Die größte Papiergeldfabrik der Welt

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Autor: Riotte
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Titel: Die größte Papiergeldfabrik der Welt
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 4, S. 53–59
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Die größte Papiergeldfabrik der Welt.

Es ist eine bekannte Thatsache, daß seit dem zweiten Jahre der südlichen Rebellion das schöne Gold- und Silbergeld der Vereinigten Staaten von Nordamerika gänzlich aus dem täglichen Verkehre, und mit ihm eine andere jener schönen Illusionen des Eingewanderten verschwunden ist, in dessen Augen es ein erheblicher Vorzug seines Adoptivvaterlandes war, daß es, weder „Cassenscheine“ noch die kleine Kupferscheidemünze hatte. Was aus dem Gold- und Silbermünzen der Vereinigten Staaten geworden, ist eine schwer zu beantwortende Frage, die ihre Lösung wohl erst dann findet, wenn der Congreß die Wiederaufnahme. der Baarzahlungen beschließen wird, was schwerlich vor dem 1. Januar oder 4. Juli 1869 geschehen dürfte, nicht etwa weil man die Vereinigten Staaten nicht genügend erstarkt dazu hielte, sondern weil man auch die Interessen der mit dem jetzigen Zustande eng verbundenen Capitalien zu berücksichtigen hat und einen allmählichen Uebergang anzubahnen wünscht.

Die Summe des in Circulation befindlichen Papiergeldes, der sogenannten Greenbacks (als Gesammtheit werden sie auch legal tenders, gesetzliches Zahlmittel, oder Currency, zur Unterscheidung von Gold, genannt), beträgt etwa dreihundert Millionen Dollars, ist jedoch seit Anfang 1867 durch den Schatzsecretär, auf Grund einer Ermächtigung des Congresses, monatlich um vier Millionen Dollars reducirt worden. Kaum an irgend eine Folge des Kriegszustandes konnte das Volk sich so schwer gewöhnen wie an das Papiergeld, und jetzt hat man sich so sehr damit ausgesöhnt, ihm so viele gute Seiten abgewonnen, daß die Rückkehr zu Baarzahlung nicht allein unter den Speculanten von Wallstreet in New-York, der bekannten Börsenmännerstraße, sondern auch im Volke Gegner findet.

Unserm großen Staats- und Finanzmann Salomon Chase lag mit der unendlichen Last der Beschaffung der Geldmittel zu den beispiellosen Ausgaben auch die Aufgabe ob, das Papiergeld herzustellen, und es ist ihm und seinen Gehülfen gelungen, nicht nur das am schwierigsten nachzuahmende Papiergeld vom Tausend-Dollarscheinen bis zu dem von fünf Cent zu beschaffen, sondern auch die großartigste und wunderbarste Papiergeldfabrik zu errichten, die je existirte.

Bei Papier und Druck ging man von der gewiß richtigen Ansicht aus, daß ersteres so dauerhaft wie möglich sein solle, ohne jedoch der durch den schnellen Umschlag bedingten Biegsamkeit Eintrag zu thun, und daß letzterer einmal Feinheit und größte Complication verbinden und weiter jede Note mehrere schwierige Druckprocesse durchgehen müsse. Zeit und Geschicklichkeit mochten die ersten beiden Erfordernisse auch im verschwiegen abgeschlossenen Zimmer des Künstlers liefern, aber diese Druckprocesse erheischten theure Maschinen, vielen Raum und daher eine gefährliche Oeffentlichkeit. Der Feind, vor dem man sich am ängstlichsten zu hüten hatte, war die Photographie, da sie jede Linie mit der absolutesten Genauigkeit wiedergiebt. Dr. Gwyne, ein alter geistreicher Erfinder, entdeckte indeß gleich Anfangs ein Papier, das nachzuahmen selbst der Photographie unmöglich war. Kein Mensch hat je ausgespürt, wie er das Wasserzeichen von matten, sich ausspreizenden Linien, unter dem Namen „Spinnenbeine“ bekannt, herstellte. Keine chemische Substanz vertilgte sie, ohne zugleich das Papier zu zerstören. Selbst gegen ein starkes Licht gehalten, waren nur mit Mühe die matt-gelben Linien zu entdecken, während auf der photographirten Nachahmung ein ganzes Netz von groben, verrätherischen und ganz schwarzen Spinnenbeinen dem· Auge bestimmt entgegentrat. Ueberdies konnte man das Papier waschen und reinigen, selbst mit Seife, ohne Nachtheil; die Substanz blieb fest, der Druck klar, der Golddruck unverlöscht. Dieses wunderbare Papier wurde während sechs Monaten benutzt. Schatzsecretär Mac Culloch schaffte es, wie es scheint, aus sehr schwachen Gründen ab.

