können Sie aber thun, wenn ein Prinzipal oder ein erwachsener Sohn des Hauses, in welchem Sie Gouvernante sind, sein Auge auf [10] Sie richtet? Das Erste ist, daß die Frau Gemalin eifersüchtig und die Fräulein Töchter neidisch werden. Begegnen Sie diesen Herren mit Zurückhaltung und Gleichgiltigkeit, so findet man Sie desto reizender und anziehender, ihre Augen folgen Ihnen überallhin, und ihr ganzes Wesen verräth trotz aller Anstrengung des Verstellens die Flamme, die sie nähern. Jetzt wird die Frau wüthend, sie hasset, sie verfolgt Sie und hetzt Ihnen ihre ganze Umgebung auf den Hals. Und weil sie sich ihrer Eifersucht schämt und ihr die Ehre ihrer Familie am Herzen liegt, so beschuldigt sie Sie der Coquetterie, der Männerverführung, und schickt Sie gemißhandelt, beschimpft, entehrt aus dem Hause. Die Männer, denen Sie nicht zu Willen waren, werden Ihre größten Feinde, und um die erzürnte Ehehälfte zu versöhnen, hängen sie Ihnen Schmach an, woran jene noch gar nicht dachte. Eine junge schöne Gouvernante wird in der Familie, wo sie Segen zu stiften hoffte, wie ein Zankapfel betrachtet, wenn sie nicht von Eltern und Freunden beschützt wird; und dann kann sie darauf rechnen, daß ihr überall Feinde aus der Erde emporwachsen. Wer in diesem Fache Glück machen will, muß charakterlos und gleißnerisch sein, darf keine Meinung, keinen Grundsatz haben und muß sich zum Schlechtesten hergeben, wenn es von ihr verlangt wird, kurz, ihre Karten nach allen Seiten hin nach Wunsch zu spielen verstehen und vor allen Dingen nie den Männern gefallen, weil jedes Weib die Gunst der Männer über Alles schätzt. Ich kann aus Erfahrung[WS 1] sprechen, denn ich bin selbst Erzieherin gewesen und sehe als Agentin meine früheren Erfahrungen an Herrschaften wie Gouvernanten täglich bestätigt.“

Ich konnte gegen die Stimme einer so erfahrenen Frau nichts einwenden und meine Neigung zum Künstlerleben wuchs in demselben Maße, wie meine Abneigung gegen mein Fach.

„Sie kennen meine Lage, Madame, sagte ich, diese fordert eine schleunige Entscheidung; wenn ich einer Anstellung am Theater gewiß wäre und die Versicherung hätte, daß ich dazu taugte, so würde ich meinen Vater dafür zu gewinnen suchen.“

„O, mein Vetter wohnt hier gegenüber, setzen Sie sich an’s Piano und singen Sie ihm etwas vor! Ich will ihn sogleich holen lassen,“ sagte Madame D.

Ich gehorchte nicht ohne Zagen und fing an zu präludiren, worauf ich Beethovens Arie: „Als mir noch die Thräne der Sehnsucht nicht [11] floß“ vortrug, welche mächtig an die Saiten meiner Seele schlug und meiner Stimme jenen tiefen Wiederhall gab, der das Herz des Hörers innig ergreift.

„Charmant, charmant!“ rief beim Schlusse eine männliche Stimme hinter mir, und mich umsehend, erblickte ich den Regisseur, der mir die verbindlichsten Sachen über meine Stimme und Methode sagte. Auf die Frage seiner Tante entgegnete er, daß er sich getraue, in mir die künftige Primadonna[WS 2] zu weissagen, einstweilen erbot er sich, mir aber ein Engagement für zweite und dritte Parthieen zu verschaffen. Nachdem ich sogleich an meinen Vater geschrieben, gingen wir in die Oper, wo Madame Malibran den Fidelio mit einer Stimme und Meisterschaft sang, die Alles entzückte und mich in die höchste Extase versetzte. Schon zitterte ich bei dem Gedanken an das Verbot meines Vaters. Nach der Oper begleitete mich Madame D. nebst einigen Bekannten nach Hause und lud mich auf den nächsten Tag wieder zum Besuche ein. Welcher Unterschied zwischen gestern und heute! und wie schnell sollte doch schon wieder ein anderes Morgen kommen!

