Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):163

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CLXII verso:[Bearbeiten]

Das sechst alter
Sant Sebaldus

SEbaldus der wirdigst vnd heilligst peichtiger hat diser zeit (als etlich sagen) an lere vnd heilligkeit in teuetschen lannden gereichßnet.[1] Er ist auß hohgepornen eltern entsprungen eins koenigs zu tennmarckt vnd der kewschisten koenigin sun. die dann mit geluebd vnnd bete von got dise frucht erworben haben. Er was von iugent auff zu zucht vnd lernung der schrift gehalten vnd zohe zu begreyffung der freyen kuenst in seiner iugent gein parys: Als er nw darinn hoherfaren ward do wardt ime ein gar schoene iunckfraw von koenigclichem franckreichischem stammen geporn eelich vermehelt: aber er hat der werlt geprengk vnd sein koenigreich verachtet vnd sein allerhuebscheste gesponsen bey nacht verlaßen vnnd ist in ferre gegent vnd aynsidelschaft gegangen. alda .xv. iar heilligclich lebende. Als er aber darnach von andacht wegen gein rom kome do wardt er von babst Gregorio dem andern[2] zu den teuetschen zeziehen vnd ine zepredigen geordnet. vnd het Willibaldum vnd Wunibaldum die gebruedere zu weggeferten.[3] Also hat er erstlich bey den Longobardischen. darnach zu Regenspurg an lere. tugenten. vnd wunderzaichen geschinen. vnnd zu letst bey Nurmberg in aynoede der weld ein fast dienstlichs. beschewlichs vnd volkomens leben bis in sein ende gefueret. alda er dann zu sampt der lere die er dem volck tet in ruom der wunderzaichen fast nammhaftig worden ist. Als er nw zu letst zu großem alter raichet do kome er in sant Marteins cappeln zu Nurmberg do yetzo ein closter sant Benedicten ordens vnd zu sant Egidien genant ist.[4] daselbst verschiede er seligclich. Dess heilliger leichnam wardt von vngezemen ochßen an die statt der begrebbnus gefuert. alda dann ein schoene kirch in seinem namen gepawt wardt. Disen Sebaldum haben darnach die roemischen bebst von seyner manigfeltigen wunderwerck wegen in die zal der hailligen beichtiger genomen. Sunderlich babst Martinus der fuenft[5] hat diss heilligen sant Sebalds festt am .xix. tag des monats augusti zebegeen gepoten. Darumb wirdt diser heillig Sebaldus der Nurmbergisch patron vnd hawßuater von den zu nurmberg ierlich mit loeblicher begengknus geeret. dann dise loeblich beruembt statt auß verdienstnus diss irs wirdigsten patrons zunemung in eren vnd wirden empfindet.

Luitprandus der koenig

LVitprandus aisprandi sun der longobarder koenig[6] empfieng noch in leben seins vaters das koenigreich vnd regiret .xxxi. iar vnd .vii. monat vnd was koenigclichs fuerstenthumbs wol wirdig vnd groß gerads starcks leibs. vnnd also tetiger resscher[?] hand das nymant damit geschickter geachtet wardt. So was er an gerechtigkeit vnd gueetigkeit also achtper das nit wol zeerkennen was an welcher tugent er mer lobs wirdig wer. Er was auch ein fast guot cristenlich man vnd ein solcher liebhaber goettlicher ere das er nynndert einiche gotzhewser on sein stewr vnd hilff erpawen ließ. auch hat er zu papia vil tempel mit wunderperlicher zierde auffgepawt. Carolus marcellus was sein geuatter vnd ime fast freuendlich vnd schicket ime vil volcks zu hilff auß welschen landen wider die sarracen vnd sendet auch seinen sun Pipinum zu ime. im sein har (als gewonheyt ist) zebeschneiden. den empfieng luitprandus gar gueettlich vnd schicket ine mit begabungen seinen eltern wider haym. aber in dem .xii. jar seins koenigreichs ward er zu begirde der herrschung bewegt vnd fienge die stett vmb vnd vmb gelegen vnd vnderstund sich die stat rom zebelegern. also schicket babst Gregorius sein botschaft zu carolo dem koenig zu franckreich ine zebitten der statt rom vnd der kirchen zu hilff zekomen. do stellet Luitprandus auff begerung koenigs Caroli sein fuernemen ab vnd gabe den roemern vil abgedrungen stett wider.