Vielleicht kann ich mir hier ein kleines Verdienst um bedrängte europäische Regierungen erwerben, wenn ich ihnen mittheile, daß jüngst der Regierung der Vorschlag gemacht wurde, die Scheine auf eine besondere Gattung Leinwand zu drucken, mit einem neuen, unvertilgbaren Zeichen, ähnlich dem Wasserzeichen. Die dazu nöthige Jaquardmaschine kostet zwanzigtausend Dollars.

Für die Mehrzahl der Leser werden diese Mittheilungen über das jetzt in den Vereinigten Staaten gangbare Papiergeld genügen. Mögen sie nun mit mir die Bureaux betreten, in denen dieses Tauschmittel, das vom atlantischen bis zum stillen Oceane und von den britischen Besitzungen in Amerika bis zum Rio Grande in Jedermanns Händen ist, geschaffen wird. Es befinden sich dieselben in der Westseite des Schatzamtgebäudes, das unter den großartigen, meistens von weißem Marmor erbauten öffentlichen Gebäuden der Bundeshauptstadt Washington an Ausdehnung nur dem Capitol und in edlem Stile und Verhältnissen blos dem Patentamte nachsteht. Das Material ist weißgrauer Granit und die ungeheuren Säulen sind alle aus einem Stücke.

Die verschiedenen Maschinerien werden von dreizehn, im Kellergeschoß aufgestellten Dampfmaschinen, mit einer Gesammtpferdekraft von dreihundert Pferden getrieben. Einige sind wahre Wunder, die durchaus ohne Geräusch oder Reibung, gleichsam auf Strümpfen gehen, aber mit dem Arme eines Riesen eingreifen. Neben dem Dampfmaschinen liegen in dem Kellerraume die Schmiede, wohin Roheisen und Stahl zum Verarbeiten gebracht werden, und die große Maschinenwerkstätte, wo jeder Apparat, vom größten und schwersten bis zum kleinsten und complicirtesten, reparirt und gestaltet wird. Auf sie folgt die Farbenfabrik. In ihr wird wöchentlich eine Tonne Farbe von zwölf verschiedenen Farben und Schattirungen zubereitet. Geschäftig summende kleine Dampfmühlen mahlen die Bestandtheile; die mit dem Mischen, Messen und Abwägen beschäftigten Arbeiter gleichen wandelnden Regenbogen; ihre Kleider, Angesichte und kräftigen Arme schimmern schwarz und blau, grün und röthlich. Dann kommt die Papiermühle. Das Rohmaterial erhält sie aus den Abschnitten des Binde- und Umschlagraumes und anderen Abfällen des Schatzamtes. Der Vorrath ist stets größer als der Bedarf. Hohe Gewölbe sind vollgestopft mit beschmutzten Bogen und Streifen, die ihrer Verarbeitung entgegensehen. Ganze Haufen von unbenutzten Formularbüchern für das innere Steuersystem, wegen kleiner Fehler verworfen, erwarten ihre Auferstehung zum vielbewegten Leben eines Greenback. Alle abgenutzten, beschmutzten, theilweise oder ganz zerstörten Greenbacks werden ersetzt. Nach den bisherigen Erfahrungen wird angenommen, daß zehn Procent der ersten Ausgabe nie zurückkehren werden, ein Gewinn für die Regierung von dreißig Millionen Dollars. In dem Maschinenraume fällt dem Besucher zunächst ein langsam sich umdrehender kolossaler Cylinder auf, von dem Durchmesser eines Oxhoft und vierfach von dessen Länge. Er wird mit drei Schlössern verschlossen, deren Schlüssel sich im Verwahr von drei vom Schatzsecretär dazu bestellten Vertrauensmännern befinden.

Wenn die abgenutzten und alten Scheine zerschnitten und durchlöchert worden, um sie unbrauchbar zu machen, werden sie in Gegenwart der drei Schlüsselbewahrer in den Cylinder geschüttet und von diesen die Schlösser verschlossen. Vierundzwanzig Stunden dauert das Umschütteln in Wasser und Chemikalien.Nach Ablauf dieser Zeit kommen die Bewahrer mit ihren Schlüsseln zurück, Jeder ein Beobachter des Andern und Alle zusammen des Papiermachers, und halten eine genaue Schau, ob nicht Scheine unverletzt geblieben, so daß sie aufgeflickt, wieder zusammengesetzt und als Geld in Umlauf gesetzt werden könnten. Regelmäßig sind sie jedoch sämmtlich vollständig zersetzt und erheischen keinen weiteren Verschluß. Diese Masse wird nun von einer Dampfpumpe in ungeheure Behälter in einem darüber gelegenen Raume gepumpt, worin die Farbestoffe so rein ausgewaschen werden, daß die Masse geronnener Milch (Quark) vollkommen ähnlich sieht, worauf diejenigen Farbestoffe beigemischt werden, welche für das neue Papier erforderlich sind. Die breiartige Masse wird hierauf durch ein außerordentlich feines Sieb hindurchgezwängt und demnächst auf einem anderen Siebe von Stahldraht dünn und gleichmäßig ausgebreitet. Obwohl sie nun das Ansehen von Papier gewinnt, so besitzt sie doch noch zu wenig Stärke, um selbst das eigene Gewicht zu tragen. In diesem Zustande wird der Masse vermittels eines Drahtrahmens, der auf dieselbe von oben herabdrückt und sie an den gedrückten Stellen verdünnt, das Wasserzeichen gegeben. Es besteht aus einem T in einem kleinen Viereck, das in dem fertigen Papiere leicht sichtbar ist, wenn es gegen Licht gehalten wird.

