Die italienischen Schulen. I. Die Italiener bis zum Ende des XV. Jahrhunderts. (Woermann 1887)

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Autor: Karl Woermann
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Titel: Die italienischen Schulen. I. Die Italiener bis zum Ende des XV. Jahrhunderts
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aus: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887)
Herausgeber: Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft
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Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Druck von Wilhelm Hoffmann
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Erscheinungsort: Dresden
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[29]
Zweiter Abschnitt.




Die italienischen Schulen.




I. Die Italiener bis zum Ende des XV. Jahrhunderts.

A. Die florentinische Schule.

Schule Giotto’s.

Giotto di Bondone, geb. wahrscheinlich 1266, gest. den 8. Jan. 1332, der florentinische Hauptmeister des Mittelalters, arbeitete in Florenz, Assisi, Rom, Padua und Neapel.

Johannes der Täufer im Gefängniss. 5. (16.) 32 d.

Rechts hinter dem Gitterfenster der Täufer, vor ihm drei Wachen. Links die beiden Jünger, welche ihm Botschaft vom Heiland bringen. Ev. Matth. XI, 2–6. Hinter ihnen eine weibliche Gestalt mit einer Speiseschüssel. Oben im Medaillon die Halbfigur eines bärtigen Heiligen.

Ital. Pappelholz ; h. 0,59½; br. 0,35. – 1860 aus Woodburne’s Nachlass in London. – Damals und bei H. dem Tommaso di Stefano, gen. Giottino (1324–1357) zugeschrieben; doch berechtigt das „einzig erhaltene Werk“ dieses Meisters, der Freskencyklus in S. Croce zu Florenz, keineswegs zu dem Schlusse, dass auch dieses Bild von ihm herrühre. „Die Masse der Bilder ohne Malernamen“ unter den mittelbaren oder unmittelbaren Nachfolgern Giotto’s ist „durchaus nicht geringer, als die der Malernamen ohne Bilder“ (Cr. u. Cav. I. S. 341). Jedenfalls ist es ein gutes Bild der Richtung Gaddi’s oder Giottino’s.

Die Beweinung Christi. 6. (7.) 32 d.

Die Halbfigur des entseelten Heilandes steht aufrecht im Sarkophage. Die drei Marien machen sich um ihn zu schaffen. Seine Mutter hat ihren linken Arm um seine Schulter gelegt und küsst seine Lippen.

Ital. Pappelholz; rund mit gotischem Vierpass; h. 0,19½; br. 0,20½ – 1857 von Prof. Steinla geschenkt. [30]

Schule des Fiesole.

Fra Giovanni da Fiesole, gen. Fra Angelico oder Beato Angelico, geb. 1387 im Florentinischen, gest. d. 18. März 1455 zu Rom, der Hauptmeister des florentinischen Uebergangsstils vom XIV. in’s XV. Jahrhundert, arbeitete hauptsächlich in Florenz; doch auch in Cortona, Orvieto und Rom.

Die Verkündigung. 7. (19.) 1 b.

Goldgrund. Links kniet der Engel mit golden und bunt schillernden Flügeln auf Wolken, erhebt die rechte Hand und hält den Lilienstengel in der linken. Rechts sitzt Maria, ein Buch auf den Knieen, die Arme gekreuzt.

Ital. Pappelholz; h. 0,27½; br. 0,44. – 1846 aus Rumohr’s Nachlass. – Auch bisher „Schule“ des Fiesole genannt. – Von Lerm. S. 244 mit Bestimmtheit als Jugendwerk des Benozzo Gozzoli, in der That eines Schülers des Fiesole, in Anspruch genommen. Indessen überzeugte uns ein erneuter Vergleich des Bildes mit den Jugendwerken Gozzoli’s in Italien nicht von dieser Bestimmung. Vielmehr steht es den eigenhändigen Werken Fiesole’s nahe, ist für ein solches jedoch etwas zu schwer in der Behandlung und in der Farbe. – Phot. Braun VIII, 1.

Sandro Botticelli.

Sandro di Mariano Filipepi, gen. Botticelli, geb. zu Florenz 1446, gest. daselbst den 17. Mai 1510. Schüler des Fra Filippo Lippi, weitergebildet unter dem Einfluss der Pollaiuoli und des Verrocchio. Thätig hauptsächlich in Florenz, doch 1481–1484 in Rom.

Maria mit dem Kinde und Johannes. 8. (35.) 1 a.

Kniestück. Die hl. Jungfrau sitzt, nach links gewandt, in einer Halle an ihrem Betpult. Sie hält den Knaben, der sie zärtlich umhalst, auf ihrem rechten Arm. Links steht anbetend der jugendliche Johannes.

Ital. Pappelholz; h. 0,89½; br. 0,73½. – 1874 aus England. Früherer Besitzer Mr. Alex. Fitzmorrice. – Ein gleiches Bild im Städel’schen Institut zu Frankfurt a. M. – Phot. Braun III, 1.

Aus dem Leben des hl. Zenobius. 9. (34.) 1 b.

Vier Scenen, von links nach rechts: 1. Ein Knabe ist unter die Räder eines Karren geraten. Seine Mutter und andere eilen entsetzt herbei. 2. Die Mutter übergiebt das wie tot in ihren Armen hängende Kind dem Bischof Zenobius von Florenz. 3. Der Bischof führt das geheilte Kind der Mutter wieder zu, die es zärtlich umhalst. 4. Der sterbende Heilige segnet seine Umgebung. Reicher architektonischer Hintergrund. Links Blick über die Stadtmauer in’s Flussthal.

Ital. Pappelholz; h. 0,65½; br. 1,82. – 1868 aus v. Quandt’s Sammlung. – Vgl. Lerm. S. 234. – Phot. Braun VIII, 3. [31]

Schule Sandro Botticelli’s.

Maria mit dem Kinde und Engeln. 10. (36.) 32 c.

Kniestück auf blauem Grunde. Das Kind steht auf Maria’s Schoosse, wendet sich nach links und greift nach dem Rosenzweige des hier hinter ihm stehenden Engels. Ausserdem links und rechts noch je zwei Engel mit langen Rosenzweigen.

Apfelholz; breitoval; h. 0,80½; br. 0,92. – 1832 im Kunsthandel gegen zwei kleine Poelenburg’s eingetauscht. – Schon bei H. mit Recht nur als Schulbild bezeichnet.

Johannes der Evangelist. 11. (32.) 1 a.

Brustbild nach rechts vor landschaftlichem Hintergrunde. Die Dornenkrone und Nägel hält der Evangelist in der Linken.

Ital. Pappelholz; h. 0,47; br. 0,30½[WS 1]. – Zuerst im Katalog von 1848. – Gegenstück zum folgenden. Beide bei H. noch als echte Werke Botticelli’s aufgeführt, aber zu schwach für diesen und anders in der Technik. Auch von Cr. und Cav. (III S. 174) und Lerm. S. 233 übereinstimmend als Schulbilder bezeichnet. – Phot. Ges.

Johannes der Täufer. 12. (33.) 1 a.

Brustbild nach links vor landschaftlichem Hintergrunde. Der Kreuzesstab liegt rechts neben dem Täufer. Die Hände hält er gefaltet erhoben.

Ital. Pappelholz; h. 0,46½; br. 0,31. – Zuerst im Katalog von 1848. – Gegenstück zum vorigen. – Vgl. die Bemerkungen zu diesem. – Phot. Ges.

Lorenzo di Credi.

Geb. zu Florenz 1459, gest. daselbst den 12. Januar 1537. Neben Leonardo da Vinci Hauptschüler des Andrea del Verrocchio. Thätig hauptsächlich zu Florenz.

Maria mit dem Kinde und Johannes. 13. (39.) 1 c.

Kniestück. Die heilige Familie sitzt in einfachem Gemache. Links ein Bett mit grauen Vorhängen und roter Decke; rechts Blick zum Fenster hinaus in eine reiche Landschaft. Auf Maria’s mit rotem Kissen bedeckten linken Knie sitzt das nackte Christkind und greift nach einer schwarzen Beere, die jene ihm mit der Rechten reicht. Links unten, anbetend, der kleine Johannes.

