Die Memoiren der Glückel von Hameln

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Textdaten
Autor: Glikl bas Judah Leib
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Titel: Die Memoiren der Glückel von Hameln
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Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1691–1719
Erscheinungsdatum: 1910
Verlag: Privatdruck
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Erscheinungsort: Wien
Übersetzer: Bertha Pappenheim (1859–1936)
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft: Erstausgabe von David Kauffmann, Frankfurt am Main: J. Kauffmann 1896
Quelle: Übersetzung aus dem Westjiddischen von Bertha Pappenheim, nach der Ausgabe von David Kaufmann 1896. Grundlage des E-Texts sind Scans einer Faksimileausgabe der Ausgabe 1910, Weinheim 2005, ISBN 3-407-22169-X.
Kurzbeschreibung: erste Autobiografie einer deutschen Frau
Die Anmerkungen sind Bertha Pappenheims Original-Fußnoten der Ausgabe von 1910, wurden aber nicht pro Druckseite (mit einem oder mehreren Sternchen versehen) abgebildet, sondern pro Buch durchnummeriert und am Ende jedes Buches abgedruckt.
Text auch als E-Book (EPUB, MobiPocket) erhältlich
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Inhalt:


[I]
Vorwort.

Die vorliegende Übertragung der von Professor Dr. David Kaufmann herausgegebenen »Memoiren der Glückel von Hameln«[1] macht keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit und wird der gelehrten Kritik nicht Stand halten können.

Die Übertragung des Textes in gemeinverständliche Sprache und Schriftzeichen[2] hat den Zweck, das Bild einer Frau neu zu beleben, die, tief in ihrer Zeit wurzelnd, durch ungewöhnliche Geistesgaben hervorragte, die treu war ihrem Glauben, treu ihrem Volke, treu ihrer Familie und treu sich selbst.

Die Arbeit habe ich unternommen für eine Anzahl von Enkeln und Urenkeln von Benedikt Salomon Goldschmidt[3] (geboren 13. Juni 1769, gestorben 30. Juli 1826) in Frankfurt a. M., dessen Familienzusammenhang mit der Familie Hameln aus der diesem Vorwort folgenden Stammbaumskizze ersichtlich ist.

Für die Autorisation hierzu, die von der Erbin D. Kaufmanns, Frau Rosa Gomperz, in entgegenkommendster Weise erteilt wurde, sei hier herzlichst gedankt.

Im zweiten Buche ihrer Memoiren (vergl. S. 60) sagt Glückel von Hameln: »Meine lieben Kinder, ich schreib [II] euch dieses, damit, wenn heute oder morgen eure lieben Kinder und Enkel kommen, und sie ihre Familie nicht kennen, ich dieses in Kürze aufgestellt habe, damit ihr wißt, von was für Leuten ihr her seid.«

Aus diesen Worten schon kann man, im Sinne der Frau, die ihre Aufzeichnungen in schlaflosen Nächten niedergeschrieben hat, das Recht herleiten, ihren Memoiren wieder eine Form zu geben, die sie der heutigen Zeit näher bringen.

Es wird sich damit aufs neue die Absicht der Schreiberin erfüllen: Fast zwei Jahrhunderte nach ihrem Tode werden Kinder und Enkel anderer Generationen erfahren, »von was für Leuten sie her sind«.

Aber auch solche Leser, denen das Buch kein Anlaß ist, die Fäden zu längst vergangenen Zeiten in einer Art von Familienpietät zurück zu verfolgen – die nicht in halb fremdartig anmutenden, halb anheimelnden Darstellungen ein Wiederbeleben und Wiedererleben von Gefühlen verspüren, die sonst nur als Tradition dunkel von uns empfunden werden – denen das Buch nicht Quelle atavistischer Empfindungen der seltsamsten Art ist, auch solche Leser werden Freude haben an dem Frauenbilde, das ihnen aus diesen Blättern entgegentritt.

Glückel von Hameln zeigt uns die Lebenszähigkeit und Lebensfreudigkeit der Juden ihrer Zeit in ihrem engsten Kreise und in ihren geschäftlichen, mitunter weit ausgreifenden Beziehungen in Erfolg und Mißerfolg, Glückel zeigt sich auf der Höhe der Bildung jener Epoche, mit dem spezifischen Einschlage jüdischer Gelehrsamkeit. Hinausblickend über die Sorgen des Alltags, die für die Juden der damaligen Zeit fast erdrückend waren, erscheint sie uns als kluge, starke Frau, die trotz des Herzeleides, das sie erlebte, trotz der schweren Schicksalsschläge, die sie erduldete, aufrecht blieb.

Wenn man so Blatt für Blatt der sieben Bücher ihrer Aufzeichnungen durchgeht, findet man in bunter Reihenfolge Erinnerungen an die Ereignisse der großen Welt, Schilderungen [III] der Vorkommnisse aus ihrem engeren Kreise, Einblicke in reges Geschäftstreiben, Bilder aus dem Familien- und Gemeindeleben, Reiseerlebnisse, und dazwischen Erzählungen und Legenden, alles in ureigentümlichster Auffassung und Darstellung.

Glückel von Hameln gebührt ein Platz unter denjenigen Frauen, die bescheiden und unbewußt das beste und wertvollste eines Frauendaseins verkörperten.

Frankfurt a. M., im März 1910.

          Bertha Pappenheim.

  1. Frankfurt a. M., Verlag von J. Kauffmann (1896). Auf Vorrede und Anmerkungen sei besonders hingewiesen.
  2. Für die hebräischen Textstellen habe ich die Hilfe von Sachverständigen in Anspruch genommen.
  3. Vergl. Beilage F.


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