Der endlose Breibogen auf dem endlosen Siebe bewegt sich fort zwischen erhitzten Rollen, die das Wasser theils ausquetschen und theils verdampfen, während die Masse immer fester und fester wird, bis sie, am Ende des langen Raumes, als eine endlose Rolle fertigen und sechs Fuß breiten Papieres herauskommt, [57] das von durch Maschinen bewegten Messern in Bogen zerschnitten wird, die sich bequem aufrollen lassen. Diese Papiermühle ist ein geräuschvolles Ungeheuer, weshalb sie nur bei Nacht arbeitet, indem sie sonst die Ruhe des ganzen Gebäudes und der darin arbeitenden über eintausend achthundert Beamten und über fünfhundert Beamtinnen allzusehr stören würde.

Unmittelbar neben der Papierfabrik sehen wir eine der wunderbarsten Maschinen dieses Papiergeldpalastes, – die zum Anfertigen von Briefumschlägen. Ein stählernes Messer, ähnlich einer umgekehrten Zinnschüssel mit scharfem Rande, wird auf einen Haufen Papier gelegt, das stark gepreßt ist. Mit einem Drucke des Hebels schneidet das Messer fünfhundert Umschläge aus. Diese werden zu je einhundert noch offen so auf Bretter gelegt, daß der untere über den oberen einen Achtelzoll hervorragt. Ein Mädchen streicht mit einem Pinsel den Gummi auf, den der Briefschreiber später anfeuchtet, um den Umschlag zu schließen. Diese Bretter werden der Luft zum Trocknen ausgesetzt, und sobald dies der Fall, gehen die Umschläge, ungefaltet, in dicken Bündeln zu einer kleinen, ungeduldigen und wie mit Magie arbeitenden, höchst gefräßigen Maschine. Diese erfaßt sie mit gierigen Zähnen, streicht sofort Gummi auf jedes Ende und den unteren Lappen, faltet die vier Lappen scharf ein und drückt die drei unteren fest auf, den oberen zur Aufnahme des Briefes offen lassend, und basta – da ist der Umschlag fertig! Dieser kluge, wunderbare Automat, nicht größer als eine gewöhnliche Nähmaschine, faltet, beschmiert, siegelt und stößt zweitausend Umschläge in der Stunde aus. Sie hat etwas Bezauberndes, und nur mit Zögern trennt sich der Besucher von dem kleinen Wunder, um sich nach dem Zimmer der Stecher zu begeben.

Oestliche Façade des Schatzamtes in Washington.

Hier schauen ein halbes Dutzend Arbeiter, mit Schirmen über den Augen, mit gespanntester Aufmerksamkeit durch Vergrößerungsgläser auf kleine Platten von erweichtem Stahl, die wie Spiegel blenden. Sie ziehen mit dem Grabstichel Linien so klein und fein, daß das bloße Auge sie kaum wahrnehmen kann. Wir lehnen uns über des Einen Schulter und nehmen wahr, daß er von einem Papier eine Skizze in zwei Gruppen copirt, die eine das Abschneiden des Weizens mit der veralteten Sichel, die andere dessen Abmähen mit der modernen Erntemaschine darstellend. Es ist ein kleines Ding, woran er arbeitet, etwas größer als ein Champagnerthaler, allein wahrscheinlich arbeitet er ein ganzes Jahr daran, ehe er es vollendet. Jeder Arbeiter fertigt blos einen kleinen Theil einer Note an; er muß auf’s Genaueste der ihm vorgelegten Skizze folgen, und dennoch – wie wunderbar sich doch die Individualität geltend macht! – erkennt ein Sachverständiger selbst in diesen unendlich kleinen Linien ebenso sicher ihren Urheber, wie wir eine Unterschrift. Die Amerikaner behaupten, daß, wenn auch andere Nationen sie in Stahlstich und Holzschnitt für Bücher übertreffen, sie dagegen in derartiger Arbeit jenen weit voraus sind, wobei freilich erwähnt werden muß, daß die besten und meisten Arbeiter Fremde, namentlich Deutsche, sind. Amerikanische Banknoten sollen den feinsten Stahldruck von allen aufweisen. Ein guter Arbeiter erhält von der Regierung dreitausend Dollars das Jahr, in Privatdiensten manchmal bis zu zehntausend Dollars.