Ital. Pappelholz; h. 0,38½; br. 0,31. – 1860 aus Woodburne’s Nachlass, London. – Das Bild trug damals schon die Benennung Lorenzo di Credi, wurde in Dresden jedoch unbegründeter Weise auf Leonardo da Vinci’s Namen getauft, für den es nicht zart genug im Helldunkel und bei aller seiner Feinheit nicht fein genug in der Zeichnung ist. Ebenso unbegründet erscheint uns Morelli’s Ansicht (Lerm, S. 240–243), dass das Bild nur von einem niederländischen Nachahmer Lor. di Credi’s herrühre. Ein erneuter Vergleich mit dem auch von Morelli (Lerm. it. p. 214) [32] anerkannten Jugendwerke Lorenzo’s, der thronenden Madonna im Dome zu Pistoja, hat uns vor kurzem überzeugt, dass auch unser Bild in der That ein echtes Werk Lor. di Credi’s ist. Dieselben Züge der Jungfrau, dieselbe Modellirung des Christkindes, dieselbe malerische Behandlung! dasselbe rötliche Haar, dieselben Flechten, dasselbe, ebenso geschmückte rote Untermieder unter graublauem Kleide! Dass beide Bilder von derselben Hand sind, erkennt auch Habich (Vademecum p. 55) an, schreibt sie aber nur einem Nachahmer Lorenzo di Credi’s zu. Schon Cr. u. Cav. (III. S. 151) und O. Eisenmann (Kunstchronik XVI, S. 649) waren übrigens geneigt, das Bild als Werk Lor. di Credi’s gelten zu lassen. – Phot. Braun VIII, 2 und Phot. Ges.

Heilige Familie. 14. (44.) 1 c.

Vor dunkler Renaissancehalle, durch deren Bogen man links und rechts in eine reiche Landschaft hinausblickt, kniet die Jungfrau und betet ihr Kind an, welches links vorn an eine Korngarbe gelehnt liegt und den Stieglitz beobachtet, der hier von den Körnern pickt. Joseph sitzt rechts im Mittelgrunde der Landschaft.

Ital. Pappelholz; h. 0,87½; br. 0,65. – 1874 aus der Sammlung Barker, London. – Gutes Bild vom Ende der mittleren Zeit des Meisters. – Phot. Braun IV, 2 und Phot. Ges.

Maria zwischen Heiligen. 15. (45.) 1 b.

Sie thront vor dem mittleren, mit grün-rotem Vorhange verhängten Bogen einer dreibogigen Renaissancehalle. Das nackte Christkind auf ihrem Schoosse wendet sich lebhaft nach links, wo der hl. Sebastian in der Kleidung der Zeit des Meisters seinen Pfeil in der Linken erhebt. Rechts der Evangelist Johannes. Vorn unten ein Blumentopf. Die Landschaft hinter den Bogen nur spärlich angedeutet.

Ital. Pappelholz; h. 0,75; br. 1,76½. – 1874 aus der Sammlung Barker, London. – Etwas hartes und kaltes Bild der späteren Zeit des Meisters. – Phot. Braun II, 3.

Schule Domenico Ghirlandajo’s.

Dom. di Tommaso Bigordi, gen. Ghirlandajo, geb. zu Florenz 1449, gest. daselbst den 11. Jan. 1494, war ein Schüler Alesso Baldovinetti’s , weitergebildet durch das Studium der besten übrigen florentinischen Meister des XV. Jahrhunderts, dessen Schlussstein er als Lehrer Michelangelo’s bildet. Thätig hauptsächlich in Florenz, doch auch in Rom und S. Gimignano.

Die Geburt Christi. 16. (38.) 32 c.

Links ruht der kleine Heiland, welcher den linken Zeigefinger an den Mund legt, zwischen den Knieen Joseph’s. Rechts vor dem Stalle kniet Maria, anbetend ihrem Kinde zugewandt. Ueber der Berglandschaft links der Stern.

Ital. Pappelholz; annähernd rund; h. 0,77; br. 0,74½. – 1857 aus Steinla’s Sammlung. – Schon bei H. nur als Schulbild bezeichnet. Cr. u. Cav. (III, S. 255) [33] und Lerm. (S. 235) denken sogar nur an die Schule Seb. Mainardi’s, des Schwagers und Nachahmers Ghirlandajo’s. – Phot. Braun X. 5.

Der Erzengel Michael. 17. (17.) 1 a.

Kniestück nach rechts auf hellblauem Grunde. Der Engel trägt über seinem Harnisch einen roten Mantel, das Schwert in der Rechten, die Weltkugel in der Linken.

Ital. Pappelholz; rund; h. u. br. 0,22. – 1860 aus Woodburne’s Nachlass, London. – Gegenstück zum folgenden. – Bisher unbegreiflicher Weise Starnina (zweite Hälfte des XIV. Jahrhunderts) benannt, obgleich es unverkennbar 100–125 Jahre jünger ist und am meisten an die Schule Ghirlandajo’s erinnert. Vgl. Cr. u. Cav. II. S. 75; Lerm. S. 244.

Der Erzengel Raphael. 18. (18.) 1 a.

Kniestück nach links auf hellblauem Grunde. Er trägt einen gelben Mantel über weissem Kleide, hält den Kasten mit der Galle des Fisches in der Rechten und führt den kleinen Tobias mit dem Fische an der Linken.

Ital. Pappelholz; rund; h. 0,22; br. 0,21½. – 1860 aus Woodburne’s Nachlass, London. – Gegenstück zum vorigen. Vgl. die Bemerkungen zu diesem.

Schule Filippino Lippi’s.

Filippino Lippi, geb. zu Prato 1457 oder 1458, gest. zu Florenz den 18. April 1504, war Schüler des Fra Diamante, Hauptnachfolger seines Vaters Fra Filippo Lippi und Sandro Botticelli’s. Thätig vornehmlich zu Florenz.

Maria mit dem Kinde. 19. (46.) 1 a.

Maria als Halbfigur, nach links gewandt. Sie hält das Kind fest, welches links auf einer Mauer sitzt und in einem Buche blättert.

Ursprünglich auf Holz; 1864 durch Schirmer auf Leinwand übertragen; h. 0,48; br. 0,37. – 1857 aus Steinla’s Nachlass. – Bisher als eigenhändiges Werk Filippino’s, kann aber nur als schwächeres Schulbild gelten. So auch Lerm. S. 246. – Phot. Ges.

Piero di Cosimo.

Geb. 1462 zu Florenz, gest. daselbst 1521. Schüler und Gehülfe des Cosimo Rosselli, nach dem er seinen Beinamen erhalten. Arbeitete in Florenz und in Rom.

Heilige Familie. 20. (24.) D 3.

An einem isolirt vor reicher Landschaft aufragenden Felsen kniet Maria über das nackte Kind gebeugt, welches, halb von ihr gehalten, links neben ihr liegt und seinen kleinen rechten Arm auf ein weisses Kissen lehnt. Weiter links sitzt der etwas ältere Johannesknabe, welcher den Kreuzesstab in der Linken hält, mit der Rechten aber liebkosend den [34] Kopf des Christkindes berührt. Ganz links kniet Joseph mit anbetend gefalteten Händen. Auf der Spitze des Felsens über der heil. Gruppe sitzen zwei langbekleidete Engel, halten ein Notenbuch zwischen sich und singen.

Ital. Pappelholz; rund; h. 1,65; br. 1,63½. – 1860 aus Woodburne’s Nachlass in London; vorher im Besitze der Familie Venerosi zu Pisa. – Bisher Luca Signorelli zugeschrieben. Als Werk Piero di Cosimo’s zuerst von Gust. Frizzoni, dann von W. Bode (Zahn’s Jahrbücher VI, S. 198) erkannt; desgl. von Lerm. S. 232 bis 233. In der That beweist ein Vergleich unseres Bildes mit dem Gemälde Cosimo’s im Berliner Museum und mit den anerkannten Bildern dieses Meisters in Florenz, dass kein anderer als er es gemalt hat. – Phot. Braun III, 2 und Phot. Ges.

Raffaellino del Garbo.

Raffaellino de’ Capponi, gen. del Garbo. Geb. in Florenz 1466, gest. daselbst 1524. Schüler des Filippino Lippi. Arbeitete hauptsächlich in Florenz.

Maria mit dem Kinde und Heiligen. 21. (47.) 1 c.

