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Der Schweißhund

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Textdaten
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Autor: Adolf und Karl Müller
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Titel: Der Schweißhund
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aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 784–787
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Der Schweißhund.


Eben hat der Windzug von der Thurmuhr aus dem nahen Orte die Schläge der zweite Morgenstunde durch den Wald herüber zur Forstwohnung getragen. Die zwei hohen Fichten vor derselben trifft schon eine Weile der Lichtschimmer aus des Oberförsters Stube. Der Waidmann, den es so frühe vom Lager getrieben, ist jetzt im Begriffe, aus seinem Gewehrschranke die alte gewiegte Büchse aus der berühmten Fabrik von Schmidt und Habermann in Suhl hervorzunehmen, um sie mit bedächtiger Vorsicht zu laden. Vor ihm steht sein Schweißhund „Hirschmann“, mit dem ernsten Blicke seiner großen dunkeln Augen und dem leisen Wedeln seiner Ruthe anzeigend, daß er sich der Dinge, die da kommen sollen, wohlbewußt sei. Es ist ein Thier von der Größe eines Hühnerhundes, braun von Hauptfarbe und glatthaarig, an Läufen, Hintererextremitäten, Schnauze und an zwei runden Flecken über den Augen entschieden dunkelfuchsfarben „gezeichnet“. Das ganze Behaben erinnert etwas an den englischen Pointer (glatthaarigen Hühnerhund), namentlich an den sogenannten Bracken-Pointer; doch ist des Schweißhundes Kopf bei aller oberen Breite länglicher, die Schnauze schmaler und der Behang viel länger und weicher, überhaupt die ganze

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Hirschmann bei dem verendeten Wild.
Nach der Natur gezeichnet von C. F. Deiker in Düsseldorf.

[786] Gestalt untersetzter. Das Nasenbein erscheint kaum merklich nach unten gebogen und endigt in der äußeren Bildung einer bedeutsamen Nase, dem Organe des feinsten Witterungsvermögens. Die breite Brust mit den tiefen Höhlungen an beiden Seiten des vorsehenden Brustbeines, die gute Wölbung der Rippen, die geraden, muskelkräftigen Läufe mit den starken Sprunggelenken, den geschlossenen Zehen und heraustretenden Hinterschenkeln, der stramme, gerade Rücken, die eingezogenen Weichen nebst den runden, breiten Hüften bekunden ebenso sehr große Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit, wie die lange, etwas tiefangesetzte Ruthe ein Zeichen echter Race ist. Hirschmann ist der schwarzen Race mit gleicher fuchsfarbenen Zeichnung, sowie der ganz fuchsfarbenen oder gelben sehr verbrüdert, auch zählt er glatthaarige wolfstreifige, hin und wieder selbst langhaarige Vettern von brauner oder schwarzer Färbung. Hingegen hat seine Normalrace nichts gemein mit den niedrig gebauten Thieren mit abstehenden Ellenbogen und etwas schiefen Läufen, welche gewaltig abstechen gegen die stramme Haltung und die hohe Action der Vertreter reiner Race.

Der braune Hirschmann, aus dem Braunfels’schen stammend, ist längst ein waidmännisch „vollkommener“ Hund. Ohne durch das sogenannte „Pfeifen“ (Winseln) die leidige Unruhe schlechter oder junger Schweißhunde zu verrathen, läßt er sich ruhig an die „Halsung“ (Halsband) mit dem „Hetzriemen“ oder „Fangstrick“ nehmen und folgt gemessen hinter der linken Seite seines Führers, der, aus dem Hause schreitend, nun bedächtig „zu Holz zieht“, um die „Frühpürsche“ auszuüben.