Die feinen, verschlungenen Ornamente auf dem Rücken und um die Zahl der Staatsschuldscheine (wie fein verschlungen sie sind, ist nur mit dem Vergrößerungsglase zu entdecken) werden jedoch mechanisch und zwar mit einer von einem Yankee, Asa Spencer, vor etwa fünfzig Jahren erfundenen Maschine gravirt. Das System derselben ist alt und einfach, der Apparat selbst aber höchst complicirt. Die Stahlplatte wird auf einer Unterlage sehr stark befestigt und dann bewegt sich der Grabstichel, von kräftigen Stahlmuskeln erfaßt und durch die Maschine getrieben, über dieselbe, leichte Furchen überallhin zurücklassend. Keine Menschenhand ist im Stande, irgend einen Zug, ein Netz oder eine regelmäßige und schwierige Devise mit solch’ ausgezeichneter Feinheit, Genauigkeit und mathematischer Präcision zu graviren. Sie wird die „geometrische Drechselscheibe“ genannt und kostet von dreitausend bis achttausend Dollars, was freilich manchem Fälscher ein zu hoher Preis sein dürfte. Früher wurden zu derartigen Zwecken Kupferplatten gebraucht, weil es leichter und billiger war, sie zu graviren; von ihnen konnten aber nur acht- bis zehntausend Abzüge gemacht werden, während eine Stahlplatte deren dreißigtausend liefert, ehe sie abnutzte.

Nach einem neuen in dem Schatzamte adoptirten Verfahren ist die Zahl der Abzüge endlos. Es wird nämlich die so sorgfältig gravirte Stahlplatte nie gebraucht, um davon abzuziehen. Sie wird die „Grundlage“ genannt, und wenn der letzte Strich des Stichels an ihr geschehen, fünf bis sechs Stunden der stärksten Hitze ausgesetzt, bis sie die Härte eines Diamants gewonnen hat, worauf sie auf das Lager einer riesigen Presse aufgelegt und einem

Südliche Hauptfaçade des Schatzamtes in Washington.

Drucke von dreitausend Pfund ausgesetzt wird, während ein kleiner Cylinder von weichem Stahl auf ihr hin- und herrollt. Sobald dieser die ersten schwachen Eindrücke zeigt, nimmt ein Arbeiter ihn heraus, um zu prüfen, wo ein schwächerer und wo ein stärkerer Druck erforderlich ist, und danach den convergirenden Druck zu reguliren. Beim Zurückbringen des Cylinders würde die Abweichung um eines Haares Breite Stempel und Platte verwischen und verderben, aber die genau gestellte Maschine macht unter seinem geübten Auge keinen Fehler. In einer bis zwei Stunden prägt der Cylinder oder Stempel einen vollkommenen Abdruck der Note, in Relief, bis zur feinsten Linie und bis zum delicatesten Ton. Die ursprüngliche Platte (die „Grundlage“) wird nun in einer eisernen Kiste verwahrt, bis sie wieder nöthig ist, Der Cylinder, im Feuer gehärtet, wird ein vollkommener Stempel, der so lange über eine große, glatte Platte von erweichtem Stahl gerollt wird, bis dieselbe vier Abdrücke der Note erhalten hat. Dann wird auch der Cylinder für gleichen Gebrauch sorgfältig eingeschlossen, während die neue Platte nun fertig ist, um vier Noten zu gleicher Zeit abzudrucken. Platten für Papierscheidemünze, Coupons und dergleichen ertragen von je zwölf bis zu vierzig Abdrücken. Diesen sinnreichen Uebertragungsproceß empfahl im Anfange dieses Jahrhunderts in Amerika zuerst ein anderer Yankee, Jakob Perkins aus Massachusetts.

Verfügen wir uns nunmehr nach einem der Druckerräume. Beim Thüröffnen trifft unser Ohr das Geklapper von vierundvierzig Pressen, jede von drei Personen bedient, nämlich von einem Manne der die glänzende große Platte mit Schwärze bestreicht und, wenn die Zwischenräume angefüllt sind, den übrigen Theil [58] der Oberfläche rein und trocken reibt; einem zweiten, welcher die Platte auf das Untergestell auflegt, sie unter den Deckel der Presse schiebt, um dessen mächtigen Druck zu empfangen, und die Platte dann dem Ersten wieder aushändigt, und einem Mädchen, das den reinen Bogen hinlegt und den bedruckten wegnimmt und zwischen je zwei ein Blatt braunes Papier ausbreitet, um Beschmutzung zu verhüten. Jede Presse macht ungefähr einhundert und fünfzig Bogen in der Stunde, kann jedoch im Nothfalle bedeutend Mehr liefern. Auf einer weht die amerikanische Flagge zur Erinnerung daran, daß sie einmal in sieben und einer halben Stunde dreitausend Abdrücke lieferte. Die Platten sind künstlich geheizt, weshalb sie der Drucker hastig behandelt, indem sie auf den Fingern des Unerfahrenen Blasen brennen würden. Im Sommer ist der Raum wie das Innere eines Ofens; der Schweiß strömt an den Arbeitern herab, und die· großen Palmfächer der Mädchen sind in beständiger Bewegung. Diese Arbeit ist außerordentlich schwer und anstrengend. Früher wurde auf angefeuchtete Bogen gedruckt, Mr. Clark, der Chef des Druckbureaus, hat jedoch, gegen starke Opposition, das trockene Drucken durchgesetzt. Es gewährt mehr Sicherheit gegen Moder, weil trockene Bogen in abgezählten Paketen von je tausend sich leicht verwahren, während feuchte in großen, ungleichen Haufen gehalten und häufig von einem Haufen auf den andern umgelegt werden müssen. Auch hat sich erwiesen, daß Trockendruck fünfundzwanzig Procent billiger und weniger anstrengend als die frühere Weise ist, welche bei den Druckern häufig Brüche erzeugte.