Kniestück. Die Mutter Gottes steht vor grün verhängtem Mauerpfeiler und hält das Kind auf ihrem linken Arm. Links der hl. Hieronymus, rechts der hl. Franciscus. Ganz vorn eine Balustrade, an der ein Wappen angebracht ist.

Ital. Pappelholz ; rund; h. 0,76; br. 0,75. – 1857 aus Steinla’s Sammlung. – Von Cr. u. Cav. III, S. 214 wird mindestens die Figur des hl. Hieronymus als eigenhändige Arbeit anerkannt, das übrige „möglicherweise“ als Schulwerk bezeichnet. Nach Lerm. S. 246 dagegen überhaupt eine schwächere Hand. Das letztere scheint auch uns richtiger zu sein. – Phot. Ges.

Unbestimmter Florentiner. Ende des XV. oder Anfang des XVI. Jahrhunderts.

Thronende Maria mit dem Kinde und Johannes. 22. (43.) 32 c.

Kniestück. Ein Vorhang trennt den Thron von der Landschaft. Das Kind auf dem Schoosse der Jungfrau wendet sich nach links und umarmt den kleinen Johannes.

Ital. Pappelholz; h. 0,58; br. 0,47. – 1857 aus Steinla’s Sammlung. – Bei H. als Lorenzo di Credi; doch stimmt es mit dessen Werken nicht überein; nach Cr. u. Cav. (IV, S. 431) von einem geringen Nachfolger des Botticelli und Filippino; nach Lerm. S. 245 nur von einem schwachen Zeitgenossen Lorenzo’s. Eine nähere Bestimmung ist bis jetzt nicht möglich gewesen. – Phot. Braun IX, 4 und Phot. Ges. [35]

B. Sienesen und andere Toscaner.

Unbestimmter Toscaner. XIII. Jahrhundert.

Thronende Madonna. 23. (5.) 32 d.

Ganze Gestalt von vorn auf Goldgrund. Das Christkind im gelben Röckchen auf dem Schoosse.

Ital. Pappelholz; h. 0,20½; br. 0,15. – 1860 aus Woodburne’s Nachlass in London. Damals und bei H. dem Giunta Pisano zugeschrieben. Doch zeigt das Bildchen nur im allgemeinen den toscanischen Uebergangsstil aus dem Byzantinismus in die Richtung des hohen Mittelalters. Vgl. auch Lerm. S. 244.

Sano di Pietro.

Geb. zu Siena 1406, gest. daselbst 1481. Schüler des Sassetta. Archaistische Richtung. Thätig zumeist in Siena.

Mehrteiliges Bruchstück eines Altars. 24. (8.) 32 d.

Goldgrund. In der Umrahmung die Halbfiguren von 12 Heiligen und (in der Giebelspitze) des Heilandes mit der Krone in den Händen. Im Giebelfelde die weissgekleidete Muttergottes zwischen langbekleideten musicirenden Engeln, dem unten in der Landschaft knieenden hl. Thomas ihren Gürtel hinablassend. Unten links die hl. Margaretha, rechts ein hl. Bischof.

Ital. Pappelholz; h. 0,45; br. 0,33½. – Zuerst im Katalog von 1843 wie die beiden folgenden als Sano di Pietro, und so noch bei H. 1856. Bei H. seit 1862 jedoch nur als „Schule von Siena“. Doch haben sowohl Cr. u. Cav. (IV, S. 88) als auch Lerm. (S. 244) diese Bilder dem Sano zurückgegeben; und ein erneutes Studium der Bilder dieses Meisters in der Akademie zu Siena hat auch uns überzeugt, dass sie von ihm herrühren.

Auf Goldgrund bemaltes Kreuz. 25. (9.) 32 d.

In der Mitte Christus am Kreuz; in den vier Ecken der Kreuzesarme, als Halbfiguren: oben der segnende Heiland, links Maria, rechts Johannes der Evangelist, unten Magdalena, den Kreuzesstamm umfassend.

Ital. Pappelholz; h. 0,53½; br. 0,43. – Die eine Hälfte des auseinandergesägten Kreuzes, dessen andere Seite die folgende Nummer ist. – Zuerst im Katalog von 1843. Vgl. die Bemerkungen zum vorigen Bilde.

Auf Goldgrund bemaltes Kreuz. 26. (10.) 32 d.

In der Mitte Christus am Kreuz. In den vier Ecken der Kreuzesarme die Halbfiguren der vier Kirchenväter.

Ital. Pappelholz; h. 0,54; br. 0,43. – Die eine Hälfte des auseinandergesägten Kreuzes, dessen andere Seite die vorige Nummer ist. – Zuerst im Katalog von 1843. Vgl. die Bemerkungen zu N. 24. [36]

Unbestimmte Sienesen. XIV. Jahrhundert.

Die Darstellung im Tempel. 27. (6.) 32 d.

Schwarzer Grund. In der Mitte des gotischen Gebäudes der Altar. Links Josef und Maria, ersterer mit den Tauben; hinter ihnen zwei Begleiterinnen. Rechts der Hohepriester mit dem Christkind im Arm; hinter ihm zwei Priester und eine Frau, welche ihr Kind herbeiträgt. Oben in zwei kleinen Medaillons die Verkündigung.

Ital. Pappelholz; h. 0,82; br. 0,54½. – 1874 aus Rom. – Bei H. als Original Giotto di Bondone’s. Doch zeigt es, für diesen grossen Meister viel zu schwach, überhaupt nicht den florentinischen, sondern den sienesischen Schulstil jener Zeit; etwa denjenigen der Schule des Ambrogio Lorenzetti. – Phot. Ges.

Maria mit dem Kinde. 28. (11.) 32 d.

Halbfigur nach rechts auf Goldgrund. Das Christkind in reicher, golddurchwirkter Tunica auf dem linken Arm der Jungfrau.

Ital. Pappelholz; h. 0,27; br. 0,13. – 1846 aus Rumohr’s Nachlass. Nach H. Schulrichtung Duccio’s. Eher diejenige Lippo Memmi’s. Vgl. Cr. u. Cav. II, S. 279.

Zwei Flügel eines Altarwerks. 29 (12.) 32 d.

1. Links, auf Goldgrund: a) oben, inschriftlich beglaubigt, die hl. Lucia und die heilige Clara; b) unten, zwei männliche Heilige. 2. Rechts: a) oben, auf Goldgrund, zwei weibliche Heilige; b) unten, in einer Felsenlandschaft unter blauem Himmel die Stigmatisirung des hl. Franz.

Ital. Pappelholz; h. 0,54½; br. 0,26. – 1857 aus Steinla’s Sammlung. Bei H. als im Stil Duccio’s. Nach Cr. u. Cav. II, S. 279 Schule des Memmi. Etwa in der Art des Bartolo di Maestro Fredi (H. Thode).

Maria. 30. (13.) 32 d.

Brustbild halb nach rechts auf Goldgrund. Die Jungfrau trägt eine goldene Krone über weissem, goldgesticktem Schleier auf dem Haupte.

Ital. Pappelholz; Bruchstück; h. 0,35; br. 0,29. – 1857 aus Steinla’s Sammlung. Bei H. dem Lorenzetti zugeschrieben; gehört jedoch nur der Schule des Lorenzetti an. Vgl. Lerm. S. 244.

Der tote Heiland. 31. (14.) 32 d.

Aufrecht, mit übereinandergelegten Armen ruht er in seinem Sarkophage. Neben ihm kahle Bergabhänge, über ihm blauer Himmel. Rundbild in viereckiger goldgrundiger Tafel.

Ital. Pappelholz; h. 0,21½; br. 0,21. – 1874 im Kunsthandel aus Berlin. Bei H. dem Lippo Memmi zugeschrieben; erinnert nach Lerm. S. 244 mehr an Barna; kann nur im allgemeinen der verwandten Richtung dieser Meister zugeschrieben werden. [37]

Bruchstück eines gotischen Altars. 32. (15.) 32 d.

Goldgrund. Oben im Medaillon die Halbfigur des segnenden Heilandes. Unten die thronende Jungfrau zwischen zwei weiblichen Heiligen. Das Kind steht auf ihrem Schoosse.