Als Karl am nächsten Mittag zu mir kam, war er glücklich über die Wendung meines Schicksals, hatte aber ein sehr krankes Ansehen, hustete viel und versprach, seine Reise bald anzutreten. Madame D. und ihren Vetter kannte er als brave Leute, auch er schloß sich dem Wunsche an, daß mir mein Vater nicht hinderlich sein möge. Indem wir noch sprachen, klopfte es an die Thür, und als ich öffnete, erblickte ich eine Dame, die mir oftmals im Parke begegnet war. Sie sagte nach freundlichem Gruße, sie habe sich bei Major B… Bonne nach mir erkundigt und mit tiefem Bedauern mein Schicksal erfahren, sie sei gekommen, mir die Stelle einer Gesellschafterin der Tochter des reichen Generals und Barons de … anzubieten, der jetzt in seinem Palaste zu Brüssel anwesend sei, gewöhnlich aber sein schönes Schloß bei Huis bewohne. Der Herr sei sehr großmüthig und diese Stellung in seinem Dienste für ein Glück zu erachten. Diese Dame hatte gar kein aristokratisches Ansehen, obwohl sie den General ihren alten Bekannten nannte, und da ich hier unendlich viel von den Fallstricken gehört hatte, die man der Jugend lege, so war ein erwachendes Mißtrauen um so natürlicher, als sich die Dame weigerte, mir die Adresse des Generals zu geben. Sie schien empfindlich, sagte, sie habe mir ein Glück bereiten wollen, wünsche aber nicht, daß von dieser glänzenden Stelle gesprochen [12] werde, weil sonst der Herr überlaufen werden möchte; ich brauchte mich heute ja nur vorzustellen und behielt immer freie Hand. Ich theilte ihr nun meine Verhandlung mit dem Regisseur und seiner Tante mit und fügte hinzu, daß ich die Entscheidung meines Vaters jede Stunde erwarte. Sie schien immer noch unzufrieden, versprach aber wiederzukommen. Ich fand Karl lesend, entschuldigte mich wegen meines langen Außenbleibens und befragte ihn um seine Meinung. Auch ihm fiel das Geheimnißvolle der Botschaft auf und er erschöpfte sich in Muthmaßungen, konnte mir aber zuletzt doch nur äußerste Vorsicht anrathen. Der Abrede gemäß ging ich zu Mad. D., wo eine kleine charmante Coterie von Geist und Geschmack versammelt war, deren Unterhaltung einem ununterbrochenen Feuerwerke von Leuchtkugeln und Raketen glich und die glänzenden Eigenschaften der Pariser Salons en resumé vor mir entfaltete.

Eines Tages fand ich den Brief meines Vaters bei Madame D., derselbe lautete, wie ich erwartet, streng verneinend. Ich war demungeachtet wie vernichtet, Madame D. im höchsten Grade aufgebracht, auch Karl, dem ich den Brief möglichst schnell mittheilte, konnte seinen Unwillen nur mit Mühe unterdrücken. Er sprach die unvergeßlichen Worte, als ich ihm meine Unterwerfung unter meines Vaters Willen ankündigte: „Ich fürchte, daß sich das Glück für die Verschmähung seiner Gaben an Ihnen rächen werde!"

Jetzt war es an mir, jene Dame aufzusuchen, allein ich mußte darauf verzichten und konnte nichts thun, als sie im Parke suchen, da Karl nichts über sie hatte ermitteln können. Am nächsten Morgen kam sie und war ganz erfreut, als ich ihr sagte, daß ich sie begleiten wolle, sie nannte mir nun den Namen des Generals Baron de H., und erzählte mir in herzlicher Weise, daß ihr Mann M…n heiße, Haushofmeister beim General sei und schon, als derselbe Fähndrich war, bei ihm gedient habe, sie selbst sei Hausverwalterin, die junge Baronesse ein Engel – kurz, die Redseligkeit der guten Frau war unerschöpflich, mir mein neues Glück auszumalen.