RIcholdus ein hertzog der frießen wardt in disem iar auß der predig Wolframmi des bischofs bekeret vnd als er sich tawffen lassen wolt vnd in den tawff gegangen was do fiele ime ein zweifel zu also das er den eynen fuoß herwider zohe vnd fraget ob seiner voreltern mer in der hell oder in dem paradys wern. vnnd als man ime saget ir wernn mer in der hell do ruocket er den andern fuoß eylends auch widerherauß. vnnd sprach. Es ist loeblicher dem merern dann dem mindern teil nachzefolgen. also wardt er in seiner torheit betrogen vnd durch vnfuerbetrachten tod verzuckt.

Sant Othmarus

DIss iars in ianuario warden zwen cometen gesehen der einer gieng vor. vnd der ander zu vesperzeit nach der sunnen.

OThmarus ein teuetsch man wardt in schriften vnd an tugenten vnderrichtet. zu brister geweyhet. durch Victorem den graffen von seines andechtigen wesens vnd ruoms wegen zu eim prelaten auffgenomen vnd zu eim abbt erwelet. Dasselb closter hat er an gueettern vnd gepewen fast gemeret vnd strengs massigs leben gefueert vnd als ein liebhaber der armen sie offt haimgesucht vnd inen ein spital gepawt. doch wardt er von seinen mißguennern verfolgt. einer frawen beschuldigt vnnd darumb in ellend verschickt. darinn starb er. nach zehen iarn wardt er in sant Gallen closter durch Costnitzer see mit großen wunderzaichen vnd stillung der vngestuemigkeit gefueert.

CLXIII recto:[Bearbeiten]

der werlt
Blat CLXIII
Concili zu rom von der pild wegen

Babst Gregorius der drit hat in sant peters kirchen zu rom ein concili schier mit tausent bischoffen gehalten. vnd darinn (als vorgemelt ist) den kaiser leonem des kaiserthumbs vnd menschlicher gemainschaft entsetzet. darumb das er der heilligen pildnus zerruedet het. In demselben concili wardt erkant die pilde in hoher erwirdigkeit wieuor zehalten. vnnd das die ere erbietung der heilligen pild zymlich wer. vnd die verbrecher diss statuts vnd ordnung solten in dem pann sein. Vnd als sich aber kaiser leo offenlich an dem babst nit rechen mocht do gepote er das alle des roemischen reichs vndertanen aller heilligen martrer vnd engel seueln vnd pild in den tempeln abschaben vnd hinthuon solten. zu vermeydung (als er saget) der abgoeterey. welcher aber das nit thet den wolt er fuer einen offenbaren feind halten. Aber Gregorius vermanet alle cristen menschen nach disem concili das sie sich auß forcht oder gepot des kaisers in solche irrung durch kainerlay weiß verlayten laßen solten.

