Zum Inhalt springen

Ein Opfer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein Opfer
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 701, 708
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[701]

Ein Opfer.
Nach dem Gemälde von G. F. Metcalff[WS 1].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. eigentlich Metcalfe

[708] Ein Opfer. (Zu dem Bilde S. 701.) Schwer, unsäglich schwer hat sich die bleiche verhärmte Frau den Entschluß abgerungen, den sie nun unter stummer Seelenqual zur Ausführung bringt. Von all dem Schmuck, den sie in besseren Tagen besaß, hat sie sich ruhigen Herzens trennen können, als die über ihre Witwentrauer hereinbrechende Not sie zum Verkaufe desselben zwang. Aber das mit Perlen umrahmte Miniaturbild ihres frühverstorbenen Gatten hat sie als kostbarstes Angedenken an das verlorne Glück bis heute wie ein Heiligtum verwahrt. Tapfer hat sie den Kampf mit den Sorgen aufgenommen, die sie seit dem jähen Tod des Unvergeßlichen bedrängen, und durch ihrer Hände Arbeit hat sie bisher ihre Kinder vor den Entbehrungen zu schützen gewußt, die sie selbst ohne Murren auf sich nahm. Seit jedoch ihre beiden Aeltesten an schwerer Krankheit daniederliegen und deren Pflege ihre ganze Kraft und Zeit in Anspruch nimmt, sah sie mit Grauen den Tag herankommen, der sie endlich doch nötigen werde, auch dieses Kleinod zum Pfandleiher zu tragen. Und nun ist er gekommen, der gefürchtete Tag. Das Kleinste nahm sie mit auf den schweren Weg, damit der Gang durch die frische Luft ihm gut thue; erschreckt von dem schweigsamen Ernst und dem bleichen Aussehen der Mutter, zupft der Liebling sie jetzt am Kleid und blickt zärtlich zu ihr empor, als wolle er sie in ihrer Traurigkeit trösten. Und wahrlich, nur dankbare Kindesliebe kann die Bedauernswerte entschädigen für das Opfer, das sie soeben heldenmütig der Liebe zu ihren Kindern bringt.