Ein Strahl der Hoffnung erwärmte mein Herz, als ich ihre Hand ergriff und ihr für ihre wohlwollende Theilnahme dankte, indem ich mich bereit erklärte, sie zu begleiten.

Vor einem der vielen gothischen Paläste, welche Brüssel zieren, angelangt, schloß Madame M…n das eichene, künstlich geschnitzte Thor [13] auf und wir traten in eine große getäfelte Halle, welche von bunten Bogenfenstern erleuchtet und mit Nischen, Statuen der Jahreszeiten enthaltend, verziert war. Eine der vielen Thüren, welche hinausführten, öffnend, führte mich Madame M…n in ein Zimmer und bat mich, Platz zu nehmen, dann ging sie, mich anzumelden, worauf sie wiederkam und die Verzögerung mit einem anwesenden Besuch entschuldigte. Ich stand einige Augenblicke geblendet von dem Glanze, der sich im reichsten Rococco-Styl vor mir entfaltete, und die phantastisch geschnitzten Möbel mit den grotesken Verzierungen, den schweren Damast-Draperieen und Polstern, wie die üppigen Gemälde erinnerten mich lebhaft an halbvergessene Erzählungen. Eine große Angst überfiel mich trotz meiner Liebe zur Pracht. In diesem Augenblick fiel mein Auge auf einen der mächtigen Pfeilerspiegel und zeigte mir meine Gestalt, die durch Gram und Sorge und die kürzliche Krankheit aller Fülle und Frische beraubt war, so daß ein Lächeln an die Stelle der Angst trat und meine Fassung wiederkehrte. Ich fühlte mich überzeugt, daß ich nicht die Bewunderung eines Mannes erwecken könne, und sah ich der Erscheinung des Herrn mit mehr Ruhe entgegen. Endlich hörte ich Thüren öffnen und Männertritte durch die Hausflur gehen, der Besuch entfernte sich und nach wenigen Augenblicken stand der General Baron v. H. vor uns. Es war ein hoher ernster Mann mit tiefschwarzem Haar und Auge, militairischer Haltung und imposanten Formen. Madame M…n nannte ihm meinen Namen und fügte viel Empfehlendes über Aufführung und Fähigkeiten hinzu. Der Herr heftete einen langen Blick auf mich und musterte meine Persönlichkeit vom Kopf bis zum Fuße, daß ich in peinliche Verlegenheit gerieth. Er sagte, daß er allerdings gesonnen sei, seiner Tochter eine Gesellschafterin beizugeben, damit sie sich hauptsächlich in der Sprache ausbilden solle, daß eine genügende Ausweisung über Reinheit der Sitten und Kenntnisse das Haupterforderniß sei. Ich erzählte in Kürze das Nöthigste und nannte meine Gewährsmänner, worauf Madame M…n flammändisch mit ihm sprach; ich verstand nur, daß sie sich für meine Tugend verbürgte und ihm von meinem Theater-Engagement erzählte. Der General schien befriedigt und fragte, ob ich nicht eine Probe meines Gesanges ablegen wolle. Ich erklärte mich bereit, worauf er mich in das Musikzimmer führte und den prachtvollen Flügel öffnete. Der herrliche Ton des Instrumentes elektrisirte meine Nerven wunderbar, so daß ich mich plötzlich von aller bisherigen [14] Schwäche befreit und zu dem schwierigen Geschäft des Singens ungewöhnlich stark fühlte. Meine Kraft wuchs mit der Anstrengung, Alles gelang mir in der Ausführung, was mir die Phantasie bot, noch nie hatte ich mich so vergeistigt gefühlt; als ich schloß, hätte ich am liebsten von neuem beginnen mögen, und nur der Applaus meines Zuhörers hinderte mich daran. Der General war entzückt und in seinem Betragen ganz verändert, keine Spur vom Soldaten war mehr vorhanden, er war nur Gentleman und machte Anerbietungen, die für ein kaum siebenzehnjähriges Mädchen großmüthig zu nennen waren. Bevor er die Feder zur Hand nahm, um den Contract auszustellen, erkundigte er sich nochmals umständlich nach meinen Verhältnissen, und als er das Papier mir zur Einsichtnahme überreichte, waren mir 2000 Francs Besoldung ausgesetzt. Auf meine Frage nach seiner Hauptforderung versicherte er, daß bildende und unterhaltende Gesellschaft für seine Tochter zu gewinnen sein Hauptzweck sei; zugleich stellte er mir sein Hotel zur Verfügung. Und um dieses beneidenswerthe Loos sollte mich fast in der nächsten Stunde jugendliche Unerfahrenheit und Weibergeschwätz bringen.