Carolus marcellus

CArolus marcellus Pipini des eltern sun wardt diser zeit zu verwesung des koenigclichen franckreichischen pallasts gesetzt nach absterben Pipini des kurtzen. Diser Carolus was des pipini einiger sun marcellus zugenambt auß Calpiade seiner ersten gemahel geporn. Er liess auch Plectrudim seinen andern gemahel. die eret Carolus nit als ein stiefmuter sunder als sein aigne gepererin. Aber nichtzdestminder trachtet das neydig weib auff abtilgung diss jnglings. dann als Dagobertus der jung koenig auß antreybung ragnifredi wider die herrschung pipini volck sammlet do het Carolus wo er auß listigkeit nit empflohen wer sein leben vnd herrschung in dem kercker verlorn. Vnlang darnach als diser carolus auß fangknus ledig wardt do starb Dagobertus. Nw sammlet Carolus in rachsaligem gemueet wider Chilpericum den koenig vnd Ragnifredum seinen gubernator ein groß heer. In dem ersten streyt wendeten sich die zwen in die flucht vnd ließen Carolo einen großen obsig. Darnach wolt er sich auch von dem haymlichen neyd seiner stiefmuter ledigen vnd fueeret das heer fuer Coelne alda sich dann plectrudis sein stiefmuter mit dem verlassen schatz pipini enthielt. die eroberet er mit gewalt mitsambt dem schatz vnd der stiefmuter. aber die stiefmuter kom haymlich daruon vnd zohe vber die thonaw zu den Bulgaros. also behielt er das koenigreich allain wiewol neben vil widersachern. aber er bestritte sie alle. Darnach zohe er vber Reyn vnnd machet ime die Sachsen Schwaben Bayern vndertenig. Als er nw verstund das die sarraceni von Eudone dem hertzogen zu aquitania seinem widersacher in galliam zeziehen gefordert weren do zohe er inen mit großer heerscraft entgegen vnd schluog der Sarracener bey dreymalhundert vnd fuenfundsibentzig tausent zu tod. vnd warden doch auß den franckreichischen nit mer dann bey anderhalb tausenten erschlagen als die geschihtbeschreiber setzen. Darnach zohe er vber die burgundier die bestritt er vnd hieß sie auß beschaidenheit gesellen. Nachfolgend wendet er die waffen wider die Frießen deßmals noch abgoettereyer. nach vberwindung derselben keret er wider anhayms. Er erobret Lyon Arelate vnd Massiliam von den visigothiern. die forderten athimum den sarracenischen koenig zu hilff. do rayset Carolus mit großer heerscraft vber den rhodan vnd eroberet die statt auinion mit gewalt. do erschluog er die sarracen vnd ruecket gein narbone. vnd nit ferr von dannen in das tal corbaria. daselbst was ein ebne zu dem kampff vnd streyt gar schickerlich[.] Nw maynet amoreus der ander sarracenisch koenig hispanie Carolus het sich in die flucht gewenndt vnd zohe in dasselb tal. do komen bede heer miteinander zu streyt. aber amoreus lag ernider so fluhe Athimus auff eim schiff in hindern hispanien. vnd also warden die sarraceni gezemet. Von dannenher komen alle visigothi an den gewalt caroli. Zu letst als Carolus mit schwerer kranckheit beladen wardt do taylet er die eroberten koenigreich vnd lande nach rat seiner freuend vnder die suene. also gefiele Carolomanno dem eltern sun osterreich oder osterwalden vnd schwaben land. vnd pipino dem juengern burgundi vnd franckreich eins teils. vnd Carolus starb im .xxxv. jar seiner herrschung.

SAnt Augustins leichnam der vor dritthalbhundert iarn auß yppone der statt gein Sardiniam gebracht wardt (als das Wandalisch volck die cristenlichen kirchen in Aphrica den arrianischen ketzern zebeflecken eingegeben hat) ist in disem iar auß fleiß des longobardischen koenigs Luitprandi von Sardinia gein papiam gefueet vnd an ein erliche coestliche statt in sant peters kirchen gelegt worden.


  1. Sebaldus von Nürnberg soll im 8. Jahrhundert gelebt haben und wird spätestens seit 1070 als Heiliger verehrt.
  2. Gregor II. war von 715 bis 731 Papst.
  3. Die Brüder Willibald von Eichstätt (um 700–781/87) und Wunibald (701–761) wurde 738 oder 739 von Papst Gregor III. nach Süddeutschland entsandt.
  4. Das Egidienkloster Nürnberg bestand von ca. 1140 bis 1525.
  5. Martin V. war von 1417 bis 1431 Papst.
  6. Liutprand war 712–744 König der Langobarden.