Ital. Pappelholz; h. 0,46; br. 0,19½. – 1846 aus Ruhmor’s Nachlass. Schule des Lippo Memmi. So auch Cr. u. Cav. II, S. 279.

Unbestimmte Sienesen. XV. Jahrhundert.

Heilige Familie. 33. (20.) 32 d.

Halbfiguren. Maria im blauen Mantel nach links. Das Kind sitzt fast nackt auf ihrem Schoosse und hält einen Stieglitz in der Linken. Rechts hinter dem Stuhle Joseph; links vorn Johannes der Täufer.

Ital. Pappelholz; h. 0,62½; br. 0,41½. – 1872 aus dem Pal. Piccolomini zu Siena. – Bei H. Andrea del Castagno zugeschrieben; doch zeigt es mit dessen Werken keine Aehnlichkeit. Es gehört überhaupt nicht der florentinischen, sondern der sienesischen Schule an. Vgl. Lerm. S. 238–239.

Maria mit dem Kinde und einem Engel. 34. (29.) 32 d.

Goldgrund. Der Engel steht links und reicht dem kleinen Jesus einen Korb mit Kirschen.

Ital. Pappolholz ; h. 0,73½; br. 0,46½. – 1874 aus Rom. Bei H.: „Umbrische Schule“; erscheint jedoch derjenigen des Matteo da Siena verwandt (H. Thode).

C. Die umbrische Schule.

Art des Gentile da Fabriano.

Arbeitete 1422 in Venedig, 1425 in Siena und Orvieto, 1427 in Rom. Umbrischer Hauptmeister des Uebergangs aus dem alten Stil in den Realismus des XV. Jahrhunderts.

Thronende Maria mit dem Kinde. 35. (30.) 1 c.

Sie sitzt in reicher, bunter, mit schwerem Goldstoff-Vorhange drapirter Marmornische. Das nackte Knäblein auf ihrem Schoosse hält in der Rechten einen Granatapfel und greift mit der Linken an die Brust der Mutter.

Ital. Pappelholz; h. 0,69; br. 0,46½. – 1874 aus der Sammlung Barker in London als „Gentile da Fabriano“. Scheint doch nur dessen Zeit und Gesammtrichtung anzugehören. – Phot. Braun IX, 1 und Phot. Ges.

Luca Signorelli.

Geb. zu Cortona, wahrscheinlich 1441, gest. daselbst Ende 1523. Dieser grosse Meister ging von der umbrischen Schule aus, entwickelte sich aber später im Sinne der florentinischen Kunst der Uebergangszeit vom XV. in’s XVI. Jahrhundert und erscheint in manchen seiner Werke als directer Vorläufer Michelangelo’s. Thätig hauptsächlich in Cortona, Rom, Siena und Orvieto. [38]

Bemalter Pilaster. 36. (25a.) 1 a.

Auf blauem Grunde drei Heilige in ganzer Gestalt übereinander: oben der Erzengel Raphael mit dem kleinen Tobias, in der Mitte der hl. Hieronymus, unten der hl. Bernhardin von Siena.

Ital. Pappelholz; h. 1,29½; br. 0.11. – 1874 aus der Sammlung Barker in London. Früher am Hauptaltar der Kirche San Donnino zu Florenz. Gegenstück zum folgenden. – Phot. Braun XII, 5.

Bemalter Pilaster. 37. (25b.) 1 a.

Auf blauem Grunde drei Heilige in ganzer Gestalt übereinander: oben der hl. Bernhard, in der Mitte der hl. Onophrius, unten die hl. Dorothea.

Ital. Pappelholz; h. 1,29½; br. 0,11. – 1874 aus London. – Vgl. die Bemerkungen zum vorigen, seinem Gegenstück. – Phot. Braun XII, 5.

Schule des Perugino.

Pietro Vanucci, gen. Perugino, geb. zu Citta della Pieve 1446, gest. zu Castello Fontignano 1523 (nach Vasari, Ed. Milanesi III, p. 591). Thätig vornehmlich in Perugia, Rom und Florenz. Haupt der umbrischen Schule der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts. Lehrer Raphael’s.

Der hl. Crispinus. 38. (26.) 32 d.

Brustbild ohne Hände nach links auf schwarzem Grunde. Bruchstück eines grösseren Bildes.

Ital. Pappelholz; h. 0.35; br. 0,23½. – 1857 aus Steinla’s Sammlung.

Der hl. Franciscus. 39. (27.) 32 d.

Ganze Figur auf schwarzem Grunde. Der Heilige hat bereits die Nägelmale an Händen und Füssen. In der Linken hält er ein rotes Buch, in der Rechten ein goldenes Kreuz.

Ital. Pappelholz; h. 0,22½; br. 0,16. – 1857 von Nichols in London. Richtung des Giovanni lo Spagna (geboren in Spanien, gestorben zwischen 1528 und 1533 in Spoleto), von dessen eigener Hand das Bild möglicherweise herrühren könnte. – Phot. Braun XII, 6.

Der hl. Rochus. 40. (28.) 32 a.

Er liegt an dem alten Gemäuer zur Rechten in freundlicher Hügellandschaft, stützt sich auf seinen linken Arm und greift mit der rechten Hand nach der Wunde an seiner Lende. Links ein Hund, der ihm Brod bringt.

Ital. Pappelholz; h. 0.22; br. 0,30. – 1857 aus Steinla’s Sammlung.

Il Pinturicchio.

Bernardino di Betto Biagio, gen. Il Pinturicchio. Geb. wahrscheinlich zu Perugia 1454, gest. zu Siena, den 11. Dec. 1513. Neben Perugino, dessen Genosse in Rom er war, ein Hauptmeister der [39] umbrischen Schule der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts. Thätig in Perugia, Rom, Orvieto, Spello und Siena.

Ein Knabe. 41. (31.) 1 c.

Brustbild ohne Hände nach links. Der etwa 14jährige Knabe trägt einen roten Rock und eine blaue Kappe. Den Hintergrund bildet eine reiche Landschaft, in welcher links ein Schloss am Wasser liegt.

Ital. Pappelholz; h. 0,50; br. 0,35½. – Inventar. 1722 A 73 als Werk eines unbekannten Nachahmers Raphael’s. Als vorzügliches Werk der Frühzeit Pinturicchio’s auch von Lermolieff (S. 245) anerkannt. – Phot. Braun II, 2. – Phot. Ges.

Angeblich Marco Palmezzano.

Geb. zu Forlì. Bezeichnete Bilder zwischen 1492 und 1543. Schüler Melozzo’s da Forlì.

Die Anbetung der Könige. 42. (48.) 32 d.

Links unter dem Stalle Maria mit ihrem Kinde; neben ihr Joseph auf seinen Stab gestützt. Der ältere König überreicht knieend seine Gabe; hinter ihm stehen die anderen beiden vor ihrem Gefolge.

Ital. Pappelholz; h. 0.61; br. 0,45. – Zuerst im Katalog von 1835 (N. 4) als „unbekannt“. Später, auf Ruhmor’s Rat, als Marco Palmezzano bezeichnet. Doch ist dies den echten Bildern dieses Meisters in Forlì gegenüber haltlos. Es ist noch nicht gelungen, dem Bilde seine richtige Stelle anzuweisen.

D. Die ferraresische Schule.

Francesco Cossa.

Erwähnt zwischen 1456 und 1474. Neben Tura der ferraresische Hauptmeister der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts. Malte noch 1470 Fresken im Palazzo Schifanoja zu Ferrara; siedelte dann nach Bologna über.

Die Verkündigung. 43. (21.) 1 b.

In reicher Renaissancehalle, durch welche man links in die Strasse, rechts in das Gemach mit dem Bette der Jungfrau blickt, kniet links mit erhobener Rechten der Engel in grünem Kleide und rotem, blaugefüttertem Mantel, steht rechts Maria in rotem Kleide und blauem, grüngefüttertem Mantel. Gottvater, als Brustbild am Himmel sichtbar, entsendet die Taube des heiligen Geistes; vorn am Rahmen kriecht eine grosse Schnecke mit ihrem Gehäuse.

