Ein Palmsonntag in Venedig unter dem Dogen Foscari

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Titel: Ein Palmsonntag in Venedig unter dem Dogen Foscari
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 176–177, 180
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[176–177]

Ein Palmsonntag in Venedig unter dem Dogen Foscari.
Nach einem Gemälde von José Villegas.

[180] Palmsonntag in Venedig unter dem Dogen Foscari. (Zu dem Bilde S. 176 und 177.) Welcher Mensch, dem es einmal vergönnt war, in einem Winkel des alten Markusdomes sich in ein beschauliches Sinnen zu versenken, hätte da nicht gewünscht, die Figuren heraufbeschwören zu können, welche zur Glanzzeit der Republik diese Hallen füllten? Aber dem Künstler allein ist die Zaubergabe dafür verliehen – er zeigt uns heute, wie der Doge Francesco Foscari, der gewaltige Mann, dessen Eroberungspolitik die Land- und Seemacht Venedigs zu so glänzender Höhe emportrug, in einem friedlichen Augenblick seines vielbewegten und kriegerischen Lebens hier in San Marco den Palmsonntag des Jahres 1450 begeht. Durch Weihrauchwolken brechen die Sonnenstrahlen in den goldgrundigen Chor, den ein Gedränge der Erlauchtesten als Geleite des Dogenpaares erfüllt. Schöne, rosenbekränzte Frauen und Kinder folgen der Dogaressa, welche soeben dem majestätischen Gemahl die Hand zum Umgang durch die Kirche reicht. Knaben und Mädchen im festlichen Schmuck, singend und palmentragend, schreiten voran, und die Posaunen erschallen in vollem Chor dem fürstlichen Paare entgegen.

Aber dem Bilde voll Glanz und Pracht fehlt auch der düstere Schatten nicht: links die Stufen herunter steigen die mißvergnügten Senatoren, Feinde des Foscari, dieselben, welche sieben Jahre später, zur Macht erstarkt, dessen einzigen Sohn in die Verbannung schicken und ihn selbst nach vierunddreißigjähriger ruhmvoller Regierung des Thrones entsetzen sollten. Auf ihren Gesichtern steht der feindselige Trotz, während der Doge selbst sich noch so unerschütterlich sicher fühlt unter der goldenen Mütze und dem von seiner Person unzertrennlichen goldenen Schirme!

Der hochbegabte spanische, aber in Rom lebende Künstler greift hier wie in anderen Bildern mit sicherer Hand in den Schatz venetianischer Vorzeit, welcher von der Malerei schon soviel verwerthet wurde. Seine Figuren sind wirkliche Menschen ihres Jahrhunderts, auf einem Hintergrund erwachsen, dessen malerische Schönheit nichts verliert, wenn sie, wie hier, mit der größten Treue und Naturwahrheit dargestellt wird.