Ein Geschenk für den Fürsten Bismarck

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Textdaten
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Autor: C. Woltmann
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Titel: Ein Geschenk für den Fürsten Bismarck
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 554
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1873
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Ein Geschenk für den Fürsten Bismarck.


Mit der letzten Ueberlandpost kam hier in London ein ebenso merkwürdiges, wie prächtiges Geschenk an, welches in den nächsten Wochen dem Fürsten Bismarck überreicht werden soll.

Bismarck’s Schreibzeug.
Deutsches Geschenk aus Australien.

Der Ueberbringer und zugleich Schenker desselben ist Herr K –, ein in Melbourne wohlbekannter Mann, der in den Colonien die letzten einundzwanzig Jahre seines Lebens zugebracht und daselbst viel Gutes gethan hat. Viele seiner Bekannten – namentlich auch die Mannschaft des deutschen Kriegsschiffes „die Nymphe“ – werden sich noch lange seiner Gastfreundschaft und Herzlichkeit erinnern, die er Jedem zu Theil werden ließ, der sein Haus betrat. Schreiber dieses hat selbst verschiedentlich Gelegenheit gehabt, ihm für seine freundliche Aufnahme zu danken.

Längere Zeit vor der Abreise des Herrn K – faßte die deutsche Einwohnerschaft der Goldstadt Sandhurst in Victoria den Plan, ein Geschenk und eine Adresse an den Fürsten Bismarck zu senden, um ihm dadurch zu beweisen, daß und wie man seiner auch an den fernsten Enden der Welt gedenke. Dieser Plan wurde namentlich durch die Dazwischenkunft und gewohnte Freigebigkeit des Obenbezeichneten zur Ausführung gebracht. – Das Geschenk besteht aus einem Schreibzeug, welches vollständig in Australien und nur aus australischem Material angefertigt ist. Das Piedestal desselben, aus dem sogenannten Blackwood hergestellt, ist mit einer ciselirten Silberplatte belegt, deren Metall in einer der australischen Minen gefunden wurde. An jeder Seite befindet sich ein Tintenfaß, bestehend aus je einem Emu-Ei (Kasuar-Ei), welches von einem ciselirten, durchbrochenen Silbermantel bedeckt wird. Es macht sich dies besonders gut, da sich das weiße Silber von den dunkelgrünen Emu-Eiern prächtig abhebt. Der Deckel eines jeden Tintenfasses trägt je einen Emu, der in silbernen Farrenkräutern seinen Wohnort aufgeschlagen hat. Zwischen diesen liegen eine Anzahl Goldquarzstücke der reichsten Art, die den dortigen reichen Minen entnommen sind und das edle Metall in dicken Adern enthalten. Zur Linken befindet sich eine keine Winde, mit einem Eimer daran, welche die Art und Weise, wie man das Quarz heraufholt, darstellen soll. Vor dieser kleinen Felspartie sehen wir einige Schwarze, die eben im Begriff sind, den Spieß auf einige Känguruhs zu schleudern. Die Wahl gerade dieser beiden Thiere als Schmuckstücke hat insofern besondere Bedeutung, als Beide, Emu und Känguruh, die zwei Thiergattungen repräsentiren, welche die ersten Ansiedler dort als einheimische vorfanden. Diese Schmucktheile sind von massivem Silber hergestellt und die Gestalten der Eingebornen höchst getreu der Natur nachgearbeitet. Ueber dem Ganzen erhebt sich ein stolzer Farrenbaum, dessen Stamm aus solidem Silber getrieben ist, während die Zweige aus australischen Pfund-Sterling-Stücken geschlagen wurden. Das Ganze bietet einen prächtigen Anblick dar, und ich glaube sagen zu dürfen, daß Fürst Bismarck unter seinen vielen kostbaren Geschenken ein ähnliches Prachtwerk schwerlich finden dürfte. Ein in Australien fabricirter lederner Behälter schließt das Schreibzeug ein. –

Die Adresse, auf Pergament von einem deutschen Künstler ausgeführt und mit acht medaillonförmigen kleinen Gemälden verziert, die den allmählichen Fortschritt der Colonien darstellen, ist von einer Anzahl der einflußreichsten Deutschen in Sandhurst unterschrieben. Sie hat Buchform mit einem Einband, welcher von der Detmold’schen Buchbinderei in Melbourne dazu geliefert worden ist.

Schließlich bitte ich die Geber hier noch um Verzeihung, falls sie diesen Artikel jemals zu Gesicht bekommen, daß ich ihr Geschenk, ohne dazu ermächtigt zu sein, den Lesern der Gartenlaube schilderte. Ich konnte es aber nicht über mich gewinnen, eine als Kunst- und Werthstück so beachtenswerthe Gabe in diesem Blatte unerwähnt zu lassen.

     London, im Juli 1873.
C. Woltmann.