Die elektrische Luftbahn

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Textdaten
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Autor: Gustav van Muyden
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Titel: Die elektrische Luftbahn
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 52, S. 880
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[880] Die elektrische Luftbahn. Neu ist zwar der Gedanke nicht, mit Hilfe der Elektricität kleinere Gegenstände auf Telegraphendrähten über Berg und Thal zu befördern. Bereits 1880 ließ sich der geniale Werner Siemens eine derartige Anlage patentiren; er theilte indessen hierin das Los so vieler Erfinder und ließ die Sache anscheinend wieder fallen, weil er keinen Anklang fand. Glücklicher Weise wurde die Idee von einem Engländer, dem kürzlich verstorbenen Edinburger Professor Fleeming-Jenkin, wenn auch in veränderter Gestalt, wieder aufgenommen, und es glückte ihm, im Verein mit den verdienstvollen Elektrikern Ayrton und Perry, alle Schwierigkeiten soweit zu überwinden, daß man an den Bau einer ersten elektrischen Luftbahn – Telpherage nannte sie ihr Urheber – gehen durfte. Leider sollte Jenkin die Eröffnung des Betriebes nicht erleben, aber diese Freude ward der von ihm zur Ausbeutung der Erfindung gegründeten Gesellschaft zu Theil.

Elektrische Luftbahn.

Wie aus nebenstehender Abbildung zu ersehen, ist eine solche elektrische Luftbahn die denkbar einfachste Sache. Paarweise in die Erde eingerammte derbe Telegraphenstangen tragen einen Querbalken, und dieser wiederum zwei zwischen den Stangen gespannte Drähte oder Eisenbarren, deren Stärke dem beabsichtigten Zwecke, das heißt der Schwere der zu befördernden Last entspricht. Ueber die Drähte laufen, ganz selbständig und ohne irgend welche menschliche Hilfe, eine Anzahl mit einander verbundene Kästen, sowie eine kleine, in der Mitte sichtbare elektrische Lokomotive, welche von einer in der Endstation aufgestellten Maschine mit Elektricität versorgt wird. Die Züge sollen auf dieser Bahn ohne Aufsicht laufen, und dies wird durch eine von Ayrton und Perry erfundene Vorrichtung erreicht, die es bewirkt, daß der Zufluß des elektrischen Stromes aufhört, sobald ein Zug die vorschriftsmäßige Geschwindigkeit überschreitet und somit den vorher abgelassenen einholen könnte. Sehr sinnreich ist es auch, daß die Triebkraft sich von selbst verstärkt, wenn eine Steigung zu erklimmen, und sinkt bezw. ganz aufhört, sobald es bergab geht. Daraus folgt eine nicht unwesentliche Kostenersparniß, wie man sich überhaupt kaum eine wohlfeilere Eisenbahn denken kann, als solch eine Luftlinie. – Die hier veranschaulichte Luftbahn liegt oder schwebt vielmehr in der Nähe des Dorfes Glynde (Grafschaft Sussex). Sie ist 1600 Meter lang und soll wöchentlich 150 Tonnen Thonerde nach der nächsten Bahnstation befördern, wo die Züge direkt in die bereitstehenden Eisenbahnwagen entleert werden.

Jenkin hatte besonders den Verkehr in wenig entwickelten Kolonialländern ins Auge gefaßt. Dessen Erfindung kommt also für uns wie gerufen, und wir wollen hoffen, daß elektrische Luftlinien in nicht allzu ferner Zeit die Boden- und Bergbau-Erzeugnisse unserer ausgedehnten überseeischen Besitzungen nach dem Seegestade oder dem nächsten schiffbaren Flusse befördern helfen.G. van Muyden.