Die harmlose Geschichte vom Petzgauer Manndl

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Autor: Georg Queri
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Titel: Die harmlose Geschichte vom Petzgauer Manndl
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aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 51-55
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Entstehungsdatum: 1909
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Verlag: Berthold Sutter
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans auf commons
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[51] Die harmlose Geschichte vom Petzgauer Manndl

Darum, weil er so ein zusammengeschrumpftes altes Bäuerlein ist, darum heißt man ihn das Petzgauer Manndl.

Das Petzgauer Manndl haust mit seinem alten Weiblein in kreuzgemütlicher Eintracht zusammen, schier an die fünfzig Jahr. Er hat sie nie hintergangen und sie ist immer brav zu ihm gestanden.

Aber einmal ist eine schwere Sünd über die Leber des Petzgauer Manndl gekrochen. Sie ist schier nit zu verzeihen.

Damals hat er ein Kalbl verkauft an den Mohrenköpflwirt.

„Aber die Leber mußt Dir halt ausnehmen!“ sagte die Petzgauerin. „Ich mag sie so viel gern essen, die Leber von einem Kalbl.“

„Alsdann nehm ich mir die Leber aus,“ sagte das Petzgauer Manndl, trieb das Kalb zum Mohrenköpflwirt und sagte es von wegen der Leber.

[52] „Wird eh gleich gestochen das Kalbl,“ sagte der Mohrenköpflwirt. „Sitz Dich in die Stuben und trink ein Maßl, dann kannst die Leber haben.“

Aber das Petzgauer Manndl hat vier Maßl lang warten müssen, bis die Leber kommen ist.

„Da ist Deine Kalblleber,“ sagte der Mohrenköpflwirt. „Die wird Dir aber wohl schmecken, die Leber!“

„Ach jeh, und jetzt habt Ihr die Leber gleich angericht in der Soß! Und ich hätt sie der Bäu’rin mitbringen müssen.“

„Wird Dir justament nit schaden.“

„Sell wohl.“

Nein, schaden tut’s ihm wirklich nichts – das merkt er schon beim ersten Bröckel. Ah, und die Soß ist gut! Aber sündhaft ist’s schon, der Bäu’rin das wegzuessen.

Aber weil er noch ein Maßl Bier hinter der Kalblleber dreinschickt, der Petzgauer, drum merkt er nicht mehr so viel von der Sündhaftigkeit. Schau, der Mohrenköpflwirt schenkt schon wieder ein.

Ganz torklig kommt das Petzgauer Manndl heim.

„Tust die Straßen abmessen?“ fragt die Petzgauerin, wie sie ihn von einer Straßenseite zur andern kreuzen sieht.

„Nein, die Straßen tu ich nit abmessen,“ sagt der Petzgauer jämmerlich.

„Am End hast die Leber von dem Kalbl verloren!“ fällt’s der Petzgauerin angstvoll ein.

„Die kann ich nit gut verloren haben!“

[54] „Alsdann so gib sie her, die Leber!“

„Ach jeh! Weible, Weible – und die Leber kann ich Dir nit geben –“

„Alsdann hast Du die Leber vergessen, Du rauschiger Mann, Du mit Deinem Biersaufen!“

„Nein, Weible,“ sagt der Petzgauer verlogenerweis, „die hab ich nit vergessen. Das ist so eine Geschichte mit der Leber. Die muß ich Dir verzählen, die Geschicht. Alsdann da hat der Mohrenköpflwirt unser Kalbl gestochen – nit wahr?“

„Wird wohl wahr sein müssen,“ bejaht die Petzgauerin.

„Alsdann, und er will die Leber herausschneiden für Dich, nit wahr?“

„Freilich, die Leber.“

„Alsdann, und da sucht er und sucht und sagt zu mir – – weißt Du, was er zu mir gsagt hat, Weible?“

„Ich kann’s wohl nit derraten.“

„Nein, das kannst nit, Weible. Petzgauer Manndl, hat der Mohrenköpflwirt gsagt, das Kalbl hat keine Leber nit!“

„Unser Kalbl hat keine Leber nit?“ fragte die Petzgauerin.

„Nein, unser Kalbl hat keine Leber nit!“ würgt der Petzgauer heraus und wär schier erstickt an der Lug.

Die Petzgauerin schaut sinnierig drein. „Gell, gell,“ sagt sie dann, „hab mir’s schon einmal denkt, daß das Kalbl nit ganz gesund ist … Freilich, wanns keine Leber nit hat!“

[55] „Ja, Ja, Weible!“

So ein Lump, wie das Petzgauer Manndl ist! Aber gestern hat er die Lug gebeichtet beim Hochwürdigen Herrn in Heggenpuch.

Sonst wüßt ich die Geschicht heut noch nicht.