Schon verkünden den noch hinter den Bergen weilenden Tag blaß-weiße Streifen am Horizonte. Die Strophe des alten Waidmannsliedes:

„Es fängt schon an zu tagen,
Nun ist’s die rechte Zeit –“

geht eben unserem Jäger durch’s Gemüth, als plötzlich der alte Hirschmann an der Ecke einer Waldwiese still steht und „windet“ (mit der Nase in der Luft wittert). Sein aufmerksamer, behutsam dahinpürschender Herr hat den jähen Widerstand am Hetzriemen gemerkt und biegt sich vorsichtig in der Richtung, die der Hund mit seiner windenden Nase angiebt, am Waldsaume vor, die Wiese auszukundschaften. Ein dunkler Gegenstand in derselben verräth ihm, daß bereits ein Stück Wild auf dieselbe zur „Aeßung“ getreten. Noch kann aber nichts Näheres wegen der herrschenden Dunkelheit vermerkt werden. Hirschmann, als ein vollkommener Schweißhund, wird blos an der abgelegten Jagdtasche seines Herrn mit dem Hetzriemen an Ort und Stelle gelassen. Ruhig legt sich der Alte nieder, während sein Herr sich zum Anpürschen an das Stück Wild in der Wiese wendet. Dies kann auf einem alten Wege im deckenden Stangenholze längs des Wiesenrandes bewirkt werden und gelingt dem Schützen bis auf Büchsenschußweite. Im ersten Morgengrauen nun präsentirt sich dem überraschten Auge unseres Waidmannes ein „jagdbarer“ Hirsch, ein „Zehnender“, mitten auf der Wiese „breit“ (von der Seite). Es blitzt aus der Büchse, und mit dem Knalle sieht der geübte Waidmannsblick den Hirsch durch Zusammenfahren ein „Zeichen machen“, nachdem das aufmerksame Ohr auch die Kugel „schlagen“ gehört. Aber der Hirsch geht „flüchtig“ gegenüber der Wiese durch’s hohe Holz bergauf, der nächsten Dickung zu. Kein günstiges Zeichen!

Der „Anschuß“, das heißt die Stelle, wo der Hirsch getroffen, wird schnell „verbrochen“, das ist mit abgebrochenen Zweigen bezeichnet, und der an seinem Platze ruhig verweilende Hirschmann abgeholt oder waidmännisch „arretirt“. Der Hund zieht auf den Zuspruch; „Vorhin, Hirschmann, verwund’t!“ ruhig an dem Fangstricke vor dem Jäger her und „fällt“ sogleich den „Schweißgang an“. Eine Strecke über die Wiese in das hohe Holz hinein wird mit dem Hunde „nachgezogen“ (die schweißige Fährte verfolgt). Von ungestümem Vordringen, oder gar von „im Wind Suchen“ neben dem Gange ist bei Hirschmann keine Rede. Ruhig und regelmäßig, wie an einer Schnur „bringt er die Schweißfährte fort“ (verfolgt er sie), so spärlich dieselbe auch hin und wieder erscheint. Nur einmal ist es bei gänzlichem Mangel an Schweiß auf einer längeren Strecke nöthig, „vorzugreifen“ oder einen „Bogen zu schlagen“, das ist mit dem Hunde abseit so lange halbkreisförmig vorzuschreiten, bis man den Schweißgang wieder gekreuzt und der Hund ihn von Neuem aufgenommen hat. Plötzlich entdeckt man im Schweiße ausgeflossenes zermalmtes „Geäße“, ein Zeichen daß der Hirsch „weidwund“, das heißt in das „Gescheide“ (Gedärme) geschossen ist. Hirschmann wird arretirt oder von der Fährte zurückgenommen und dem „angeschweißten“ (verwundeten) Hirsche einige Stunden Zeit gelassen, sich in einer Dickung „niederzuthun“.

