Die Landkokette
[468] Die Landkokette. (Zu unserer Kunstbeilage.) Leuchtend in goldgelber Pracht dehnt sich das wogende Kornfeld, der Sichel des Schnitters gewärtig. Durch die nickenden grüßenden Halme wandert schön Lieschen heim mit Rechen und Krug und leerem Eßkorb, frohmutig ein Liedchen singend mit den trillernden Lerchen um die Wette. Die Zukunft liegt vor ihr im rosigsten Scheine, dieweil ein gewisser Irgendwer, dessen Namen sie um keinen Preis der Welt verrät, sie auf den lachenden Mund geküßt und sie seinen „lieben Schatz“ genannt hat. Sonderbar, daß sie daran jetzt immer denken muß! Und weil sie der Weg nun doch einmal an seinem Acker vorbeiführt, denkt sie weiter, so könnten ein Paar Mohnblumen auf dem großen gelben Strohhut nichts schaden! Es macht sich so hübsch und steht ihr so gut und muß ihm auch gefallen. Also rasch ans Werk, die Blumen sind ja in Hülle und Fülle bereit! Nun steht sie da, bewundernd das Werk ihrer Hände, und ist fest überzeugt, so einen schönen Hut giebt’s nicht mehr in der Welt – soweit die Welt nämlich in dem Gesichtskreis jenes unbekannten Irgendwer liegt. Und darauf kommt es in diesem Falle gerade an!