Beim Druck von Schrift, Stereotypplatten oder Holzschnitten erheben sich die Buchstaben und Linien so bedeutend über die Oberfläche, daß ein leichter Druck genügt, um ihre geschwärzte Seite leserlich auf dem Papier abzudrucken. Allein bei Stahlstichen sind die Linien in die Platte vertieft eingeschnitten, dann mit Farbe gefüllt, und es ist ein ungeheurer Druck erforderlich, um das Papier in diese feinen Linien hineinzustrecken und zu zwängen. Jede Presse hier ist ein Ungeheuer an Kraft. Die zärtliche Umarmung eines Bären ist im Vergleich nicht mehr als die Berührung einer Fliege. Man lege eine geschwärzte Platte und einen Papierbogen in ihren Rachen, drehe eine kleine Feder, und das stählerne Gebiß kommt herab mit einem Gewichte von achtzehntausend Centner. Diese Kraft wird von dem Potomacflusse heraufgepumpt und der Mechanismus beruht auf dem einfachen Satze, daß, wenn man den Druck von zwanzig Centnern (einer Tonne) auf eine kleine Wassersäule von einem Zoll Quadrat wirken läßt und dann diese Wassersäule durch eine Röhre mit einem Teiche (hier der Potomac) von einer achthundert Mal größeren Oberfläche verbindet, man die zwanzig Centner jedem der achthundert Quadratzolle mittheilt und dann das ganze Gewicht auf einen Punkt nicht größer als eine Fingerspitze concentriren kann.

Wir kommen in unserem Umgange nun zum Bronzirraume, den wir in der Reihenfolge der Processe, denen das Papiergeld von der Papiermühle bis zum Verpacken unterworfen wird, eigentlich hätten früher beschreiben sollen, weil das fertige Papier hier zuerst behandelt wird. Das reine Papier geht nämlich in diesem Raume durch eine Hoe’sche Cylinderpresse, worin es mit Druckschwärze die Figuren, Buchstaben und Ziffern erhält, welche auf der Vorder- wie auf der Rückseite der fertigen Note später glänzen sollen. Es passirt dann durch eine zweite Dampfpresse, in der gelbes glänzendes Pulver mittels Bürsten auf die Stellen gestrichen wird, wo die Bronze erscheinen soll. Dies Pulver klebt auf der nassen Druckerschwärze fest, worauf in derselben Maschine andere Bürsten auch die geringsten Partikelchen von Metallstaub von den übrigen Theilen des Papieres sorgfältig wegfegen. Ein eiserner Rahmen stößt dann die Bogen aus und häuft sie auf. Die Bronze wird aus Kupfer und Zink dargestellt. Sie trocknet von selbst und kann nicht vermischt werden, ohne die Substanz des Papieres zu zerstören. Die diese Pressen bedienenden Mädchen tragen Hauben von weißem Papier, um ihr Haar gegen die Bronzetheilchen zu schützen, die herumfliegen wie Mehl in einer Mahlmühle.

Weiter kommt das Numerirzimmer. Ein Dutzend Mädchen sitzen bei winzigen, durch Tretschemel in Bewegung gesetzten Maschinen. Eine ergreift einen Staatsschuldschein, man sieht ihn sich in ihrer gelenkigen Hand unter dem Stempel hierhin, dahin bewegen, – klick – klick – klick –, und schneller als das Picken einer Uhr ist die Nummer 264,720, eine Zahl nach der andern, in Scharlachfarbe auf den Schein selbst und seine vierzig Coupons aufgedruckt. Sie berührt eine Feder und die letzten Ziffer 0 wird durch 1 ersetzt, und wieder verrichten die fleißigen Finger ihr Werk wie zuvor. Das Mädchen an der nächsten Maschinchen hat einen Bogen von Zehn-Dollars-Noten der ersten Nationalbank in Chicago. In der unteren linken Ecke der Note steht die Banknummer 40, sie druckt an die obere rechte Ecke die Schatzamtsnummer 270,832. So klicken die thätigen Arbeiterinnen fort und numeriren Millionen von Dollar jeden Tag.

