Der Frauenfeind

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Titel: Der Frauenfeind
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 51
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[51] Der Frauenfeind. Mit offenem Visir tritt er vor die Frauenwelt, geharnischt von Kopf zu Fuß, und nur ein leises Lächeln, das um seine Lippen spielt, beweist, daß er es doch nicht ganz so schlimm meint, wie es den Anschein hat. Wir sprechen von einer neuen Monatsschrift, von Ferdinand Groß herausgegeben, welche diesen Titel führt. Freilich hat der Herausgeber Recht, wenn er meint, es sei ihm jede Aussicht geraubt, nach seinem Tode als armer Frauenlob von weiblichen Händen zu Grabe getragen zu werden; dagegen hofft er, daß die vernünftigen Frauen sich um seine Fahne scharen werden; denn es gelte ja nur den Kampf gegen den maßlos angewachsenen Frauenkultus – und darum wendet sich die Zeitschrift sogar in erster Linie an die Leserinnen und bittet um ihre Zustimmung. Nicht gegen das Weib, ruft Max Nordau, der jedenfalls auch in anderer Weise begraben werden wird als Frauenlob, richtet sich der Zorn der Wahrheitsfreunde, sondern gegen den Mann, der den lächerlichen und blödsinnigen Weiberkultus treibt. Gleichwohl rathen wir auch den Frauen, diesem dem Anschein nach so wohlwollenden Gegner aus dem Wege zu gehen; denn er versetzt wahre Keulenschläge den Vergötterern des Weibes; die Hälfte davon geht aber daneben und trifft das Weib selbst. Nun, deutlich genug ist der Strohwisch auf dem Titel der Zeitschrift, um die Frauen zu warnen, daß sie nicht Pfade wandeln, wo ihnen solch eine ungalante Begegnung mit einigen Rippenstößen den Weg versperrt.

Am schlimmsten ergeht es den schriftstellernden Frauen: die Blaustrümpfe werden in Vers und Prosa arg mitgenommen. Die litterarische Frauenarbeit wird als eine weibliche Handarbeit geschildert, die meist verderblich wirke. Glücklicher Weise werden Ausnahmen zugelassen; es ist von den „wenigen talentvollen Schriftstellerinnen“ die Rede, und diese seien zum Theil gerade in Oesterreich zu Hause. Der in Wien erscheinende „Frauenfeind“ sichert sich wenigstens gute Nachbarschaft. Nun, die erfolgreichsten Schriftstellerinnen leben nicht an der blauen Donau – das wenigstens ist eine Thatsache. Ueberhaupt muß doch jedes litterarische Werk für sich selbst sprechen: es kommt zunächst nicht darauf an, ob es einen Verfasser oder eine Verfasserin hat. Wir haben geistreiche Schriftstellerinnen wie die George Sand und die Fanny Lewald; wir haben andere, die mit der Lust zu fabuliren eine lebendige Phantasie und ein gefälliges Darstellungstalent vereinigen, wie die Schriftstellerinnen der „Gartenlaube“. Ein Roman soll das Lesepublikum fesseln: das gehört mit zu den Eigenschaften, welche auch die strenge Kritik von ihm verlangen darf. Und wenn das den Schriftstellerinnen besser gelingt als vielen Schriftstellern: ist denn das ein Unglück, welches der Litteratur Verderben bringt? Man schimpft auf die Blaustrümpfe: nun, so mache man’s besser als sie. Der „Frauenfeind“ darf freilich vor dem weiblichen Talent nicht salutiren, sonst würde er ja fahnenflüchtig werden. Immerhin bleibt seine Aufgabe schwierig, immerfort mit grimmer Miene und in herausfordernder Stellung dem „ewig Weiblichen“ gegenüberzustehen, das ja unsern großen Dichter „hinangezogen“ hat. †