Ital. Pappelholz; h. 1,37½; br. 1,13. – 1750 durch den Canonicus Luigi Crespi als Original A. Mantegna’s aus der Kirche dell’ Osservanza in Bologna. Später der florentinischen Schule, zuletzt bei H. dem Ant. Pollaiuolo (doch schon mit Fragezeichen) zugeschrieben. Von Cr. u. Cav. V, S. 563, richtig als ferraresisches [40] Bild erkannt, doch ohne Grund dem Baldassar Estense zugeschrieben. Als Jugendwerk Cossa’s zuerst von Lerm. S. 129 erkannt. Erneute Studien in Italien, besonders der Vergleich mit Cossa’s Gemälden in der Pinakothek und in der „Madonna del Baracano“ zu Bologna haben uns die Urheberschaft dieses Meisters bestätigt. Die gefälschte Inschrift „Andreas Mantegna Patavianus fecit, A MCCCCL“ ist schon 1840 entfernt worden. – Phot. Braun VII, 1. – Phot. Ges.

Schule des Fr. Cossa.

Die Geburt Christi. 44. (22.) 1 b.

Die Mitte des Bildes nimmt der leicht gebaute Stall ein, in dem Maria anbetend vor dem Neugeborenen niedergesunken ist, während Joseph, von hinten gesehen, vorn an einem Pfeiler kauert. Engel und Engelköpfe schweben über dem Kinde. Etwas nach rechts Ochs und Esel im Stalle, noch weiter rechts der Zug der Könige in der phantastischen braunen Felsenlandschaft. Links tanzende und jubelnde Hirten.

Ital. Pappelholz; h. 0,26½; br. 1,14½. − Inventar 1754 I 302 als „Giotto“; bei H. als „florentinische Schule“; nach Lerm. S. 244 allerdings toscanisch. Allein die undeutliche Inschrift links unten „Antonius (?) Florentinus MCCCXXXIII ist eine offenbare Fälschung; und das Bild ist in den Typen, besonders demjenigen der Madonna, so unverkennbar ferraresisch, dass wir es mit Cr. u. Cav. (V, S. 370) entschieden dieser Schule zuschreiben.

Ercole de’ Roberti Grandi.

Blühte schon 1480 in Ferrara, gest. daselbst 1513. Brachte den Stil Andrea Mantegna’s in Ferrara zur Geltung.

Der Zug nach Golgatha. 45. (163.) 1 b.

Der Zug bewegt sich, lebhaft vorwärts drängend, von rechts nach links. Links in ihm die beiden Schächer. Ein Scherge reicht einem von ihnen zu trinken. In der Mitte wird Christus mit dem Stricke um den Hals von rohen Kriegsknechten weitergezerrt und vorwärts gestossen. Vergebens sucht er sich nach den rechts angeordneten Frauen umzuwenden. Hier bricht Maria in sich zusammen, trägt eine Frau ihr Kind rittlings auf der Schulter, zieht eine andere das ihre eiligst an der Hand mit fort. Neben einer Frau, die, ganz von hinten gesehen, im Vordergrunde steht, ein halbnacktes Kind. Weiter zurück ein reitender Herold in rotem Rock und roter Mütze, die Trompete blasend. Im Hintergrunde eine kahle Berglandschaft.

Ital. Pappelholz; h. 0,35; br. 1,17. – 1750 unter Luigi Crespi’s Vermittlung durch Guarienti aus der Sacristei der Kirche S. Giovanni in Bologna. Als Predella [41] des Hochaltars dieser Kirche hatte der Meister dieses Bild, nebst zwei anderen, nach Vasari (Ed. Mil. III, p. 145) gemalt. Das Mittelstück, eine Pietà, befindet sich in der Royal Institution zu Liverpool; das zweite Seitenstück ist das folgende. – Gest. nach einer Zeichnung des Florimachius von Jer. David. – Phot. Braun III, 10. – Phot. Ges.

Christi Gefangennahme. 46. (164.) 1 b.

In der Mitte giebt Judas dem Heiland den Verräterkuss. Von rechts eilen die Schergen mit Fackeln und Spiessen lebhaft bewegt herbei. Von links legt ein anderer ihm bereits die Schlinge um den Hals. Weiter links Handgemenge zwischen den Schergen und den Aposteln. Petrus haut hier im Vordergrunde dem Malchus das Ohr ab. Ganz links vorn schlafen fünf Jünger, weiter zurück kniet Christus am Oelberge. Ueber ihm im gelben Himmel erscheint als Brustbild der Engel mit dem Kelche. Im Hintergrunde eine kahle Berglandschaft.

Ital. Pappelholz; h. 0,35; br. 1,17. – 1750 mit dem vorigen aus Bologna. Vgl. die Bem. zu diesem, seinem Gegenstücke. – Phot. Braun V, 3. – Phot. Ges.

Nach Ercole de’ Roberti Grandi.

Die Mannalese. 47. (23.) 1 b.

Im Vordergrunde lesen die Israeliten in den mannigfaltigsten Stellungen das Manna auf. Ganz links Moses und Aaron; ganz rechts eine Frau, die mit ihrem Kinde bildeinwärts schreitet. Im Mittelgrund das Zeltlager in der Wüste. Im Hintergrund kahle Berge unter blauem Himmel.

Ital. Pappelholz; h. 0,30; br. 0,65½. – Zuerst nachgewiesen im Katalog von 1835 als „Benozzo Gozzoli“. Bei H. nur als „florentinische Schule“. – Sicher jedoch ferraresisch. – Cr. u. Cav. (V, S. 588) und Lerm. S. 133 bezeugen übereinstimmend, dass das Original zu unserem Bilde sich in der Sammlung des Lord Dudley in London befinde; doch sind erstere geneigt, dieses Original dem Ercole di Giulio Grandi, einem etwas jüngeren ferraresischen Meister (gest. 1531), zuzuschreiben, wogegen Lerm., wie der Vergleich mit den vorigen Bildern ergiebt, mit grösserem Rechte, das Original für Ercole de’ Roberti Grandi in Anspruch nimmt.

E. Die bolognesische Schule.

Francesco Francia.

Fr. Raibolini gen. Francia. Geb. zu Bologna 1450, gest. daselbst den 6. Jan. 1517. Anfangs zum Goldschmied gebildet; als Maler unter dem Einfluss des Ferraresen Lorenzo Cossa in Bologna entwickelt, bald aber der umbrischen Schule Perugino’s genähert. Thätig als Schulhaupt in Bologna. [42]

Die Taufe Christi. 48. (505.) D 3.

Der Heiland steht in der Mitte des Bildes, fast von vorn gesehen, mit gesenktem Haupte und gefaltet erhobenen Händen auf dem ihn wie Eis tragenden Wasser des Jordans, in dem seine Beine sich spiegeln. Ueber ihm schwebt in kreisrundem Goldnimbus die Taube des heiligen Geistes. Links neben ihm am Ufer kniet Johannes der Täufer, die Schale in der Rechten, im Begriffe ihn zu taufen. Rechts stehen zwei Engel, von denen der vordere ein Buch hält, der hintere die Hände gefaltet hat. Im Hintergrunde eine schlichte Berglandschaft. Bez. l. u. FRANCIA AVRIFEX. BON. F. M.D.VIIII.

Ital. Pappelholz; h. 2,09; br. 1,69. – Inv. Guarienti (vor 1753) N. 449. – Das Bild war nach Vasari (Ed. Milanesi III, p. 540–541) für Modena gemalt, befand sich jedoch nicht in der dortigen Galerie und kam unabhängig von dem Modeneser Ankauf der Jahre 1745–46 nach Dresden. – Bei der Beschiessung Dresdens 1760 wurde es durch Bombensplitter beschädigt. – Phot. Braun I, 8.

Die Anbetung der Könige. 49. (503.) 1 a.

Links unter einem Baume neben einer Renaissance-Ruine sitzt Maria mit dem Kinde. Joseph kniet vorn neben ihr, zwei Hirten stehen hinter ihr. Der Jesusknabe, welcher beide Händchen segnend erhoben hält, wendet sich nach rechts dem Zuge der heiligen drei Könige zu. Die beiden weissen sind bereits anbetend in die Kniee gesunken, der schwarze steht noch hinter ihnen an der Spitze des zu Fuss und zu Ross folgenden Trosses. In der anmutigen Landschaft links mächtige Felsen mit natürlichem Thore, rechts ein klarer Landsee; im Hintergrunde eine Stadt am Fusse hoher Gebirge.

