Die Dämmerung (Zerstreute Blätter)

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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Die Dämmerung
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aus: Zerstreute Blätter (Dritte Sammlung) S. 5-6
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1787
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: ULB Düsseldorf und Commons
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[5]

          Die Dämmerung.


     Der Aether und die Liebe war
Das ältste hohe Götterpaar;
Sie zeugten die Unsterblichen,
Den Himmel und die Seligen.

5
     Und tiefer in der Wolken Reich

Ward ihr Geschlecht der Wolke gleich;
Sie, ewigschön und ewigjung,
Erzeugten uns die Dämmerung.

     Aus Licht und Schatten webten sie

10
Der Menschen trügend Daseyn hie;

Nur Dämmerung ist unser Blick,
Nur Dämmerung ist unser Glück.

[6]

     Der Jugend holdes Morgenroth
Verbirget, was der Tag uns droht;

15
Der Blume schwülen Mittag kühlt

Ein Zephyr, der am Abend spielt.

     Und Ohr und Auge täuscht sich gern;
Das Herz, es pochet in die Fern’;
Es wünscht und hat und glaubets kaum:

20
Denn ach sein schönstes Glück ist Traum.


     Die Hoffnung, ewigschön und jung,
Ist auch ein Kind der Dämmerung;
Auch ihre Schwester Sehnsucht liebt
Den Schleier, der die Lieb’ umgiebt.

25
     Ich dank euch, die ihr um mich schwebt,

Daß ihr die Hülle mir gewebt;
Doch Lieb’ und Aether, leiht o leiht
Mir einst ein heller Pilgerkleid.