Der Teufel zu Neurode
Neurodens Burgherr, üppig, läßt
Sein ganzes Mastvieh schlachten,
Um bei dem nahen Faschingsfest
Die Tafel zu befrachten.
Ihm Gäste rings zu laden;
Doch Alle, schon versagt zum Schmaus,
Entschuld’gen sich in Gnaden.
Und als der Herr: „Sie kommen nicht!“
Flucht er mit grimmigem Gesicht:
So mag der Teufel kommen!
Kaum hat das Wort der Wind, der weht,
Vom Mund’ ihm weggenommen,
Der Teufel sei gekommen!
Er zieh’ in’s Schloß mit seinem Heer
Der scheußlichsten Gespenster,
Und zwar, zum Spott der Gegenwehr,
Der Keller und die Küche,
Und emsig schlürfen sie das Mahl
Im Schall der Höllenflüche.
Weiß keinen Rath zu fassen.
Eilt, mahnt der Pfarrer, auf dem Fleck,
Die Hölle zu verlassen.
Es rette sich zur Kirche her
Daß nicht das wilde Höllenheer
An euch auch Beute finde.
Schon treibt sie eigne Angst und Eil,
Dem Satan zu entlaufen,
Flieht der gescheuchte Haufen.
Als nun, da sie versammelt sind,
Der Herr die Seinen zählet,
Sieht er, daß noch sein jüngstes Kind,
Wild fängt er gleich zu toben an,
Verflucht das Hofgesinde,
Und treibt’s und jagt’s zur Burg hinan
Nach dem verlornen Kinde.
Und hinterdrein der Ritter;
Doch einen Höllenrachen glich
Jedwedes Fenstergitter.
Gesichter funkeln wild heraus,
Die Zähne fletschend groß und graus,
Stets auf und nieder schnappen.
Ein in sich wühlendes Genist
Von Eulen, Affen, Katzen
Hervor mit Teufelsfratzen.
Mein Kind! mein Kind! schreit außer sich
Der Vater auf. Erbarmen!
Da schwenkt ein Unhold fürchterlich
Und hält’s dem Vater hin, und lacht,
Und scheint sich dran zu laben,
Ein zartes Kind in seiner Macht,
In seinen Klau’n zu haben.
Gern jedes Opfer brächt’ er;
Doch es verschwand der schwarze Mann
Mit gräßlichem Gelächter.
Nur Einen schreckt nicht die Gefahr,
Er will’s mit Teufeln wagen.
Der Vater? – Nein! der Vater nicht,
Den lähmt die Schuld der Sünde;
Ich geh’ hinauf zum Kinde.
Und in die Kirche noch zuvor
Geht er, empfängt den Segen;
Steigt dann zur Burg, dringt durch das Thor
Und als er eintritt, wähnt er, soll
Die Burg vom Lärm zerplatzen;
Vom wilden Tischgelage toll,
Umtummeln sich die Fratzen.
Sieht sich der Mann umklaffen,
Und alle Rachen gähnen auf,
Und alle Krallen gaffen.
Es zischt und sprudelt Gluth umher,
Und immer näher rückt das Heer,
Den Fremdling einzuzwängen.
Kniet er noch einmal nieder;
Sich stark durch Spruch und Lieder.
Es schnaubt und knirscht der Schwarm vor Wuth,
Die scharfen Zähne blecken;
Doch nichts betäubt den kühnen Muth,
Sie gaukeln, taumeln vor ihm her,
Sein Lied zwingt sie, zu weichen,
Zu Winkel treibt das Höllenheer
Er mit des Kreuzes Zeichen.
Und will damit entlaufen;
Johannes folgt ihm ohne Rast,
Mit ihm sich d’rum zu raufen.
Er eilt, er kämpft, und scheut sich nicht,
Kühn ringt er, und es muß der Wicht
Ihm seine Beute lassen.
Es schäumt, es zischt vor Wuth der Schwarm,
Er jagt die Höllenknechte,
Hinaus durch Himmelsmächte.
Und dem geliebten Knaben,
Und will mit frohem Ungestüm
Doch hin zur Kirche trägt’s der Knecht,
Giebt’s in des Priesters Hände;
Nur Gott, spricht er, hat Gnad’ und Recht,
Daß er das Kind euch spende.
Von Gottes Hand auf’s Neue;
Doch bändigt euern wilden Sinn,
Und sühnt den Fluch durch Reue.