Der interessanteste von allen Räumen aber ist ohne Frage der Abschneideraum; hier befinden sich die Maschinen zum Durch- und Zurechtschneiden. Ein Bogen mit kleiner Scheidemünze enthält von zwanzig bis fünfzig Scheinen. Die Schneidemaschinen schneiden die Bogen durch, beschneiden die einzelnen Scheine, zählen dieselben und legen sie auf regelmäßige Haufen von Fünfdollars, Zehndollars oder Zwanzigdollars, wie man will. Wenn jeder der ersten sechs Haufen Zehndollars (oder Zwanzigdollars oder Fünfzigdollars, wie gewünscht wird) enthält, dann setzt die Maschine, wenn auf diese Nummer gestellt, kleine Schelle in Bewegung, um diese Thatsache anzukündigen, bewegt einen Zeiger an einer uhrartig eingerichteten Platte, um die Zahl festzustellen, und setzt dann unmittelbar ihre alte Arbeit des Aufhäufens etc. wieder fort. Es ist eine wunderbar geheimnißvolle, fast möchte ich sagen beängstigende Maschine. Sie schneidet in einer Stunde tausend Bogen durch, beschneidet die Masse kleiner Scheinchen und häuft sie auf. Von zwei Mädchen gefüttert, verrichtet sie die Arbeit von vierzig. Sie vereinigt mit maschinenmäßiger Genauigkeit fast menschliche Intelligenz, und sie macht nie einen Fehler. Die Haufen kleiner Noten, wie sie die Maschine aufgehäuft, und ohne einer Wiederzählung unterworfen zu werden, gehen, mit einem Band gebunden und in Pappschachteln von je eintausend bis dreitausend Dollars verpackt, an das Schatzamt, wo sie zum Verkehr ausgegeben werden.

Ueberall auf unserem Umgange sahen wir Mädchen, welche mit der Hand undurchschnittene Bogen von Noten, Staatsschuldscheinen und Postmarken gewöhnlich in Pakete von tausend zählten. Durch lange Erfahrung erlangen sie eine wunderbare Gewandtheit. Man bemerkt blos ein verwirrtes Herumfliegen von Blättern, während sie tausend Bogen in vier Minuten zählen.

Bei den abgeschnittenen Noten verrichten diese Mädchen mit großer Schnelle eine seltsame doppelte geistige Operation. Jeder Bogen mit Greenbacks enthält nämlich ursprünglich vier Noten. Jene Maschine läßt diese, nachdem sie den Bogen zerschnitten, in vier Kasten fallen. Da die Greenbacks mit aufeinanderfolgenden Zahlen numerirt sind, so muß nothwendig ihre Ordnung in jedem dieser Kasten vier überspringen. Wäre z. B. die oberste Note mit 102,640 numerirt, so muß die zweite die Zahl 102,644 tragen, und so weiter bis zum Ende. Das Mädchen nimmt eine Handvoll dieser Noten heraus. In einer Gedankenrichtung muß sie dieselben in Pakete von je hundert abzählen und sich zugleich überzeugen, daß die Schatzamtsnummern in gehöriger Reihenfolge kommen. Wollte sie bei jeder Note die lange Zahl 102,640 etc. wiederholen, so würde dies entsetzlich aushalten. So spricht sie, während ihre Finger über jede Note hinlaufen, zugleich mit dem Abzählen blos die Endziffern der Schatzamtsnummern aus, z. B. 1–0, 2–4, 3–8, 4–2, 5–6, 6–0 etc. bis zum vollen Hundert. Das Auge kann kaum ihrer Blitzesschnelle folgen, die nur selten für eine Secunde unterbrochen wird, um eine an unrechter Stelle liegende Note zurecht zu legen. Sie wird an diese eigenthümliche doppelte Zählung so gewöhnt, daß sie nicht mehr im Stande ist, ein einfaches Hundert zu zählen, ohne in ihrem Geiste die beilaufende Nummer zugleich mitzuschleppen.

Die fertigen Staatsschuldscheine gehen an den Registrator; die Nationalbanknoten an den Controleur; Greenbacks und Scheidemünzscheine an das Schatzamt. Achtundzwanzig Millionen Dollars solcher Scheidemünzscheine sind im Umlauf und sie nutzen sich so schnell ab, daß jede Woche viermalhunderttausend neue Dollars ausgegeben werden. Die abgenutzten werden vernichtet.

Dem Druck- und Gravirbureau gehen täglich von zwei bis sechszig Millionen Dollars von öffentlichen Werthpapieren durch die Hand. Es hat im Ganzen für über siebentausend Millionen solcher Werthpapiere fabricirt, und doch – mit Ausnahme eines Falles von elfhundert Dollars zu einer Zeit, als die Organisation des Bureaus noch unvollständig war – nie auch nur Einen Dollar verloren. Gewiß ein wunderbares Finanzkunststück!

