Die Schwedenschanze

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Autor: Georg Rapp
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Titel: Die Schwedenschanze
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 476–477
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
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[477]
Die Schwedenschanze.[1]

Hinter grüner Hügelstrecke
Thürmt der Berg sich wie zum Streit;
Hingestürzte Felsenblöcke
Sind sein festes Waffenkleid.

5
Seines Hauptes Wälder starben,

Denn das Alter macht ihn kahl;
Droben schwillt, wie Heldennarben,
Morscher Schlachtenwälle Mahl.

Seiner hohen Haiden Oede

10
Ruht im Monde silberweiß,

Steht dem Geisterrufe Rede,
Lockert sich auf sein Geheiß.
Aus dem Wall, im Waffenklirren
Steigt ein zürnend Riesenbild;

[478]
15
Seine Herrscherblicke irren

In die Tiefen streng und wild.

Erwins kühne Münstersäule,
Bei des Rheines Silbertuch,
Späht er aus in Gier und Eile,

20
Donnert ihr hinab den Fluch:

„Breitest noch die Götzenhallen
Du, des Seelenbannes Haus,
Gegen den mein Leib gefallen,
Deinem falschen Glauben aus!

25
„Deine heißern Mettenglocken

Bannen mich zu Neid und Wuth
Aus der Himmlischen Frohlocken,
Höhnend mein verspritztes Blut.
Seit Jahrhunderten vom Staube

30
Klirr’ ich auf in jeder Nacht;

Thürmt mich auf der reine Glaube
Gegen deine Afternacht!

„Dich verdammend will ich dauern,
Bliebst du bis zum Weltgericht,

35
Bis sich neigen deine Mauern,

Deine Spitze knirschend bricht;
Bis die Glocken berstend wimmern
Wie vor Gott der Lügner Brust,
Und bis über deinen Trümmern

40
Jubelt reiner Engel Lust!“


Mit der blanken Hand von Eisen
Schleudert er den Fluch in’s Land,
Wie die raschen Blitze kreisen
Um den schwarzen Wolkenrand. –

45
Doch des Domes Morgentöne

Schweben leise durch die Luft,
Seiner Pyramide Schöne
Blühet auf in Rosenduft.

Und der Freiheit Siegesfahnen

50
Steigen von ihr aus der Nacht;
[479]

Ihrem freudenvollen Mahnen
Ist ein großes Volk erwacht.
Tief Hinein, in seinen Landen,
Bricht der volle Jubel aus:

55
„Tag des Heils, du bist erstanden,

Künd’ ihn laut, o Gotteshaus!“

Und der Liebe Wonnen schlagen
Still des Geistes tiefen Gram:
„Sey gegrüßt, mein himmlisch Tagen,

60
Sieh mich nah’n in Dank und Scham!

Schwindet, enge Seelenketten!
Freiheit, ja dein Zauberschlag
Soll der Herzen Höchstes retten!“
Er verschwindet in den Tag.

Georg Rapp.

  1. Auf dem Kniebis im Schwarzwald, zwischen Griesbach und Freudenstadt, 2960 Fuß über der Meeresfläche. In den aus dem dreißigjährigen Kriege stammenden versunkenen Erdwällen der Schanze finden sich noch Reste gefallener Schweden. Der Bereich des Kniebis gehört zwar schon zum Rench- oder zum Murgthal-Sagenkreise; ich fand jedoch in diesem Buche keine passendere Stelle, um dies Gedicht einzureihen, als gleich hinter der vorhergehenden Sage vom Seewenhof.
    Anm. des Herausg.