Die Wacht am Rhein (Die Gartenlaube 1870/34)

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Titel: Die Wacht am Rhein
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aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 547–548
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[536]

[Carl Wilhelm]
Der Componist des Liedes „Die Wacht am Rhein“.

[547] „Die Wacht am Rhein“. Das Lied, welches gegenwärtig in allen Gauen Deutschlands zum Ausdruck flammender Begeisterung geworden ist und das rasch dieselbe politische Bedeutung erhalten hat, wie sie früher [548] schon das Becker’sche „Sie sollen ihn nicht haben“ besaß, wurde zum ersten Male auf dem Rheinischen Sängerfeste im Jahre 1854 ausgeführt und schon damals mit dem größten Beifall aufgenommen, freilich, ohne daß Jemand ahnen konnte, daß sechszehn Jahre später unter seinen siegreichen Klängen die deutschen Heere den Rhein überschreiten würden. Der Dichter des Liedes, das sich zum ersten Male von J. Mendel, Organist und Gesanglehrer in Bern, um 1842 componirt findet, ist leider unbekannt; sein Name ist in der Leipziger Ausgabe des genannten Jahres mit den Buchstaben M. Sch. angedeutet. Im Jahre 1854 übergab der Herausgeber der bekannten „Männerlieder“, W. Greef in Moers, den Text des Liedes mit einigen ihm nöthig scheinenden Aenderungen seinem Freunde Karl Wilhelm in Crefeld mit der Bitte eine neue Weise zu componiren. Dies geschah, und so wurde die „Wacht am Rhein“ von M. Sch., componirt von Karl Wilhelm, in das neunte Heft der „Männerlieder“ (Essen, Bädecker 1854) aufgenommen. Möglicher Weise bedeuten die Buchstaben M. Sch. „Müller, Schullehrer“, denn auch ein solcher wurde als der Dichter des Liedes bezeichnet; immerhin aber steht zu hoffen, es werde unseren Tagen gelingen, den Namen des bescheidenen Dichters zu ermitteln, daß dieser fortan mit gleichen Ehren neben Nikolaus Becker und Matthäus Friedrich Chemnitz genannt werde.

Der Componist des Liedes, Karl Wilhelm, dessen Portrait wir heute bringen, lebt gegenwärtig in Schmalkalden, seiner Vaterstadt, wo er im September 1820 geboren wurde. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Vater, seine weitere bedeutungsvolle Entwickelung verdankte er namentlich Ludwig Spohr, mit welchem er während eines mehrjährigen Aufenthalts in Kassel in regem Verkehre stand. Nachdem er noch bei Schmitt in Frankfurt und André in Offenbach Unterricht im Clavierspiel und im Contrapunkt genommen, ließ er sich 1840 in Crefeld nieder, wo er als Musikdirector auch die dortige Liedertafel mit rühmlichstem Erfolge dirigirte. Aus diesen Jahren stammen seine populärsten Compositionen für Männergesang, sowie ein Cavalleriemarsch, der namentlich durch die Aufführungen des Generalmusikdirectors Wieprecht bekannt wurde.

Gegenwärtig lebt Wilhelm, wie gesagt, wieder in Schmalkalden in stiller Zurückgezogenheit, indeß sein Name und sein Lied, das wie im Sturm die Würde eines Nationalgesangs errungen hat, auf allen deutschen Lippen sind. Von verschiedenen Seiten ist die „Gartenlaube“ aufgefordert worden, eine nationale Ehrengabe für den verdienten Componisten zu veranlassen; bereits sind namhafte Beiträge für dieselbe eingegangen, und es bedarf kaum der Versicherung, daß wir weitere Spenden zu diesem Zwecke mit Freuden von unseren Lesern entgegennehmen werden.