Nachdem ich mich vom General beurlaubt hatte, lud mich die gute M…n auf ihr Zimmer ein, wünschte mir zärtlich Glück und forderte mich auf, schleunig meine neue Stellung einzunehmen. Ich versprach dies und verließ meine Wohlthäterin mit der Versicherung innigster Dankbarkeit. Als ich in meine Wohnung trat, kam mir die Hausbesitzerin mit dem Freudenruf entgegen, daß sie für mich eine allerliebste Stelle gefunden habe, wogegen ich ihr triumphirend meinen neuen Contract hinhielt. Nachdem sie ihn gelesen, fragte sie mit einem prüfenden Blicke: „Wissen Sie, daß der General v. H. Wittwer ist?“

„Ich weiß es; aber er hat ja eine Schwester und seine Tochter und obendarein eine Hausverwalterin bei sich.“

„Nun, so habe ich mich in Ihnen geirrt, sagte sie empfindlich, denn ein verständiges, tugendhaftes Mädchen begiebt sich nicht in das Haus eines einzelnen Herrn, weil sie instinktmäßig fühlt, daß ihre Tugend gefährdet ist und ihr Ruf auf dem Spiele steht.“

Diese alberne Rede betäubte mich gänzlich, obwohl ich nur hätte erwiedern dürfen, daß dann ja ein Wittwer für seine mutterlosen Kinder niemals eine tugendhafte Erzieherin würde finden können, und daß jede Gouvernante beim Tode ihrer Herrin ihre Eleven sofort treulos im Stiche lassen müßte, wenn sie sich nicht für immer blosstellen wollte.

[15] Die Hauswirthin declamirte fort: „Jene Frauen können sich vor den Galanterieen ihres Herrn eben so wenig wie Sie sich selbst schützen, das weiß die Welt – es ist als ob man den Vogel zur Katze setzte. Wenn der General den Ruf eines Heiligen hätte, so bleibt er ein Mann und Sie ein junges Mädchen, und da Ihr Vater Ihnen verwehrt, an’s Theater zu gehen, wird er Ihnen dann erlauben, eine Stelle bei einem Wittwer anzunehmen? Wenn Ihnen an Tugend und Ruf etwas liegt, so geben Sie das Engagement sofort wieder auf und nehmen Sie dasjenige an, welches ich Ihnen ausgemacht habe! Sie sollen eine liebenswürdige englische Dame über den Kanal begleiten und dort die Kinder ihrer Schwester erziehen. Wenn Sie wollen, so führe ich Sie hin, denn in zwei Tagen reis’t sie schon ab.“

Diese wohlgemeinten, aber unverständigen Vorstellungen machten auf mich einen so tiefen Eindruck, daß ich mich bereit erklärte, mein glänzendes Engagement beim General v. H. aufzugeben, zugleich bat ich, mich zu der britischen Dame zu führen und mir vorläufig alle Nachrichten, die sie über dieselbe besitze, mitzutheilen.