Ital. Pappelholz; h. 0,41; br. 0,59. – Inv. 1754 I 74 als „Perugino“, und so auch noch im „Catalogue“ von 1765 und im „Abrégé“ von 1782. Im Katalog von 1826 jedoch bereits als Fr. Francia; und als Werk der reifsten Zeit des Meisters von der neueren Forschung allgemein anerkannt. Vgl. z. B. Cr. u. Cav. V, S. 610–611 und Lerm. S. 161. – Gest. von A. Glaser. – Phot. Braun V, 7. – Phot. Ges.

Giacomo Francia.

Geb. zu Bologna 1486; gest. daselbst 1557. Sohn und Schüler des Francesco Francia. Thätig zu Bologna.

Maria mit dem Kinde und Johannes. 50. (504.) 1 c.

Halbfigur hinter einer Steinbrüstung, nach links gewandt. Maria hält mit beiden Händen das Christkind, welches die Rechte segnend erhebt und in der Linken ein Spielvögelchen hält. Der kleine Johannes blickt rechts über die linke Schulter der Muttergottes herüber. Im Hintergrunde eine schlichte Landschaft.

[43] Ital. Pappelholz; h. 0,57; br. 0,43½. – Inventar 1754 I 37 als „Perugino“. So auch im „Catalogue“ von 1765 und im „Abrégé“ von 1782. – Als Fr. Francia seit dem Katalog von 1812. So noch bei H. Jedoch hat Lerm. S. 161 darauf aufmerksam gemacht, dass es nur als Werkstattsbild gelten kann. Seiner etwas kälteren Behandlung wegen stimmen wir dieser Ansicht zu und erkennen insbesondere die Hand Giacomo’s in ihm. Man vergleiche z. B. dessen bezeichnetes Bild im Berliner Museum N. 281. – Gest. von N. Lecomte. – Phot. Braun III, 5. – Phot. Ges.

F. Die Schulen Venedigs und seines Gebietes.

Andrea Mantegna.

Geb. zu Padua 1431, gest. zu Mantua den 13. September 1506. Adoptivsohn und Schüler des Fr. Squarcione zu Padua. Weitergebildet unter dem Einflusse der Antike und seines Schwiegervaters, des venezianischen Malers Jacopo Bellini. Thätig zumeist in Padua und Mantua.

Heilige Familie. 51. (226.) 1 c.

Kniestück auf schwarzem Grunde. Maria hält, halb nach rechts gewandt, mit beiden Händen den nackten Jesusknaben, der auf ihrem Schoosse steht und seinen rechten Arm um ihren Nacken legt. Links neben ihr Joseph als Kahlkopf, von vorn gesehen, rechts die heil. Elisabeth (nach anderen Anna), nach links gewandt; zu ihren Füssen der Johannesknabe, welcher mit der Rechten auf das Christkind deutet.

Leinwand; h. 0,75½; br. 0,61½. – 1876 für 40,000 Mark aus dem Nachlass Sir Charles Eastlake’s in London. – Ein Hauptbild der späteren, mantuanischen Zeit des Meisters; wahrscheinlich das Bild, welches er 1485 für Eleonora von Este gemalt hatte. Vgl. Cr. u. Cav. V, S. 418. – Gest. von Th. Langer. – Phot. Braun II, 1.

Antonello da Messina.

Geb. zu Messina (nach Vasari) um 1444, gest. zu Venedig um 1493. Gilt für den Vater der Oelmalerei in Italien, nachdem diese in den Niederlanden schon früher durch die Brüder van Eyck der Kunst dienstbar gemacht worden war. Bildete sich in Venedig im Anschluss an die Bellini weiter. Thätig anfangs in Messina, zumeist jedoch in Venedig.

Der heilige Sebastian. 52. (227.) D 1.

Auf den Fliesen eines städtischen Platzes steht der Heilige, nur mit dem Lendenschurz bekleidet, fast von vorn gesehen mit den Händen auf dem Rücken an einen Baum gebunden. Er ist bereits von fünf Pfeilen [44] durchbohrt. Im Mittelgrunde zwischen zwei Palästen drei Rundbogendurchgänge, durch welche man in fernere Strassen und Paläste am Wasser blickt, während ihr Dach eine Terrasse bildet, von der Zuschauer herabsehen. Unten links ein schlafender Mann, stark verkürzt von vorn gesehen.

Früher auf Holz, doch auf Leinwand übertragen; h. 1,67; br. 0,87. – 1873 von J. Ch. Endris in Wien für 18,000 Mark erworben. – Ein Hauptwerk des Meisters, wahrscheinlich zwischen 1480 und 1490 entstanden. Vergl. Lerm. S. 167–168. – Phot. Braun I, 2. – Phot. Ges.

Schule Giovanni Bellini’s.

Giovanni Bellini, geb. zu Padua oder Venedig um 1428, gest. zu Venedig den 29. Nov. 1516, Schüler seines Vaters Jacopo Bellini, ging von der härteren Weise der paduanischen Schule, insbesondere seines Schwagers Andrea Mantegna aus, um sich bald, unter dem Einflusse der Oelmalerei Antonello da Messina’s, zu dem bahnbrechenden Meister des venezianischen Colorismus zu entwickeln. Thätig zumeist in Venedig.

Der Doge Leonardo Loredano. 53. (229.) 2 b.

Brustbild ohne Hände im Profil nach rechts vor dunkler Mauer, neben welcher man links durch’s Fenster in die Lagune und auf die Insel S. Giorgio maggiore blickt. Der Doge trägt den Mantel und die Mütze von schwerem rot und goldenem Stoffe; unter der Mütze eine weisse Unterhaube, von der ein Band herabhängt.

Ital. Pappelholz; h. 0,70½; br. 0,55. – Schon im Inv. 1754 (I 318) als echtes Bild Bellini’s. So auch bei H. – Doch ist der Vortrag zu trocken und zäh für die Hand dieses Meisters. Das Original befindet sich in der Galerie zu Bergamo und wird von Cr. u. Cav. V, S. 263, schwerlich mit Recht, dem Vincenzo Catena zugeschrieben. Doch ist das Bild der Galerie in Bergamo in der That frischer und farbenkräftiger, als das unsere. Lerm. S. 163 nimmt an, das Original sei Giov. Bellini’s berühmtes Bild in der National-Gallery zu London. Dieses stellt zwar dieselbe Persönlichkeit dar, ist aber im übrigen durchaus verschieden. – Phot. Braun VII, 5. – Phot. Ges.

Maria mit dem Kinde und zwei Heiligen. 54. (230.) R 5.

Halbfiguren. Im Vordergrunde eine Balustrade. Auf dieser lässt die sitzende, halb nach links gewandte Madonna ihr Kind stehen. Links der Apostel Petrus, rechts die heil. Helena mit ihrem Kreuze.

Ital. Pappelholz; h. 0,84½; br. 1,07. – 1874 aus der Sammlung Barker in London; vorher in der Galerie Manfrin zu Venedig. – Noch bei H. als Original Giov. Bellini’s. Doch ist es dafür offenbar zu hart und leer. Nach Cr. u. Cav. V. [45] S. 192 „im Charakter“ Previtali’s. Nach Lerm. S. 163–164 von einem schwachen Nachahmer Bellini’s, vielleicht Bartolomeo Veneto. – Mit Sicherheit hat bisher kein Künstlername mit dem Bild in Verbindung gebracht werden können.

Girolamo da Santa Croce.

Geb. im Bergamaskischen, gest. zu Venedig. Wahrscheinlich Schüler Giovanni Bellini’s und Genosse seines älteren Landsmannes Franc. da Santa Croce. Nachweisbare Daten zwischen 1525 und 1549. Thätig zumeist in Venedig.

Die Anbetung des Kindes. 55. (234.) 2 a.

Der Stall lehnt sich als offener Holzbau in der Mitte des Bildes an Ruinen an. Der neugeborene Heiland liegt auf weissem Linnen in der Krippe. Ueber ihm schwebt die Taube des heiligen Geistes, von neun Flügelköpfchen umgeben. Zunächst der Krippe knieen drei kurzröckige geflügelte Engelknäblein. Maria kniet rechts mit gefalteten Händen. Joseph kniet links mit auf der Brust gekreuzten Armen. Hinter ihm stürmen die drei Hirten herein. Oben im Giebel halten drei Engel das Spruchband; von jeder Seite flattern drei andere mit den Leidenswerkzeugen herbei.