Nach mehreren Stunden ist unser Waidmann mit Hirschmann und begleitet von dem alten Wildhüter Peter, vulgo der „Hirschpeter“ genannt, wieder an Ort und Stelle, mit dem Hunde nunmehr ernstlich dem erfahrungsmäßig inzwischen „krank gewordenen“ Hirsche „nachzuhängen“ oder „nachzuziehen“. Hirschmann bringt den schweißigen Gang fort durch das hohe Holz bis zur nächsten Dickung, oben auf einem mäßigen Bergrücken. Hier an der Wand des sehr dichten jungen Holzes stehen die beiden Waldmänner in kurzer Jagdberathung, die zu dem Beschlusse führt, den Waldort mit Hirschmann vorerst zu umgehen, um den angeschweißten Hirsch zu „bestätigen“, ehe man mit der „Hatze“ auf Gerathewohl beginne. Hirschpeter nimmt den Hund und umkreist die Dickung mit demselben am Fangstricke. Nach einiger Zeit erscheint er von der anderen Seite des Dickichtrandes, dem Oberförster meldend, daß Hirschmann längs des Jungholzes nirgends einen Schweißgang angefallen, der Hirsch also im dichten Holze „stecken“ müsse. Auf diese Meldung hin, sicher wie ein Evangelium, wird der Hund nun vom Stricke „gelöst“, um allein den Hirsch „auszumachen“ oder zu finden. – Hat Meister Hirschmann doch schon zu wiederholten Malen, sogar auf „grobe“ (zwei- und mehrjährige) angeschweißte Sauen bekundet, daß man sich in der Alleinhatze, selbst im „Verlorensuchen“ auf ihn verlassen kann, und „Fehlhatzen“ (das heißt vergebliches Hetzen) bei ihm unter weiser Berücksichtigung der waidmännischen Verhältnisse von Seiten seines Führers nie vorfallen. Noch unlängst bewies er sich bei einem angeschweißten, noch flüchtigen „Hauptschwein“ (fünfjähriges Schwein), das er in einem Sumpfe verbellt, ebenso ausdauernd wie vorsichtig, da der „Keiler“, nur an einem Laufe lahm, den Hund „annahm“ (auf ihn losging) und um sich schlug. In gehöriger Entfernung von der Sau sich haltend, „gab“ der kluge Hund eine gute Viertelstunde anhaltend „laut aus“, bis man mit der „Hatz“ (Anzahl Saurüden) gefolgt war und den Keiler „auf den Boll hetzte“ (von den Hunden fassen ließ). – So wird der alte Bewährte auch heute seine Alleinhatze gut bestehen – schließen die beiden an der Dickung Stehenden.

Mehrere Minuten sind indeß in angestrengtem Aufhorchen auf die Jagd Hirschmann’s verstrichen, als derselbe plötzlich in der Dickung laut ausgiebt. Er hat einen „feinen Hals“ (hohe Stimme), so daß der dumpfe, tiefere Laut, den Hirschmann eben hören läßt, dem Eingeweihten um so deutlicher verkündet, er habe den Hirsch gefunden und verbelle ihn lebhaft. Rasch eilt man durch’s Holz der Stelle zu, wo der Hund anhaltend „standlaut“ ist. Man erreicht einen Erlenhorst, worin der Hirsch sich niedergethan und so krank geworden ist, daß er nicht mehr „hoch wird“ oder „aufsteht“. Nur schwach und unentschieden schlägt er mit dem Geweihe nach dem Hunde, der auf den Zuruf seines Herrn: „Hui faß’, Hirschmann!“ wie der Blitz den Hirsch an der Kehle gepackt. hat. So ist dem Jäger beste Gelegenheit geboten dem Kranken mit dem Hirschfänger den „Fang“ (Stich) hinter das Blatt zu geben. Hirschpeter „bricht“ waidgerecht den „verendeten“ Hirsch sogleich „auf“, um ihn bald darauf mit herbeigeschaffter Mannschaft auf dem Wildkarren, geschmückt mit „Brüchen“ (Laubzweigen), aus dem Holze zu schaffen.

