Die Wissenschaft

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Textdaten
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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Die Wissenschaft
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aus: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung) S. 68–69
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: Google und Commons
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Die Wissenschaft.


Die Grammatiker hatten gehört, daß die Burg der Wissenschaft oben auf dem Gipfel eines Berges stehe; wo irgend sie also ein Häusgen auf einem Hügel wahrnahmen, da eilten sie mit großem Geräusch hin, und begehrten eingelassen zu werden.

Wie sehr betrogen sie sich! Der Weg zur wahren Burg hebet sich nur allmählich; er führt durch mehrere verschlossene Pforten, und hat manche Ruheplätze nöthig.

Unten, kaum über dem Fuß des Berges, ist die erste Herberge; da wird den Knaben zuerst die Zunge gelöset und sie etwa zu drei Sprachen gewöhnt. Höher hinauf lernen sie diese Sprachen feiner, artiger reden. Nun kommt man an ein höheres Schloß, wo der ganze Leib gleichsam, mit allen seinen Gliedern geübt, anatomirt, behende und schlank gemacht wird. Jetzt wandern sie höher hinauf, um sich an Maas, Zahl und Gewicht zu versuchen und zu jedem Geschäft tüchtig zu werden. Eine höhere Burg übt in wichtigern Dingen: sie giebt allen Ständen des Staats ihre Vorsteher, ihre Führer. Endlich und zuletzt erreicht man den wahren Pallast der Wissenschaft; er liegt dem Himmel nahe, und schaut die weite Erde tief unter sich. Diese betrachten, die nähere Harmonie des Himmels hören, mit reinem Gemüth den Umgang der erhabensten Geister, Gottes selbst, genießen, das ist der Gipfel der Wissenschaft auf Erden.

Wie entfernt von ihm sind die, die auf einem kleinen Hügel sich ein Thürmchen erklimmt haben, von da sie eben nur auf die Gipfel der Bäume hinabsehn, und sich im Olympus dünken.