Ital. Pappelholz; h. 0,61½; br. 0,75½. – 1741 durch Kaiserling. – Gutes Bild des Meisters. – Phot. Braun XII, 12.

Das Martyrium des heil. Lorenz. 56. (235.) 2 a.

Vorn in der Mitte liegt der Heilige mit dem Rücken nach oben bereits auf dem Roste. Zwei Henker schüren das Feuer. Ein Engel schwebt herab und zeigt dem Märtyrer eine Krone. Von oben blickt Gottvater zwischen langbekleideten Engeln hernieder. Links vorn thront der Kaiser zwischen vielen Zuschauern. Andere blicken aus den Fenstern und Balkonen des Palastes herab. Rechts die Wachen, Soldaten. Reiter u. s. w. Im Hintergrunde eine Berglandschaft, rechts im Mittelgrunde eine Festung.

Ital. Pappelholz; h. 0,64; br. 0,79. – Zuerst im Katalog von 1835 als Gaudenzio Ferrari; 1843: unbekannt; 1846: richtig Gir. da S. Croce; wahrscheinlich das Bild, welches der Meister für die Kirche San Francesco della Vigna zu Venedig gemalt, in der es durch eine Copie ersetzt worden. Vergl. Cr. u. Cav. VI, S. 607.

Jacopo de’ Barbari.

In Deutschland Jakob Walch (d. h. der welsche Jakob) genannt. Geb. wahrscheinlich zu Venedig, um die Mitte des XV. Jahrhunderts, gest. als Hofmaler der Regentin der Niederlande vor 1515. [46] Ursprünglich den Schülern Giov. Bellini’s in Venedig parallel entwickelt; später in Wechselbeziehung zur deutschen und niederländischen Schule getreten. Thätig in Venedig, in Nürnberg, in den Niederlanden.

Der segnende Heiland. 57. (1875.) 2 b.

Brustbild nach rechts auf schwarzem Grunde. Die Rechte hält Christus segnend erhoben, in der Linken hält er ein kleines Kreuz. Sein blondes Haar fällt in Locken auf seine Schulter herab.

Lindenholz; h. 0,61; br. 0,48. – Nach H. aus der Kunstkammer. Zuerst nachgewiesen im Katalog von 1843. Hier und noch in H.’s ersten Auflagen falscherweise dem Lukas van Leyden, seit der Auflage von 1872 richtig dem Jacopo de’ Barbari zugeschrieben. Vgl. auch Lerm. S. 169–170.

Die heil. Katharina. 58. (1876.) 2 c.

Kniestück nach rechts auf schwarzem Grunde. Die Heilige legt ihren rechten Arm auf’s Rad und hält ihre Palme in der Linken.

Lindenholz; h. 0,50½; br. 0,30. – Gegenstück zum folgenden. – Beide zuerst nachweisbar im Katalog von 1846. Als Werke Barbari’s zuerst durch J. Renouvier im Kunstblatt 1854 S. 99 bezeichnet; von H. wurde diese richtige Bezeichnung seit dem Verzeichniss von 1872 angenommen. Vgl. auch Lerm. S. 169–170.

Die heil. Barbara. 59. (1877.) 2 c.

Kniestück nach links auf schwarzem Grunde. Die Heilige hält ihren Turm mit beiden Händen vor sich.

Leinwand; h. 0,42½; br. 0,27½. – Zuerst nachweisbar im Katalog von 1846. Gegenstück zum vorigen. – Vgl. die Bemerkungen zu diesem.

Andrea Previtali.

Andrea Cordella, Cordeliaghi, auch Andrea Bergomensis, in der Regel Previtali, geb. um 1480, Schüler Giov. Bellini’s in Venedig, liess sich 1515 in Bergamo nieder, starb dort am 7. November 1528. Thätig in Venedig und Bergamo.

Maria mit dem Kinde und Johannes. 60. (239.) 2 a.

Kniestück. Maria sitzt vor dunklen Ruinen auf einer Steinbank und hält auf ihrem Schoosse das nackte Christuskind, welches sich, das rechte Händchen an den Lippen, dem Johannesknaben zuwendet, der rechts mit auf der Brust gekreuzten Armen als Halbfigur sichtbar ist. Rechts üppige grüne Parklandschaft mit einem Schlosse. Bez. links unten auf dem Zettel M. D. X. und (in fragmentirter Cursivschrift) Andreas Bergomensis pinxit.

Ital. Pappelholz; h. 0,75½; br. 1.06. – 1874 aus der Sammlung Barker, London. Vorher Galerie Manfrin in Venedig. – Phot. Braun IV. 10. – Phot. Ges. [47]

Cima da Conegliano.

Giovanni Battista da Conegliano, gen. Cima. Geburts- und Todesjahr unbekannt. Schüler ursprünglich des Luigi Vivarini, doch unter starkem Einflusse Giov. Bellini’s weitergebildet. Nachweisbare Daten zwischen 1498 und 1508. Arbeitete in Venedig und im Friaul.

Der Heiland. 61. (236.) D 1.

In ganzer Gestalt, von vorn gesehen, steht Christus vor reicher Landschaft. Die Rechte hält er segnend erhoben, in der Linken hält er ein Buch. Im Hintergrunde links eine befestigte Stadt auf dem Berge. Auf dem Wege davor zwei Apostel mit einem Esel. Unten rechts, offenbar unecht bez. IOHANNIS BELINI OPERA.

Ital. Pappelholz; h. 1,52; br. 0.76½. – Inventar 1754 I 195 als Bellini. – Schon bei H. richtig als Cima. So auch Lerm. S. 166. – Gest. von G. Planer als Bellini. – Desgl. von J. Folkema, ☼ II, 6[WS 2]. – Phot. Braun III, 13. – Phot. Ges.

Der Heiland. 62. (238.) 2 c.

Brustbild ohne Hände, ein wenig nach links, auf schwarzem Grunde. Die langen Locken des Heilandes fallen auf seine Schultern herab.

Ital. Pappelholz; h. 0.34½; br. 0.25½. – Inv. 1722 A 263 als Leonardo da Vinci. – Bei H. nur frageweise dem Cima gegeben; doch sind wir mit Lerm. S. 166 geneigt, das Bild für ein echtes Werk seiner Hand zu halten. – Phot. Ges.

Mariae Tempelgang. 63. (237.) 1 a.

Die kleine Maria schreitet, eine brennende Kerze in der Rechten, rechts die hohen Tempelstufen hinan. Oben im Säulenportal erwartet sie der Priester mit zwei Dienern. Unten links folgen ihre Angehörigen in orientalischer Tracht. Unten rechts an der Treppe stehen zwei Männer und sitzen eine Frau und ein Knabe in türkischer Kleidung, welche Tauben, Eier, Früchte und Vögel zum Verkaufe ausbieten. Links im Mittelgrunde ein grossartiger Säulenpalast. In der Mitte blickt man in eine köstliche Landschaft mit hohen Palmen am Wege, mit Burgen und festen Städten auf den braunen Vorbergen, mit tiefblauem fernen Hochgebirge unter leichtbewölktem Himmel.

Ital. Pappelholz; h. 1,05; br. 1,45. – Inv. 1754 I 146 als Bellini. – Schon bei H. als Cima. So auch Lerm. S. 166. – Phot. Braun XII, 11 und Phot. Ges.

Pier Francesco Bissolo.

Geburts- und Todesjahr unbekannt. Angeblich Trevisaner von Geburt. In Venedig Schüler Giov. Bellini’s. Thätig zumeist in Venedig. Nachweisbare Daten zwischen 1492 und 1530. [48]

Maria mit dem Kinde und vier Heiligen. 64. (231.) D 4.

Kniestück. Vor einem Felsen in der Mitte einer reichen Landschaft sitzt Maria und hält das stehende Christkind, welches sein linkes Aermchen um ihren Nacken legt, auf ihrem Schoosse. Links neben ihr der hl. Nikolaus von Bari und die hl. Helena (nicht die hl. Margarethe), rechts der hl. Abt Antonius und die hl. Katharina von Alexandrien.