Auf dem Heimzug erfahren wir von Hirschpeter noch manche Charakterzüge Meister Hirschmanns. Derselbe macht dem Oberförster einen Leithund überflüssig: denn er „zeichnet“ alle Fährten von Hochwild und leistet so beim „Bestätigen“ die besten Dienste, das heißt er zeigt den frischen Stand von Roth-, Dam- oder Rehwild, sowie einer Sau in einem Districte an, welch’ letzteren man dann getrost auf das bestätigte Wild abtreiben lassen kann. Er ist auch auf angeschossenes Kleinwild zu gebrauchen und verrichtet diese Jagd allein auf Hasen und Füchse vortrefflich, welch’ letztere er, „scharf“ wie er ist, tüchtig „abwürgt“, nachdem er nur erst der Nähe seines Herrn versichert ist, dem er [787] mit Standlaut-Geben den Ort, wo er das Raubzeug „geraumt“ (eingeholt), verräth. Mit gutem Erfolge hat man die Kreuzung Meister Hirschmanns mit der Hühnerhündin Bella versucht und in zweiter Linie auf Schweiß sehr tüchtig „arbeitende“ Hühnerhunde erzogen. Hirschmann ist außer dem Jagdamte ein braver, ruhiger Hund, der Haus und Hof treulich bewacht, auch kein Herumtreiber, sowie in Gefahr ein entschiedener Vertheidiger seines Herrn, wie er es bei Affairen und Wilddieben bewiesen. Warum sollte der Hund, der beherzt den jagdbaren Hirsch auf den Zuruf seines Herrn anpackt und an der Kehle würgt, der den Keiler tapfer verbellt, nicht seinen Mann stellen? Sein ebenso muskelkräftiger als geschmeidiger Körper, sowie sein vortreffliches Gebiß sind sichere Bürgschaften für seinen erfolgreichen Beistand wie auf der Jagd, so auch in Noth und Gefahr. Aber die vorzüglichste Eigenschaft, die den Hund zu einem wahren Kleinode auf der Wildbahn des Revieres gestempelt und ihm den Ruf eines Vollkommenen weit und breit erworben, ist das Laut-Ausgeben selbst von einem aufgefundenen schon verendeten Stück Wildpret. Das ist ebenso eine Race-Eigenthümlichkeit, wie das Lautjagen hinter krankem Wilde überhaupt. So sei denn auch, nach Hirschpeters Referat, noch kein Nachkomme Hirschmanns von der echten Art des Alten fehlgeschlagen: alle jagten laut, und von „Stummen“, denen man künstlich Glocken anhängen müsse, um ihrer Jagd folgen zu können, sei bei dieser Race keine Rede, noch viel weniger aber von sogenannten „Schwärmern“, die wie Phantasten mit hoher Nase im Winde herumvagirten und ein über das andere Mal die Fährte oder den Schweißgang übersprängen.

Einige Tage später haben wir Gelegenheit, Hirschmann diese seine höchste Bravour an dem Capitalhirsch, einem „Vierzehner“, dem „Einsiedler“, wie ihn Peter bereits getauft hat, bethätigen zu sehen. Der Einsiedler hat nach Peter’s Meldung seinen „Sommerstand“ in einem Felsgerölle genommen, das von dem zusammenhängenden Forste ab weit in ein Außenfeld vorspringt. Er geht auf die Wickenflur im Felde, und lange vor der Abenddämmerung sehen wir den Oberförster mit Peter und Hirschmann schon zum Ansitze am Außenfelde erscheinen. Schon mehrmals hat unser Waidmann vergeblich auf den Einsiedler angesessen – jedesmal hatte den Ankommenden der Heimliche in der Dickung „vermerkt“ und war erst in der Nacht auf das Feld zur Aeßung getreten, als der Jäger, des langen vergeblichen Abwartes müde, seinen Stand verlassen hatte. Das zeigte deutlich die frische Fährte des Capitalen Tags darauf den Blicken des das Feld abspürenden Peter. Heute aber gebraucht der Oberförster eine vom pfiffigen Hirschpeter vorgeschlagene Waidmannslist. In den Socken ist er dem vernehmlichen Schrittes ihm dicht nachfolgenden Peter bis zum Ansitze vorangegangen und nimmt nun den verdeckten Stand seitwärts des gewohnten „Wechsels“ in aller Stille und Behutsamkeit mit Hirschmann ein, während Peter geräuschvoll seinen Gang weiter fortsetzt, um den jedenfalls im Holze „sichernden“ (mit allen Sinnen thätigen) Einsiedler weidlich anzuführen. Dies scheint denn auch diesmal nach bestem Wunsche zu gelingen: denn mit der ersten schwachen Dämmerung vernimmt der Ansitzende das Geräusch des aus seinem Wechsel „von Holz ziehenden“ Hirsches.

