Zum Inhalt springen

Der Fünfmastklipper „Potosi“ bei Kap Horn

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Hans Bohrdt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Fünfmastklipper „Potosi“ bei Kap Horn
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 612, Kunstbeilage 19
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[Kunstbeilage 19]


FÜNFMASTKLIPPER „POTOSI“ BEI KAP HORN
Nach dem Gemälde von Hans Bohrdt


Die Gartenlaube 1899. 0 Kunstbeilage 19

[612] Der Fünfmastklipper „Potosi“ bei Kap Horn. (Zu unserer Kunstbeilage.) Die Annahme, daß die Dampfer das Segelschiff vollständig verdrängen, ist eine irrige. Seit die Technik im Schiffsbau es ermöglicht, äußerst schnelle Segler mit hohem Raumgehalt zu schaffen, hat die Zahl der Segelschiffe eher zu- als abgenommen. Ein Dampfer von 3- bis 4000 Tonnen verursacht außer den hohen Anschaffungskosten unvergleichlich höhere Betriebsausgaben als ein Segler. Die Maschine und die Kohlen nehmen viel Raum in Anspruch, während der Segler den ganzen Raum für die Ladung verwenden kann. An Personal verlangt der Dampfer die dreifache Anzahl bedienender Mannschaften wie der Segler. Dazu kommt vor allen Dingen, daß, günstige Umstände vorausgesetzt, die heutigen Schnellsegler ihre Reisen in nicht viel weniger Zeit ausführen als die Frachtdampfer.

Bis Mitte des Jahrhunderts waren fast alle Schiffe von der mehr oder weniger plumpen Bauart, die wir noch heute bei alten Seglern in unseren Häfen finden. Die Amerikaner bauten zuerst schnellsegelnde Fahrzeuge für den Dienst zwischen New York und San Francisco, „Clipper“ genannt, nach dem Umstande, daß sie bei vollständig leerem Raume umkippten (to clip). Die fortschreitende Technik vervollkommnete diese Fahrzeuge, und neuerdings sehen wir den Segelschiffsbau gerade in Deutschland zu hoher Blüte sich entfalten. Das moderne Segelschiff ist ein vollständig anderer Bau als das ehemalige. Rumpf, Masten, Rahen und Bugspriete von gehärtetem Stahl sind von äußerster Zähigkeit und dabei im Verhältnis zu den riesigen Dimensionen leicht. Die modernen Klipper halten etwa 2- bis 5000 Tonnen und sind je nach ihrer Größe Drei- bis Fünfmaster. Jeder Mast trägt 5 bis 7 Rahen, so daß die größten Schiffe, wenn alles beigesetzt ist, etwa 45 bis 50 Segel zu stehen haben.

Das größte, schnellste und prächtigste Segelschiff der Welt „Potosi“, der Reederei von F. Laeisz in Hamburg gehörig, trägt die deutsche Flagge und ist auf der deutschen Werft von Joh. C. Tecklenborg zu Geestemünde erbaut worden. Ein langer, schmaler, zierlich aussehender Rumpf trägt fünf hohe, schlanke Masten, an denen mächtige Rahen teils fest sind, teils auf und nieder fahren. Geführt wird die „Potosi“ von Kapitän Hilgendorf. Das Fahrzeug hat die schnellsten Reisen, die je ein Segler gemacht hat, ausgeführt; seine Hauptleistung bestand in der Fahrt von England nach Valparaiso in 57 Tagen. Es gewährt einen großartigen Anblick, das herrliche Fahrzeug mit 16 bis 17 Meilen Geschwindigkeit durch das Wasser rasen zu sehen. Bei Kap Horn warten der Schiffe schwere Tage der Prüfung. Was kümmert sich jedoch die „Potosi“ und ihr Führer um Sturm und Wogendrang! Fest ist das Schiff, und fest sind die Männer an Bord. Schlank und leicht gleitet die „Potosi“ über die hohen Wellenberge hinweg. H. B.