[59] Aehnlich jenem im Eingange erwähnten Cylinder, der die alten Noten empfängt, um daraus neues Papier zu machen, haben die eisernen Kisten (Safes), worin Stempel und „Grundlagen“ verwahrt werden, und die andere eiserne Kiste von der Größe eines anständigen Empfangszimmers, welche die fertigen Noten und Staatsschuldscheine enthält, je drei Schlösser, wovon der Schlüssel eines jeden in den Händen eines andern Bewahrers ruht, so daß sie nur in Gegenwart dieser drei Personen eröffnet werden können. Ein Stempel oder eine „Grundlage“ in eines Arbeiters Hand entschlüpft nicht für einen Augenblick dem wachsamen Auge des für ihn verantwortlichen Bewahrers, weil sonst ein Abdruck genommen und so eine Fälschung begangen werden könnte.

Ebenso wunderbar wie vollkommen ist das System von Control- und Sicherheitsmaßregeln, vermittels deren diese ungeheuern, durch Hunderte von Händen laufenden Beträge gegen Nachlässigkeit und Unredlichkeit geschützt werden, und sie beruhen auf den nachstehenden einfachen Grundsätzen:

1. Jedes Papier-Paket oder jeder Bogen, bestimmt Geld daraus zu machen, wird von dem Augenblicke ab, wo er rein in das Bureau kommt, als Geld behandelt. Nie wird ein Bogen oder eine Note, die mangelhaft oder im Laufe der vielfachen Operationen beschmutzt ist, weggeworfen. Auch das kleinste Stückchen Papier, wenn einmal empfangen, muß in irgend einer Weise dem höheren Beamten im Schatzamte überliefert werden.

2. Jedes Paket, das von einer Hand zur andern oder von einem Bureau zum anderen übergeht, wird gezählt, quittirt und das Resultat in ein Buch mit Lederband eingetragen. Ueberdies setzt die Zählerin die Anfangsbuchstaben ihres Namens auf das Band des Pakets. Sollte daher ein Paket oder Bogen verloren gehen, so kann er leicht bis zu der Hand verfolgt werden, die ihn zuletzt empfing und ihn versäumte abzuliefern. Dreiunddreißig Mal wird jedes Paket auf seiner Wanderung durch die verschiedenen Stadien seines Vervollkommnungsprocesses gezählt. Selbst dem Schatzsecretär würde ohne schriftlichen Befehl und Quittung nicht ein Dollar verabfolgt.

3. Irgend ein Irrthum oder Widerspruch wird im selben Augenblicke verfolgt und verbessert oder beseitigt, in welchem er entdeckt wird. Die Bücher werden jeden Abend verglichen und abgeschlossen, und kein Arbeiter oder Aufseher darf weggehen, bis alle Rechnungsabschlüsse als übereinstimmend berichtet sind.

Um die Zuverlässigkeit des Systems zu prüfen, ordnete an einem Tage des verflossenen Januar der Schatzsecretär einen finanziellen Generalmarsch an, d. h. er ließ plötzlich, während Alles in voller Arbeit und ohne daß ein Mensch davon etwas wußte, alle Arbeit einstellen. Die Abrechnungen wurden genommen, wie sie gerade lagen, und eine allgemeine Revision aller Bureaux abgehalten. Sie besaßen an dem Tage über siebenhundert Millionen Dollars, und doch wurde nicht nur die Gesammtsumme richtig befunden, sondern der Betrag in jedem einzelnen der sechszig Räume stimmte mit den Büchern bis zum letzten Cent.

Die nachstehenden Fälle „verschwundener“ Werthpapiere dürften von Interesse sein, nicht nur weil sie die Genauigkeit der Buchführung dieses großartigen Instituts beweisen, sondern auch weil sie dem deutschen Leser eine Idee des in den Vereinigten Staaten in solchen Fällen beobachteten Verfahrens geben.

Einmal verschwanden Dollars von Zinses-Zinsen-Noten des Schatzamtes in der Versiegelungsabtheilung. Da die emsigsten Nachforschungen vergeblich waren, so zahlten die in der Abtheilung Beschäftigten den Betrag, und man nahm an, daß die Noten von der Maschinerie erfaßt und in Stücke zerschnitten worden. Allein es wurde kein neuer Bogen mit dieser Nummer mehr erlassen, so daß, wenn ein Diebstahl stattgefunden, er einst herauskommen muß, wenn diese Noten zur Zahlung eingesandt werden.

Zweihundert Bogen von Fünfundzwanzig-Cent-Noten im Gesammtwerthe von elfhundert Dollars konnten nicht gefunden werden. Durch die Nachlässigkeit eines Aufsehers, welcher den Verlust nicht augenblicklich berichtete, wurde es unmöglich nachzuspüren. Allein nach einigen Wochen stellte sich heraus, daß eines der Mädchen verdächtig große Summen ausgab, nicht für sich, sondern mädchenhaft zur Bequemlichkeit ihres Vaters, dessen Aufenthalt in einem der theuersten Gasthöfe sie bezahlte. Des Diebstahls beschuldigt, bekannte sie sofort. Sie hatte die Noten unter ihren Unterkleidern versteckt herausgetragen. Hätte der Aufseher seine Schuldigkeit gethan und den Verlust gleich bekannt gemacht, so hätte sie nicht mit denselben wegkommen können. Die Mädchen der Abtheilung würden ein Comité erwählt haben, um die Kleider Aller genau zu durchsuchen. Dieser Betrag wurde nie ersetzt und ist in der That der einzige Verlust, den das Schatzamt erlitten.

