Die Entstehung der Wallfahrtskirche zu Walddürn

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Textdaten
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Autor: Joseph Anton Rueb
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Titel: Die Entstehung der Wallfahrtskirche zu Walddürn
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 625–626
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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Die Entstehung der Wallfahrtskirche zu Walddürn.

In einer ziemlich rauhen Gegend des Badischen Odenwaldes, an der Straße von Heidelberg nach Würzburg, liegt die hübsch gebaute Stadt Walddürn, die ihren Ursprung höchst wahrscheinlich einem römischen Castelle verdankt, das später in ein teutsches Ritterschloß umgewandelt wurde, um welches sich nach und nach ein Dorf bildete, welches unter den reichen, vom Maine bis zum Neckar begüterten Herren von Dürn oder Düren, deren Geschlecht in mehrfacher Hinsicht als wohlthätig verdient erscheint, um das Jahr 1236 sich zur Stadt erhob, die aber erst seit dem Jahre 1330 durch eine Wundergeschichte, so daselbst vorfiel, in bedeutende Aufnahme kam. Die Sage, aus einer Zeit stammend, wo das Volk ohne Aufklärung überall nur Wunder suchte und dieselben in seinen abergläubischen Vorstellungen auch fand, lautet so:

Im J. 1330 verschüttete ein Priester, während der Messe, aus Unachtsamkeit von dem eingesegneten Weine auf das weiße Kelchtuch, auf welchem nun augenblicklich das Bildniß des Heilands in blutrother Farbe hervortrat. Der Priester erschrak, verbarg das Tuch, nahm es zu sich und zeigte den Vorfall insgeheim bei seinen Obern an, welche hierwegen nach Rom berichteten, von woher bald die Erlaubniß kam, das Tuch mit dem Wunderbilde zur öffentlichen Verehrung auszusetzen.

[625] Diese Wunderbegebenheit war in kurzer Zeit überall bekannt und es zogen die Menschen von nah und fern, einzeln und in ganzen Schaaren, nach Walddürn; besonders in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war das Zusammenströmen des Volkes zum Erstaunen groß, da die Anzahl der dahin Wallenden jährlich oft auf 40–50,000 sich belief; selbst das ferne Köln sandte seine Wallfahrer hierher. – So wurde Walddürn einer der bekanntesten Wallfahrtsorte, wie es, wenn auch nicht mehr so stark wie früher besucht, bis jetzt geblieben ist. Die Pfarrkirche, ein großes und schönes Bauwerk mit reichen Verzierungen und Einkünften, enthält in einer silbernen Kapsel das wunderbare Kelchtuch, wodurch dieselbe die berühmteste aller Badischen Wallfahrtskirchen wurde, doch ist von dem ehemaligen Bildnisse nur noch eine schwache Färbung zu erkennen.

J. A. Rueb.