Der Große Kurfürst auf Rügen

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Titel: Der Große Kurfürst auf Rügen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 120–121, 131
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[120–121]

Des Großen Kurfürsten Landung auf Rügen.
Nach dem Oelgemälde von A. Tschautsch.

[131] Der Große Kurfürst auf Rügen. (Mit Illustration S. 120 und 121.) Mit weitem Blicke, mit jener Vorahnung, welche den Männern von geschichtlicher Bedeutung eigen ist, hatte der Große Kurfürst bereits nach allen Seiten hin gleichsam das Maß genommen für des Staates künftiges Wachsthum; ja einiges von dem, womit er vorschauend den Anfang machte, schien bald nach seinem Tode wieder eingeschlafen zu sein; es schlummerte fast anderthalb Jahrhunderte hindurch, um dann von neuem zu erwachen und in einer glänzenden Auferstehung ein dauerndes Leben zu gewinnen. Der Fürst hatte den Instinkt gehabt, einen Lebenspuls seines jungen Staates herauszufühlen; das heutige Preußen und Deutschland hat ihm Recht gegeben. Seine brandenburger Marine, die selbst für den Großen Friedrich ein verschollenes Märchen war, ist jetzt wiedergeboren worden als deutsche Reichsmarine, welche die preußischen Küsten und den deutschen Handel in allen Welttheilen schützt. Ja selbst für die neue Kolonialpolitik finden wir die Vorläufer unter des Großen Kurfürsten Regierung. Damals waren die Pläne, die seinen weitblickenden Sinn beschäftigten, verfrüht, aber es waren Anweisungen auf die Zukunft. An der Küste von Guinea wurde 1682 eine brandenburgische Handelsniederlassung gegründet; schon im Jahre 1650 wollte er eine solche auf der Coromandelküste in Ostindien errichten und verhandelte deshalb mit Dänemark. Die afrikanische Handelskompagnie machte im Jahre 1682 schlechte Geschäfte; der Kurfürst übernahm dann die Kompagnie auf den Staat, doch ohne Erfolg. Es fehlte dem kleinen Brandenburg an Kapitalien und an Unternehmungsgeist, und der Große Kurfürst mußte die Aufgabe, die er sich gestellt, die Betheiligung seines Staates am Welthandel, ungelöst seinen Nachfolgern übergeben.

Nicht so unbedeutend war die brandenburgische Kriegsflotte, die der Fürst begründet hatte und die im Jahre 1681 dreißig größere und kleinere Schiffe zählte; sie hatte ihm im Kriege mit Schweden große Dienste geleistet, besonders in den Kämpfen um Vorpommern seit 1675, bei Eroberung der Inseln Usedom und Wollin.

So sehen wir auf unserem Bilde den Großen Kurfürsten, wie er, von seiner Flotte unterstützt, die Insel Rügen den Schweden zu entreißen sucht. Seine Flotte hat beim Bombardement der Küsten ihre Schuldigkeit gethan, ebenso bei dem Transport der Truppen. Jetzt landet das Heer vor seinen Augen. Ein Wald von Masten und Flaggen im Hintergrunde; Reiter und Rosse entsteigen dem Schoß der Schiffe und dringen durch die seichtere Fluth ans Land. Dort ordnen sich die Schwadronen. Hoch zu Roß, mit scharfem Blick und allgegenwärtigem Geist, hält der Kurfürst vor seinen Generalen, der glorreiche Sieger von Fehrbellin, der Begründer der hohenzollernschen Machtstellung in Europa, eine imponirende Herrschergestalt, ein mächtiger Gebieter zu Land und See.