Der bedeutendste Diebstahl, der bisher im Schatzamte vorgekommen, war der von „Sicherheiten“ (securities), welche das Fabrikations-Bureau bereits an den Registrator abgeliefert und dafür dessen Quittung erhalten hatte. Ein Beamter in dem Anleihe-Bureau beseitigte hunderttausend Dollars in sechsprocentigen Coupons von Staatsschuldscheinen. Wochenlang blieb die Entwendung unbekannt; der Dieb legte mittlerweile unter dem Vorwande, daß sein Großvater gestorben sei und ihm ein großes Vermögen hinterlassen habe, seine Stelle nieder, zog nach New-York, miethete ein prachtvolles Gebäude und lebte in Saus und Braus. Er machte keinen Versuch, die Schuldscheine zu veräußern, sondern präsentirte nur alle halbe Jahre die fälligen Coupons und strich seine dreitausend Gold-Dollars ein. Allein da jeder Coupon dieselbe Nummer trägt wie der ihm entsprechende Staatsschuldschein, und da eine Liste der vermißten Schuldscheine an alle Agenten des Schatzamtes mitgetheilt war, so fügte er mit einem Stempel mit rother Tinte eine Ziffer zu der Nummer jedes Coupons, indem er zum Beispiel 46,918 in 469,181 u. s. w. verwandelte. Sein extravagantes Leben erweckte aber Verdacht. Großvater und Erbschaft erwiesen sich als ein Märchen; er wurde verhaftet, gestand und erklärte, daß er die Schuldscheine verbrannt habe, zeigte jedoch die Stelle seines Hauses an, wo die Coupons versteckt waren; er wurde zur Strafarbeit verurtheilt, aber begnadigt und starb bald nachher. Durch diesen Fall gewitzigt, wird jetzt beim Numeriren der Coupons die Vorsicht genommen, die Nummer auf dem Rücken durchscheinen zu lassen, so daß keine Zahl zugefügt werden kann.

Das Stück Staatsschuldscheine kommt der Regierung sechs Cent zu stehen; das Stück kleiner Münzscheine den zehnten Theil eines Cent. Die ganze Maschinerie des Bureaus hat zweihundertfünfzigtausend Dollars gekostet.

Die Arbeitszeit beginnt um neun Uhr Morgens und dauert bis vier Uhr Nachmittags mit halbstündiger Unterbrechung um die Mittagszeit für das sogenannte Lunch (Gabelfrühstück). Doch ist dem Ab- und Zugehen der Arbeiter und Arbeiterinnen keine Schranke aufgelegt und überall begegnet man Mädchen, allein, zu Zweien und mehr. Die so schöne Achtung der Amerikaner vor dem weiblichen Geschlechte bewährt sich auch hier und überrascht den Europäer auf das Angenehmste. Obwohl Arbeiterinnen, sind sie doch „Ladies“. Manche Gattung Arbeit ist so schwer, daß diese sechs- bis siebenstündige Arbeitszeit lange genug ist. Der Tagelohn für Männer ist von zwei und einem halben bis fünf Dollars; für Mädchen ein und ein halber bis zwei und ein halber Dollar. Einige Mädchen sahen erschöpft und ungesund aus, die meisten aber gesund und fröhlich. Fast ausnahmslos sind sie nett und geschmackvoll gekleidet. Für Diejenigen, welche Familie haben, ist die Arbeit passend und angenehm; für Andere dagegen ist Washington die unangenehmste und gefährlichste aller amerikanischen Städte. Wenige mit Washington bekannte Männer würden ihre Töchter oder Schwestern der Gnade seines Kosthauslebens anvertrauen wollen.

Wenn wir in Vorstehendem ein getreues Bild einer Anstalt zu geben versuchten, die uns die Menschenhändler des Südens aufzwangen und die der unermüdlich erfinderische Geist des „unvermeidlichen Yankee“, geleitet von einem Meister wie Chase, allein in’s Leben rufen konnte, so mögen unsere Leser unserer Versicherung Glauben schenken, daß wir es nicht mit freudigem Herzen gethan. Es geht ein unheimlicher Geist durch unser amerikanisches Haus; er nagt am untersten Marke unseres materiellen Wohlergehens, unseres socialen Lebens und, was das Gefährlichste, unserer Moralität: der Papierschwindel. Aber schon sind kräftige Arme bereit ihn zu fassen, und der 1. Januar 1869, wir wagen die Voraussagung, wird die Vereinigte-Staaten-Regierung, zur Baarzahlung zurückkehren sehen.

Riotte in Washington.

Anmerkungen (Wikisource)