„Ich habe sie durch den englischen Arzt Dr. P… kennen gelernt; sie ist eine Miß H., deren Mutter bedeutende Güter in Herfordshire besitzt und eines vortrefflichen Rufes genießt. Die Kinder, für welche Fräulein H. eine Gouvernante sucht, gehören einer in Westindien verheiratheten Schwester, welche sie ihrer Mutter zur Ausbildung nach England geschickt hat. Fräulein H. ist eine höchst liebenswürdige und distinguirte Dame, in deren Nähe Sie sich schon glücklich fühlen werden.“

Die nächste Viertelstunde fand uns auf dem Wege, um die Dame aufzusuchen. Wir fanden sie in einem schönen Hause vor dem Löwener Thore, wo sie mit ihrem Bruder bei einer deutschen Familie Namens R… zum Besuche war. Sie machte einen sehr günstigen Eindruck auf mich, ihre Formen waren einnehmend, die Art und Weise ihres Prüfens verrieth viel Geist und hohe Bildung, und da die reiche Familie R… die fragliche Stelle als eine höchst annehmbare pries, so schloß ich ab und war durch das Einstürmen der vielen Menschen so außer Fassung gebracht, daß ich eigentlich sehr unvortheilhafte Bedingungen erhielt. Ich sollte nämlich jährlich nur vierzig Pfund erhalten und während der Freistunden meiner Zöglinge noch feine weibliche Arbeiten fertigen. So schmutzig sind die Engländer gegen Diejenigen, denen sie ihr Liebstes anvertrauen; wie mögen sie erst gegen Andere [16] sein! So benutzte man meine kindische Unerfahrenheit und gab mir dazu nicht einmal eine schriftliche Sicherheit. Denn als ich sie verlangte, schrieen wieder Alle im Chore das Lob der H., schützten Zeitmangel vor, priesen mein Glück in allen Tonarten und sagten, daß ich am nächsten Morgen früh sechs Uhr am Postgebäude schon eintreffen müsse, es sei keine Minute zu verlieren – kurz, ich wurde wie Basilio im Barbier von Sevilla zur Thüre hinausschwadronirt. Zu Hause mußte ich unverzüglich an General v. H. schreiben und ihm seinen wirklich großmüthigen Contract mit zimperlichen Finessen zurückschicken, anders litt es meine Beschützerin, ebenfalls eine Britin, durchaus nicht. Sie ist entweder eine große Närrin oder eine große Egoistin gewesen; ich weiß es heut noch nicht, geschweige damals. Ich ging auch noch persönlich zu Madame M…n, die meine Erzählung erstarrt anhörte und mich dann mit Vorwürfen über meine Thorheit überhäufte. Es gelang mir nicht, sie zu versöhnen, was mich doppelt unglücklich machte, allein meine streng religiöse Erziehung hatte im Vereine mit den Scrupeln der erwähnten Art meinen natürlichen Scharfsinn hier ganz gefangen genommen; ich dachte nicht einmal daran, mich auf die Entscheidung anderer Freunde zu berufen. Zunächst eilte ich zu Madame D., die meinen Bericht und Abschied kalt empfing, ohne mir zu rathen, und so hatte ich auf einmal zwei Freundinnen ohne allen Ersatz verloren. Ich ging eilig nach Hause, um einzupacken und meinen jungen Freund zu sprechen, dessen Meinung freilich zu spät eintraf. Er erschrak zu meiner Verwunderung heftig über mein Vorhaben und erkundigte sich genau nach allen Umständen; als er erfuhr, daß mir ein schriftlicher Contract versagt worden war, rieth er mir, davon abzustehen. Er bestand darauf, mit mir zu H. zu gehen und auf eine schriftliche Bedingung zu dringen, allein die Familie R… empfing uns und bedauerte, daß Jene ausgefahren seien. Ich hatte Gelegenheit, Karls Klugheit und Umsicht zu bewundern, er gab sich für einen jungen Juristen aus und erklärte, daß er mich ohne Erfüllung meines ganz gerechten Wunsches unmöglich zur Abreise ermuntern könne. Man versicherte uns nun zwar alles Guten, bemerkte aber dabei, daß die H’s. vor Abend nicht wiederkehren würden, wo es zur Aufsetzung eines Vertrages zu spät sein würde. Karl blieb bei seiner Ansicht und verließ mich mit dem Versprechen, später wiederzukommen.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. im Original Erfahfahrung
  2. Primadonna wurde Marie’s Nichte Elisabeth Kohut-Mannstein, geb. Steinmann.