In demselben Augenblicke entladet sich aber ein schon lange bedrohlich über dem Walde hängendes Gewitter mit dem ersten Blitzleuchten und Donnerschlage, der das Echo der nahen Felsen weckt; zugleich fallen die ersten schweren Tropfen aus dem Gewölke. Noch weilt der Hirsch im Holze, und es steht zu befürchten, daß das heranbrausende Wetter auch diesmal den Ansitz zu Nichte mache. Doch einen Augenblick später ist der Capitale, in dem hohen Feistzustande des Augustmonates prangend, „vertraut“ in’s Lichte vor das Holz getreten, dem Ansitzenden Gelegenheit zum besten Breitschusse bietend. Sacht hebt sich der Büchsenlauf des Schützen, und im nächsten Momente kracht der Schuß echohallend, dem des Himmels Donner in rollendem Crescendo sich gesellen. Jetzt entladen sich die vorüberwehenden Wolken mit einem heftigen Platzregen.

Wohl hat der Hirsch auf den Schuß ein sprechendes Zeichen in einer „Flucht“ (Satze) gemacht, aber er ist darauf „rennend“ durch die Dickung gebrochen; alles fernere Geräusch, daß er im Holze bald darauf zusammengestürzt oder schlecht getroffen weiter flüchtig geworden, ist durch das Toben des Gewitters selbst dem schärfsten Jägergehöre zu vernehmen unmöglich geworden. In größter Eile ist der Schütze auf dem Anschusse – jedes Zeichen erscheint von der Gewalt des strömenden Regens schon verwaschen. Wohl fällt Hirschmann den Gang des Hirsches an, und einen Moment zuckt der Jagdeifer durch die Seele des Oberförsters, den Hund zu lösen, aber auch ebenso schnell lenkt die innere Stimme des Waidmannes das Gemüth in die Geleise der Ruhe und Vorsicht ein. „Mit der ‚Nachsuche‘ bis morgen warten!“ ist die Losung für die nächste Frühe.

Der werdende Tag trifft die Jäger mit Hirschmann auf dem Anschuß, und der im Holze alsbald gelöste Hund ist mit dem Zuspruche seines Herrn: „Verloren, Hirschmann, such’!“ schnell im Dickicht verschwunden. Eine erwartungsvolle längere Pause folgt, nachdem man einige Augenblicke noch die Suche des durch das Holz dahin eilenden Hundes vernommen. Mit einem Male aber erschallt vom Felsgerölle her ein kurzes Lautgeben, dem ein langgezogenes Geheul folgt. „Hoho! gefunden!“ schallt der lakonische Ausruf Hirschpeters, der dem durch das Holz eilenden Oberförster flugs bis zum Felsgerölle gefolgt ist. Hier am Fuße eines stark vorhängenden Felsblockes liegt der capitale Vierzehner, beim Zusammenstürzen in das Geäste mit dem Geweihe noch so gehalten, daß es den lebhaften Anschein hat, als wolle er jeden Augenblick in seiner ganzen „Stärke“ (Größe) hoch werden. Ein überraschender Anblick, in welchem die beiden Männer des Waldes selbst, einige Augenblicke überwältigt, verharren bis sie des Hundes wiederholter Laut zu dem begeisterten Ausrufe weckt: „Ho, Hirschmann, brav gefunden! Du Meisterhund des Reviers!“

Adolf Müller.