Ital. Pappelholz; h. 0,92; br. 1,38. – 1725 durch Leplat als Seb. del Piombo. Inv. 1722 A 1581; jedoch bereits im Inv. 1754 I 432 als Vinc. Catena. So auch bei H. Als Catena bezweifelt schon von Cr. u. Cav. V, S. 271. Von Lerm. S. 179 zuerst für ein Werk Bissolo’s erklärt, was ein erneuter Vergleich mit den Bildern dieses Meisters, besonders mit dem bezeichneten, ganz dieselben Typen und dieselbe Malweise zeigenden Bilde N. 435 der Akademie zu Venedig, uns durchaus bestätigt hat. – Phot. Braun VII, 4. – Phot. Ges.

Vincenzo Catena.

Vinc. di Biagio, gen. Catena, geb. zu Treviso, gest. 1531 zu Venedig, gebildet nach Giovanni Bellini, arbeitete zu Venedig.

Heilige Familie. 65. (58.) B 2.

Rechts auf der Steinbank vor der Hausmauer sitzt die hl. Anna; auf ihrem Schoosse Maria; auf Maria’s Schoosse das nackte Christkind, lebhaft dem Joseph zugewandt, der links über seine Arbeit gebückt ist. Links unten zwei Rebhühner, rechts ein weisses Hündchen. Links Blick in die Landschaft.

Leinwand; h. 1,45½; br. 2,00. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Das Bild trägt rechts an der Mauer die unechte Bezeichnung ANDs SARTVS. Doch galt es in Modena (Venturi p. 355) als Werk Pietro Perugino’s. H’s. Kat. dagegen bezeichnete es als „wahrscheinlich von Sassoferrato nach einer Zeichnung des Raphael“. Alle diese Benennungen sind unmöglich. Neuerdings wegen seiner Formensprache und Malweise als Werk Catena’s einstimmig anerkannt, z. B. von Bode (Zahn’s Jahrbücher VI, S. 198), von Crowe u. Cavalcaselle (V, S. 269) und von Morelli (Lerm. S. 179). – Schwerlich jedoch, wie Cr. u. Cav. a. a. O. meinen, das Bild Catena’s, welches Zanetti (Pittura Veneziana p. 80) in der Casa Pesaro zu Venedig sah; denn Zanetti’s Buch erschien 1771 und unser Bild befand sich schon 1743 in Modena. – Gestochen als Andrea del Sarto von P. E. Moitte ☼ I. 7. – Phot. Braun V, 11.

Giov. Fr. Caroto.

Geb. zu Verona 1470, gest. daselbst 1546. Schüler des Liberale da Verona und des Andrea Mantegna zu Mantua. Thätig zu Mantua, doch hauptsächlich zu Verona. Veronesischer Uebergangsmeister vom XV. in’s XVI. Jahrhundert. [49]

Maria mit dem Kinde zwischen Engeln. 66. (42.) 32 a.

Halbfiguren auf schwarzem Grunde. Die Jungfrau sitzt im Sessel. Das nackte Kind, welches sie umhalst, steht rechts auf ihrem Schoosse. Die beiden Engel zu ihrer Rechten und Linken tragen Lilienstengel.

Ital. Pappolholz; h. 0,74½; br. 0,59½. − 1741 als Werk Leonardo da Vinci’s durch Rossi aus Italien. – Die Inschrift LEONARDI VINCII OPVS u. i. d. M. ist eine Fälschung. Dass es ein echtes Werk Caroto’s sei, hat zuerst Lerm. (S. 167) erkannt. Ein erneuter Vergleich mit den beglaubigten Werken dieses Meisters, besonders mit dem Gemälde der drei Erzengel im Museum von Verona, hat uns diese Bestimmung durchaus bestätigt. – Phot. Braun VII, 7.

Unbestimmter Venezianer. Um 1500.

Heilige Familie. 67. (228.) 32 c.

Kniestück auf schwarzem Wand-Grunde. Maria, fast von vorn gesehen, in grünem Kleide, mit rotem, gelbgefüttertem Mantel, hält mit der Rechten ein Buch auf ihren Knieen, mit der Linken das nackte Christkind auf ihrem Schoosse. Rechts Joseph, graubärtig, in orientalischer Tracht. Links Blick auf ein Schloss in einer Berglandschaft.

Ital. Pappelholz; h. 0,87½; br. 0,69. – Zuerst im Katalog von 1835 als Gentile Bellini (1421–1507). So noch frageweise bei H. Bei Cr. u. Cav. (V, S. 136) frageweise dem Baldassare Caroli von Forlì zugeschrieben, von Lerm. S. 163 „wahrscheinlich eher“ für Marco Marziale erklärt. Es hat also niemand bisher dieses Bild mit Entschiedenheit einem bestimmten Meister zugewiesen; und uns hat ein Vergleich der echten Bilder der genannten drei Maler vollkommen überzeugt, dass es keinem von ihnen angehört. – Phot. Braun X, 7.

G. Die mailändische Schule.

Art Ambrogio Borgognone’s.

Ambrogio da Fossano, gen. Borgognone oder Bergognone; Schüler Vincenzo Foppa’s; arbeitete noch 1522. Thätig in der Certosa bei Pavia und in Mailand.

Maria, ihr Kind anbetend. 68. (165.) 32 b.

In einem Garten steht Maria mit anbetend gebeugten Knieen vor dem in goldenem Nimbus auf dem Rasen liegenden Kinde. Sie trägt ein weisses Kleid, in welches mit Goldbuchstaben unzählige Male das Wort PAX eingewebt ist. Oben in den Wolken erscheint Gottvater mit segnend erhobenen Händen über einem Reigen von sieben bekleideten [50] Engeln, welche das Spruchband mit dem „Gloria in Excelsis etc.“ tragen. Ganz unten vorn halten zwei Engel ein Spruchband mit folgenden Worten: VIRGA . IESSE . FLORVVIT . VIRGO . DEVM . ET . HOMINEM . GENVIT . PACEM . DEVS . REDDIDIT . IN . SE . RECONCILIANS . IMA . SVMMIS.

Leinwand; h. 1,51½; br. 1,06. – 1851 aus dem Nachlasse des Kunsthändlers Kasp. Weiss. – Nach Lerm. S. 230 eher von Ambrogio Bevilacqua, dem Mitschüler Ambr. Borgognone’s bei Foppa. Der Verfasser hat sich hiervon vor kurzem in Mailand nicht völlig überzeugen können. Doch erscheint auch ihm die Urheberschaft Ambr. Borgognone’s nicht zweifellos. – Phot. Braun, IX, 2.

H. Die neapolitanische Schule.

Unbestimmter Neapolitaner. Ende des XV. oder Anfang des XVI. Jahrhunderts.

Bildniss eines jungen Fürsten. 69. (615.) 32 d.

Brustbild ohne Hände nach rechts auf schwarzem Grunde. Er trägt langes Haar, keinen Bart, eine reiche Goldstoff-Kleidung und eine goldene Krone.

Eichenholz; h. 0,31½; br. 0,20. – 1856 aus dem Nachlass von Ungern-Sternberg. – Gegenstück zum folgenden. – Die Bilder wurden bei H. frageweise dem Antonio de Solario zugeschrieben, der von der neueren Forschung (Woltm. u. Woerm. II, S. 256) jedoch nur als eine „mythische Persönlichkeit“ angesehen wird, deren Namen mit den verschiedensten Bildern in Verbindung gebracht worden. Der neapolitanische Ursprung der unseren erscheint übrigens keineswegs völlig gesichert; und auch die Persönlichkeit der Dargestellten ist nicht zweifellos festgestellt. Nach H. wären es „vielleicht“ König Alfonso V. und Königin Giovanna II. von Neapel.

Bildniss einer jungen Fürstin. 70. (616.) 32 d.

Brustbild nach links auf schwarzem Grunde. Die vor der Brust zusammengelegten Hände sind sichtbar. Sie trägt ein braunes Kleid mit goldener Stickerei und eine grosse schwarze Haube mit breitem Goldbesatze.

Eichenholz; h. 0,32; br. 0,20. – 1856 aus dem Nachlass von Ungern-Sternberg. – Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem.



Anmerkungen (Wikisource)

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  2. In Vorlage falsch: I, 6