Der Schwur (Schwab)

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Autor: Gustav Schwab
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Titel: Der Schwur
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aus: Gedichte. 1. Band, S. 325–326
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1828
Verlag: Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Der Schwur.

Begebenheit aus der neuesten Zeit.

Und hab’ ich gebuhlt mit meiner Magd,
Herr Richter, so sey es Gott geklagt,
So will ich kein ehrlich Sterben
Auf weichem Polster erwerben.

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Der reiche Bauer zögert nicht,

Zu Urach schwört er’s vor Gericht,
Er macht mit seinem Schwure
Die Liebste sein zur Hure.

Am späten Abend aus dem Thor

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Geht er den Alpensteig empor,

Er ließ die Magd wohl weinen,
Und an der Brust den Kleinen!

Was murrst du, alter Wasserfall?
Was schüttelt ihr die Häupter all,

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Ihr Eichen und ihr Buchen?

Ihr Winde, wen kommt ihr suchen?

Die hohen Felsen stehn zu Hauf,
Sie heben den weißen Finger auf,
Die Bauern alle die andern

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Mit Eile, mit Eile wandern.


Der Eine schleichet hinterher,
Sein Athem wird ihm kurz und schwer,
Zu des Gesteines Klötzen
Wankt er, sich hinzusetzen.

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Die andern schau’n sich nach ihm um,

Es schallt kein Tritt, der Wald ist stumm,
Da stocken ihre Reden,
Sie gehen weiter im Oeden.

Zuletzt im Regen und im Wind

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Die Dirne kommt mit ihrem Kind,

Ihr ist, als ob es riefe
Wehklagend aus der Tiefe.

O weh, sie kennt die Stimme wohl,
Wie tönet sie so bang und hohl,

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Die einst so hell geklungen,

Die Zucht ihr fortgesungen!

Es zieht sie zu der Felsenwand;
Sie beugt sich schauend über den Rand,
Der Mond schleicht vor, zu leuchten,

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Dort liegts im Grund, im feuchten.


Tief unten zwischen Strauch und Baum,
Und zwischen Fels und Wasserschaum,
Da röchelt, in Qual und Reue,
Zerschellt der Ungetreue.

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Des Herrn Gericht, wie bist du schnell!

Es scheint der Mond ganz kalt und hell;
Es wirft die Magd sich nieder,
Und drunten stöhnts nicht wieder.