Ein deutscher Schneider als Lord-Mayor der Londoner City

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Titel: Ein deutscher Schneider als Lord-Mayor der Londoner City
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aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 704
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1865
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[704] Ein deutscher Schneider als Lord-Mayor der Londoner City. Zur höchsten Magistratswürde des britischen Reichs, zur Würde eines Lord-Mayors von London, wurde am 29. September der Alderman Philipps gewählt. Die große, reiche, erleuchtete und unabhängige Körperschaft der City Londons hat sich nicht gescheuet, einem Manne Macht und Einfluß zu übertragen, welcher vor etwa fünfunddreißig Jahren als deutscher Schneidergeselle nach London gekommen, vor dreißig Jahren noch daselbst mit Glas hausiren gegangen war und nun als Lord-Mayor einen Einfluß übt, um welchen so mancher Fürst ihn beneiden möchte. Philipps unternahm später ein Geschäft mit Stickwolle, erwarb dabei ein großes, ja ungeheures Vermögen und wußte nicht nur durch die allmählich nachgeholte Bildung, sondern auch durch seine geschäftliche Noblesse und Gewissenhaftigkeit, durch seine mercantile und communale Intelligenz so sehr die Achtung zu gewinnen, daß die größte Corporation des Königreichs ihm den höchsten Beweis des Vertrauens gab, als sie ihn mit einem Amte betraute, das zuweilen an Wichtigkeit den Obliegenheiten eines Gesetzgebers gleichkommt. Philipps ist aber nicht nur ein Deutscher, sondern auch ein Jude, und dieser Triumph der Humanität ist um so höher anzuschlagen, als es noch nicht hundert Jahre her sind, als die City das Parlament nöthigen wollte, die Toleranz-Acte zu widerrufen und den Juden die Naturalisation zu verweigern. Nach drei Generationen feiert die bürgerliche und religiöse Freiheit ihren Triumph und die City verleihet einem Juden und Deutschen die höchste Würde, die sie zu vergeben hat. Den 29. September 1855 sah London den ersten Juden und nach zehn Jahren den ersten deutschen Juden als – Lord-Mayor.